Читать книгу Die Jagd nach dem weißen Tiger: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 9

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Kommissarin Kathrin Kripow war inzwischen in das Hauptdienstgebäude des Zentralen Kriminaldienstes in der Waterloostraße zurückgekehrt. Nun saß sie ihrem Chef Dezernatsleiter Gerhard Tielich in dessen Büro gegenüber, um ihm Bericht zu erstatten.

„Und, Frau Kripow, war Ihr Einsatz erfolgreich?“, fragte Gerhard, nachdem sie Platz genommen hatte.

„Wie man‘s nimmt. Wir haben den ganzen Club auf den Kopf gestellt und in einem Versteck hinter der Wandverkleidung des Büros fünf Kilo reines Heroin gefunden. Weitere Mengen verschnittener Stoff wurden in der Bar und in anderen Räumen entdeckt. Außerdem fanden wir Tüten mit dieser neuen synthetischen Droge, die seit einigen Monaten den Markt überschwemmt. Auf die Vorderseite war ein springender Tiger aufgedruckt. Damit ist Miroslav Radomski dran. Sein Anwalt behauptet zwar, dass sein Klient keine Ahnung hat, wie das Zeug dahin kam, aber das wird ihm nichts nützen.“

„Ist Radomski der Besitzer?“

„Nein, der Geschäftsführer. Offenbar hat er eine Schlüsselfunktion im Verteilersystem. Allerdings ist er zurzeit noch flüchtig. Aber die Fahndung läuft auf Hochtouren.“

„Was ist mit den anderen Kerlen, die geschnappt wurden?“, forschte Gerhard.

„Die sind fast die ganze Nacht bei den Verhören durchgeknetet worden. Aber vergeblich. Es war nichts aus ihnen herauszukriegen. Keiner von ihnen hat zugegeben, für irgendeinen Mann zu arbeiten, der sich der ‚weiße Tiger‘ nennt.“

„War von den Gästen des Clubs nichts zu erfahren? Einige werden doch bestimmt wissen, was hinter den Kulissen gespielt wird.“

Kathrin schüttelte den Kopf. „Nichts. Eine Mauer des Schweigens. Wie üblich. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.“

„Und der Name ‚weißer Tiger‘ ist auch nicht gefallen?“

„Nein.“

„Vielleicht existiert er überhaupt nicht“, gab Gerhard zu bedenken. „Vielleicht ist er bloß eine Erfindung von irgendjemandem, der sich wichtig machen will, oder der versucht die Schuld auf den großen Unbekannten zu schieben, der im Hintergrund die Fäden zieht.“

„Nein, ich bin davon überzeugt, dass der ‚weiße Tiger‘ tatsächlich existiert.“

„Glauben Sie ernsthaft, der gesamte Drogenhandel in Hannover und Umgebung wird nur von einem einzigen Mann kontrolliert?“

„Zumindest der größte Teil davon.“

„Aber es gibt keinen Beweis, das er wirklich existiert, oder? Keinen Einzigen?“

Kathrin schüttelte den Kopf. „Keinen Brauchbaren“, gab sie zu.

Gerhard Tielich lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Fingerspitzen gegeneinander. „Was ist mit Ihrem Informanten? Inwiefern können Sie ihm vertrauen?“

„Bisher waren seine Informationen immer zuverlässig. Er hat mir glaubhaft versichert, dass sich der ‚weiße Tiger‘ an diesem Tag im ‚Tropicana‘ aufhalten würde. Und ich bin auch davon überzeugt, dass er recht hatte. Aber leider ist es dem ‚Tiger‘ gelungen, zu entkommen.“

Gerhard nickte. „Ich verstehe“, sagte er gedehnt. „Das heißt, Sie stehen wieder einmal bei null?“ Er schaute sie missmutig an. „Zwölf Monate Ermittlungen und das ist das Ergebnis? Ein Armutszeugnis. Was werden die Medien dazu sagen? Und der Staatsanwalt? Sind Sie dieser Aufgabe gewachsen, Frau Kripow?“

Kathrin spürte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. „Wir arbeiten auf Hochtouren. Und wir werden uns die bisherigen Ermittlungsergebnisse noch einmal vornehmen und neu auswerten. Wir finden eine Spur. Außerdem gibt es noch einige Hinweise, denen wir nachgehen müssen.“

„Und was wollen Sie als Nächstes machen?“

Kathrin sah den Dezernatsleiter direkt an. Sie würde sich von ihm nicht an die Wand drücken lassen. „Ich werde noch mal die Angestellten des Tropicana vernehmen. Irgendjemand weiß mit Sicherheit, wie der ‚Tiger‘ aussieht.“

„Glauben Sie wirklich, dass das etwas bringt? Sie haben diese Leute doch schon vernommen. Das Ergebnis war negativ.“

„Ich weiß. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“

„Was ist mit dem Mann, den Felk angeschossen hat?“

„Sein Name ist Roland Blüschke. Sobald er vernehmungsfähig ist, werde ich ihn mir vorknöpfen.“

„Glauben Sie, er weiß, wer der ‚weiße Tiger‘ ist?“

„Das wird sich zeigen.“

„Dann wollen wir hoffen, dass Sie nun auf der richtigen Fährte sind. Sonst gebe ich den Fall an einen erfahreneren Kollegen.“

„Wie bitte?“ Kathrin kämpfte mit sich, aber es fiel ihr schwer, ihre Wut zu kontrollieren.

„Ich sehe mir das nicht mehr lange an“, fuhr Gerhard fort. „Falls Sie mit den Ermittlungen nicht weiterkommen, werde ich einen anderen Ermittler mit dem Fall beauftragen.“

„Vielen Dank für Ihr Vertrauen“, erwiderte Kathrin grimmig.

„Finden Sie diesen ‚weißen Tiger‘. Falls er überhaupt existiert. Mehr verlange ich gar nicht von ihnen.“

„Ich werde ihn finden.“

„Na gut“, erwiderte Gerhard. „Halten Sie mich auf dem Laufenden.“

„Mache ich.“

Kathrin stand auf und verließ das Büro. Es gab noch einiges, was sie zu dem Thema hätte sagen können, aber sie schwieg lieber. Bei dem derzeitigen Stand der Ermittlungen war es nicht gut, allzu großspurig aufzutreten. Schon gar nicht gegenüber einem so engstirnigen Mann wie Gerhard Tielich.

Die Jagd nach dem weißen Tiger: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei

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