Читать книгу Tagebuch eines frommen Chaoten - Adrian Plass - Страница 37

Dienstag, 14. Januar

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Ging heute wieder in den christlichen Buchladen, um zu sehen, ob sie was Gutes zum Thema Straßenevangelisation haben. Schließlich fragte ich den Mann hinter der Theke. Es muss irgendwo eine Spezialschule geben, wo man Jugendherbergseltern, Fundbürobeamte und Leute ausbildet, die in christlichen Buchläden arbeiten.

Ich sagte: »Haben Sie bitte was über Straßenevangelisation?«

»Straßenevangelisation?«, fragte der Buchhändler derart angeekelt und ungläubig, dass ich unfreiwillig einen Schritt zurücktrat und dabei eine lebensgroße Pappfigur von Cliff Richard umriss.

Geriet etwas in Panik und sagte: »Keine Sorge, nur ein Sekündchen und schon habe ich ihn auferweckt.« Hob Cliff auf und wandte mich wieder an den Verkäufer, der asthmatisch schnaubte.

»Ja«, sagte ich tapfer, »Straßenevangelisation bitte!«

Verließ den Laden mit einem Buch, das wirklich großartig zu sein scheint. Der Buchhändler hat es schließlich leise schimpfend irgendwo in der Abteilung für christliche Gartenpflege aufgestöbert, wo es ein verschreckter Kunde in panikartiger Flucht fallen gelassen haben muss.

Es heißt »Prozeduren, Prinzipien, Praktiken und probate Problemlösungen für professionelle Promenaden-Prediger« und stammt von einem Mann namens A. P. Lunchington, der angeblich in seinen Breitengraden unter dem zärtlichen Kosenamen »die Straßenlaterne« bekannt ist, was auf seine unermüdlichen Bemühungen zurückgeht, den finsteren Gassen seiner Heimatstadt geistlich heimzuleuchten. Ich werde es lesen, wenn Richard weg ist.

Richard kam um halb acht mit Charles an. Der arme Junge sah meinem Empfinden nach völlig verstört aus. Ich sagte: »Ich dachte, das Trimester hat diese Woche angefangen, Charles. Ist es dir nicht gut ergangen?«

Charles sagte: »Der Herr hat mir kundgetan, ich solle nicht ins Kolleg zurückkehren. Er möchte, dass ich ihm anderswo diene.«

Anne sagte: »Und wohin meinst du, will er, sollst du gehen?«

Charles sagte, er dächte, er sollte so bald wie möglich die Koffer packen und in den Nahen Osten abreisen, weil Gott ihm klargemacht hätte, dass er ihn genau dort haben wollte.

Anne fragte sanft: »Wie hat er dir das klargemacht, Charles?«

Charles beugte sich vor und erklärte mit Feuereifer: »Es ist kaum zu glauben! Aber fast jedes Mal, wenn ich die Bibel aufschlage, steht da was über Israel oder die Juden!«

Prustete beinahe los, aber Anne blickte mich scharf an. Richard sah unglücklich aus.

Anne fragte: »Charles, mein Lieber, was stimmt nicht in der Schule?«

Hatte jenes Gefühl, das mich manchmal bei Anne beschleicht, dass ich eine ganze Passage der Konversation verpasst habe. Er hatte keinerlei Probleme am Kolleg erwähnt!

Nach ein paar Tränen von Charles und ein bisschen gut Zureden stellte sich heraus, dass sich der arme Kerl im letzten Trimester einsam, unnütz und sündig gefühlt hatte und einfach die Aussicht nicht aushielt, weitere drei Monate Misere vor sich zu haben.

Nach ein wenig Gebet, viel Kuchen und guten Ratschlägen von Anne, sagte Charles, dass er jetzt denkt, er geht doch zurück.

Richard sehr zufrieden. Lächelte sogar! Wie konnte Anne das wissen? Warum hat er nicht mit seiner Mutter geredet? Ich scheine manchmal gar nichts zu kapieren.

Zu spät, um abends noch mit dem neuen Buch anzufangen. Lag wieder wach und zermarterte mir wegen Freitag das Hirn. Was soll ich bloß sagen, Gott? Ich weiß absolut nichts. Was soll ich bloß sagen? Was soll ich bloß sagen?

Tagebuch eines frommen Chaoten

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