Читать книгу Fanrea Band 2 - A.E. Eiserlo - Страница 12

Die vier Elemente

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Nach dem Tanzen gesellten sich John und Emma zu den anderen, die im Park des herrschaftlichen Anwesens Boule* spielten: Esther mit Fips und den Rattenbrüdern, Komor, Agatha, Sidney, Nala und Ben. Unbeschwert lachten sie miteinander und genossen die Zeit.

Erstaunt fragte Nala: „Wo kommt ihr beiden her? Wir haben euch schon vermisst. Möchtet ihr mitspielen?“

Wahrheitsgemäß antwortete John: „Emma und ich haben getanzt. Walzer, Discofox und Samba.“

Emma wäre es lieber gewesen, er hätte das mit dem Tanzen für sich behalten, es war ihr unangenehm. Unsicher schaute sie zu Ben, der nachdenklich ihren Blick erwiderte und die Stirn runzelte. Tanzen? Emma mit John? Was war denn das für eine Nummer? Seltsam.

Besitzergreifend legte Ben den Arm um Emmas Taille, zog sie mit sich und schlug vor: „Wir bilden zwei Teams, Emma ist bei mir in der Mannschaft. Wer noch?“

Esther beobachtete Bens Geste, dann fiel ihr Blick auf John, der die Hände in seine Hosentaschen schob und die Lippen aufeinander presste. Schnell entschied sie: „Sidney und ich, dann spielen wir Team Erde gegen Team Fanrea.“ Eilig warf sie das „Schweinchen“ und Fips rannte los, um es sich zu schnappen.

Nala fing den Hund und drehte sich fröhlich mit ihm im Kreis. „Du Lümmel, du bekommst den Ball nicht!“

Die Rattenbrüder rannten balgend um die Ecke. „Eh, wir wollen auch mitspielen“, maulte Jidell.

„Nix da.“ Esther kramte in ihrer Tasche und warf den beiden einen Apfel zu. Sie zwinkerte Agatha zu. „Jetzt sind sie mit Streiten beschäftigt und stören uns nicht.“ Tatsächlich stürzten sich die Brüder auf den Apfel und prügelten sich um ihn.

Mehrere Runden Boule wurden gespielt, mal gewann das Team Erde, mal Fanrea. Schließlich schlenderte Magor durch den Park auf sie zu und blieb vor ihnen stehen. Als Magor Sidney musterte, verlor dieser seine Gesichtsfarbe, schaute unsicher auf den Rasen und kaute hektisch auf seinen Fingernägeln. Traurige Verlegenheit zeigte sich auf seinem blassen Gesicht.

Magor wandte sich zu Emma und Ben: „Ich möchte, dass ihr jetzt mit mir in meine Alchemistenkammer kommt. Ich werde euch in der Zauberkunst schulen, eure Kenntnisse aus dem Trainingslager von Fanrea reichen nicht aus. Wir müssen die Magie in euch wecken.“

Interessiert hörten Nala und John zu. Das dunkelhäutige Mädchen brannte geradezu darauf, mit in die Alchemistenkammer zu kommen und zu lernen. Die Magie faszinierte sie und bisher war sie damit immer nur am Rande in Berührung gekommen. Vielleicht ergab sich hier gerade eine Wendung für ihr Leben?

Für John bedeutete die Zauberei, seine Chancen in einem Kampf zu erhöhen. Bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Waffen war er in der Lage, sich zu wehren, der Magie konnte er nicht so viel entgegensetzen.

Nala trat zu dem Zauberer. „Magor, ich möchte gerne mitkommen und ebenfalls bei Ihnen lernen.“

Magor fixierte Nala und bemerkte ihre funkelnden Augen.

„Ich würde mich gerne anschließen“, bat auch John.

Der Zauberer dachte daran, wie er in Fanrea gesehen hatte, dass sich die Aura eines jeden einzelnen der Vierergruppe Nala, Emma, Ben und John miteinander verbunden hatte. Wenn Magor die Augen zusammenkniff und sich auf das Aura sehen konzentrierte, sah er feine, kaum sichtbare Verbindungslinien zwischen den Vieren hin und her schwingen. Das hatte er in diesem Urlaub ergründen wollen und nun ergab sich die passende Gelegenheit.

Deshalb stellte Magor folgende Überlegung an: Silly war total unbegabt zum Zaubern, er taugte nichts als Lehrling und Magor behielt ihn nur, weil er seinem alten Freund versprochen hatte, sich um seinen Sohn zu kümmern und ihn zu einem großen Zauberer zu machen. Doch Magor benötigte unbedingt einen Lehrling. Was, wenn einer der Vier sein neuer Zauberlehrling werden würde?

Ben und Emma schieden aus, weil sie Erdenkinder waren, deshalb den menschlichen Gesetzen und Zwängen unterlagen und auch eine Familie hatten, die Fragen stellte. Das alles wäre kompliziert und würde es erschweren, sie aus ihrem normalen Leben zu holen und auszubilden. Bei John und Nala sah das Ganze schon anders aus. Warum eigentlich sollte er sie nicht mit in seine Alchemistenkammer nehmen? Gelegenheiten musste man ergreifen und Flexibilität war wichtig.

Zuvor wollte Magor jedoch noch einen kleinen Test machen. Welche Verbindung bestand zwischen der Vierergruppe? Wer waren die vier wirklich? Magor schaltete seinen Verstand einen Gang zurück und verließ sich nun ganz auf sein Gefühl und tastete die Bestimmung der Einzelnen ab.

Emma hatte eine gewisse Begabung, aber diese ging mehr in Richtung heilen, Geburtshilfe und Hüterin der Bücher. Ihr Charakter war schwierig und sie stand sich oft selbst im Weg. Sie verschloss sich seinem Abtasten, aber das nützte ihr natürlich nichts.

Ben war ein Sonderfall, Magor konnte ihn noch nicht ganz zuordnen, er war einerseits ein Drachenreiter, aber da war noch mehr. Der Zauberer konnte unterdrückte Magie spüren und stellte erleichtert fest, dass es eher weiße Magie war. Aber ihm war durchaus bewusst, dass dunkle Mächte noch nicht gefestigte Persönlichkeiten leicht manipulieren konnten und das wiederum bedeutete, dass Ben möglichst bald in die richtige Richtung gebracht werden musste.

John war ein Schamane und verbunden mit der Natur, er war grundehrlich und eindeutig gut, aber mehr Magie konnte ihm nicht schaden. Er würde es spielend leicht lernen, weiße Magie sinnvoll anzuwenden.

Dann wandte er sich Nala zu und war ausgesprochen überrascht, er fühlte gewaltige Kräfte in ihr, die nur darauf warteten, geweckt zu werden. Sie hatte eine echte Begabung für Magie und Magor spürte enorme Willenskraft in diesem zarten, dunkelhäutigen Mädchen. Könnte Nala vielleicht sein zukünftiger Zauberlehrling sein? Magors Augen leuchteten durch diese Erkenntnis erregt auf.

Über Silly musste Magor später nachdenken und er fand bestimmt eine Lösung, die alle Beteiligten zufrieden stellen würde, selbst dessen Vater. Für seinen jetzigen Lehrling wäre es wahrscheinlich eine Erlösung, wenn er ihn aus seiner Lehre entließe.

Der Magier schaute in die erwartungsvollen Gesichter dieser vier jungen Menschenkinder und stutzte plötzlich. Wo war denn die ganze Zeit sein Spürsinn gewesen? Vier! Die Zahl vier! Was stand noch gleich in der uralten Prophezeiung?

Vier haben Mut - vier sind gut!“

Und wie ging es weiter?

Feuer, Wasser, Erde, Luft, wer ist er, der sie ruft?“

Jetzt wurde es aber richtig interessant, das war ganz nach seinem Geschmack. Ein leichtes Kribbeln durchlief seine Fingerspitzen und Magor konzentrierte sich, er musste die Überprüfung noch ein wenig vertiefen.

Die vier Freunde hatten mittlerweile das starke Gefühl, dass sie gerade einer eingehenden inneren Musterung unterzogen wurden, sie konnten geradezu wahrnehmen, wie Magor in sie hineinschaute und -horchte. Es war ein befremdliches Gefühl und sie reagierten alle unterschiedlich:

John öffnete sich und ließ es einfach zu, er hatte nichts zu verbergen, jedenfalls nicht vor Magor, der zur Seite des Lichtes gehörte. Der Zauberer tastete sich durch seinen Geist, spürte starke Gefühle der Trauer und des Verlustes, aber sie wurden überlagert von Sanftmut und der Fähigkeit, zu vergeben. Und dann fühlte er etwas sehr Schönes: Liebe und Dankbarkeit!

John war voller Liebe zur Schöpfung und allem Lebendigen und nahm dankbar sein Leben an. Das beruhigte Magor, so ein Mensch würde immer die Stütze dieser Vierergruppe bleiben, er war der Kern. Wie ein starker Baum, dessen Wurzeln tief in der Erde Halt fanden und jeglichen Stürmen trotzte. Welch kostbarer, seltener Mensch!

Magor suchte weiter und fand Kraft, Lebensweisheit und Geduld. Der Zauberer war sehr zufrieden, John war ein echter Glücksgriff. Der Indianer mit seiner realistischen und praktisch veranlagten Art konnte auf schnelle Art und Weise Probleme lösen. Perfekt! John stand für das Element Erde.

Nala hielt ihm ihre Stärke entgegen, erlaubte ihm aber trotzdem, ihre Innenwelt zu erkunden. Da war dieses tiefe, dunkle Loch aus schrecklichen und traurigen Erinnerungen, Schmerz, grenzenloser Wut und Angst. Diese düstere Geschwulst musste entfernt werden, es würde sie sonst langsam vergiften. Das würde er hinkriegen, da war er zuversichtlich. Magor gefiel es, wie willensstark und zäh sie war und spürte noch etwas anderes: Ehrgeiz. Das war einerseits gut, da dieser beflügelte, andererseits konnte Ehrgeiz auch dazu verleiten, sich der vermeintlich leichteren und verlockenden Seite des Bösen zuzuwenden. Das stellte eine echte Bedrohung dar. Intensiv suchte er nach Sanftmut in ihr, aber da waren nur noch kümmerliche Reste, scheinbar war diese Eigenschaft ihr im täglichen Überlebenskampf ihrer Kindheit verloren gegangen. Stattdessen nahm er unbändige Wildheit wahr und das war ebenfalls hinderlich, da diese schwer zu kontrollieren war.

Ob er Nala zurechtbiegen konnte? Er würde es einfach versuchen, besser als Silly Sidney war sie auf jeden Fall. Es würde mit ihr nicht langweilig werden und das war ganz nach Magors Geschmack. Was spürte er noch? Sie war geistig rege, voller Visionen und Ideen, flexibel und einfallsreich und er entschied sich für Nala als seinen ersten Zauberlehrling. Magor nahm einen Lufthauch wahr, ein zartes Flüstern und Rauschen umgab Nala. Sie war das Element Luft.

Nun wandte Magor sich Ben zu und stieß auf leichte Verärgerung. Ben schien sich gegen die Innenschau zu sträuben, er nahm sie selbst nicht gerne vor und andere sollten es auch nicht tun. Da waren ebenfalls Verlust und Wut zu fühlen, aber auch Eifersucht, allerdings nur noch eine kleine Spur davon, es schien so, als ob Ben dieses Thema schon bearbeitet hatte. Dann war da noch ein cholerischer Zug in ihm, der aber selten durchbrach. Magor musste Ben schulen, diese Energie zu lenken.

Ansonsten? Der Junge war etwas oberflächlich, und er nahm die Dinge eher leicht. Das konnte gut und schlecht sein, denn wenn er die Dinge nicht ernst genug nahm, war das bei dem Thema Magie sehr heikel, allerdings war Leichtigkeit im Leben besser als Schwermut. Mal sehen, wie Ben sich unter seinen Fittichen entwickelte.

Magor forschte weiter, spürte überraschenderweise eine tief verwurzelte, weiße Magie in Ben. Magor war irritiert, es gelang ihm nicht, dieser auf die Spur kommen. So als ob jemand einen Schutzzauber darüber gelegt hätte, um die weiße Magie zu verbergen. Aber wer und warum? Rätselhaft, spannend und reizvoll.

Starke Hitze umgab das Innere von Ben, Magor sah Lava und feuerspeiende Drachen im Kampf. Feuer war natürlich das Element von Ben. Das hatte der Zauberer auch nicht anders erwartet.

Nun wandte Magor seinen Blick Emma zu und Ben nuschelte möglichst leise: „Wenn`s mal wieder länger dauert - schnapp dir´n Snickers*.“

Amüsiert zog Magor eine Augenbraue hoch, ließ sich aber nicht ablenken und nahm Emma ins Visier. Eindeutig war sie die Störrischste, und trotzig sperrte sie sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, da ihr Inneres Magor überhaupt nichts anging. Sie war ein eigensinniges Mädchen, wie einen Rohdiamanten würde er sie noch schleifen müssen. Aber sie war es wert, für sie zählten Werte wie Freundschaft und Verlässlichkeit und sie hatte ein liebevolles Herz. Mut machte sie stark, sie war schlau und in der Lage, mit List zu kämpfen. Aber da war diese hemmungslose Wut in ihr, die sich in sie hineingefressen hatte und die sie nicht loslassen wollte. Magor sah blaue und grüne Farben vor seinem geistigen Auge und eine angenehme Kühle legte sich auf seine Haut, Meeresrauschen drang an seine Ohren. Emma war das Element Wasser.

Magor zog sich wieder zurück und schaute diese vier Menschenkinder an. Da standen diese Vier vor ihm und waren vielleicht zukünftige Magier, eventuell sogar die aus der alten Prophezeiung.

Eigentlich kam ihm dies sehr gelegen, er brauchte tatkräftige Unterstützung in seinem Kampf gegen das Böse. Manchmal fühlte er sich unendlich müde und spürte, dass die seit Jahrhunderten andauernden Kämpfe ihn langsam auslaugten. So viele Siege, so viele Niederlagen und ein Ende war niemals in Sicht. Immer öfter wünschte er sich, mehr Zeit auf seinem Chateau zu verbringen und sich seinem Wein zu widmen, statt ständig Kriege zu verhindern.

So weit, so gut. Gleich würde er sie in seiner Alchemistenkammer einem Test unterziehen, wie gut sie ihr Element jeweils schon beherrschten. Magor fasste seinen Entschluss: Er würde sie alle vier ausbilden, und Nala würde sein ganz spezieller Lehrling werden. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass einer der vier Auserwählten mit seinem Plan nicht einverstanden sein könnte. „Nala und John kommen auch mit. Silly, würdest du dich netterweise solange um Agatha, Esther und Komor kümmern? Für dich ist das ja alles alter Zauberkram.“

Erleichterung breitete sich auf Sidneys Gesicht aus und er hörte auf, an den Fingernägel zu kauen. „Ja gern. Klar mache ich das.“

Zufrieden ging Magor voraus: „Folgt mir! Wir haben jede Menge Arbeit.“

Die Vierergruppe schloss sich dem Zauberer an und sie waren erleichtert, dass diese unvorhergesehene Innenschau vorüber war. Keiner traute sich, den Magier auf sein Abtasten anzusprechen, aber neugierig auf dessen Ergebnis waren sie schon. Die größte Gelassenheit legte John an den Tag, er ließ sich nicht so leicht verunsichern und durch seinen Onkel, den Schamanen, war er es gewöhnt, nach innen zu sehen.

Sie betraten das Schloss und eine angenehme Kühle empfing sie. Die dicken Mauern hielten die Hitze des Sommers fern und durch die geöffneten Fenster wehte eine Brise. Zunächst steuerte Magor das Kontrollzentrum an, um kurz etwas mit Ronaldo zu besprechen. Der hing natürlich vor einem der vielen Bildschirme und ließ seine pfotenähnliche Hand über die Tastatur fliegen. Als die vielen Menschen sein heiliges Reich betraten, schaute er verwirrt auf.

„Hallo Ronaldo. Ich brauche die Daten von Projekt Phönix und die Auswertungen der Testreihe der CSX-Waffe. Schaffst du das bis morgen?“

Der Fuchsmann nickte den vier Freunden kurz zu und lächelte verschmitzt. „Chef, schon erledigt. Da liegen die Unterlagen.“ Mit einer knappen Bewegung deutete er auf einen Stapel Papiere.

„Du bist einfach der Beste! Und? Wie sind die Ergebnisse?“

„Sehr zufriedenstellend.“ Ronaldo stand auf und griff nach zwei Handys. „Nala? John? Hab ich für euch beide besorgt und schon jede Menge Songs draufgeladen. Ihr könnt doch nicht in der Menschenwelt ohne Handy rumlaufen.“ Er warf den beiden die Handys zu, die sie geschickt in der Luft auffingen.

Nala strahlte und zeigte Ben das Handy. Bewundert hob der die Augenbrauen. „Wow, das neueste Modell. Ich fasse es nicht, habt ihr ein Glück.“

Magor verabschiedete sich: „Wir sind in der Alchemistenkammer. Bis später, Ronaldo.“ Zunächst gingen sie eine steinerne Kellertreppe hinunter, dann landeten sie in einem grob behauenen Gewölbegang. An einer Eichentür mit schmiedeeisernen Verzierungen stoppten sie. Magor murmelte einen Zauberspruch: „Desembartaca y Abieaca.“

Die Tür schwang knarzend auf. Zunächst blieb alles dunkel. „Fuer daco!“, rief Magor.

Schlagartig entzündeten sich unzählige Kerzen und neugierig sahen sich die vier Freunde um. Das Gewölbe bestand aus uralten Steinen und der Hauptraum war geräumig, mehrere hölzerne Türen führten zu weiteren Räumen. An den Wänden befanden sich Regale mit unzähligen Büchern, von denen die meisten sehr alt zu sein schienen. An einigen Wänden hingen antike Ölgemälde mit Portraits. Auf einem Eichentisch lagen aufgeschlagene Bücher und daneben standen seltsame Apparaturen aus Messing und anderen Metallen.

John musterte die Gegenstände und versuchte, ihre Funktion zu ergründen. Das hier wäre jetzt wahrscheinlich nach Nijanos Geschmack. Der Gedanke an seinen verstorbenen Freund huschte als kurzer Schmerz durch sein Herz und John bemühte sich, ihn zu verdrängen. Für Trauer war gerade keine Zeit.

Auch Ben fand die Geräte interessant. Eines sah aus wie das Sonnensystem der Erde und die Kugeln bewegten sich langsam umeinander. Andere schienen weitere, unbekannte Planetenkonstellationen darzustellen. Am liebsten hätte er die Maschinen genauer untersucht.

Nala spürte ein Flattern in der Magengegend, sie war nervös. Die Innenschau des Zauberers hatte sie aufgeregt und aus dem Gleichgewicht gebracht. In ihr schwelte schon seit längerem der Wunsch mehr zu tun, als mit Komor „Babys einzusammeln“ und in Fanrea Schwertkampf zu üben. Das Leben war facettenreich, doch sie hatte ihren Weg noch nicht gefunden.

Emma war überzeugt, dass Magie wohl nie einen hohen Stellenwert in ihrem Leben einnehmen würde. Außerdem fühlte sie sich gehemmt in Magors Gegenwart und es fiel ihr schwer von dieser „machtvollen Übergestalt“ etwas anzunehmen. Sie schaute zu John und sein warmer Blick fing den ihren auf. John spürte Emmas Unwohlsein und stellte sich neben sie, so dass ihre Arme sich berührten. Gut, dass Ben und John an ihrer Seite waren, ihre Anwesenheit vermittelte ihr ein beruhigendes Gefühl. Ben zwinkerte ihr begeistert zu und Emma wusste, dass das hier alles sein Ding war.

Der Zauberer unterbrach die Gedanken der vier Freunde: „Setzt euch an den Tisch, ich möchte mit euch ein paar Tests machen. Einverstanden?“

Es war eine rhetorische Frage, er rechnete nicht ernsthaft mit Einwendungen. Magor musterte die vier nacheinander und sein Blick blieb an Ben haften. „Wir beginnen mit Ben.“

Der Angesprochene fühlte sich ein wenig mulmig, er wusste nicht, was ihn erwartete. Was verstand ein Magier unter „Tests“?

Amüsiert lächelte Magor und sagte beruhigend: „Keine Angst, es wird dir nichts geschehen.“

Nach einer bedeutungsvollen Pause murmelte der Zauberer: „Exhibi verdad aspectolum.

Dann nahm er eine von den vielen herumstehenden Kerzen in die Hand und forderte Ben auf, seine Handinnenfläche dicht über die Flamme zu halten. Dieser kam der Aufforderung nur zögernd nach. Mit angehaltenem Atem hielt er seine Hand dicht über die Flamme und es geschah: Nichts! Seine Haut verbrannte nicht und statt des erwarteten Schmerzes spürte er nur eine angenehm prickelnde Wärme. Das erinnerte ihn an die Begegnung mit den kleinen Feuerelfen im Wald von Fanrea. Königin Anijala! Durch die sich überschlagenden Ereignisse hatte er sie völlig vergessen. All die anderen unerklärlichen Situationen mit Feuer fielen ihm ein und er hatte das Gefühl, das sich die Puzzleteile seines Lebens langsam zusammenfügten.

Ein erfreuter Ausdruck huschte über Magors Gesicht und er lehnte sich zurück. „Wusste ich es doch.“

Obwohl sich in Ben gerade jede Menge Fragen türmten, die nach Antworten schrien, wagte er nicht, Magor zu fragen, was er mit seiner Äußerung meinte.

„Nun zu dir, Nala. Steh kurz auf und stell dich mir gegenüber“, forderte Magor sie auf.

Nala tat, wie geheißen und Magor erklärte ihr: „Ich werde dir nun Wind schicken und du versuchst, ihn mit deinen Händen umzulenken. Schick ihn zu mir zurück.“

Irritiert schaute Nala den Magier an, unterließ es aber, ihn um Erklärungen zu bitten. Als Magor seine Hände hob, entstand ein leichter Wind, der sich auf Nala zubewegte. Sie hielt die Hände vor ihren Körper und fing den Wind tatsächlich ab und er veränderte seine Richtung. Erstaunen spiegelte sich in ihrem Gesicht und Nala begann, mit der Luft zu spielen, sie schickte sie nach links, oben und rechts. Es begann ihr Spaß zu machen und Magor verstärkte den Wind. Es bereitete ihr kein Problem, die stärkere Böe ebenfalls zu bändigen.

Magors Laune wurde immer besser, seine Augen funkelten vor Begeisterung. Er stellte eine große Schale mit Wasser auf den Tisch und setzte sich. „Emma, nimm Platz. Halte deine Hände über das Wasser und versuche, es hin und her zu leiten.“

Während Emma der Aufforderung nachkam, dachte sie an die Szene mit Glenn am Fluss - das Wasser hatte ihr gehorcht. Oder nach der Geburt des Prinzen, als sie den Kleinen baden durfte und das Wasser ein Eigenleben entwickelt hatte. Ob das Wasser ihr noch einmal gehorchen würde?

Sie konzentrierte sich und spürte, dass alle Augen auf sie gerichtet waren und das lenkte sie ab. Verdammt, sie wollte nicht versagen! Emma erinnerte sich an die Übungen mit Osane und beruhigte sich selbst durch einige tiefe Atemzüge. Ein zartes Prickeln huschte über ihre Handinnenflächen und sie hob die Hände ein wenig hoch. Das Wasser bündelte sich und folgte ihr nach oben.

Emma freute sich und ließ dadurch in ihrer Konzentration wieder nach. Die Wassersäule brach in sich zusammen. Bestürzt sah Emma zu Magor, doch der sah nicht verärgert aus, sondern rief zufrieden: „Wunderbar!“ Dann wandte er sich an John: „Und nun du.“

Magor griff in einen Tonkrug und warf einen Haufen Erde auf den Tisch. „Versuche, die Erde zu bewegen.“

John hielt seine Hände über die Erde und schloss die Augen. Er versuchte, sich gedanklich mit ihr zu verbinden und kaum dass er sich konzentrierte, kam Bewegung in die braunen Krümel. Als er die Augen öffnete, blieb John mit seinen Gedanken ganz bei seinem Element. Mit seinen Händen beschrieb er einen Kreis und die Erde folgte seiner Geste, dann hob er die Hände und sie türmte sich auf. John schaute zu Magor und bewegte sein Element trotzdem weiter. Der Zauberer hatte einen entspannten Gesichtsausdruck und lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück.

John gab die Erde wieder frei und schaute zu Magor, der zufrieden grinste: „Ihr vier steht für die vier Elemente, Ben ist Feuer, John Erde, Emma Wasser und Nala Luft. Ich bin mir sicher, dass ihr die Elemente der alten Prophezeiung seid. Nun müssen wir eure Kräfte schulen und in die richtigen Bahnen lenken. Eine Menge harter Arbeit steht uns bevor.“

Magor sah in die Runde und schmunzelte. Die vier schwiegen und warteten ab, was nun geschah. Sie waren so jung und unverbraucht, noch konnte er sie formen. Es würde Freude machen, ihnen jeweils ihr Element näher zu bringen und begabt schienen sie alle vier zu sein. Ein Rätsel war allerdings noch nicht gelöst: Wer war das Element Äther und wann würde es zu ihnen stoßen? Er hatte nicht die geringste Ahnung.

„Schon wieder eine Prophezeiung? Was steht denn dieses Mal drin?“, fragte Emma zögerlich.

„Würde ich auch gerne wissen, geht ja immerhin um uns“, ergänzte Ben.

Magor dachte kurz nach und zitierte:

„Vom Himmel fallen flammende Sterne,

fallen hernieder aus weiter Ferne

Vier haben Mut - vier sind gut.

Feuer, Wasser, Erde, Luft

wer ist er, der sie ruft.

Äther ist die fünfte Kraft,

sie ist einfach zauberhaft.

Der Drachenreiter wird geweckt,

sein Geheimnis endlich aufgedeckt.

Doch wird es verbunden sein mit Schmerz,

welche Entscheidung trifft das Herz?

Das Buch verleiht zu große Macht,

lasst es nicht der finsteren Nacht.

Dunkelheit das Licht bedroht,

es hinabzieht in den Tod.“

Bedeutungsvoll schwieg Magor und fixierte jeden Einzelnen, dann schlug er vor: „Darüber könnt ihr zusammen nachdenken. Doch jetzt geht es los, wir müssen üben. Ben, mit dir fange ich wieder an. Nimm mir gegenüber Aufstellung, fange meinen Feuerball auf und wirf ihn zurück.“

„Moment!“, warf Emma ein. „Was bedeutet die Zeile mit dem Tod? Ich möchte...“

„Wir müssen jetzt hart arbeiten und können nicht über die Prophezeiung philosophieren“, brachte Magor sie zum Schweigen und erntete einen missbilligenden Blick von Emma.

Der Magier und Ben bezogen Position und sofort zauberte der Magier aus seinen geballten Fäusten zwei lodernde Bälle, die er zu Ben warf, der sie geschickt auffing und zurück zu Magor schleuderte.

„Sehr gut. Jetzt versuche, das Feuer als Waffe gegen mich einzusetzen. Bombardier mich!“, befahl Magor.

Auch das gelang und Magor parierte den Angriff. So vergingen die Stunden und jeder der vier erhielt seine Übungseinheiten. Magor schien unermüdlich zu sein und zeigte nicht die geringste Erschöpfung. Erst gegen Abend entließ er die Freunde und erlaubte ihnen, sich für das Abendessen etwas frisch zu machen.

Als sie zusammen Magors Alchemistenkammer verließen, bat Ben die anderen schon mal vorzugehen, er musste dringend mit Magor über Henk sprechen. Immer wieder dachte Ben an den armen Kerl im Irrenhaus, das Versprechen, Henk zur Flucht zu verhelfen, nahm Ben sehr ernst. Mit Magors Hilfe würde es sicherlich ein Leichtes sein, Henk zu befreien.

„Magor, haben Sie noch etwas Zeit für mich?“

Zunächst war Magor nicht wirklich interessiert an Henks Befreiung, als Ben ihm davon erzählte. „Ich möchte dich nicht enttäuschen, Ben, aber ich kann mich nicht um alles kümmern. Das hört sich für dich jetzt sicherlich brutal an, weil du einen persönlichen Bezug zu diesem Menschen hast, doch es gibt viele Probleme auf der Welt, die ich nicht alle lösen kann. Für Einzelfälle bin ich nicht zuständig, ich muss dafür sorgen, dass die globalen Katastrophen verhindert werden.“

Als Magor das entsetzte Gesicht von Ben sah, ergänzte er: „Schau nicht so. Ich erkläre es dir mit einem Beispiel. Hast du den letzten James Bond Film gesehen? Skyfall?“

„Klar.“

„Erinnerst du dich an die erste Szene des Films?“

Zögernd nickte Ben und Magor fuhr fort: „M gibt den Befehl, zu schießen, obwohl das Bond töten könnte und handelt gegen ihre Gefühle ihm gegenüber. Sie dient dem großen Ganzen und kann keine Rücksicht auf eine einzelne Person nehmen.“

So schnell wollte Ben nicht aufgeben: „Ich verstehe, was Sie meinen. Aber wir müssen doch nach Hydraxia, um uns das Zauberbuch von Xaria zurückzuholen. Kaum jemand ist bisher die Flucht von dort gelungen. Jede Information über ihr Schloss ist kostbar und deswegen brauchen wir Henk.“

Anerkennend nickte Magor: „Du bist ein schlauer Bursche, Ben. Gut, wir ziehen das durch und holen Henk da raus.“

Ben konnte sich ein zufriedenes Grinsen kaum verkneifen und sie besprachen den Ablauf der Flucht. Da Magor Aufgaben nicht lange vor sich herschob, sollte die Rettungsaktion am nächsten Tag stattfinden.

Eigentlich hatte Emma mit Magor wegen Sidney sprechen wollen, aber Ben war ihr leider mit seinem Anliegen zuvor gekommen. Länger mochte sie Sid nicht leiden sehen und wollte dem Zauberer unbedingt von Sids Leidenschaft zur Malerei erzählen. Jetzt musste sie nach einer anderen Gelegenheit suchen, um Magor alleine zu sprechen.

Am Abend saßen die vier Elemente zusammen und es gab nur ein Thema: Die Entdeckung ihrer magischen Kräfte. Viele unbeantwortete Fragen und Ideen schwirrten in ihren Köpfen herum.

Emma beschäftigte eine Frage ganz besonders: „Ich fühle mich überrumpelt. Welche Verpflichtung ist mit dem ganzen Elementekram verbunden? “

„Tja, das ist noch ungewiss.“ Mit einer anmutigen Geste strich Nala ihre Haare nach hinten. „Ich bin sehr gespannt, wann Magor uns das verraten wird.“

John rückte ein Stück näher zu Emma, so dass sich ihre Beine berührten. „Emma, du solltest deine Magie als Geschenk ansehen, es ist eine Gabe. Verändere deine Sichtweise und dein Gefühl ändert sich ebenfalls.“

Überrascht drehte Emma sich zu John und sah in seine dunklen Augen. Die Berührung an ihrem Bein war ihr nicht entgangen und es fiel ihr schwer, sich auf seine Worte zu konzentrieren. „Wie meinst du das?“

„Es ist oft eine Frage der Betrachtungsweise. Stell dir vor, du gehst um die Figur eines Bildhauers herum, die Figur bleibt immer dieselbe und doch sieht sie immer wieder anders aus. So ist es auch mit einem Problem. Verändere deinen Blickwinkel, geh sozusagen um das Problem herum. Vielleicht wird dadurch deine Gabe zu einem Geschenk für dich und du nimmst es gerne an.“

Ben klinkte sich in das Gespräch ein: „Das ist wie mit dem Glas. Ist es halbvoll oder halbleer? Eigentlich ist es dasselbe, aber halbvoll hört sich doch viel besser an.“

Erstaunt musterte Emma die beiden Jungen, Emmas angespannte Schultern lockerten sich und sie fühlte sich erleichtert. „Stimmt, ihr habt Recht.“ Ein spitzbübisches Lächeln umspielte Emmas Lippen. „Mann, bin ich froh, zwei solche Schlaumeier um mich zu haben.“

Nalas Augen funkelten: „Ich finde es total cool, dass ich die Luft bewegen kann. Das macht mich stärker und ich kann mich besser wehren. Stell dir vor, Emma, du donnerst Xaria eine Ladung Wasser ins Gesicht, das würde dir doch gefallen, oder?“

Weit weg von der Erde, in einer fremden Galaxie, auf dem kargen, dunklen Planeten Hydraxia, stand die Hexe Xaria vor ihrem Setzkasten und fingerte einige der winzigen Figuren heraus, um sie nebeneinander aufzustellen. Ein süßes, kleines Mädchen mit dunklen Locken, daneben zwei seltsame Wesen, beide halb Walross und halb Bär und eine Elfe mit Flügeln standen auf einem grob behauenen Steintisch. Xaria schob sie nach Belieben hin und her, fand das Ganze jedoch schnell langweilig und murmelte: „Ach, ich werde euch ein paar Minuten Leben schenken.“

Als sie ihren Wachzauber sprach, kam sofort Bewegung in die Figuren, sie versuchten, zu fliehen und schrien wild durcheinander. Das machte der Hexe schon mehr Spaß und sie lachte ihr bösartiges Lachen, besonders dieses kleine, niedliche Mädchen bereitete ihr Freude.

Plötzlich verspürte die Hexe ein starkes Ziehen in ihrem Hinterkopf, das kurz danach in einen starken Schmerz überging. Eine Eingebung kündigte sich damit an, sie wartete ungeduldig und schloss die Augen. Jählings hatte sie tatsächlich einen Einfall.

Schnell stülpte sie eine Glasglocke über die tobende Meute kleiner Figuren und erhob sich: „Da gibt es ein Geheimnis, das ich lüften werde.“

Voller Vorfreude rannte sie in ihr Schlafzimmer zu einem hölzernen Kasten und öffnete ihn, um ein Haar daraus zu entnehmen. Mit ihrer filigranen Beute lief sie zurück zur Glocke, hob sie erneut an, schnappte sich das kleine Mädchen und riss ihr ein Haar aus. Die Kleine schrie auf und schimpfte wütend, Xaria stülpte die Glasglocke zurück über die Figuren.

„Gleich werde ich es wissen“, flüsterte Xaria. Sie nahm die beiden Haare und beschwörte sie: „Revelana misterio sumatra kasas.“ Gleichzeitig entzündete sie ein magisches Feuer. Danach schüttete sie eine bernsteinfarbene Flüssigkeit aus einer Ampulle gleichmäßig über die beiden Haare sowie in das Feuer und wartete. Das Feuer veränderte seine Farbe: Es wurde lila.

„Ah, lila! Das scheint interessant zu werden.“ Fasziniert beobachtete Xaria das Feuer und die beiden einzelnen Haare. Auf ihrer Stirn bildeten sich oberhalb des Nasenrückens zwei tiefe Falten, die bei ihr äußerste Konzentration verrieten.

Nach schier endlos erscheinenden Minuten kam langsam Bewegung in die Haare. Zunächst ringelten sie sich hin und her, dann schlängelten sie sich wie zwei Schlangen zögernd aufeinander zu. Sie umwanden sich wie Aale, um sich schließlich miteinander zu verknoten. Eng verstrickt blieben sie nach ein paar Sekunden leblos liegen.

„Ja!“, zischte die Hexe aufgewühlt. „Ich habe es geahnt, sie sind miteinander verwandt.“

Die Falten auf ihrer Stirn verschwanden und ihr Gesicht nahm einen aufgeregten Ausdruck an. „Das gefällt mir, das wird spannend.“

Xaria griff nach den miteinander verbundenen Haaren und warf sie ins Feuer. Es zischte und eine Stichflamme entstand. Gebannt starrte die Hexe hinein und wartete. Buchstaben bildeten sich in der Flamme und Xaria notierte sie. Das entstandene Wort war in einer uralten, mystischen Sprache geschrieben und sie musste es erst mühsam übersetzen.

Dargansala“, flüsterte Xaria und rief dann nach ihrem gefügigen Diener: „Mazrar! Bring mir das Buch der alten Sprachen!“

Der Gerufene erschien nach einer Weile und reichte ihr ein altes, abgegriffenes, in Leder gebundenes Buch. Ergeben schaute er seine Herrin an und wartete auf weitere Befehle.

„Du kannst gehen. Ach, nein, warte. Bring mir einen Becher frisches Blut von unserem Neuzugang, dem gutaussehenden Handwerker. Das hilft mir beim Denken.“

Mazrar nickte und schlurfte kopfschüttelnd davon.

Xaria sprach zu sich selbst, was sie gerne tat, wenn sie blendender Laune war. „Gut, dass ein paar Haare an dem Buch hängen geblieben sind. Haare sind etwas wunderbares, sie offenbaren so viele Geheimnisse.“ Sie lächelte tiefgründig. „Ich glaube, ich sehe einmal in meinen eigenen Aufzeichnungen unter dem Kapitel Haare nach. Als ich noch jung war, habe ich mich eine Zeitlang intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Mazrar, wo bleibt mein Blut?“

Fanrea Band 2

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