Читать книгу Forschungsreise ins innere Universum - А. Х. Алмаас - Страница 19

Offene Inquiry

Оглавление

Inquiry beginnt damit, daß wir unsere gegenwärtige Erfahrung anschauen, aber es ist ein Schauen, das Offenheit verkörpern muß. Anstatt unsere wahrgenommene Unterscheidung als endgültig zu betrachten, sagt die Inquiry: „Ich weiß, was ich sehe, aber ich gebe zu, daß ich nicht weiß, ob das, was ich sehe, alles ist.“ Man kann nicht beginnen, eine Wahrnehmung zu untersuchen, wenn man denkt, man wüßte schon alles, was es darüber zu wissen gibt. In dem Moment, in dem man denkt, man wüßte das, verschließt sich die Tür zur Inquiry. Inquiry beginnt also von einem Nichtwissen (not-knowing) aus, sie beginnt dabei, daß man etwas in sich erkennt und beobachtet, was man nicht versteht. Dieser Mangel an Begreifen ist keine Resignation vor der Unwissenheit, sondern eine Anerkennung von Unwissenheit, die eine Offenheit dafür impliziert, zu wissen, zu verstehen und herauszufinden, was in unserer unmittelbaren Erfahrung vor sich geht.

Diese Offenheit in der Inquiry spiegelt die Offenheit wahrer Natur. Ohne diese Offenheit, die ein grundlegendes Merkmal wahrer Natur ist, funktioniert Inquiry nicht. Der Kern der Inquiry muß eine Offenheit für das sein, was in der Erfahrung da ist, für das, was man von dieser Erfahrung weiß und was man nicht weiß. Es ist Offenheit dafür, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, Offenheit dafür, daß sie sich verändern, und dafür, daß die Veränderung mehr von dem zum Vorschein bringt, was da ist. Offenheit bedeutet, daß man nicht im: „Ich weiß es, und dabei bleibt es“ steckenbleibt. Offenheit bedeutet, daß kein Wissen endgültiges Wissen ist. Inquiry ist für das Wissen dieses Augenblicks offen, aber sie ist auch dafür offen, daß der nächste Moment zu einem vollkommen neuen und anderen Wissen führt.

Offenheit bedeutet, daß es keine Fixierung, keine Verhärtung, kein Sichverschließen gibt. Sie ist der Ausdruck einer Weite im Denken, einer Weite und Bewußtheit in der Fähigkeit zu wissen.

Diese offene Haltung der Inquiry ist das Mittel dafür, nicht nur den Dynamismus des Seins anzusprechen, sondern auch die Weite, die die grenzenlose Potentialität unserer wahren Natur ist. Letztlich ist sie ein direkter Ausdruck der Wahrheit, daß wahre Natur letztlich ein Mysterium ist. Die absolute Offenheit wahrer Natur bedeutet, daß man sie nie vollständig kennen oder wissen kann, daß man die Inquiry, die sie zum Gegenstand hat, nie als erledigt ansehen kann. Man kann die Inquiry nie zum Abschluß bringen, weil sie abzuschließen bedeuten würde, die Entfaltung, den Dynamismus zu beenden – und der Dynamismus läßt sich nicht beenden. Warum? Weil wahre Natur in ihren Möglichkeiten unendlich ist, und sie ist deshalb in ihren Möglichkeiten unendlich, weil sie das absolute Mysterium ist.

Die Sufis zitieren oft das Hadith, das heißt die Offenbarung außerhalb des Korans, in dem Gott sagt: „Ich war ein verborgener Schatz, ich liebte es, gekannt zu sein, deshalb schuf ich alles.“ Gott will seine Natur, sein Wesen, seine Möglichkeiten, seine Manifestationen kennen und wissen. Diese Liebe, diese Sehnsucht danach, sich selbst zu wissen, erscheint in uns als die Liebe dazu, etwas zu erforschen. Sie erscheint in der Seele als die Liebe dazu, sich selbst zu wissen und zu kennen. Liebe motiviert die Inquiry, denn diese ist nicht nur Offenheit für das, was die Wahrnehmung anbietet, sondern auch eine Liebe dazu, herauszufinden, was wirklich da ist. Wenn man sagt: „Ich bin offen für das, was da ist“, ist man noch nicht dynamisch. Es ist die Liebe, die den Dynamismus mit sich bringt: „Ja, ich bin nicht nur offen dafür, etwas einfach nur zu sehen, ich werde mich hierbei auch engagieren. Ich werde mit Händen und Füßen mitten in die Erfahrung hineinspringen und graben, weil ich es liebe, etwas herauszufinden.“

Deshalb ist eine Möglichkeit, die Situation zu verstehen, die, daß Gottes Liebe dazu, die göttliche Manifestation zu enthüllen, in uns als Liebe zur Wahrheit erscheint. Diese zwei „Lieben“ sind ein und dasselbe, denn letztlich gibt es nur eine einzige ungeteilte Realität. Wir brauchen die Sufis nicht wörtlich zu nehmen, das heißt, wir brauchen nicht an einen Gott zu glauben, der liebt und etwas will. Wenn wir die wahre Natur klar sehen, dann sehen wir ihre dynamische Kraft als eine Liebe, die manifestiert; alles entsteht aus Liebe und als Feier. Wenn wir diese Liebe in begrenzter Form als Liebe der Seele erfahren, erfahren wir sie als die Liebe dazu, tiefer einzudringen, um die Manifestation, die Erscheinung, vollständiger zu sehen.

Das macht uns klar, worin die eigentliche Aufgabe besteht. Man arbeitet nicht an sich, um erleuchtet zu werden. Man arbeitet an sich, damit Gott tun kann, was er tun will, tun möchte, nämlich sich offenbaren. Unsere Freude daran, Realität zu untersuchen, ist also ein Abenteuer des Bewußtseins, und das ist die menschliche Teilnahme an Gottes Freude an seiner Selbstoffenbarung. Viele mißverstehen oft, wie der Diamond Approach die Inquiry betrachtet, und halten sie für eine Weise, ihre Probleme zu lösen. Aber wir tun die innere Arbeit, weil sie eine Arbeit aus Liebe, eine Liebesmühe, eine Leidenschaft, eine Feier ist. Wir arbeiten an persönlichen Themen, weil wir an ihnen arbeiten müssen, um in der Lage zu sein, mit dieser Untersuchung fortzufahren, nicht weil wir unsere persönlichen Probleme loswerden wollen.

Forschungsreise ins innere Universum

Подняться наверх