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Die Fahndung nach Max O'Flaherty blieb auch in den folgenden Tagen ergebnislos. Der Mann, der sich selbst SmartMax nannte war wie vom Erdboden verschluckt. Wir konnten nur hoffen, dass er noch am Leben war.

Bei den Tätern, die seine Wohnung verwüstet hatten, hatte es sich offenbar um Profis gehandelt. Jedenfalls hatte keiner von ihnen Fingerabdrücke oder andere verwertbare Spuren hinterlassen. Und bei den Computern in O'Flahertys Wohnung waren sämtlich die Festplatten entfernt worden. Außerdem hatten die Unbekannten nicht eine einzige Diskette oder CD-Rom in der Wohnung zurückgelassen.

Die Vermutung lag nahe, dass O'Flaherty tiefer in die sogenannte 'große Sache' verwickelt war, als er uns hatte Glauben machen wollen.

Was die anderen Mitglieder aus Mark Sorellos ehemaliger Clique anging, so war ein halbes Dutzend unserer Agenten damit beschäftigt, sie der Reihe nach zu vernehmen. Aber weder diese Vernehmungen noch die Beschattung dieser Leute brachte irgendetwas an Erkenntnissen. Kontakt mit Mark Sorello hatte in den letzten Jahren nur zwei auf dieser Liste gehabt. Jason Fenton lebte im nördlich von Yonkers gelegenen St. David's Asylum, einer geschlossenen Rehabilitationseinrichtung für Drogensüchtige, um sich von den Folgen seines Kokainmissbrauchs zu erholen. Sorello hatte regelmäßig mit ihm telefoniert und ab und zu auch Emails ausgetauscht. Bei dem Zweiten handelte es sich um Eric McCourtney, den unser Kollege Leslie Morell in seiner Wohnung in der South Bronx auftrieb, wo er einen Handel mit gebrauchten Computern betrieb. Die Herkunft dieser Ware war mehr als zweifelhaft, aber es war so gut wie ausgeschlossen, dass einer der beiden hinter dem Namen 'The Virus' steckte.

Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass wir einer riesengroßen Ente aufgesessen waren.

Aber da war immer noch die Tatsache, dass es an der Ecke Bedford/Seventh Avenue eine wüste Schießerei gegeben hatte und auf Mark Sorello ein Profi-Killer der Extra-Klasse angesetzt worden war.

Und für beides musste es Gründe geben.

Ebenso wie für das Verschwinden von O'Flaherty.

Wir fingen wieder ganz von vorne an. Mit der Schießerei Ecke Bedford/Seventh Avenue. Inzwischen lag ein eingehender ballistischer Bericht vor, den unser Spezialist auf diesem Gebiet, Special Agent Dave Oaktree, erstellt hatte.

Er stellte ihn uns in Mister McKees Besprechungszimmer vor.

Auf eine Leinwand wurde eine schematische Skizze des Tatorts aus der Vogelperspektive projiziert. Dave Oaktree erläuterte sie. Danach stand fest, dass Desmond E. Cole, der Mitsubishi-Fahrer, aus dem roten Sportwagen heraus erschossen worden war, der später am Tatort einfach zurückgelassen wurde. Der Sportwagen war mit falschen Kennzeichen versehen gewesen. Einige der Zeugen hatten angegeben, dass der Wagen von einer Frau gefahren worden war, deren Beschreibung auf Vonda McDaniels passte.

Es stand also ziemlich fest, dass Vonda McDaniels Coles Mörderin war. Ob sie mit den Bewaffneten zusammengearbeitet hatte, die aus dem Lieferwagen gestiegen waren, blieb offen.

Auf jeden Fall aber war der Kawasaki-Fahrer ihr Komplize gewesen, der sie abgeholt hatte.

Einer der Zeugen wollte einen Koffer gesehen haben.

Ob das etwas zu bedeuten hatte, würde sich herausstellen.

Jedenfalls musste der Kawasaki-Fahrer Vonda McDaniels zu jenem Parkplatz gebracht haben, auf dem sie ermordet worden war. Unsere Spezialisten hatten einen Reifenabdruck mit großer Wahrscheinlichkeit diesem Motorradtyp zuordnen können.

Der Kawasaki-Fahrer war vermutlich Vonda McDaniels Mörder.

Kawasakis waren selten. Sie galten zum Teil als wertvolle Sammlerstücke. Trotzdem gab es immer noch einige tausend aktuelle Halter derartiger Maschinen in den USA. Etwa zwei Dutzend davon waren als gestohlen gemeldet worden. Wir führten ein Abgleich mit den Telefonkontakten durch, die Vonda McDaniels in den letzten Monaten gehabt hatte.

Es gab eine Überschneidung.

Der Mann hieß Bruce Levonian. Als Adresse hatte er bei der Zulassung seiner Kawasaki ein heruntergekommenes Hotel in East Harlem angegeben.

Es hieß AMBASSADOR, hatte jahrzehntelang in dem Ruf gestanden ein getarntes Bordell der untersten Kategorie zu sein und diente inzwischen überwiegend als Dauerwohnsitz für Leute, die sich nichts besseres leisten konnten, aber trotzdem darauf angewiesen waren, in der Nähe von Midtown Manhattan zu wohnen.

Wir machten uns mit großem Aufgebot dorthin auf.

Gut zwanzig Agenten waren an der Aktion beteiligt.

Wenn dieser Bruce Levonian unser Mann war, hatten wir es mit einem skrupellosen Killer zu tun. Die Art und Weise, in der er Vonda McDaniels getötet hatte, sprach für sich.

Während der Fahrt hatte Milo einen Computerausdruck auf den Knien. Über das Datenverbundsystem NYSIS hatten wir einiges über Levonian herausbekommen. Levonian war unter der Rubrik 'Criminal' verzeichnet gewesen. Er war 43, hatte mehrere Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung vorzuweisen.

Er war Träger des schwarzen Gürtels und hatte kurzzeitig in Albany eine Karate-Schule betrieben, später ein Inkasso-Büro auf Coney Island, das für seine groben Methoden bekannt gewesen war. Wovon er heute lebte, wussten wir nicht. Aber in der Vergangenheit hatte er immer einen guten Kontakt zur Unterwelt gehabt.

Wir erreichten das AMBASSADOR.

Es handelte sich um ein fünfgeschossiges Brownstone-Haus, dessen Fassade schon ziemlich heruntergekommen war. Die Kollegen schwärmten aus, postierten sich rund um das AMBASSADOR.

Milo und ich betraten das Foyer. Hinter einem Holztresen saß ein übergewichtiger Portier und las Zeitung.

Er schreckte auf, als wir eintraten.

Ich hielt ihm meinen Ausweis hin.

Das hinderte ihn daran, die Schublade ganz aufzureißen, an deren Griff er schon etwas gezogen hatte. Vermutlich befand sich dort eine Waffe.

"Special Agent Trevellian, FBI. Welches Zimmer bewohnt Mister Bruce Levonian?"

"Mister Levonian wohnt hier nicht", erklärte er wenig überzeugend.

Milo umrundete den Tresen, griff in die Schublade. Ein 45er Magnum-Revolver befand sich dort, geladen.

Milo nahm die Waffe an sich. "Es gibt in New York strenge Waffengesetze und ich wette, das Ding hier ist nicht registriert!"

"Ja, soll ich mir vielleicht von jedem Mobster hier in der Gegend die Kasse wegnehmen lassen?", brauste der Dicke auf.

Er lief rot an, atmete schwer.

"Sie sollten uns auf jeden Fall nicht anlügen..."

"Mister Levonian hat bis vor ein paar Tagen hier gewohnt!"

"Okay, Sie haben es nicht anders gewollt", sagte Milo. "So ein Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes kann ziemlich unangenehm werden. Und ich weiß auch nicht, wie Ihr Boss das auffassen wird, wenn wir Ihretwegen das ganze AMBASSADOR auf den Kopf stellen."

"Das können Sie nicht!"

"Das müssen wir sogar! Klar, dass das ein paar Ihrer Gäste sehr verärgern wird. Außerdem spricht es sich herum..."

"Mein Gott, er ist ausgezogen, das ist die Wahrheit."

Er war ziemlich genervt. Milo musste einen wunden Punkt berührt haben. Ich fand im nächsten Moment einen zweiten.

"Levonian besaß eine Kawasaki..."

Der Portier zuckte förmlich zusammen.

"Ich kann mir nicht merken, mit was für Fahrzeugen meine Gäste herumfahren! Was soll das überhaupt?"

"Einige Kollegen werden sich die Tiefgarage Ihres Hauses vornehmen. Die Kawasaki ist ein wichtiges Beweisstück in einem Mordfall", kündigte ich an, während Milo auf die Aktenordner deutete, die hinter dem Tresen in einer Regalwand standen.

"Ich hoffe, dass die Bücher alle in Ordnung sind, denn wir werden genau überprüfen, seit wann Mister Levonian für sein Zimmer bezahlt hat und..."

"Hören Sie!", zeterte er."Mit Mord will ich nichts zu tun haben."

"Na, schön, dann reden Sie!", forderte ich.

Der Portier war ziemlich blass geworden. Er musste schlucken, bevor er zu sprechen begann. "Zwei Männer haben ihn abgeholt. Levonian hat seine Miete nicht mehr gezahlt und deswegen haben wir das Zimmer neu vergeben. Seine Sachen sind in einem Abstellraum."

"Und die Kawasaki?", fragte ich.

"Steht in der Tiefgarage..."

Der Portier begann zu schwitzen.

Milo schüttelte den Kopf. "Ich kann das nicht glauben. Levonian wird doch auch sonst mal für ein paar Tage verreist gewesen sein, ohne dass Sie ihm gleich das Zimmer gekündigt haben!"

Der Portier verschränkte die Arme vor der Brust. "Was wollen Sie damit sagen, Mister...?"

"Tucker. Agent Tucker." Milos Blick war eisig. "Kein Kawasaki-Fahrer lässt freiwillig seine Maschine zurück..."

Orry ergänzte: "Die volle Wahrheit, bitte, sonst setzen wir das Gespräch in unserem Office an der Federal Plaza fort..."

Der Portier zögerte. Schließlich begann er zu sprechen. "Da kamen zwei Typen hier herein. Einer trug eine Baseballkappe und war ziemlich klein. Der andere war ein richtiger Klotz von einem Kerl und hatte nicht ein einziges Haar auf dem Kopf. Die haben hier mit einer MPi herumgefuchtelt und gesagt, wenn ich einen Ton von mir gebe oder die Cops rufe, bin ich erledigt. Sicherheitshalber haben sie mir noch die Telefonanlage zerstört. Sie sind rauf zu Levonian gegangen. Was da passiert ist, weiß ich nicht. Sie haben mir gesagt, ich soll einen Spaziergang um den Block machen..."

"Und das haben Sie gemacht", stellte ich fest.

"Natürlich, ich bin nicht lebensmüde. Als ich zurückkam, war Levonian verschwunden."

Der Portier war nicht davon ausgegangen, dass Levonian noch einmal lebend das AMBASSADOR betrat. In so fern war es folgerichtig, sein Zimmer zu räumen. Wir konnten von Glück sagen, wenn die Kawasaki nicht bereits auf dem Schwarzmarkt gelandet war.

"Zeigen Sie uns Levonians ehemaliges Zimmer und seine Sachen", forderte ich.

Der Portier nickte.

Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis

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