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Am nächsten Tag beendete der Bachsteiner-Toni seine Arbeit etwas früher als gewöhnlich und machte sich dann anschließend auf den Weg hinauf zum Riedlinger-Hof.

Vielleicht hatte sich das Madl inzwischen ja etwas beruhigt und ließ sich die Sache erklären...

Der Toni hoffte das jedenfalls sehr, denn ihm lag viel an der Franziska.

Mit der Rosl etwas anzufangen, das war ja nun wirklich etwas, woran er nicht im Traum gedacht hatte!

Mei, wenn bloß die Anna net gewesen wär'!, ging es ihm bitter durch den Kopf.

Aber er musste natürlich auch zugeben, die Franziska in letzter Zeit arg vernachlässigt zu haben - selbst wenn er dafür eine gute Entschuldigung gehabt hatte. Doch das Dirndl war nachdenklich geworden.

So ein Missverständnis musste sich jedoch aus dem Weg räumen lassen! Da war der Bachsteiner-Toni ganz zuversichtlich und so erreichte er auch recht frohgemut den Einsiedlerhof des Riedlingers.

Doch als er dort droben ankam, erlebte er eine unangenehme Überraschung.

Der Riedlinger kam durch die Stalltür und bedachte den Toni mit einem missmutigen Blick. Offenbar wusste er über alles Bescheid.

"Grüß dich, Riedlinger! Ist deine Tochter da?", begann der Toni schließlich, nachdem er sich ein Herz gefasst hatte.

Die Augen des Riedlingers wurden schmal.

"Sie will dich net sehen, die Franziska!", sagte er dann ruhig.

Verzweiflung stieg in dem jungen Mann auf.

"Mei, das ist alles nur ein Missverständnis, das ich gern ausräumen möchte!", sagte er und hob dabei die Schultern.

Der Riedlinger zog die buschigen Augenbrauen hoch und erwiderte dann zweifelnd: "Ein Missverständnis, so nennt man das also heute!" Er zuckte die Achseln. "Es tut mir leid, Toni, aber selbst wenn ich wollte, könnte ich dir net helfen! Die Franziska ist net hier!"

Der Toni ließ den Blick suchend umhergleiten. Es war ihm anzusehen, dass er dem Riedlinger nicht so recht glauben wollte.

"Du kannst dich ruhig umschauen, wenn du mit net glauben willst!", sagte dieser daher gelassen. "Die Franziska ist wirklich net hier."

"Aber du weißt, wo deine Tochter ist, Riedlinger!", stellte Toni fest.

Er trat näher an den den grauhaarigen Einsiedler heran und sah ihm direkt in die Augen.

Der Riedlinger erwiderte den Blick ruhig und sagte dann: "Ich habe keine Ahnung, wo die Franziska jetzt ist. Wahrscheinlich will sie etwas allein sein. Ich kann das gut verstehen..."

"Ich versteh' schon!", brummte der Toni. "Du willst es mir net sagen!"

Der Riedlinger schüttelte jedoch den Kopf.

"Nein, so ist es net!"

Innerlich kochte der Toni, aber er hütete sich davor, noch etwas zu erwidern.

Seine Hände hatten sich zwar zu Fäusten geballt, aber er konnte sich beherrschen. Vielleicht war es ja wirklich so, wie der Riedlinger gesagt hatte...

Wortlos wandte der junge Mann sich zum Gehen.

"Es tut mir leid, dass ich nix für dich tun kann, Toni!", hörte er in seinem Rücken die Stimme des Riedlingers sagen.

Der Bachsteiner-Toni drehte sich noch einmal halb herum.

"Ist schon gut", murmelte er, bevor er weiterging.

Der Toni hatte den Einsiedlerhof des Jakob Riedlinger hinter sich gelassen und setzte sich dann irgendwann auf einer knorrigen Baumwurzel nieder, um innehalten und nachdenken zu können.

Die Franziska war eine gute Klettererin, was sie wohl von ihrem Vater geerbt haben musste.

Es gab in den Bergen eine einsame Felsenkanzel, an der der Toni zusammen mit ihr gewesen war. Die Franziska hatte ihn dorthin geführt und ihm gesagt, dass sie oft dort hinauf kam.

Besonders, wenn sie Kummer hatte oder über etwas nachdenken musste.

Mei, vielleicht war sie da droben!, dachte der Toni daher.

Möglich wäre es jedenfalls... Der junge Mann wollte nichts unversucht lassen und machte sich unverdrossen an den Aufstieg. Bis zum Sonnenuntergang war es noch lang hin. Bis dahin konnte er die Franziska leicht finden, wenn sie sich an jenem Ort befand.

Der Toni kam schnell vorwärts.

Bald hatte er den Hochwald hinter sich gelassen und kam in die nackten Felsen hinein. Über schmale, manchmal recht glatte Stiege kam er höher.

Der Toni kannte sich recht gut hier oben aus. Als Junge war er oft in den Steilhängen herumgeklettert. Später hatte er dann nicht mehr Zeit genug gehabt, um damit ganze Tage verbringen zu können.

Nach einer Weile hatte der Toni dann die Felsenkanzel endlich erreicht. Von hier aus hatte man einen traumhaften Blick über die umliegende Bergwelt.

"Franziska!", rief der Toni und sah sich eingehend um. Aber das Dirndl war nicht hier oben. Da konnte er soviel rufen wie er wollte... "Franziska!", versuchte er es schließlich doch noch einmal, aber zur Antwort bekam der Bachsteiner-Toni nichts weiter als das Echo, das die Berge zu ihm zurückwarfen.

Er seufzte und zuckte mit den Schultern.

Einen Versuch war es jedenfalls wert!, sagte er sich. Denn er war fest entschlossen, die Sache mit der Franziska so rasch wie möglich wieder in Ordnung zu bringen. Schließlich liebte er das Madl heiß und innig und glaubte fest daran, dass sie zusammengehörten.

Und so ein dummes Missverständnis durfte sie doch nicht auseinanderbringen!

Der Toni blickte zum Himmel, der innerhalb der letzten Stunde fast unmerklich immer düsterer geworden war.

Zunächst war es dem jungen Bachsteiner gar nicht aufgefallen, da er mit Gedanken woanders gewesen war. Aber jetzt war es so deutlich geworden, dass er es nicht mehr übersehen konnte.

Das sieht nach einem Unwetter aus!, dachte er, als er die sich mehr und mehr auftürmenden Wolken sah. Der Bachsteiner-Toni war erfahren genug, um zu wissen, dass damit nicht zu spaßen war.

Für einen einsamen Bergwanderer konnte das recht gefährlich werden...

Wenn ich mich jetzt auf den Rückweg mache, dann kann ich es vielleicht noch schaffen, bevor es richtig losgeht!, ging es dem Toni durch den Kopf.

Und die Franziska? Wenn sie wirklich irgendwo noch hier oben war, dann hatte sie die Anzeichen des drohenden Wetterumschwungs sicher auch bemerkt und sich längst in Sicherheit gebracht.

Einen Moment noch zögerte der junge Mann, aber als er dann ein leichtes Grummeln über sich in den dunklen Wolken hörte, machte er sich endlich an den Abstieg.

Möglich, dass es nur ein leichtes Gewitter war, was sich da ankündigte.

Aber der Toni wusste, dass es besser war, das Schicksal nicht unnötig herauszufordern.

Als er den schmalen Stieg hinunterkam, der zu zu der Felsenkanzel führte, spürte der junge Mann bereits die ersten Tropfen vom Himmel kommen.

Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017

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