Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 24

Alles war gespenstisch still. Die drei Gangster sprachen kein Wort. Sie wussten, dass sie das Vorhaben schnell hinter sich bringen mussten.

Meek Lewitt kannte sich in dem Werk aus, als hätte er jahrelang selbst dort gearbeitet. Seine Informationen hatte er von Evan Hazard, dem er dafür sechs Kugeln bezahlt hatte. Gewissenhaft achtete er darauf, dass Gordon Steiger zwischen ihm und Rocky Bunker blieb. Es hatte einige Mühe gekostet, den Narren bei der Stange zu halten. Der wollte doch tatsächlich aussteigen und eine Viertelmillion sausen lassen. Dass er das Geld ohnehin nie bekommen würde, ahnte Steiger natürlich nicht. Auch für ihn waren schon Kugeln reserviert.

Am schwierigsten würde es sein, Rocky zu erledigen. Der war gefährlich und plante vielleicht ebenfalls, die ganze Million an sich zu reißen. Aber auch Hazard war kein Anfänger gewesen. Trotzdem hatte er gegen ihn, Meek Lewitt, keine Chance besessen.

Rocky Bunker schleppte den Sack, in dem sich das Werkzeug befand, das Gordon Steiger gefordert hatte. Außerdem eine stattliche Anzahl von Sprengkapseln für den Fall, dass Steigers Kunst versagte. Dann mussten sie eben Gewalt anwenden.

Der Sack enthielt auch noch etwas anderes. Hätte Steiger davon eine Ahnung gehabt, hätte er bestimmt das große Laufen gekriegt. Aber man musste ihm ja nicht alles auf die Nase binden.

Meek Lewitt deutete auf die Treppe. Die Gangster huschten die Stufen hinunter.

Im Gang brannte eine Notbeleuchtung für die Wachmänner, die im ganzen Werk regelmäßig Patrouille liefen.

„Ist wirklich keiner mehr hier?“, fragte Gordon Steiger leise. Er stellte diese Frage nun schon zum sechsten Mal.

„Wenn ich es dir doch sage“, zischte Meek Lewitt. „Zwischen den Schichtwechseln haben wir genau eine Stunde Zeit. Wenig genug. Aber selbst wenn wir es in dieser Zeit nicht schaffen, ist das kein Beinbruch. Die Produktion findet ausschließlich in den oberen Stockwerken statt. Hier unten im Keller befinden sich nur die klimatisierte EDV-Anlage, das Siliciumlager und natürlich der Saferaum. Da sind wir ungestört. Wir müssen nur aufpassen, dass uns beim Verlassen des Geländes keiner entdeckt. Aber dafür haben wir ja die weißen Kittel mitgenommen. Wir fallen überhaupt nicht auf.“

„Warum ziehen wir die nicht gleich an?“

„Weil die Dinger uns unnötig behindern würden. Außerdem brauchen wir sie ja erst, wenn die nächste Schicht kommt. Also mach schon! Da vorne ist es.“

Sie schlichen an einem langen Raum vorbei. Durch die Fenster, die zum Gang führten, konnte man lange Reihen von Datenverarbeitungsanlagen erkennen. Einige der Magnetbandrollen drehten sich ruckweise. Eine unheimliche Lebendigkeit, denn niemand war da, der die Computer bediente.

Die Gangster hatten an dieser Nervenzentrale der International Electronics kein Interesse. Das galt dem unscheinbaren Nebenraum, der verschlossen war.

Meek Lewitt trat in Aktion. Er besaß einen Schlüssel für die Tür. Woher er ihn hatte, war sein Geheimnis. Evan Hazard hatte ihm einige Namen genannt. Ein Fehler, den er mit dem Leben bezahlen musste. Sekunden später standen sie dem Safe gegenüber. Sie atmeten tief durch. Gier stahl sich in ihre Augen. Besonders bei Lewitt und Bunker.

Gordon Steigers Hände zitterten ganz leicht. Dabei hatte er sich schon tausendmal diesen großen Augenblick vorgestellt und geglaubt, ihn völlig zu beherrschen.

„Das Werkzeug!“, verlangte er und streckte die Hand nach dem Sack aus.

Rocky Bunker zog verschiedene Instrumente heraus.

„Was soll der Quatsch?“, meckerte Gordon Steiger. „Gib schon den Sack her!“

Rocky Bunker gab ihm keine Antwort.

Meek Lewitt schlichtete den aufkeimenden Streit.

„Du bist für den Safe verantwortlich und Rocky für den Sack mit dem Werkzeug. Vergiss nicht, dass auch Dynamit drin ist. Willst du uns alle in die Luft jagen? Damit muss man behutsam umgehen.“

Steiger gab sich zufrieden. Er musste sich beeilen. Viel Zeit hatte er nicht mehr.

Zwölf Minuten arbeitete er schweigend und verbissen. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn, aber seine Hände waren jetzt ruhig. Nur innerlich war er erregt.

Als er sich aufrichtete und das wuchtige Rad drehte, hielten alle drei den Atem an. Dann lag der flache, schwarze Koffer vor ihnen. Was sich darin befand, wussten sie genau. Trotzdem überzeugte sich Meek Lewitt, dass sie wirklich die Million in den Händen hielten.

Er klappte den Koffer beinahe ehrfürchtig auf. Ein Kästchen, das aussah, als enthielte es einen wertvollen Diamantring, und eine Mappe mit technischen Dokumenten waren der ganze Inhalt. Lewitt klappte den Deckel wieder zu und zuckte misstrauisch herum.

„Was war das?“

Auch die anderen hatten ein Geräusch wahrgenommen.

„Es kam von nebenan“, zischte Rocky Bunker und kniff die Augen zu glitzernden Spalten zusammen.

„Sicher nur die Computer“, hoffte Gordon Steiger, der jetzt totenblass geworden war.

„Ich sehe lieber mal nach“, entschied Rocky Bunker und holte aus dem Sack eine Maschinenpistole.

Gordon Steigers Augen weiteten sich.

„Was ist das? Was hat er vor? Ihr Schufte! Ihr habt gesagt ...“

„Maul halten!“, fluchte Meek Lewitt. „Willst du, dass man uns hört? Das Ding ist doch gar nicht geladen. Wir haben es nur vorsichtshalber als Abschreckmittel mitgenommen.“

Er nahm den Aktenkoffer an sich, während Rocky Bunker sich eine Strumpfmaske über das Gesicht zog, in der es Öffnungen für Mund und Augen gab. Jetzt sah er noch unheilvoller aus.

Leise verließ er den Safe-Raum und bedeutete den anderen, dass der Gang frei sei. Sie folgten ihm.

Hinter den großen Fenstern klickerten noch immer die Computer. Vor einem der Kästen stand ein blonder Mann in einem weißen Kittel. Er wandte den Gangster den Rücken zu und beugte sich über einen Schaltplan. Neben ihm lagen eine Pinzette und ein winziger Lötkolben.

Rocky Bunker blieb stehen und legte die MPi an, während Meek Lewitt und Gordon Steiger vorwärts drängten. Sie prallten zusammen. Rocky Bunker stieß einen wütenden Fluch aus.

Der Ingenieur im Computerraum zuckte hoch und drehte sich um. Entgeistert starrte er die Gangster an und wich zurück, als wollte er hinter einem der Kästen Deckung suchen.

Rocky Bunker schoss erbarmungslos. Die Glasscheibe zwischen ihm und seinem Opfer splitterte. Sie hielt das tödliche Blei nicht auf. Die Hände des blonden Mannes krampften sich um das Blechgehäuse, vor dem er stand. Dann sackte er zusammen. Sein Blick blieb entsetzt und fassungslos.

„Ihr verfluchten Mörder!“, heulte Gordon Steiger auf. Er stieß Rocky Bunker beiseite und schnellte mit langen Sätzen wie ein gehetztes Wild an ihm vorbei.

„Das Aas haut ab“, kreischte Meek Lewitt. „Leg ihn um! Er weiß zu viel.“

Rocky Bunker riss erneut die Waffe hoch und schwenkte sie herum. Der Feuerstoß erreichte den Flüchtenden nicht mehr. Er hatte die Treppe bereits hinter sich gebracht.

„Bloß weg hier!“, schrie Lewitt und presste den Koffer an sich. „Wir müssen Steiger schnappen. Der bringt es fertig und verpfeift uns. Außerdem weiß er genau, wie die Übergabe vonstattengehen soll. Der verdammte Chip nützt uns nichts. Erst wenn wir das Geld haben, können wir uns absetzen.“

Rocky Bunker jagte los. Er hastete die Treppe hinauf und lauschte auf die sich entfernenden Schritte. In diese Richtung folgte er Gordon Steiger, dessen Schicksal in diesem Augenblick besiegelt war.