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Was ist Inquiry?

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Was meinen wir, wenn wir den Begriff „Inquiry“ benutzen? Inquiry bedeutet Untersuchung, Erforschung, aber vor allem bedeutet Inquiry, daß man etwas herausfinden möchte. Inquiry bedeutet, Fragen zu stellen und in Frage zu stellen: „Was ist das hier? Warum ist das so? Was passiert? Wo geht es hin?“

Was ist eine Frage? Wenn man wirklich in eine Frage eindringt, was findet man in ihrem Herz, in ihrem Kern? Das Herz einer Frage ist offensichtlich ein Nichtwissen. Wenn man eine Frage stellt, erkennt man an, daß es etwas gibt, was man nicht weiß. Eine Frage ist aber nicht nur ein Nichtwissen, denn Nichtwissen bedeutet an sich nicht unbedingt, daß es eine Frage gibt. Es ist möglich, nicht zu wissen und keine Frage zu stellen. Eine Frage hat ein Nichtwissen in sich, aber das Nichtwissen ist ein wissendes Nichtwissen. Man kann keine Frage stellen, wenn man nicht weiß, daß man nichts weiß. Aber es ist nicht nur so, daß man weiß, daß man nichts weiß; man weiß auch etwas über das, was man nicht weiß. Sonst kann man keine Frage danach stellen. In dem Moment, in dem man eine Frage über irgend etwas stellt, erkennt man an, daß man nicht weiß und daß man auch ein Gefühl davon hat, was man nicht weiß.

Also stellt sich die Frage von einer Stelle aus, an der es ein Wissen (knowing) von einem Nichtwissen (unknowing) gibt und dazu ein Wissen eines möglichen Wissens, und dieses mögliche Wissen durchdringt irgendwie das eigene Bewußtsein auf eine Weise, die als eine Frage in Erscheinung tritt.

Es ist so, als würde einen etwas von innen her kitzeln und sagen: „Schau her, hier ist etwas.“ Dieser Geschmack von Nichtwissen, von einem wissenden Nichtwissen, ist die Weise, wie die Entfaltung sich meldet. Etwas taucht auf. Sein (Being) bricht auf und bietet eine seiner Möglichkeiten an, und diese Möglichkeit nähert sich dem wissenden Bewußtsein. Aber es nähert sich ihm mit etwas, was man bisher noch nicht gekannt oder gewußt hat. Diese neue Möglichkeit berührt einen irgendwo im eigenen Herzen. Und Berührung bewegt einen dazu, eine Frage zu stellen. Wenn es einen nicht berührt hätte, würde man die Frage nicht stellen. Man würde einfach nicht wissen und nicht wissen, daß man nicht weiß. Inquiry bedeutet also wissendes Nichtwissen, und das ist der Ausdruck der Entfaltung, des kreativen Dynamismus des Seins. Und dieser Dynamismus des Seins ist eine kontinuierliche, spontane Entfaltung.

Wir sehen hier, wie Inquiry und Dynamismus wechselseitig eng miteinander in Beziehung stehen. In einem gewissen tiefen Sinne ist Inquiry der Ausdruck des Dynamismus, der Ausdruck von Entfaltung. In dem Moment, in dem die Erfahrung statisch ist, ist der Dynamismus nicht kreativ und es gibt kein Fragen. Häufig leben wir unser Leben im gleichen Trott, ohne es je in Frage zu stellen. Man ist uninteressiert, man ist nicht neugierig, man hat keinen Grund nachzufragen. Was bedeutet das? Es bedeutet, daß unser Erleben und unsere Erfahrung so statisch sind, daß sich nichts bewegt.

In dem Moment, in dem es eine Inquiry gibt, wissen wir, daß die Entfaltung wieder in Gang ist. Etwas Neues taucht auf, und man fragt sich plötzlich, was es ist. Oder man fängt an, das Alte und Vertraute auf eine neue Weise zu sehen. „Wie kommt es, daß ich in so einem Trott lebe?“ Wie auch immer das Neue erscheint, der Dynamismus muß etwas anbieten, damit die Inquiry beginnen kann. Wie wir sehen, ist das Fragen, das das Wesen von Inquiry ist, also eigentlich ein Ausdruck oder eine Widerspiegelung des Dynamismus.

Inquiry ist im Grunde eine Herausforderung für das, was wir zu wissen glauben, und stellt es in Frage. Gewöhnlich glauben wir zu wissen, wer wir sind, was wir sind, was wir tun werden, worum es im Leben geht und was geschehen sollte. Inquiry bedeutet, alles das in Frage zu stellen. Wissen wir das alles wirklich?

Durch Inquiry lernt man, durch sein Nichtwissen hindurch zu navigieren. Aufgrund der Entfaltung seines eigenen Dynamismus wird man herausfinden, wohin man geht: „Wohin bringt er mich? Werde ich Mönch? Werde ich Haushaltsvorstand? Werde ich Computerspezialist, Soldat, Lehrer, Geliebter, Ehemann oder Ehefrau?“

Je offener das Ende einer Inquiry ist, um so mehr wird ihre Kraft frei. Diese Kraft ist die Kraft des Dynamismus von Sein selbst. Das ist ganz anders, als wenn man Inquiry auf die eingeschränkte und begrenzte Weise verwendet, die auf ein bestimmtes Ergebnis hin orientiert ist und die von einer Idee, die man im Kopf hat, oder von etwas, was man selbst oder jemand anders schon weiß, bestimmt ist. Wenn ich sage, daß das Ende einer Inquiry offen sein muß, dann meine ich damit nicht, daß man niemals eine bestimmte Perspektive einnehmen sollte. Sondern unabhängig davon, welche Perspektive man einnimmt, kann sich Inquiry daran machen, sie zu öffnen und das, was man erforscht, zu enthüllen. Und wenn man eine bestimmte Betrachtungsweise der Dinge untersucht, merkt man vielleicht: „Diese Perspektive ist gut für dies hier, aber nicht gut für jenes.“

Wir besprechen Inquiry auf eine sehr allgemeine Weise und legen damit die Grundlage dafür, diesen faszinierenden Teil unserer Arbeit ausführlicher anzuschauen. Aber in dem Augenblick, in dem man anfängt, Inquiry zu verstehen, vergißt man, daß sie Arbeit ist. Inquiry bringt eine Liebe und eine Freude mit sich, sie bringt gerade den Dynamismus des Seins dazu, der für die Transformation gebraucht wird.

Der Weg der Inquiry ist der Weg wahrer Freiheit. Wenn unsere Inquiry lebendig ist und sich entfaltet, sind wir frei – unser Denken ist frei, unsere Herzen sind frei. Unsere Seelen sind frei, sich zu entfalten, und unser Sein ist frei, um spontan zu manifestieren, was es von Natur aus manifestiert.

Forschungsreise ins innere Universum

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