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Kapitel 1

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Ich schloss die Tür auf und begrüßte lauthals den leeren Flur. Einen Moment blieb es still, dann kam eine Antwort aus dem Wohnzimmer.

„Hallo Victoria. Dein Essen steht auf der Anrichte, du kannst es dir warm machen, wir haben schon gegessen“, begrüßte mich meine Mutter Helen. Ausnahmsweise hörte man ihren schottischen Akzent kaum, also musste sie sich sehr auf etwas konzentrieren.

Ich zog zunächst die schwarzen Pumps aus, in die ich mich gequält hatte. Ich hasste diese Schuhe, denn sie drückten und kniffen die ganze Zeit, doch leider gab es eine Kleiderordnung bei den Vorträgen. Ich schlurfte auf der Nylonstrumpfhose in die Küche und schob den Nudelauflauf in die Mikrowelle.

Während mein Essen warm wurde, warf ich einen Blick ins Wohnzimmer und sah, was meine Mutter so beschäftigte. Sie ließ unseren Film laufen und betrachtete interessiert unsere Erkenntnisse. Die Dokumentation zeigte die Folgen der Ölverschmutzung der Meere für die Fische. Ich war im Vorsitz einer Umweltschutzorganisation, der wir den Namen Pan gegeben hatten, nach dem griechischen Naturgott. Gerade eben hatte ich unseren neuen Film vorgestellt und dazu ergänzende Fakten genannt. Deshalb auch die verfluchten Pumps, aber was tat man nicht alles für die Tiere.

In der Küche piepste die Mikrowelle und ich riss mich von dem Anblick der tot angespülten Fische los, um meinen knurrenden Magen zu besänftigen. Dabei wäre ich fast in meinen Vater hineingelaufen, der plötzlich hinter mir im Flur stand.

„Hi Dad“, begrüßte ich ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich an ihm vorbei in die Küche drückte. Er folgte mir und setzte sich zu mir an den Tisch.

„Und wie war eure Vorstellung? Hat sie die Menschen erreicht?“, erkundigte er sich.

Ich sah kurz auf, bevor ich weiteraß. „Die wenigen Leute, die sich von ihren bequemen Sesseln lösen konnten, um uns zuzuhören, wirkten zwar allesamt sehr schockiert und mitgenommen, doch es würde mich wundern, wenn auch nur einer davon etwas tun würde. Manchmal verliere ich wirklich den Glauben an die Wirksamkeit unserer Sache“, erklärte ich zwischen zwei Bissen.

„Ja, es ist schwer, Menschen aus ihrer Blase der Bequemlichkeit herauszulocken, aber ich denke, mit diesem Film könnt ihr einiges erreichen, er ist wirklich gut geworden. Es hat mich gewundert, dass Elisabeth praktisch alles allein erzählt hat, ich dachte, sie sei nur für den Schnitt des Films verantwortlich?“

Meine Miene verfinsterte sich schlagartig, als die Sprache auf Elisabeth kam. „Sie hat sämtliche Texte nachgesprochen und dann diese Version für den Film genommen. Sie muss sich schließlich ordentlich in Szene setzen ... Dabei ist sie nicht einmal im Vorstand. Das wird noch Folgen haben, da kannst du sicher sein! Du glaubst nicht, wie schwer es mir gefallen ist, mir nichts anmerken zu lassen, als ich vorhin vor ungefähr 60 Leuten feststellen musste, was sie gemacht hat. Und wenn die Leute dann nach vorne kamen, um mit uns zu reden, dann war die Ansprechpartnerin natürlich immer Elisabeth.“

Mein Vater drückte mir beruhigend den Arm.

„Stefan, komm und sieh dir das an!“, rief da meine Mutter aus dem Wohnzimmer und mein Vater erhob sich schmunzelnd.

„Schatz, ich habe den Film doch schon gesehen“, rief er, während er sich zu ihr gesellte.

Immer noch wütend verdrückte ich den Rest des Auflaufs und ging nach oben in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich fühlte mich sofort besser, als ich aus dem engen Kostüm rauskam und wieder in Jeans und T-Shirt steckte. Allerdings ging ich danach nicht sofort wieder runter, sondern nahm aus meiner Tasche das Formular, das mich schon die ganze Zeit beschäftigte. Es beinhaltete Informationen und die Anmeldung für eine Reise in den Westen Irlands. Anmeldeschluss war morgen.

Die Reise war für den gesamten Vorstand von Pan organisiert worden, als Dankeschön für unser Engagement bei der Produktion des Films. Ziel war eine kleine Feriensiedlung in einer Kleinstadt namens Grettersane – ein Name, der meinen Eltern Bauchschmerzen bereiten würde. Alles hing mit meiner älteren Schwester Vetana zusammen. Vor vier Jahren war sie in einem Wald bei Grettersane verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Ein halbes Jahr später war sie für tot erklärt worden.

Mein Blick fiel auf ein Bild, das uns beide als Kinder zeigte. Wie ich hatte sie hellbraune Haare gehabt, doch ihre waren ganz glatt gewesen, während meine sich wild und unsymmetrisch wellten. Sie trug auf dem Bild ihr sonnenblumengelbes Sommerkleid und hatte ihren Arm um meine schmalen Schultern gelegt. Das Bild war vor zehn Jahren entstanden, zu einer Zeit, in der ich sie über alle Maßen vergöttert hatte, wie man an meinem bewundernden Blick auf dem Bild erkannte. Noch heute bewunderte ich sie, auch wenn ich sie dafür verfluchte, dass sie nicht zurückgekehrt war. Für die Traurigkeit, die seitdem immer in den Augen meiner Eltern nistete und die mich immerwährend umfangen hielt, selbst wenn ich inzwischen viel besser damit umgehen konnte.

Vier Jahre waren vergangen – Jahre, in denen ich alles gegeben hatte, um meine Eltern stolz zu machen und in die Fußstapfen meiner Schwester zu treten – und noch immer quälten mich Albträume. Jede verfluchte Nacht befand ich mich in einem Wald und suchte nach meiner Schwester, fragte sie, wie sie gestorben war und wo ich sie finden konnte.

Beinahe zwanghaft fanden meine Füße immer den Weg zu einer großen Eiche, aus der ihre Stimme zu kommen schien, die verkündete: „Es wird eine Zeit kommen, da du mich finden wirst, also hör auf zu trauern und lebe dein Leben. Vergiss nie: Wenn Bäume singen, Blätter steigen und du siehst das Licht deines Herzens, dann sei vorbereitet auf ...“ Das Ende ihres Satzes ging immer im Tosen eines sich nähernden Sturmes unter und ich erwachte schweißgebadet.

Nun, inzwischen nicht mehr, inzwischen schreckte ich mit einem Knoten in meinem Magen auf, der mich mahnte, dass die Zeit verrann und ich etwas unternehmen musste. Nur leider war bisher nie eine Gelegenheit greifbar gewesen, um etwas zu unternehmen, um sowohl dem Tod meiner Schwester wie auch diesem Traum auf die Schliche zu kommen. Bis jetzt. Nun – mit diesem Formular in meinen Händen ‒ war des Rätsels Lösung so nahe wie nie zuvor, doch die Angst vor den Tränen meiner Eltern versperrte mir den Weg.

Ich wollte ihnen unter keinen Umständen solche Schmerzen bereiten, wie Vetana es getan hatte, ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie all das erneut durchleben mussten, nachdem sie extra umgezogen waren, um nicht mehr so sehr an ihre älteste Tochter erinnert zu werden. Manchmal schien es mir fast so, als hätten sie sie vergessen, doch dann kam stets ein Augenblick, in dem ihre Abwesenheit greifbar zwischen uns stand, und ich kam mir gefühllos vor, etwas Derartiges auch nur in Betracht gezogen zu haben.

Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken, indem es mir eine Nachricht meines Freunds John anzeigte, der fragte, ob ich zu ihm kommen wolle. Ich antwortete schnell, dass ich mich auf den Weg machen würde, zog mir einen Pullover über das T-Shirt und legte das Formular auf meinen Schreibtisch.

Unten gab ich meinen Eltern kurz Bescheid, was sie allerdings kaum bemerkten, weil sie gebannt Elisabeths Ausführungen über die weltweite Ölverschmutzung der Meere lauschten – die natürlich mit meinen Worten vorgetragen wurden. Zähneknirschend schnappte ich meinen Autoschlüssel und fuhr zu John. Der war ebenfalls im Vorstand von Pan und die treibende Kraft hinter der Filmproduktion gewesen. Ich war schon gespannt darauf, was er zu Elisabeths neuester Intrige sagte. Aber vielleicht war es ihm auch egal, er unterstützte sie bereits seit einiger Zeit und schien überhaupt nicht mitzubekommen, wie sehr er mich damit verletzte.

Fünf Minuten später fuhr ich bei ihm vor und klopfte an die Tür seines kleinen Wohnwagens, der auf dem Grundstück seiner Eltern stand. Er hatte sich dort einquartiert, um unabhängiger sein zu können, was allerdings nur dazu geführt hatte, dass er häufiger kleine Partys feierte, denn zum Essen und Wäschewaschen ging er immer noch zu seinen Eltern.

Er öffnete mir die Tür und ließ mich ein. Der Geruch nach Alkohol lag in der Luft und ich entdeckte ein paar leere Schnapsflaschen auf dem Boden.

„Hast du gestern Abend gefeiert?“, fragte ich erstaunt.

Er kratzte sich verlegen am Nacken und räumte die Flaschen schnell weg. „Ja, nur mit ein paar Leuten. Wir haben den Erfolg unseres Films gefeiert.“

„Einen Film, für den ich mir den Arsch abgefroren habe, um dann herausgeschnitten zu werden ... Eine Feier ohne mich“, dachte ich zynisch und hatte Lust, umzudrehen und wieder zu gehen.

„Hey Baby, tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid gesagt habe, aber ich wusste ja, dass du dich heute konzentrieren musstest, um ihn vorstellen zu können. Und da dachte ich, dass eine Party für dich nicht das Richtige wäre.“ Er kam zu mir und schloss mich in seine Arme. Etwas steif erwiderte ich die Umarmung und schluckte meinen Ärger herunter. „Und wie lief es?“

Ich berichtete knapp von der Vorstellung, während er mir Wasser in ein sauberes Glas einschenkte und sich neben mich auf die Couch setzte. Er nickte zu meinen Worten und schien mit mir einer Meinung zu sein. Als ich allerdings von Elisabeth anfangen wollte, unterbrach er mich und wechselte das Thema – leider ging es um die Fahrt nach Grettersane, was mich auch tatsächlich komplett von Elisabeth abbrachte. Er offenbarte mir, dass niemand Zeit hätte und von mir erwartet wurde, dass ich mitfuhr, da aus der eigentlich zwanglosen Freizeit eine neue Aktion für Pan gemacht worden war – und zwar ohne mich zu informieren, obwohl das eine Sache für den Vorstand gewesen wäre. Als ich ihn darauf ansprach, druckste er verlegen herum.

„Na ja, wir mussten gestern auch noch ein paar ernste Sachen besprechen und haben festgestellt, dass du in unsere Organisation schon länger nichts mehr eingebracht hast. Bei dem Film mussten wir alles nachsprechen lassen, weil man dich nicht verstanden hat, und auch sonst hast du schon länger nichts mehr getan, was dich für den Vorstand qualifizieren würde, weshalb ich dir sagen muss, dass du offiziell nicht mehr im Vorstand von Pan sitzt. Wenn du allerdings mit guten Ergebnissen von deiner Reise zurückkommst, nehmen wir dich sofort wieder auf. So lange bleibt dein Platz natürlich unbesetzt.“ Er wollte auf mich zugehen und mich küssen, doch ich wich zurück.

„Deshalb sollte ich zu dir kommen, damit du mir das sagen kannst?“, fragte ich benommen. Ich spürte, wie langsam die Wut in mir heranwuchs, und wollte vorher abklären, ob sie auch wirklich gerechtfertigt war.

„Na ja, ich hab mich mit den anderen beraten und Elisabeth meinte, so wäre es vielleicht das Beste.“

„Elisabeth?! Seit wann hat sie denn ein Mitspracherecht?“

„Hey, ganz ruhig! Immerhin hat sie sich dazu bereit erklärt, deine ganzen Texte nachzusprechen, und damit den Film gerettet. Da ist es doch nur gerechtfertigt, wenn man sie mitbestimmen lässt. Was ist nur los mit dir, Victoria? Du benimmst dich schon seit Wochen total seltsam.“

Ich öffnete den Mund zu einer empörten Antwort, verschloss ihn dann aber schnell wieder. Das hatte alles keinen Sinn, vielleicht würde ich etwas erreichen, wenn ich mich wieder beruhigt hatte. Also griff ich energisch nach meinem Schlüssel – wobei ich mir die Finger anstieß, was mich noch wütender machte – und stürmte aus seinem Wohnwagen hinaus, setzte mich in mein Auto und fuhr fort. John stand in der Tür und blickte mir nach.

Zu Hause angekommen legte ich erst mal den Kopf aufs Lenkrad, um mich zu beruhigen. Ich musste irgendwie an meinen Eltern vorbeikommen, ohne dass sie Verdacht schöpften und mich aushorchten. Es dauerte bestimmt eine Viertelstunde, bis sich mein Herzschlag und mein Atem beruhigt hatten und ich dazu in der Lage war, unbeeindruckt auszusehen. Das wütende Funkeln in meinen Augen ließ sich zwar nicht ganz abschalten, aber noch länger wollte ich nicht warten. Bemüht lässig schloss ich die Haustür auf und betrat den Flur. Schon als ich die beiden vor mir stehen sah – blass, mit geröteten Augen und einem Blatt Papier in Dads Händen – ahnte ich Schreckliches. Und tatsächlich, es war das Formular für die Reise nach Grettersane.

„Victoria McOrdnay, was fällt dir ein, uns das zu verheimlichen?“, grollte mein Vater und wedelte mit dem Blatt Papier. Das gräuliche Weiß seines Gesichts verwandelte sich in erschreckender Schnelligkeit in ein dunkles Purpurrot.

„Ich wollte es nicht verheimlichen. Außerdem, was spricht schon dagegen?“, fragte ich aggressiv. So viel zu der Viertelstunde, in der ich versucht hatte, meinen Zorn herunterzuschlucken.

„Was dagegen spricht?“, fragte meine Mum mit schwacher Stimme und wurde noch bleicher. Sie stützte sich mit der Hand an der Wand ab und atmete schwer, die ersten verräterischen Tränen rannen über ihr Gesicht.

„Was soll das?“, herrschte mich nun mein Vater wieder an. „Du willst in dieses verfluchte Dorf fahren und feiern? Ein Dorf, in dem deine Schwester gestorben ist? Hast du so wenig Respekt vor ihrem Andenken? Es kommt mir fast so vor, als hättest du sie komplett vergessen. Wie konntest du auch nur einen Augenblick darüber nachdenken, da mitzufahren?“ Er war auf mich zugetreten und funkelte mich zornig an, während meine Mum hinter ihm leise schluchzte.

Ich hingegen war gefährlich ruhig. „Du denkst, ich habe nicht an Vetana gedacht? Ja, Vetana war ihr Name, habt ihr das etwa schon vergessen? Ihr seid es doch, die seit vier Jahren ihren Namen nicht mehr nennen, die vor ihm und den damit verbundenen Gedanken geflohen sind! Und nun unterstellst du mir, sie vergessen zu haben?“ Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Leider spürte ich gleichzeitig, wie meine Augen feucht wurden. Ich musste diesen Streit beenden, bevor ich anfing zu weinen, denn dann würde ich ihn bestimmt verlieren. „Ich hatte vor, diese Fahrt zu machen, um Nachforschungen anzustellen, und nicht, um dort wild zu feiern. Doch da mir John gerade offenbart hat, dass ich dazu gezwungen bin, diese Reise zu unternehmen, um im Vorstand von Pan zu bleiben, habe ich jetzt überhaupt keine Wahl mehr. Wollt ihr nun vielleicht hören, dass ihr recht hattet, was John angeht, weil ihr mich doch schon die ganze Zeit vor ihm gewarnt habt? Mir den Umgang mit ihm am liebsten verboten hättet? Tja, dann mögt ihr vielleicht recht gehabt haben, aber Fakt ist, dass ich diese Reise allein schon aus dem Grund antreten werde, damit ich weiterhin im Vorstand und mit John zusammen sein kann!“

Mit diesen Worten riss ich meinem Vater das vermaledeite Blatt Papier aus den Händen, schob mich an ihm vorbei, rannte die Treppe hinauf und sperrte mich in meinem Zimmer ein. Dort füllte ich wütend die Felder aus, zog einen Briefumschlag aus der Schublade und steckte das Formular hinein. Ich würde es am nächsten Morgen bei Pan abgeben. Dann warf ich mich auf mein Bett und starrte blicklos auf das Bild auf meinem Nachttisch.

Später hätte ich nicht mehr sagen können, was ich in dem Moment dachte. Es waren unzusammenhängende Wort- und Satzfetzen, die sich gleich einer Schlange aneinanderreihten, ohne auch nur einen Hauch von Sinn zu ergeben. Mit einem letzten Blick in die Augen meiner Schwester schlief ich schließlich ein, die Brille noch auf der Nase und das Licht eingeschaltet. Erst als ich erwachte – etwa um zwei Uhr morgens – änderte ich diese Umstände und legte mich unter meine warme Decke.

Der Morgen begann mit einem zögernden Klopfen an meiner noch versperrten Tür. Müde tappte ich zu ihr hin und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Die Klinke senkte sich und meine Mum schob ihren Kopf in mein Zimmer.

„Guten Morgen“, wünschte sie leise und kam herein, während ich mich in mein Bett zurückfallen ließ. Sie stellte eine Tasse dampfenden Tee auf meinen Nachttisch und setzte sich auf mein Bett.

Abwartend blickte ich sie an und bemerkte dabei die Augenringe und die zerzausten Haare. Sie schien nicht viel Schlaf bekommen zu haben.

„Hör zu, Victoria, zunächst einmal darfst du niemals denken, wir hätten Vetana vergessen. Und dir dasselbe zu unterstellen, war ein Fehler, wir wissen natürlich, dass du das nie könntest.“

Ich nickte und warf einen Blick auf das Foto. Dabei fiel mir auf, dass ich diesmal den Traum nicht gehabt hatte, und fragte mich sogleich, was das bedeuten konnte.

„Du verstehst doch bestimmt, weshalb wir nicht wollen, dass du diese Reise machst, nicht wahr?“

Erneut nickte ich. Natürlich verstand ich ihre Beweggründe – sie hatten dort die eine Tochter verloren und fürchteten nun, auch ihre zweite verlieren zu müssen.

„Wir sind trotzdem damit einverstanden. Unter der Bedingung, dass du uns versprichst zurückzukehren. Lass nicht zu, dass sich das Ganze wiederholt, du würdest uns damit das Herz brechen.“

Wieder konnte ich nur nicken, bevor ich heiser flüsterte: „Ich schwöre euch, dass ich wiederkomme!“

Eine Woche später verabschiedete ich mich am Flughafen von Edinburgh von meinen Eltern, die sich um Haltung bemühten. Ich wusste, wie schwer es ihnen fallen musste, und war ihnen dankbar dafür. Genauso dankbar war ich John, mit dem ich mich vertragen hatte und der sich für sein rücksichtsloses Verhalten entschuldigt hatte. Doch den größten Dank brachte ich dem entgegen, der dafür verantwortlich war, dass sich mein großer Traum nun erfüllte. Dabei war mir egal, ob es sich um Gott, das Schicksal oder einfach nur die Verwaltung von Pan handelte. Nur die mühsam versteckte Furcht in den Augen meiner Eltern hielt mich auf dem Boden der Tatsachen.

„Mir wird schon nichts passieren!“, beruhigte ich sie ein letztes Mal, umarmte sie und ging durch die Sicherheitskontrolle hinein in das größte Abenteuer meines Lebens, auch wenn ich das damals noch nicht ahnte.

Waldlichter

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