Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 23

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Bount fuhr in rasantem Tempo nach Brooklyn, an dessen südlichem Ende sich der Strand und Vergnügungspark von Coney Island befinden. Er konzentrierte sich auf die nächste Umgebung der Kirche, deren Glockenspiel er am Telefon gehört hatte. Hier irgendwo musste June stecken. Aber wo?

Es gab keine Hinweise. Er musste ganz einfach spüren, welches Gebäude sich als Unterschlupf für das Gangsterpack eignete und welches nicht.

Mit wachen Augen patrouillierte er durch die Straßen und nahm alles in sich auf. Es wurde zehn Uhr. Wieder ertönte das Glockenspiel vom Kirchturm. Er erhielt die Bestätigung, sich nicht geirrt zu haben. Aber er wusste auch, dass bereits eine volle Stunde verstrichen war. Jetzt standen die Halunken vielleicht gerade vor dem Safe und knackten ihn.

Schon wollte er einige Passanten fragen, ob sie nicht zufällig beobachtet hatten, wie eine blonde Frau gegen ihren Willen in ein Haus geschleppt wurde, als er den Wagen entdeckte. Es war ein grüner Packard. Genauso ein Gefährt, wie es der Junge in der Nähe des Taifun beschrieben hatte.

Zweifellos gab es ein paar hundert Autos mit den gleichen Merkmalen in New York. Bount klammerte sich aber an die Hoffnung, dass es sich um den Gangsterwagen handeln könnte. Er näherte sich dem Fahrzeug und schaute durch die Seitenfenster ins Innere.

Nichts bestätigte seinen Verdacht. Ein Wagen wie jeder andere. Auf der Konsole zwischen den beiden vorderen Sitzen lag eine Zigarettenschachtel, auf der hinteren Bank war ein Trenchcoat zusammengeknüllt.

Aber da! Waren das nicht Haare, lange, blonde Haare. Sie konnten von June stammen.

Bount blickte sich hastig nach allen Seiten um. Fußgänger eilten vorbei. Keiner achtete auf ihn.

In dem Gebäude, vor dem der verdächtige Wagen parkte, schien eine Spedition zu sein. Zumindest gab es entsprechende Reklametafeln. Es war aber auch denkbar, dass das Unternehmen längst pleite gemacht hatte und das Haus nun leer stand. Dann war es ein idealer Schlupfwinkel für kriminelles Gesindel.

Bount prüfte den Sitz seiner Automatic und näherte sich dem Tor. Sein Blick glitt an der Fassade empor. Nein, in den Räumen, die zur Straßenseite lagen, hielten die Schufte June wohl nicht gefangen. Dort hätte sie sich zu leicht bemerkbar machen können.

Leise schlüpfte Bount durch das Tor, das nur angelehnt war, und verharrte sekundenlang.

Nichts rührte sich. Nirgends brannte ein Licht. Das Haus machte einen verwahrlosten Eindruck. Die Spedition war längst ausgezogen.

Bount zog die Automatic und behielt sie sicherheitshalber in der Faust. Vorsichtig huschte er weiter. Dort drüben gab es eine Tür, die sich allerdings als verschlossen erwies. Von innen steckte kein Schlüssel. Bount zog ein paar blitzende Metallhaken aus der Tasche und schob die Automatic in die Jacke, während er sich dem Türschloss widmete. Es widerstand seinen Bemühungen nicht lange.

Bount schlüpfte ins Dunkel. Er ertastete eine Treppe, die nach oben und in den Keller führte. Er entschied sich für den Keller. Normalerweise brachte man dort seine Gefangenen unter. Er holte sein Feuerzeug aus der Tasche und ließ es aufflammen. Im selben Moment blitzte auch am Fuße der Treppe etwas auf. Das war aber kein Feuerzeug, denn es knallte mörderisch.

Bount ließ sich gedankenschnell fallen. Sofort wurde der Strahl einer starken Taschenlampe auf ihn gerichtet. Wieder lösten sich Schüsse. Die Kugeln hackten Holz aus dem Geländer, verfehlten aber knapp ihr beabsichtigtes Ziel.

Bount sprang auf und jagte die Stufen hoch. Dort empfing ihn ein Fußtritt.

„Zum Teufel!“, schrie jemand von oben. „Ihr habt gesagt, es wird nicht geschossen.“

„Pass auf das Luder auf und zieh den Kopf ein, Gordon!“, brüllte der Kerl hinter Bount und ballerte nun ebenfalls los.

Bount befand sich zwischen zwei Feuern. Außerdem stellte der Keller eine Sackgasse dar. Aber er gab sich noch längst nicht geschlagen. Vorläufig war er nicht einmal verletzt.

Er hechtete über das Geländer und prallte im Dunkeln auf einen steinernen Boden.

Der Lichtstrahl der Taschenlampe suchte ihn erneut. Bount wartete kurz. Dann schoss er auf die Lampe. Sie zerbarst. Der Gangster, der sie gehalten hatte, fluchte. Es war Meek Lewitt.

„Du kommst hier nicht lebend raus, Reiniger“, versprach er. „Du bist uns blind in die Falle getappt.“

„Da muss ich dich leider enttäuschen, Lewitt“, widersprach Bount unbeeindruckt. „Ich habe bereits mit einer Schweinerei gerechnet, als ich den Packard entdeckte, den ihr extra für mich hingestellt habt. Dass ihr die Tür zugesperrt habt, war auch ziemlich raffiniert. Deshalb bekommt ihr mich aber trotzdem nicht.“

Bount warf sich schleunigst zur Seite, denn nun wussten die Killer, wo er sich ungefähr befand.

Tatsächlich schossen sie beide gleichzeitig, trafen ihn aber nicht mehr.

Von oben waren jetzt hastige Schritte zu hören.

„Ihr Mörder!“, tobte Gordon Steiger. „Das war nicht vereinbart. Ohne mich. Sucht euch einen anderen, der da mitspielt!“

Bount öffnete eine Tür, von der er nicht wusste, wohin sie führte. Zumindest rechnete er mit vorübergehender Deckung. Rocky Bunker feuerte weiter. Er musste ein ganzes Waffenarsenal mit sich herumschleppen, sonst hätte er längst nachladen müssen.

Bount jagte seine letzte Kugel aus dem Lauf. Nun wurde es kritisch. Das Wechseln des Magazins dauerte wertvolle Augenblicke. Wenn Bunker sein Versteck stürmte, war er geliefert.

Jetzt hörte Bount Meek Lewitt poltern: „Hiergeblieben, du Narr! Morgen bist du steinreich. Reiniger wollte dich daran hindern. Hast du das vergessen?“

Gordon Steiger entgegnete etwas, was Bount aber nicht verstehen konnte. Die Stimmen der beiden Männer entfernten sich.

„He! Was ist los?“, empörte sich Rocky Bunker. „Wollt ihr das Ding allein abziehen?“

Bount war es gelungen, seine Automatic nachzuladen. Jetzt setzte er alles auf eine Karte. Der Killer war schwankend geworden. Einerseits wollte er den in die Falle Gelockten umlegen, andererseits fürchtete er, von seinen Kumpanen ausgebootet zu werden.

Bount schoss das ganze Magazin leer und zwang Bunker damit zum Rückzug über die Treppe.

Augenblicklich schob er das nächste Magazin nach. Das waren Handgriffe, die er selbst in völliger Finsternis beherrschte.

Rocky Bunker ballerte blind drauflos.

Bount wechselte geräuschlos seinen Standort. Oben musste die Tür offen stehen. Ein schwacher Lichtschimmer fiel über die Treppe und ließ Bunker als vage Silhouette erscheinen.

Als Bount abdrückte, wurde dem Gangster offenbar bewusst, dass er deutlich zu erkennen war. Mit einem Fluch jagte er die Stufen empor und schloss sich seinen Komplizen an, die über den Hof rannten. Bount fegte hinterher. Jetzt hatte er die günstigere Position. Dafür musste er sich bei Gordon Steiger bedanken. Mit seinem Aufbegehren hatte er dem Detektiv unbeabsichtigt geholfen. Für Bount stand nun endgültig fest, dass der Junge mit dem Mord an Evan Hazard nichts zu tun hatte.

Als er die Tür erreichte, war der Hof bereits leer. Drüben schlug gerade der Flügel des Tores zu.

Bount schnellte mit langen Sätzen über den Hof. Er warf sich gegen das Tor und sprang in Combatstellung. Verbissen feuerte er auf die Reifen des Packards, der in dieser Sekunde an ihm vorbeischoss. Die drei Gangster saßen darin. Meek Lewitt fuhr, Rocky Bunker erwiderte das Feuer, während Gordon Steiger bleich vor Schreck im Fond saß und geradeaus starrte.

Es gelang Bount nicht, den Wagen zu stoppen. Sein eigener Mercedes stand zu weit entfernt. Bis er ihn erreichte, waren die Strolche längst über alle Berge. Die Autonummer hatte er sich selbstverständlich gemerkt. Allerdings war er überzeugt, dass die Gangster entweder die Kennzeichen oder gleich das ganze Fahrzeug bei der nächsten Gelegenheit wechseln würden. Vermutlich war der Packard sowieso gestohlen.

Jetzt war die Hauptsache, dass er June befreite. Hoffentlich hatten die Halunken nicht auch hier nur geblufft!

Bount kehrte ins Haus zurück und rief laut Junes Namen. Sie antwortete nicht. Wahrscheinlich hatte sie einen Knebel im Mund. Im zweiten Stockwerk fand Bount seine Assistentin. Sie war gerade dabei, ihr Gesicht an der Schulter zu scheuern, um das Heftpflaster loszuwerden, mit dem die Gangster sie mundtot gemacht hatten.

„Gott sei Dank ist dir nichts passiert, Bount“, stieß sie erleichtert hervor, als sie endlich wieder sprechen konnte. „Diese Lumpen bildeten sich ein, besonders raffiniert zu sein. Du solltest glauben, die Spuren selbst entdeckt zu haben, die hierher führten. Dabei war alles ganz genau ausgetüftelt. Die Kirchenglocken, der Wagen. Bist du auch wirklich nicht verwundet?“

Bount antwortete nicht. Er war mit seinen Gedanken bereits woanders.

„Wo ist hier das Telefon?“

„Soviel ich weiß, hat Bunker von draußen angerufen. Hier drinnen ist alles stillgelegt.“

„Dann komm mit! Ich rufe Toby an. Er soll sich um die Verfolgung des Packards kümmern. Vielleicht schnappen seine Leute die Burschen doch noch, bevor sie sich die Million holen.“

„Das geht erst am Sonnabend über die Bühne“, wusste June. „Ich habe gehört, wie Lewitt und Steiger darüber gesprochen haben. Lewitt ist übrigens der Boss. Er hat den Plan ausgeknobelt.“

„Er oder Hazard“, warf Bount ein.

„Hazard?“, fragte die Blondine überrascht.

„Hört sich doch logisch an“, fand Bount. „Lewitt war im Gefängnis der einzige, der sich mit Hazard verstand. Hazard hatte einen tollen Plan, wie längst durchgesickert ist. Wahrscheinlich wollte er Lewitt daran beteiligen. Der aber legte Hazard kaltblütig um, als er die Einzelheiten des Plans herausgekriegt hatte. Er kürte sich selbst zum Boss des Unternehmens und besorgte die passenden Leute. Bunker sollte Hazards Rolle übernehmen. Ob Steiger schon bei Hazard im Team war oder ob Lewitt ihn engagiert hat, ist dabei unwesentlich. Du hast die beiden über das Unternehmen reden hören? Dann weißt du bestimmt auch, auf wen sie es abgesehen haben.“

Sie hatten gerade den Mercedes 450 SEL erreicht. Bount griff sofort zum Autotelefon, um Toby Rogers zu informieren.

„Leider nicht“, antwortete June geknickt. „Ich weiß nur, dass es um einen Chip geht.“

„Einen Chip?“, vergewisserte sich Bount verblüfft.

„Ja, eins von diesen winzigen Dingern, die in den heutigen Computern stecken. Es muss sich um eine ganz erstaunliche Weiterentwicklung der bisher bekannten Technik handeln. Jedenfalls erwarten die Gangster von ihren Abnehmern eine Million Dollar in bar.“

Bount pfiff durch die Zähne.

„Dann handelt es sich also mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Elektronikfirma, in der der bewusste Safe steht. Ich brauche sie nur noch aus der Liste herauszusuchen, die ich von den Casket-Leuten habe. Dann werfe ich den Halunken einen armdicken Knüppel zwischen die Beine.“

Bount hetzte Toby Rogers auf die Spur des grünen Packard und setzte June in ihrer Wohnung ab.

Anschließend fuhr er zu seinem Büro-Apartment zurück und brütete über der Casket-Liste. Schon kurze Zeit später war er felsenfest davon überzeugt, dass es sich nur um die Firma International Electronics handeln konnte, die geschädigt werden sollte.

Etwas aber bezweifelte Bount doch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Gangster noch bis zum Sonnabend warten würden, nachdem sie eine derart schwere Schlappe hatten einstecken müssen. Zweifellos würden sie sofort zuschlagen. Er griff erneut zum Telefon und teilte Toby Rogers seine Befürchtungen mit.

„Ich fahre mit einem Einsatzkommando hin“, entschied der Captain. „Schließlich geht es um einen Mörder. Ich halte dich auf dem Laufenden, Bount.“

Bount lachte angriffslustig.

„Zu freundlich, Sir, aber das schaue ich mir schon selbst an.“

Er knallte den Hörer auf die Gabel, schob ein paar neue Magazine für die Automatic in die Jackentasche und stürmte aus dem Büro.

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