Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 42
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ОглавлениеErst am frühen Abend kam die Sepha aus der Stadt zurück.
Sie sagte kein Wort, gab auch keinerlei Erklärungen ab. Aber ihr Gesicht war noch zerfurchter als sonst schon. Wortlos ging sie die Treppe hinauf zu ihrer Kammer.
"Scheint net gerad so, als hätte sie gute Neuigkeiten mitgebracht", raunte Jakob Bergener, der Koch, nachdem die Sepha verschwunden war. Er sah der Alten nach. Die Marianne zwinkerte ihm derweil vielsagend zu.
"Mei, ich denk, sie wird uns schon noch sagen, was los ist...", war sie überzeugt.
"Ich platze vor Neugier", bekannte indessen der Koch.
Die Marianne band sich indessen die Schürze ab, die sie immer trug, wenn sie in der GOLDENEN GAMS bediente.
Jakob Bergener machte ein erstauntes Gesicht. "Sag bloß, du hast schon Feierabend!"
Die Marianne lächelte. "Freilich! Ich habe heute Abend frei!"
Und so drückte sie dem Koch die Schürze in die Hand und ging zur Tür hinaus.
Draußen war die Sonne schon milchig geworden und stand tief über den schneebedeckten Gipfeln des Hochgebirges.
Die Marianne ließ ihren Blick dort ein paar Augenblicke verweilen und sog die frische, klare Bergluft ein.
Dann sah sie den Wiesner-Raimund in einiger Entfernung auf einer Holzbank sitzen.
Er hatte sie längst bemerkt.
Mei, ein so übler Kerl ist er vielleicht gar net, dachte die Marianne, als sie ihn so ansah. Sie musste an die Rosen denken. Er war ziemlich gerade heraus, aber auf der anderen Seite gefiel dem Madel das. Wie auch immer, sie konnte jetzt nicht einfach an ihm vorbeigehen und so tun, als wäre er gar nicht da.
So ging sie auf ihn zu.
"Ich habe mich sehr über die Rosen gefreut", sagte sie dann, weil ihr nichts besseres einfiel.
"Du bist schon ein außergewöhnliches Madel, Marianne", lachte daraufhin Raimund. "Aber ich denke, das hat dir sicher schon so mancher gesagt..."
"Mei..."
Sie setzte sich zu ihm.
"Es ist ein wunderschöner Abend, net wahr?", hörte sie ihn sagen.
"Freilich", murmelte sie. Und nach einer kurzen Pause setzte sie dann noch mit blitzenden Augen hinzu: "Raimund..."
Dann standen sie gleichzeitig auf.
Raimund nahm vorsichtig ihre Hand und sie widerstrebte nicht. Sie spürte, wie ihr das Herz wie wild schlug. Mei, dachte sie. Ich werd mich doch wohl net bis über beide Ohren verliebt haben!
Dann gingen sie gemeinsam ein Stück in Richtung der hohen Gipfel.
"Was hast eigentlich den ganzen Tag über gemacht?", fragte Marianne schließlich.
Raimund zuckte die Achseln.
"'Ausfragen lass ich mich net'", erwiderte er heiter. "Weißt noch, wer das zu mir gesagt hat?"
Natürlich erinnerte sich die Marianne nur zu gut daran und die Schamröte überzog ihr Gesicht.
"Mei, ich war ein bisserl kratzbürstig, das gab ich ja freimütig zu..."
Raimund zog die Augenbrauen hoch. "Nur ein bisserl?", echote er lächelnd.
Das Madel zuckte die Achseln. "Musst halt net jedes Wort auf die Goldwaage legen!"
"Das tu ich auch net."
"Mei, da bin ich aber froh!"