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"Ich habe Kontakt zum Pentagon aufgenommen", erklärte uns Mister McKee später in seinem Dienstzimmer. Unsere Dienstzeit war längst zu Ende. Durch die Scheiben konnte man das blinkende Lichtermeer des nächtlichen New York sehen. Orry unterdrückte ein Gähnen. Clive versuchte sich mit einem Becher Kaffee wieder etwas wacher zu machen.

Wir sahen Mister McKee gespannt an.

"Man weiß dort von keinem erfolgreichen Datenangriff", sagte Mister McKee. "Und eine erste Überprüfung hat ergeben, dass ein solcher Angriff auch nicht stattgefunden hat."

"Das gibt's doch nicht!", entfuhr es Milo.

"Möglicherweise war der Angriff so geschickt, dass er nicht bemerkt wurde!", meinte ich. "Angenommen, diesem mysteriösen Hacker-König mit dem Pseudonym, 'The Virus' ging es nur darum, die Zugangsdaten zu ermitteln, die er dann meistbietend verkauft hat... Dann musste er doch so vorsichtig wie möglich dabei vorgehen! Denn wenn der Pentagon etwas davon bemerkt, sind die Daten doch nichts mehr wert!"

"Ich muss Ihnen recht geben, Jesse. Zur Zeit tippen sich dort die EDV-Spezialisten die Finger wund, um alle möglichen Sicherheitslücken zu schließen, Zugangscodes zu ändern und dergleichen..."

"So lange die das Loch nicht kennen, durch das 'The Virus' hereinkommt, ist das doch mit der Abwehrbewegung eines Blinden zu vergleichen, der sich gegen den Schlag eines Boxers zu wehren versucht!"

Mister McKee seufzte.

"Jesse, Sie gehen davon aus, dass die Story, die Max O'Flaherty Ihnen erzählt hat, der Wahrheit entspricht. Aber was, wenn er sich nur wichtig machen wollte?"

"Uns gegenüber hat er dafür kein Motiv. Er bekommt durch die ganze Sache nur Schwierigkeiten", gab ich zu bedenken.

"Aber ausschließen können Sie es nicht, Jesse, oder?"

Ich zuckte die Achseln. "Wer könnte das schon?"

"Die ganze Sache hat einen negativen Nebeneffekt für uns. Weil das Pentagon einen Datenangriff bestreitet, bekommen wir nur einen Durchsuchungsbefehl für O'Flaherty' Wohnung. Was die anderen Mitglieder von Mark Sorellos ehemaliger Clique angeht, können wir weder ihre Telefone oder Emails abhören noch Durchsuchungen durchführen. Da macht kein Richter mit!" Mister McKee blickte in die Runde. "Ich weiß, wie spät es ist, aber der Durchsuchungsbeschluss traf erst vor kurzem bei mir ein. Ich möchte Sie bitten, sein Computer-Equipment zu konfiszieren und die Wohnung nach verdächtigem Material abzusuchen..."

"Etwas in der Art hatte ich schon befürchtet", meinte Milo.

"Tut mir leid - aber ich brauche jetzt eine ganze Reihe unserer Agenten für die Beschattung von Mitgliedern der ehemaligen Clique um 'BigByte' Sorello. Vielleicht ist die ganze Bande ja jetzt aufgescheucht und irgendeiner aus diesem Hühnerhaufen begeht eine Unvorsichtigkeit..."

Fünf Minuten später saßen wir im Sportwagen und machten uns gemeinsam mit einigen anderen Einsatzwagen des FBI auf den Weg zu O'Flahertys Adresse.

"Wenn es irgendwelches belastendes Material auf seinem Rechner gegeben hat, dann war O'Flaherty mit Sicherheit schlau genug, es zu vernichten!", war Milo überzeugt.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Schließlich nennt er sich ja auch 'SmartMax'!", witzelte ich. "Na, dann wollen wir mal schauen, ob unser 'schlauer Max' wirklich soviel auf dem Kasten hat."

Wir fuhren mit Rotlicht auf dem Dach.

Schließlich wollten wir nicht, dass sich die Aktion bei O'Flaherty länger hinzog als nötig. Die Nacht war schon kurz genug.

In Rekordzeit erreichten wir die Souterrain-Adresse des Ex-Hackers, der sich jetzt angeblich nur noch mit dem Testen von Spielen über Wasser hielt.

"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann wie O'Flaherty Sorellos Angebot einfach so abgelehnt hat..."

"Vielleicht ist O'Flaherty wirklich klug und weiß, dass seit der Geschichte von damals die Behörden ein Auge auf ihn haben..."

"Ach, Milo, glaubst du das wirklich?"

"Wir werden sehen."

Orry und Clive trafen kurze Zeit später mit ihrem Chevy ein, gefolgt von Agent Fred LaRocca, der zusammen mit einer jungen Agentin namens Sabra Davis in einem Lieferwagen fuhr.

Schließlich brauchten wir Platz genug für das zu beschlagnahmende Computer-Equipment des Verdächtigen.

Und genau als das wurde O'Flaherty jetzt behandelt.

Allerdings war das einzige Indiz, das bislang gegen ihn sprach, seine eigene Aussage uns gegenüber. Er hatte von einem Datenangriff berichtet, den es laut offiziellem Pentagon-Bericht nicht gegeben hatte. Oder der nicht bemerkt worden war. Wie auch immer, dass das Pentagon in dieser Sache mauerte verstand ich nur zu gut. Wenn ein derartiger Vorfall an die große Glocke gehängt wurde, machte das die Sache nur schlimmer und ermutigte Nachahmungstäter.

So gab es also offiziell keine Tat.

O'Flahertys Aussage war der einzige Hinweis darauf, den ein Richter gelten lassen konnte. Die Sex-Mails aus Russland ließen sich auch anders erklären...

Wir stiegen die Treppe zu O'Flahertys Wohnungseingang hinab. Ein umgebautes Kellerfenster, so vermutete ich.

Ich klopfte an die Tür.

Eine Klingel gab es bei O'Flaherty nicht.

"Max O'Flaherty, öffnen Sie! Hier ist das FBI!"

Keine Antwort.

Wir versuchten es noch zweimal.

Dann öffneten wir die Tür gewaltsam.

Mit einem Fußtritt ließ ich sie zur Seite fliegen. Die SIG hatte ich in beiden Händen.

Ich ließ den Blick schweifen und steckte die Waffe dann wieder ein. O'Flaherty war nicht da. Es herrschte ein unbeschreibliches Chaos in der Wohnung. Computerschirme waren auf den Boden geworfen, Rechnergehäuse aufgeschraubt und zum Teil auch einfach aufgebrochen worden. Sesselpolster wiesen Schlitze auf und der Inhalt von Regalen und Schubladen lag auf dem Boden. Irgendjemand hatte hier seiner Zerstörungswut freien Lauf gelassen.

Ich machte ein paar Schritte nach vorn.

"Scheint, als wären wir zu spät gekommen", kommentierte Orry.

"Wir müssen O'Flaherty zur Fahndung ausschreiben!", schlug ich vor. Innerlich kochte ich. Dieser Narr! Jetzt konnte er von Glück sagen, wenn wir ihn vor jenen Leuten fanden, die in O'Flahertys Sachen herumgewühlt hatten.

Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis

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