Читать книгу Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 28
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ОглавлениеGeorge Drake residierte im Dakota House in der Nähe des Central Parks. Eine noble Adresse. Ein Mietshaus mit Tradition. John Lennon hatte hier gewohnt und war vor dem Eingang erschossen worden. Und Roman Polanski hatte das Dakota House als Kulisse für 'Rosemaries Baby' benutzt.
Auf jeden Fall war es nicht ganz billig, sich hier einzumieten.
Drake empfing uns in einer gediegen eingerichteten Wohnung.
Die Einrichtung war in dunklem Holz gehalten und vermittelte den Eindruck von schlichter Eleganz. Seine Wohnung war auch gleichzeitig das Office der etwas undurchsichtigen Finanzfirma, die er betrieb. Aber außer einem Schreibtisch mit Computer und ein paar Aktenordnern schien Drake zur Führung dieser Firma nichts zu brauchen.
Drake betrachte gelassen unsere Dienstausweise.
"Sie haben Glück, dass Sie mich hier antreffen", meinte er. "Ich bin nicht viel zu Hause..." Er deutete auf eine Sitzecke. "Nehmen Sie Platz. Ich nehme an, der Tod von Vonda McDaniel führt sie hier her..."
Ich nickte. "Das ist richtig." Wir setzten uns. Drake blieb zunächst stehen.
"Ich habe aus der Zeitung davon erfahren..."
"Vonda McDaniels hat an der Ecke Bedford/Seventh Avenue einen Mann erschossen und wurde wenig später von ihrem Komplizen umgebracht..."
"Nun, so detailliert war das in den Medien bislang noch nicht zu finden..."
Drake ließ sich jetzt in einen schlichten Sessel fallen, schlug die Beine übereinander. Er wirkte nervös.
"Sie hatten eine Beziehung zu Miss McDaniels", stellte ich fest.
"Eine kleine Affäre. Mehr würde ich dazu nicht sagen."
"Trotzdem hätten sie sich bei der Polizei melden können."
Drake lächelte überlegen. "Ich? Warum hätte ich das tun sollen? Es tut mir leid, aber meiner Ansicht nach gibt es keinerlei sachdienliche Hinweise, die ich Ihnen geben könnte. Außerdem - ich wollte nicht in diese Angelegenheit hineingezogen werden."
"In welche Angelegenheit?", hakte ich nach.
"Die Umstände, unter denen Vonda ums Leben kam sind ja nun wirklich alles andere als normal", meinte er. "Ich bin im Finanzbusiness tätig. Wie sagte doch ein erfolgreicherer Kollege als ich es bin so schön? Das Kapital ist wie ein scheues Reh... Ich muss sehr vorsichtig sein, was das Auftauchen meines Namens in den Medien angeht. Einmal im falschen Zusammenhang erwähnt und es vertraut einem niemand mehr Geld an."
"Vielleicht erklären Sie uns Ihr Geschäft mal", verlangte Milo Tucker. Ich ließ inzwischen etwas den Blick schweifen. In einem Zeitungsständer befanden sich ein paar Computerzeitschriften sowie eine Ausgabe der New York Times.
Ich vermisste das Wall Street Journal.
Drake reagierte reserviert auf Milos Frage.
"Mein Geschäft funktioniert schlicht und einfach so, dass ich Aktien zu einem möglichst niedrigen Preis erwerbe und zu einem möglichst hohen wieder verkaufe. Das ist schon alles... Wenn Leute mir ihr Geld anvertrauen, versuche ich so viel wie möglich daraus zu machen. Vom Gewinn bekomme ich meinen Anteil."
Unsere Innendienstler hatten noch nicht allzuviel über Drake in Erfahrung bringen können. Er war ziemlich unauffällig, was sein Geschäftsgebaren anging. Jedenfalls gehörte er nicht zu dem Personenkreis windiger Geschäftsleute, die in Verdacht standen, mit Geldwäsche zu tun zu haben. Verbindungen zur Unterwelt waren uns auch nicht bekannt. Aber das musste natürlich letztlich nichts heißen.
Drake lockerte sich seine Krawatte. Der gut sitzende Zweireiher musste maßgeschneidert sein.
"Ich bin kein sehr expressiver Mensch und was die Äußerung von Gefühlen in der Öffentlichkeit angeht eher zurückhaltend. Dadurch könnte bei Ihnen der Eindruck von Gefühlskälte entstehen. Aber ich versichere Ihnen, dass Vondas Tod mir sehr nahe geht. Auch wenn unsere Beziehung eher flüchtig war..."
"Vondas Schwester hatte offenbar einen anderen Eindruck", stellte ich fest.
"Rita?", Drake lächelte mild. "Ja, ich erinnere mich an sie. Ich glaube, wir haben uns mal in Miami gesehen."
"Sie haben dort eine Kawasaki gekauft", sagte ich.
Sein Gesicht veränderte sich. Falten bildeten sich auf seiner Stirn.
"Ich war bisher gerne bereit, auf Ihre Fragen zu antworten, Agent Trevellian. Aber langsam habe ich das Gefühl, dass sie sich allzu sehr auf mein Privatleben konzentrieren!" Er hob das Kinn. "Jedenfalls wüsste ich nicht, was eine Kawasaki mit Vonda oder dieser Schießerei Ecke Bedford/ Seventh Avenue zu tun hat!"
"Vondas Komplize..."
"...ihr späterer Mörder!"
"Ja, genau. Der fuhr eine Kawasaki! Wo ist Ihre Maschine?"
"Ich verliere schnell den Spaß an solchen Spielzeugen..."
"Sie haben sie weiter verkauft, Mister Drake. Das haben unsere Innendienstler inzwischen herausbekommen. Und zwar an einen gewissen Bruce Levonian. Sagt Ihnen der Name was?"
Drake atmete tief durch. Er stand auf, ging zum Fenster, von wo aus man einen hervorragenden Blick auf den Central Park hatte. Dann rieb er sich die Augen. "Ich brauchte hin und wieder einen Leibwächter. Dafür hatte ich Mister Levonian ab und zu engagiert."
"Wie lernten Sie ihn kennen?"
"Durch Vonda. Als er von meiner Kawasaki hörte, wurde er ganz wild darauf. Bei einer Motorradtour brauchte ich einen Begleiter. Bruce war wie geschaffen dafür. Ich habe ihm die Maschine dann für einen günstigen Preis überlassen. Schließlich habe ich schon zwei Harleys und habe ja auch nur einen Hintern, um darauf zu sitzen..."
"Vonda hatte ein umfangreiches Computer-Equipment. Interessieren Sie sich auch dafür?"
"Ich verfolge die Börsen-Kurse im Internet. Sonst lässt mich das kalt. Ich kenne mich auch nicht besonders gut damit aus. Und das in Wall Street der traditionelle Parketthandel immer mehr gegenüber dem Internethandel mit Wertpapieren an Bedeutung verliert, gefällt mir gar nicht."
"So jung und schon so konservativ?", fragte ich.
Drakes Lächeln wirkte gezwungen.
"So bin ich eben."
Ich holte ein Foto von Desmond E. Cole hervor, legte es auf den Tisch.
"Kennen Sie diesen Mann?"
Er drehte sich vom Fenster weg, näherte sich dann zögernd und ergriff schließlich das Bild. Nach einer Sekunde schüttelte er den Kopf. "Nein. Wer soll das sein?"
"Desmond E. Cole, der Mann, den Vonda erschossen hat."
"Nie gehört."
"Er benutzte auch andere Namen."
"Tut mir leid, ich denke, Sie verschwenden mit mir nur Ihre Zeit, Agent Trevellian."
Mit einem zwiespältigen Gefühl verließen wir das Dakota House.
"Der Kerl sieht aus, wie einer, der schon mit dem goldenen Löffel geboren wurde!", meinte Milo. "Kaum dreißig und leidet unter dem Problem, zu viele Rennboote und Motorräder zu besitzen, so dass er guten Kumpels mal eben eins dieser Spielzeuge preisgünstig überlassen kann..."
"Neidisch, Milo?"
"Ich weiß nicht."
"Du hast eben die falschen Freunde. Alles nur arme Staatsdiener..."
Wir setzten uns in den Sportwagen, den wir ganz in er Nähe abgestellt hatten.
"Auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann: Ich glaube, dieser Drake ist keine Spur, die uns weiterbringt", meinte Milo.
"Er kannte Vonda McDaniels und Bruce Levonian", gab ich zu bedenken. "Und er fand es nicht nötig, sich nach allem, was geschehen ist, bei der Polizei zu melden."
"Aber das ist auch schon alles, was er auf dem Kerbholz hat, Jesse."
Ich seufzte hörbar. "Leider ja."
"Unsere Innendienstler haben sich die Finger auf ihren Computern wundgehackt, um etwas über diesen Drake herauszufinden. Aber ganz offensichtlich ist nichts an ihm dran!"
"Aber an Zufälle glaube ich auch nicht, Milo! Dieser Kerl muss doch mehr wissen, als er sagt! So wie der gemauert hat..."
"Man muss auch verlieren können, Jesse!"
"Wem sagst du das!"