Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 25
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ОглавлениеDer Himmel war düster geworden und es hatte zu regnen angefangen, als auf dem Großmayer-Hof unverhoffter Besuch eintraf.
"Mei, was führt dich denn her, Bachsteiner?", fragte die Großmayerin verwundert, als sie dem Bauern vom Nachbarhof die Tür öffnete.
"Ein Wetter ist das!", stöhnte der Bachsteiner indessen und rettete sich schleunigst ins Trockene. "Da hat sich einiges zusammengebraut!"
Wie zur Bestätigung krachte es schauerlich und hinter den Bergen leuchtete es gespenstisch auf.
"Ich hoffe nur, dass es net wieder zu einem Erdrutsch kommt, so wie im letzten Jahr!", meinte die Großmayerin und warf einen besorgten Blick nach draußen.
Dann machte sie die Tür zu. Nachdem sie ihren Gast dann in die Stube geführt hatte, fragte sie: "Mei, was kann ich für dich tun, Bachsteiner? Du wirst den Weg sicher net umsonst gemacht haben!"
"Wegen dem Toni bin ich hier!", brachte der Bachsteiner ungeduldig heraus. "Wirst sicher schon davon gehört haben, dass wir uns zerstritten haben..."
"Mei...", druckste die Großmayerin verlegen herum.
"Kannst es ruhig zugeben!", erwiderte der Bachsteiner. "Das ganze Tal spricht schließlich davon!"
Die Großmayerin hob bedauernd die Schultern.
"Tut mir leid, Bachsteiner! Aber der Toni ist noch net zurück, soweit ich weiß."
Der Bachsteiner runzelte die Stirn. "Mei, er ist doch net noch am arbeiten... Bei dem Wetter!"
Die Großmayerin schüttelte energisch den Kopf.
"Geh, Bachsteiner! Wo denkst du hin! Glaubst du, ich bin eine Menschenschinderin?"
Der Bauer kam nicht mehr dazu, darauf etwas zu erwidern, denn in diesem Moment war Anna, die Magd in die Stube getreten. Sie hatte aus der Küche alles mit angehört.
"Grüß dich, Bachsteiner!", sagte sie. "Ich kann mur schon denken, wohin es deinen Buben gezogen hat!"
"So?", horchte der Bauer auf.
"Hinauf zum Riedlinger-Hof! Wohin sonst!", war die Antwort der Anna. "Ich hab's ihn zum Ferdl sagen hören!" Und dann erzählte sie dem Bachsteiner, was sich am Tag zuvor abgespielt hatte. "Dein Bub scheint ganz narrisch wegen diesem Madl zu sein!", schloss die Anna ihren Bericht ab. "Mei, das hätte ich net erwartet."
"Aber er kommt doch heut' Abend noch wieder hier her, net wahr?", vergewisserte sich der Bachsteiner.
"Natürlich! Wahrscheinlich wird er sich auf den Rückweg machen, sobald das schlimme Wetter ein bisserl nachgelassen hat!"
Der Bachsteiner atmete hörbar auf. "Gut", sagte er. "Dann werde ich hier auf ihn warten."
"Willst dich mit ihm aussprechen?", erkundigte sich die Großmayerin.
Der Bauer nickte. "Ja, ich hab meiner Frau in die Hand versprechen müssen, wieder Frieden mit ihm zu schließen, obwohl ich eigentlich net der Auffassung bin, dass er das verdient hätte!"