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Jakob Riedlinger hatte schon eine ganze Weile ungeduldig am Fenster gestanden und zugesehen, wie das Unwetter herangezogen und sich dann über den Bergen entladen hatte. Der Regen klatschte gegen die Scheibe und es war so finster geworden, dass man kaum etwas erkennen konnte.

Dann ging plötzlich die Tür auf.

"Franziska!", rief der Riedlinger erleichtert, als er seine Tochter eintreten sah. Er machte schnell hinter ihr die Tür zu. "Mei, bin ich froh, dass du zurück bist!", sagte er. "Ich hab' schon gedacht, dass du vielleicht bei diesem Wetter hinauf in die Berge gegangen bist! Du weißt, wenn du Kummer hattest, hast du das früher oft getan..."

Das Madl nickte.

Es hatte sich ein Handtuch genommen, um sich damit das völlig durchnässte Haar abzutrocknen.

"Zuerst hatte ich das auch vor, Vater!", gestand die Franziska dann ein. "Aber stattdessen bin ich dann zur Maria gegangen, der Tochter vom Sägemüller. Sie war mir immer eine gute Freundin und ich dachte, dass es mir gut täte, wenn ich mich mit jemandem aussprechen könnt'." Sie zuckte die Achseln. "Und auf dem Rückweg hat mich dann das Unwetter überrascht..."

Ohrenbetäubender Donner krachte in diesem Moment und ließ das Dirndl unwillkürlich zusammenzucken.

"Es kommt direkt über uns hinweg!", stellte der Riedlinger fest. "Übrigens war der junge Bachsteiner heut' hier! Scheinst ihm ja ganz gehörig eingeheizt zu haben! Aber das war ja auch wohl nötig! Mei, das konntest du ihm auch einfach net durchgehen lassen."

"Was hat er denn gesagt, der Toni?", erkundigte sich das Madl aufgeregt.

"Er meinte, es sei alles nur ein Missverständnis! Ziemlich aufgeregt war er und wollte unbedingt wissen, wo du bist!", berichtete der Riedlinger.

Franziska seufzte.

"Ja, und aller Wahrscheinlichkeit nach stimmt das sogar!", sagte sie dann niedergeschlagen.

Der Riedlinger runzelte die Stirn und stutzte. "Was?

Gestern warst dir doch noch so sicher! Schließlich hast du doch mit deinen eigenen Augen gesehen, dass..."

"Nix hab ich gesehen!", rief das Madl.

Jetzt verstand der Riedlinger gar nichts mehr.

"Mei, das musst mir schon näher erklären, Franziska!"

"Die Maria hat mir gesagt, dass das mit dem Toni und der Rosl gar net sein kann, weil die Großmayer-Rosl nämlich Marias Bruder, dem Reinold, zugetan ist!"

Der Riedlinger hob die Augenbrauen. "Und jetzt ist deine ganze Wut auf einmal verraucht?", meinte er dann und zuckte die Achseln.

"Ich hoffe, der Toni ist net hinauf in die Berge gegangen, um mich zu suchen...", murmelte die Franziska.

"Mei, warum sollte er das tun?"

Das Madl sah den Riedlinger aufgeregt an.

"Vater, du kennst doch die Felsenkanzel hinter dem Teufelsgrat!"

"Freilich kenne ich die! Ich war schließlich einmal ein Bergführer!" Bei den letzten Worten war die Stimme des Riedlingers düster geworden. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, als er seine Tochter dann fragte: "Was hat es mit dieser Felsenkanzel auf sich?"

"Der Toni weiß, dass ich oft dort gewesen bin, wenn ich einmal allein sein wollte oder Kummer hatte! Wenn er mich hier net angetroffen hat, dann ist er sicher dort hinaufgestiegen!"

Jakob Riedlinger zuckte die Achseln.

"Das wäre möglich!", gab er dann zu. "Schließlich war das Wetter da ja noch gut! Wer konnte schon ahnen, dass es so schlimm werden würde..."

"Der Toni ist in Gefahr, wenn er jetzt dort droben ist!", rief die Franziska.

"Er wird sicher rechtzeitig zurückgekehrt sein!", versuchte Jakob Riedlinger seine Tochter zu beruhigen.

Er nahm die Franziska in den Arm.

"Und wenn net, Vater?", fragte sie.

"Mei, du machst dir sicher ganz umsonst Sorgen!", erwiderte der Riedlinger, während sein Blick hinaus durch das Fenster ging.

Der Regen schien indessen nicht mehr ganz so heftig zu sein. Aber das brauchte nichts zu bedeuten. Wahrscheinlich war das Zentrum des Unwetters nur ein bisschen weitergezogen.

Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017

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