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Mary Carroll schreckte auf. Sie hatte einen leichten Schlaf. Besonders, wenn sie allein im Haus war. Dann störte sie jedes ungewohnte Geräusch. Ein Auto zu so früher Stunde war ungewohnt. Da konnte sich doch nur jemand verfahren haben.

Die junge Frau mit den zerzausten Haaren seufzte und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ein Blick auf ihren Wecker sagte ihr, dass sie getrost aufstehen konnte, wenn sie schon einmal wach war. Schlafen konnte sie ohnehin nicht mehr. Sie hatte genug zu tun. Da war die Arbeit an der Nähmaschine, mit der sie etwas zum Lebensunterhalt beitrug, und den Haushalt musste sie auch versorgen. Dazu kam noch der kleine Garten. Dabei machte sie sich überhaupt nichts aus Gartenarbeit. Doch danach fragte ihr Vater nicht. Er kam nur jedes zweite Wochenende heim, weil er in Providence für eine Baufirma arbeitete. Ihre Mutter war seit sechs Jahren tot.

Wie oft hatte Mary schon den Wunsch geäußert, in die Stadt zu ziehen, doch ihr Vater hatte das stets mit dem Hinweis abgelehnt, dass er niemals das hübsche Häuschen verkaufen würde.

Hübsches Häuschen! Sie konnte ja ruhig in der Einsamkeit versauern. Wer wohnte hier schon noch? Die Millers auf der anderen Seite des Waldes, die Silverstones, die aber auch demnächst wegziehen wollten, und die Harringtons drüben am Bach. Denen gehörte das große Maisfeld.

Immer wieder hatte sie sich gefragt, wie sie hier jemals einen Mann fürs Leben kennenlernen sollte. Immerhin wurde sie im Winter dreiundzwanzig. Da machte man sich seine Gedanken.

Mary Carroll trat seufzend ans Fenster. Sie sah gerade noch, wie ein Auto in einer Senke verschwand. Vielleicht hatte es ausgerechnet dieser fantastisch aussehende Mann gesteuert, von dem sie manchmal träumte. Warum war er nicht ausgestiegen und hatte an ihre Tür geklopft?

Ach was! Das waren Märchen, die sich für sie doch nicht erfüllten. Es kam kein Prinz, um sie von hier wegzuholen. Dabei hätte sie ihn auch ein paar Nummern kleiner als in ihren Träumen akzeptiert.

Mary Carroll ging ins Badezimmer, um ihre Morgentoilette zu erledigen. Anschließend setzte sie sich im Wohnzimmer an die Nähmaschine und begann mit ihrer Arbeit. Lange hielt sie es nicht aus. Sie schob den Stuhl zurück und erhob sich. Trotzig stampfte sie mit dem Fuß auf. War sie ein Kuli? Sie wollte leben und nicht in dieser Einöde versauern. Hier passierte das ganze Jahr über nichts.

Unzufrieden ging sie in die Küche, um sich einen Joghurt zu holen. Sie öffnete den Kühlschrank und bückte sich. Sollte sie lieber Heidelbeere oder Kirsche nehmen?

Ein Geräusch ließ sie erstarren. Es war genau hinter ihr. Ihre Hand blieb mit geöffneten Fingern vor dem Joghurtbecher hängen.

„Erschrecken Sie nicht, und verhalten Sie sich ganz ruhig!“, befahl eine heisere Männerstimme hinter ihr. „Wenn Sie meine Anordnungen befolgen, passiert Ihnen nichts.“

Das konnte doch nicht wahr sein, dachte Mary. Ein Einbrecher, und das ausgerechnet bei ihr? So wörtlich hätte das Schicksal ihre Beschwerde auch nicht zu nehmen brauchen. Auf solche Abwechslung konnte sie verzichten.

„Erschrocken bin ich schon“, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme möglichst mutig klang. „Und Sie werden auch gleich erschrecken, wenn mein Vater heimkommt.“

Er würde sich zwar erst wieder in einer guten Woche hier blicken lassen, aber das konnte der Eindringling schließlich nicht wissen. Vielleicht gab er sein Vorhaben auf.

„Drehen Sie sich um! Aber ganz langsam.“

Mary Carroll gehorchte. Sie hatte einen abstoßenden Gangster erwartet und war überrascht, als sie den verstörten Burschen sah. Der hatte ja fast mehr Angst als sie. Als sie auf ihn zugehen wollte, griff er nach dem Küchenmesser, das neben ihm auf dem Tisch lag.

„Zwingen Sie mich nicht, Ihnen wehzutun, Miss.“

„Was wollen Sie? Ich habe kein Geld im Haus. Mein Vater kommt erst nächstes ...“ Sie brach ab. Himmel! Jetzt hatte sie sich doch verraten.

Der Mann grinste begreifend.

„Das ist ja großartig. Wir sind also ungestört.“

„Aber ich sagte Ihnen doch ...“

„Ich will kein Geld.“ Er warf einen Blick aus dem Fenster. Vom Maisfeld her tauchte wieder der Wagen auf. Zwei Männer saßen darin und hielten nach allen Seiten Ausschau. Das Gesicht des Eindringlings nahm jetzt einen gehetzten Ausdruck an.

„Sie müssen mich verstecken“, sagte er angsterfüllt.

Mary Carroll begriff.

„Vor denen? Wer ist das? Polizei? Was haben Sie angestellt?“

„Etwas Idiotisches. Aber was die beiden da draußen vorhaben, ist noch schlimmer. Wenn die mich erwischen, legen sie mich um.“

Die Frau stieß einen kleinen Schrei aus und presste die Hand auf ihren Mund.

„Gibt es hier einen Keller?“

„Sie werden Sie hier finden“, versicherte Mary Carroll. „Bei mir können Sie nicht bleiben.“

„Ich muss. Sonst bin ich verloren.“

Die Frau starrte auf das Messer und sagte leise: „Legen Sie es weg! Ich tue, was Sie von mir verlangen.“

Gordon Steiger gehorchte nicht. Seine Hand krampfte sich um den Messergriff, aber er benutzte die Waffe nicht.

„Helfen Sie mir!“, bat er jetzt fast kläglich.

„Kommen Sie!“ Mary Carroll ging an ihm vorbei durch die Tür. Sie sah, dass die Männer draußen schon den halben Weg zum Haus zurückgelegt hatten.

Sie führte den Mann durch einen Gang und öffnete eine niedrige Tür.

„Hier können Sie bleiben, bis die Männer wieder fort sind“, sagte sie. „Etwas Besseres kann ich Ihnen nicht bieten.“

Hinter der Tür befand sich eine kleine Kammer, in der mehrere Kartons und Stoffballen aufgestapelt waren. Ein kleiner Lagerraum also. Viele Versteckmöglichkeiten gab es nicht.

„Danke“, murmelte er. „Haben Sie ein Telefon hier?“ Mary Carroll nickte. Gordon Steiger gab ihr einen zerknitterten Zettel. „Rufen Sie bitte diese Nummer in New York City an! Sie gehört einem Privatdetektiv. Vielleicht ist er bereit, mich hier herauszuholen. Wollen Sie das für mich tun?“

Die Frau sah ihn zweifelnd an.

„Um diese Zeit? Da hat doch noch kein Detektivbüro geöffnet.“

„Soviel ich weiß, ist der Mann privat unter derselben Nummer zu erreichen. Beschwören Sie ihn herzukommen. Wenn er mich im Stich lässt ...“

Draußen wurde jetzt gegen die Haustür gehämmert. Mary Carroll und Gordon Steiger fuhren zusammen.

„Das sind sie“, hauchte Mary Carroll. „Ob sie Sie gesehen haben, wie Sie ins Haus gegangen sind?“

„Ausgeschlossen!“

„Am besten, ich mache einfach nicht auf.“

„Dann wenden sie Gewalt an. Sie haben die Vorhänge zurückgezogen, also können die Kerle sich denken, dass jemand zu Hause ist und auch nicht mehr schläft.“

Das Pochen wurde ungeduldiger. Mary Carroll ging, um die Haustür zu öffnen. Die beiden Burschen, die draußen standen, jagten ihr Schauer über den Rücken.

„Wir suchen einen Mann“, sagte der Blasse. „Gordon Steiger heißt er. Übler Halunke. Mit Vorliebe vergreift er sich an hübschen Frauen. Haben Sie ihn gesehen? Er muss hier vorbeigekommen sein.“

„Tut mir leid, ich bin eben erst aufgestanden und habe noch nicht aus dem Fenster gesehen. Vielleicht fragen Sie einmal drüben bei den Millers. Ist er wirklich gefährlich?“

„Und wie. Den sucht die Polizei wie eine Stecknadel.“

„Danke für die Warnung. Ich werde vorsichtshalber den Riegel vorlegen.“

Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, schloss Mary Carroll die Tür und verriegelte sie. Sie wartete, bis die Männer sich entfernten, und beobachtete noch, dass sie nach kurzer Zeit stehenblieben, sich umwandten und die Köpfe schüttelten. Dann stiegen sie in ihren Wagen und fuhren weiter. Mary hastete zum Telefon und wählte die Nummer, die auf dem Zettel stand.

Es meldete sich aber kein Detektiv, sondern die Stimme einer Frau auf einem automatischen Anrufbeantworter. Dieser Reiniger war also nicht zu Hause. Mary wollte erst wieder auflegen, überlegte es sich dann aber und schilderte hastig, von wo aus sie anrief und wer sie darum gebeten hatte.

Als sie zu ihrem unerwarteten Besucher zurückkehrte, von dem sie nun wusste, wie er hieß, teilte sie ihm mit, dass sie den Detektiv nicht erreicht hatte.

Gordon Steiger wurde blass.

„Nicht zu Hause? Auch das noch. Er war meine letzte Hoffnung. Die beiden kommen bestimmt wieder. Sie wissen, dass ich mich nur in einem der wenigen Häuser versteckt haben kann.“

„Ich habe eine Nachricht hinterlassen“, sagte Mary Carroll. „Auf einem Anrufbeantworter. Mister Reiniger wird das Band bestimmt abhören, sobald er nach Hause kommt.“

Der Mann lachte wild auf.

„Wenn er nach Hause kommt? Haben Sie eine Ahnung, wie lange das dauern kann? Dieser Detektiv soll bemerkenswert hartnäckig sein. Wenn der sich auf eine Fährte setzt, ist er vielleicht tagelang unterwegs. Bis dahin haben mich die zwei längst aufgespürt.“

„Sagen Sie mir eins: Haben Sie einen Menschen getötet?“

Der Verzweifelte schüttelte heftig den Kopf.

„Ich bin kein Mörder. Einer von den beiden hat einen Mann erschossen. Ich war Zeuge. Nun wollen sie mich zum Schweigen bringen.“

„Ich glaube Ihnen. Aber was sollte ich auch sonst tun? Wäre es nicht das Beste, die Polizei zu verständigen?“

„Keine Polizei!“, begehrte Gordon Steiger auf.

Irgendwo klirrte eine Fensterscheibe.

„Das sind sie“, stöhnte Steiger. „Ich habe es gewusst. Die lassen sich kein Märchen erzählen. Jetzt ist es aus.“

„Überlassen Sie das mir, Gordon! Zur Not können Sie immer noch durchs Fenster steigen. Verschließen Sie die Kammer von innen und ziehen Sie den Schlüssel ab!“

Mary Carroll eilte nach vorn und setzte sich an ihre Nähmaschine. Kaum ließ sie die Nadel rattern, als hinter ihr die Tür aufflog und ein Mann brüllte: „Wo ist er, du falsches Luder?“

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