Читать книгу Die Jagd nach dem weißen Tiger: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 11

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Isabel Stolze war siebenundzwanzig Jahre alt, hatte lange blonde Haare, ein ebenmäßiges Gesicht, blaue Augen und einen sinnlichen Mund. Wenn sie lächelte, weckte sie bei den meisten Männern den Beschützerinstinkt.

„Alles in Ordnung“, versicherte Doktor Kripow, nach dem er die Kontrolluntersuchung beendet hatte. Er streifte die Latexhandschuhe ab und warf sie in den Treteimer. „Sie können sich wieder anziehen. Ich wünschte, alle Frauen Ihres Alters würden sich regelmäßig untersuchen lassen.“

„Das ist man doch seinem Körper und seiner Gesundheit schuldig“, erwiderte Isabel lächelnd. „Oder etwa nicht?“

Doktor Kripow nickte. „Sollte man meinen. Aber leider gehen die meisten Frauen viel zu sorglos mit ihrer Gesundheit um. Sie tun so, als hätten sie noch eine in Reserve. Und wenn sie dann Probleme haben, soll der Arzt Wunder wirken.“

„Na ja, das erwarten die meisten vermutlich.“

Doktor Kripow trug die aktuellen Daten in Isabels Karteikarte ein, während die junge Frau auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nahm.

„Wie geht es in der Wohngemeinschaft?“, erkundigte er sich beiläufig.

„Alles in Ordnung. Meine Mitbewohner benehmen sich alle sehr gesittet.“

„Ihre männlichen Mitbewohner?“

Isabel lächelte. „Warum betonen Sie das so?“

Seit einem Jahr wohnte sie mit drei Männern zusammen. Jeder war auf seine Weise nett und liebenswert, und alle drei empfanden sehr viel für diese schöne, blonde Frau.

„Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen?“, fragte Kripow.

Isabel schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Solange ich alle gleich behandle, kann gar nichts schiefgehen. Ich darf nur keinen bevorzugen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass alles außer Kontrolle gerät.“

„Drei Männer.“ Doktor Kripow wiegte bedenklich den Kopf. „Warum haben Sie sich bei Ihrer WG nicht für drei Frauen entschieden?“

Isabel zuckte mit den Schultern. „Es hat sich nicht ergeben.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen. Ich kenne Marco, Frank und Matthias schon sehr lange. Wir waren zusammen in der Schule.“

Doktor Kripow hob die Augenbrauen. „Inzwischen sind sie aber erwachsen geworden.“

„Na und? Ich habe keine Angst vor ihnen.“

„Sie sind eine hübsche junge Frau ...“

„Ich habe dennoch nichts von diesem Wolfsrudel zu befürchten“, erklärte sie selbstbewusst. „Und wissen Sie, wieso nicht? Weil einer auf den anderen aufpasst. Jeder möchte mich haben und keiner gönnt mich dem anderen. Ich bin also ganz sicher. Wir haben die gesamte Wohnung zu einem sexfreien Raum erklärt. Ich brauche nur darauf zu achten, dass sich daran nichts ändert, dann können wir noch viele Jahre zusammenleben.“

„Warum wollen Sie eigentlich nichts mehr von Männern wissen?“

„Wie kommen Sie darauf?“, fragte Isabel überrascht. „Es ist doch nicht so, dass ich überhaupt nichts mehr von Männern wissen will“, erklärte sie offen. „Aber in der Vergangenheit habe ich mich leider viel zu oft für die Falschen entschieden. Das waren Erfahrungen, die ich mir hätte ersparen können. Und deshalb habe ich erst einmal für eine Weile eine Auszeit genommen.“

Doktor Kripow lehnte sich zurück. „Und wenn Ihnen heute oder morgen der Richtige begegnen würde ...“

Sie lächelte. „Hätte er unter Umständen eine Chance.“

„Was ist mit den drei Männern, mit denen Sie zusammenleben? Ist einer von ihnen der Richtige?“

„Nein, ich glaube nicht.

Doktor Kripow sah sie überrascht an. „Sie glauben nicht? Sind Sie sich nicht sicher?“

Isabel hob die Schultern. „Wieso sollte ich? Das Leben steckt voller Überraschungen.“

Im selben Moment klingelte sein Smartphone, das auf dem Tisch lag. Doktor Kripow beugte sich vor und nahm das Gespräch an. „Ja?“

„Hallo Schatz“, ertönte die Stimme seiner Frau Kathrin. „Störe ich gerade?“

„Nein, überhaupt nicht.“ Er deckte das Mikrofon mit der Hand ab und wandte sich wieder Isabel zu. „Würden Sie mich bitte entschuldigen?“

Die junge Frau erhob sich. „Aber natürlich.“

„Vielen Dank. Wir sehen uns dann in drei Monaten.“

„Ist gut. Auf Wiedersehen, Doktor.“

Sie lächelte ihm noch einmal zu und verließ das Zimmer. Kripow wandte sich wieder seiner Frau zu. „Ist etwas passiert?“, erkundigte er sich.

„Nein, ich wollte mich nur erkundigen, wie es Roland Blüschke geht?“

„Den Umständen entsprechend. Wir haben die Kugel herausoperiert. Einer deiner Kollegen hat sie sichergestellt und mitgenommen.“

„Ja, das ist Vorschrift“, erwiderte sie. „Wann kann ich den Mann vernehmen?“

„Vorläufig nicht. Wir mussten ihn in ein künstliches Koma versetzen, damit sich sein Körper auf den Heilungsprozess konzentriert.“

Er hörte, wie seine Frau scharf einatmete. „Künstliches Koma?“, wiederholte sie. „Und für wie lange?“

„Das kann ich jetzt noch nicht genau sagen. Wir müssen den weiteren Verlauf abwarten. Ist das denn so wichtig?“

„Allerdings. Ich brauche seine Aussage. Und zwar so schnell wie möglich.“

„Tja, da kann ich dir leider nicht helfen. Die Gesundheit des Patienten geht vor.“

„Ich verstehe“, entgegnete sie. „Da kann man wohl nichts machen.“

„Nein, vorläufig nicht.“

„Was ist mit dem Beamten, der ihn bewachen soll?“, erkundigte sich Kathrin.

„Der sitzt vor dem Zimmer und passt auf. Aber ich glaube nicht, dass seine Anwesenheit erforderlich ist. Blüschke kann keinen Fluchtversuch unternehmen. Dazu ist er gar nicht in der Lage.“

„Ich weiß, aber es ist Vorschrift.“

„Ich verstehe.“

„Okay, dann bis heute Abend, Schatz.“

„Bis heute Abend, Liebes.“

Doktor Kripow beendete den Anruf und legte das Smartphone auf den Tisch. Er hatte einen Eid geleistet, jedem Menschen zu helfen. Auch einem Kriminellen. Trotzdem behagte es ihm nicht, das dieser Mann in seiner Klinik behandelt wurde.

Die Jagd nach dem weißen Tiger: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei

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