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Drake wurde ins nächste Krankenhaus gefahren und notoperiert. Es handelte sich um das St. Clares Hospital in der 52. Straße. Natürlich stand er unter strenger Bewachung.

Nicht so sehr, weil wir befürchteten, dass er selbst sich aus dem Staub machen konnte, sondern weil anzunehmen war, dass diejenigen, die den Anschlag auf ihn verübt hatten, es erneut versuchen würden. Sobald es sein Zustand erlaubte, würde er in die besser gesicherte Gefängnisklinik von Riker's Island verlegt werden. Am nächsten Morgen konnten wir mit ihm sprechen. Der behandelnde Arzt, ein gewisser Dr. Sheppard, hatte zwar Einwände, ließ uns dann aber zu ihm. "Der Patient hat ausdrücklich den Wunsch geäußert, so schnell wie möglich mit Ihnen oder jemand anderem vom FBI zu sprechen, Agent Trevellian", berichtete Sheppard mir.

Ich hob erstaunt die Augenbrauen und wechselte einen Blick mit Milo.

"Drake hat uns tatsächlich noch einiges zu erklären!", meinte ich.

"Versprich dir nicht zuviel, Milo!"

Inzwischen hatte der Erkennungsdienst Drakes Wohnung auf den Kopf gestellt. Unsere EDV-Spezialisten hatten sich seinen Computer vorgenommen. Es konnte kein Zweifel mehr bestehen. George Drake war 'The Virus'. Der Mann, der über einen Server in Russland eine kriminelle Organisation aus dem Hintergrund heraus steuerte. Eine seltene Mischung aus Hacker- und Geschäfts-Genie. Aber wie es schien hatte er den Bogen überspannt.

"Freut mich, Sie zu sehen, Agent Trevellian", sagte er leise und mit einem gequälten Lächeln.

"Ganz meinerseits", erwiderte ich. "Der Arzt sagte uns, dass es ziemlich knapp war."

"Ja. Möglicherweise haben Sie beide mir das Leben gerettet. Ist schon seltsam. Zwei G-men retten mich vor ein paar MPi-Schützen und lassen mich anschließend in den Knast wandern... Andererseits wäre ich wahrscheinlich schon auf und davon gewesen, wenn Sie und Agent Tucker mich nicht aufgehalten hätten!"

"Die hätten Sie früher oder später doch gekriegt", war ich überzeugt.

"Ja", murmelte er düster. "Sie haben recht."

"Was waren das für Leute?"

"Der Reihe nach. Ich möchte Garantien."

"Ich bin nicht der Staatsanwalt, sondern nur ein einfacher Special Agent. Ich kann Ihnen rein gar nichts versprechen."

Seine Augen flackerten. Die Nasenflügel bebten. Er atmete schwer. "Hören Sie, Trevellian. Die Männer, die es auf mich abgesehen haben gehören zu Lee Kuan. Sagt Ihnen der Name was?"

"Eine aufstrebende Nummer in Chinatown", stellte ich fest.

"Wir nehmen an, dass er sein Geld mit Schutzgelderpressung macht. Außerdem betreibt er einige Restaurants, Nachtklubs und hat mindestens eine Handvoll Buchmacher unter seinen Fittichen."

"Lee Kuan ist eine Marionette des chinesischen Geheimdienstes. Er war mein Kunde für die Pentagon-Daten."

"Und wieso haben jetzt ein Problem mit ihm?"

"Weil er glaubt, dass ich ihn betrogen habe. Teilweise habe ich das den Ermittlungen Ihrer Behörde zu verdanken, nehme ich an. Jedenfalls hat das Pentagon sein Sicherheitssystem generalüberholt und Lee Kuan hat für nicht mehr aktuelle Daten viel Geld bezahlt."

"Wie wär's, wenn wir der Reihe nach vorgehen", meine ich.

"Ich sage alles, aber ich habe meine Bedingungen!"

"Mir scheint, dass Sie nicht in der Situation sind, Bedingungen stellen zu können, Mister Drake."

"Ich will leben. Das ist alles. Wegen Levonian wird man mir nicht die Giftspritze geben, denn ich hatte keine andere Wahl, als ihn zu töten. Er hätte mich sonst umgebracht..."

"Ich hoffe für Sie, dass Ihnen die Geschworenen das abnehmen", kommentierte Milo.

"...und ansonsten habe ich nie eine Waffe abgedrückt oder dergleichen."

"Sie haben nur die Befehle dafür gegeben. Über Mikropunkte auf ziemlich schlechten Foto-Dateien. So haben Sie Ihre Organisation geführt. Sie werden ziemlich lange im Knast sitzen, Drake. Vielleicht sogar für immer..."

Drake schluckte. "Ich bin kein Dummkopf. Das weiß ich, Agent Trevellian. Aber ich weiß auch, dass ich in einem normalen Gefängnis keine zwei Wochen überleben würde. Was glauben Sie, wie weit Lee Kuans Arme reichen! Ich wäre ein toter Mann."

Ich hob die Augenbrauen. "Was wollen Sie?", fragte ich.

"Ich möchte unter neuer Identität in einem Gefängnis außerhalb von New York State inhaftiert werden. Dafür liefere ich Ihnen Lee Kuan. Ich kenne seine Kontaktleute nach China, ich weiß, wie das Geld transferiert wird und so weiter. In einem Bankschließfach lagert einiges an brisantem Material über Lee Kuan." Er versuchte ein Grinsen, aber stattdessen verzerrte er nur den Mund zu einer Grimasse.

Zweifellos hatte er Schmerzen. "Ich bin ein sehr penibler Mensch, müssen Sie wissen. Und das bedeutet, dass ich mich über Geschäftspartner immer genauestens informiere..."

"Ich werde mich dafür einsetzen, dass Ihrem Wunsch entsprochen wird", versprach ich. "Aber dann muss jetzt alles auf den Tisch."

"Gut." Er stöhnte kurz auf.

"Fangen wir mit der Schießerei an der Ecke Bedford/Seventh Avenue an. Sagen Ihnen die Namen Greenhouse, Duncan und Cole etwas?"

"Drei Namen - ein Mann. Desmond Cole war ein Hit-man, der aus dem Geschäft ausgestiegen ist. Er hätte während seiner aktiven Zeit sparsamer sein sollen. Jedenfalls war er in finanziellen Nöten, wollte aber das Risiko nicht eingehen, in sein altes Business zurückzukehren." Die Ahnung eines Lächelns flog über sein Gesicht. "Schließlich habe ich alle Informationen über Cole aus euren Datenbänken! Für mich arbeitete er als Geldbote. Dass er sich zu wehren wusste, empfand ich als Vorteil."

"Wo hat er das Geld abgeliefert?"

"Bei mir. In bar."

"Wusste er, dass Sie 'The Virus' sind?"

"Nein, das wusste niemand. Ich bin als jemand aufgetreten, der selbst in der Organisation von 'The Virus' als kleiner Mittelsmann arbeitete. Ein Finanzmakler eben. Vonda hat das auch gedacht. Ich habe sie für die Organisation gewonnen... Aber das ist ein anderes Kapitel."

"Desmond Cole war mit einem Geldkoffer unterwegs..."

"Er war bei den Jobs dieser Art zuvor sehr zuverlässig gewesen. Dann kam der Deal mit Lee Kuan. Die Summe überstieg alle bisherigen Geschäfte dieser Art. Da ist Cole zu gierig geworden. Er dachte, er könnte mit dem Geld verschwinden und sich notfalls den Weg freischießen."

"Da haben Sie ihm eine Mannschaft von Gorillas auf den Hals geschickt."

"Ja.

"Und was war Vondas Rolle? Wir wissen, dass sie Cole erschossen hat."

"Ich war ihr gegenüber zu vertrauensselig. Wir haben uns kennengelernt und ich dachte... Ich dachte, dass sie mich liebt!" Er zögerte, ehe er weitersprach. "Das war wohl ein ein Irrtum. Vonda hat mitgekriegt, dass Cole der Geldbote bei den Deals war. Und dann muss sie zusammen mit Levonian den Plan gefasst haben, sich einfach an den Geldboten zu heften und zuzufassen, wenn's sich richtig lohnt. Meine Jungs wären ihr beinahe noch rechtzeitig dazwischengefunkt. Naja, ihr Komplize Levonian wollte dann wohl nicht mit ihr teilen..."

"Warum hat Levonian nicht einfach die Stadt verlassen?"

"Weil er wusste, dass 'The Virus' ihn finden würde... Er hat ziemlich lange gebraucht herauszufinden, dass ich hinter diesem Namen steckte..."

"Was war mit Mark Sorello und Max O'Flaherty?", fragte ich nach einer Pause.

"BigByte und SmartMax..."

"Ja, genau."

"Zwei kleine Hilfsesel für 'The Virus' - aber nicht ganz unbegabt."

"Wir haben den Killer, der Sorell auf dem Gewissen hat. Wenn er erfährt, dass 'The Virus' verhaftet wurde und ihn nicht bedrohen kann, wird er reden..."

"Schon möglich..." Er atmete tief durch. Seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. Er wirkte erschöpft. "Lee Kuan hat die beiden auf seine Seite gezogen. Sie sollten wohl herauskriegen, wer 'The Virus' ist. Bei Sorello bin ich mir da jedenfalls sicher."

"O'Flaherty wusste offenbar Bescheid."

"Ja..."

"Wir haben ihn übrigens in Chinatown gefunden."

"Es gibt keinen Zufall, Agent Trevellian. Es gibt ihn einfach nicht..." Er versuchte sich aufzurichten, sank aber wieder zurück in die Kissen, schloss dann für einige Augenblicke die Augen. Er atmete schwer. Dann brachte er schließlich heraus: "Sie schalten Lee Kuan aus, nicht wahr? Sie haben es mir versprochen..."

"Ob ich ihn ausschalten kann, hängt von der Qualität des Materials ab, dass Sie über ihn gesammelt haben."

"Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Trevellian! Ganz bestimmt nicht!"

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