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Offenheit des Denkens

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Die Methode der Inquiry ist eine Untersuchung und Erforschung der Realität in der persönlichen Erfahrung im Moment. Diese Erforschung benutzt das Denken (mind) – das nicht nur unsere intellektuelle Fähigkeit, sondern auch alles aus unserer Vergangenheit angesammelte Wissen umfaßt –, und doch sind wir zugleich vom Denken frei. Der Vorteil der Inquiry, verglichen mit vielen anderen Methoden – die auch ihre Vor- und Nachteile haben –, besteht darin, daß Inquiry das Wissen, das wir schon haben, nutzen kann. Wir müssen nicht jedes Mal das Rad neu erfinden, wenn wir eine Inquiry machen. Es muß da aber eine Freiheit von diesem gewöhnlichen Wissen geben, denn wenn wir nicht frei von ihm sind, werden wir keine Fragen stellen. Wir denken dann, daß wir schon wissen.

Das Fragen in der Inquiry muß also intelligent sein, es muß die Offenheit wahrer Natur verkörpern, die alles nutzen kann, was wir wissen. Sie wissen zum Beispiel, daß Sie ein Unbewußtes haben. Sie brauchen das nicht bei jeder Inquiry neu zu entdecken. Wenn Sie also eine Erfahrung machen und etwas darin sehen, kann die Tatsache, daß Sie wissen, daß Sie ein Unbewußtes haben, Sie also vermuten lassen, daß mehr an dem sein könnte, was Sie sehen. Wenn Sie sagen: „Wir wollen das Wissen des Denkens überhaupt nicht benutzen“, und dann zu betrachten beginnen, was in der Erfahrung da ist, dann müssen Sie vielleicht einen langen Prozeß durchmachen, bevor Sie bemerken, daß es eine psychodynamische Ursache für das gibt, was in Ihrer Erfahrung auftaucht. Aber die Tatsache, daß Sie wissen, daß es ein Unbewußtes und daß es Psychodynamik gibt, öffnet die Inquiry auf eine völlig neue Weise.

Zugleich müssen wir vom Denken frei sein, denn in dem Moment, da wir etwas sehen, denken wir, daß wir es kennen. Das ist die Tendenz des normalen Denkens. Die Inquiry benutzt das Denken auch zur Formulierung von Fragen, für Analyse und Synthese und beim Gebrauch seiner verschiedenen Fähigkeiten, wie des Gedächtnisses und der Fähigkeit, Dinge zueinander in Beziehung zu setzen. Das Ziel von Inquiry ist aber nicht, zu Schlußfolgerungen zu gelangen, sondern das Forschen und den Nervenkitzel des Entdeckens zu genießen. Dieses Entdecken ist die Entfaltung der Seele und drückt die Liebe der Seele zur Wahrheit und zur Realität aus, und diese ist wiederum der Ausdruck der Liebe des Seins dazu, sich selbst zu offenbaren oder zu enthüllen.

Zu Offenheit gehört Offenheit gegenüber dem Denken und seinem angesammelten Wissen, aber auch dafür, daß Denken unrecht haben oder unvollständig sein kann. Ferner gibt es Offenheit dafür, über das Denken und sein gewöhnliches Wissen hinauszugehen. Offenheit der Inquiry bedeutet auch, daß wir Wissen und Einsichten, zu denen wir gelangen, welche auch immer das sein mögen, nicht nur einpacken und ins Regal stellen. In dem Moment, in dem man das macht, verschließt man den Weg der Inquiry. Keine Einsicht ist eine endgültige Einsicht. In dem Augenblick, in dem man glaubt, man sei zu einer endgültigen Einsicht gelangt, weiß man, daß man feststeckt. Gurdjieff nannte jemanden, der diesen Standpunkt einnimmt, Hasnamous, das heißt ein kristallisiertes Ego. Man kann sein Ego um überaus göttliche Ideen herum kristallisieren. In dem Moment, in dem man die Realität kennt und dann glaubt, dieses Wissen sei endgültig, hört die Inquiry auf, der Dynamismus kommt zum Stillstand und das Alte wiederholt sich. Aber wenn unser Verstand immer offen bleibt, hat die Enthüllung nie ein Ende. Dann haben wir einfach Spaß. Wir haben einfach Freude an der Reise an sich als einem Abenteuer der Entdeckung.

Wie gesagt ist Offenheit eine der Hauptmöglichkeiten, wie wir das unserer Natur innewohnende Mysterium, die Essenz wahrer Natur erfahren. Die freie, weite, unbegrenzte, unbelastete Leichtigkeit unseres Wesens erscheint in der Erfahrung der Seele als eine Offenheit. Die Erfahrung ist buchstäblich eine Leichtigkeit, eine Weite, eine Freiheit, aber psychologisch ist sie Offenheit. Buchstäblich, phänomenologisch, ist die Erfahrung wie Raum, psychologisch ist sie Offenheit für Möglichkeiten. Offenheit bedeutet also eine Empfänglichkeit für Erfahrung – was immer sich anbietet, was immer in unser Bewußtsein aufsteigt. Wir sagen nicht, daß wir dies erfahren wollen und jenes nicht; was immer erscheint, ist willkommen und wird zugelassen.

Offenheit impliziert auch, daß dieses Willkommen so vollständig ist, daß wir bereit sind, exakt und präzise zu erfahren, was immer geschieht. Denn wenn wir nur daran interessiert sind, es undeutlich zu erfahren, dann sind wir nicht daran interessiert, es genau so zu sehen, wie es ist. Offenheit impliziert daher ein Interesse an Präzision, als einem Aspekt eines vollkommenen Willkommens, denn die Vollständigkeit impliziert Präzision, Exaktheit und Genauigkeit. Daher ist die Offenheit wirklich eine Einladung das, was auftaucht, in seiner Vollständigkeit, Präzision und Totalität zu erfahren.

Offenheit charakterisiert auch das Feld, das für das empfänglich ist, was auftaucht. Das bedeutet, daß das Erfahrungsfeld selbst, unser Bewußtsein, keinen festgelegten oder vorgefaßten Standpunkt hat. Es gibt keine Einstellung einer Vorliebe für etwas, keine Einstellung des Vergleichens, keine Einstellung des Beurteilens. Es sagt nicht, daß etwas gut oder schlecht ist, es sagt nicht, daß es so oder anders sein sollte. Offenheit impliziert, daß wir von einem Ort kommen, der interesselos ist, in dem Sinn, daß er kein selbstbezogenes Interesse hat und daß er nichts für sich selbst will. Er liebt es einfach, das zu betrachten, was auftaucht. Er ist sehr daran interessiert zu erkennen und darauf verpflichtet, auf intime Weise zu erfahren, was in unserem Bewußtsein auftaucht, aber er ist in dem Sinn interesselos, als er nicht zum Ziel hat, interessiert zu sein. Mit anderen Worten, die Offenheit unseres Bewußtseins hat keine Präferenz für das, was auftaucht, sondern ist einfach an der Wahrheit dessen interessiert, was auftaucht, was es auch sei.

Diese Interesselosigkeit, dieses Fehlen eines festgelegten Standpunktes, ist für die Inquiry notwendig, sonst haben wir eine voreingenommene Haltung, und diese Haltung schränkt unsere Offenheit ein. Die Einschränkung unserer Offenheit wird unsere Fähigkeit dämpfen und begrenzen, das, was auftaucht, in seiner Fülle und in seiner Genauigkeit zu sehen. Je mehr Offenheit da ist, um so kraftvoller und wirksamer die Inquiry.

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