Читать книгу Fanrea Band 2 - A.E. Eiserlo - Страница 8
Brennende Steine in Fanrea
ОглавлениеIm Trainingslager von Fanrea lungerten Quarx, der Zwerg, und Kontax, der Minotaurus, am Ausgang herum. Sie warteten auf die beiden Heiler Djalal und Osane, die zum Schloss wollten, um dort nach dem kleinen Elfenprinzen, König Elotiel und Königin Faina zu sehen. Außerdem war die Schwester der Königin schwanger und Djalal als Geburtshelfer musste sie untersuchen.
Quarx und Kontax hatten sich als Begleitschutz angeboten und vertrieben sich die Wartezeit bis zum Aufbruch damit, ein Spiel zu spielen, das sie Dreieckswurf* nannten. Dabei ritzten sie ein großes Dreieck auf den Boden, in das sie Querlinien einzeichneten. Jedes so entstandene Feld erhielt eine Zahl, die breite Basis die eins, die Spitze eine zehn. Die Zahlen standen für zu gewinnende Punkte. Mit Steinen warfen die beiden nun aus zwei Metern Entfernung und versuchten die höchste Punktzahl zu ergattern.
„Verdammt. Nur ne´acht. Du bist dran“, schimpfte Quarx.
„Hast es eben nicht drauf, alter Knabe“, zog Kontax ihn auf.
Der Elf Glenn gesellte sich zu ihnen: „Kann ich mitspielen?“
„In der nächsten Runde“, knurrte Quarx.
„Mein Abschiedsspiel. Ich fliege gleich mit Ilian und Orell zum Brüten.“
Zwei grinsende Gesichter sahen ihn an.
Glenn warf ihnen wütende Blicke zu: „Sehr witzig, da habt ihr euren Spaß. Ich habe mich nicht darum gerissen, das Ei von Bernsteinauge auszubrüten. Aber wie hätte ich einer sterbenden Drachenlady den letzten Wunsch abschlagen sollen?“
Das Grinsen verstärkte sich und schließlich brachen Kontax und Quarx in schallendes Gelächter aus.
„Na ja, Dracheneier ausbrüten ist eben die richtige Arbeit für einen Jäger und Kämpfer“, kugelte sich Quarx und hielt sich seinen dicken Bauch.
„Nimm es nicht so tragisch, es ist doch eine echte Alternative zu deiner süßen Quiana“, setzte Kontax noch einen drauf. „Außerdem mögen Frauen Männer, die gut mit Babys umgehen können.“
„Ihr seid echt tolle Freunde“, beschwerte sich Glenn und trat wütend einen Stein weg.
Kontax lenkte ein: „Spielst du nun mit, du Trauerkloß?“
Die Antwort blieb Glenn schuldig, denn schon galoppierten Ilian, der Pegasus und Orell, der geflügelte Hirsch, auf die kleine Gruppe zu und kamen erst kurz vor ihnen zum Stand. Ilian bäumte sich auf und schnaubte lustlos: „Es geht los!“
„Tja, dann muss ich wohl. Bis bald, ihr beiden“, verabschiedete sich Glenn.
Kontax und Quarx hauten ihm grinsend auf die Schultern, ersparten ihm aber weitere blöde Kommentare. Missmutig sprang Glenn auf Ilians Rücken, der wissen wollte: „Hast du dich von Quiana verabschiedet?“
„Klar, alles schon geschehen.“
„Hast du das Drachenbuch?“, hakte Ilian nach.
„In meiner Tasche.“
Glenn, Ilian und Orell verließen das Trainingslager und machten sich auf den Weg zum Ei von Bernsteinauge, das momentan noch in der Obhut von Königin Anijala und ihren Feuerelfen war.
Grinsend sahen Quarx und Kontax sich an und schüttelten wortlos die Köpfe, schließlich erinnerte der Zwerg: „Du warst dran.“
Kontax warf einen Stein und landete damit in der neun.
„Ha, auch keine zehn. Steht jetzt fünfundsiebzig zu dreiundsiebzig für mich.“
„Nee, nee, für mich, du vertust dich.“
„Du kannst nur nicht verlieren“, konterte Quarx.
Da wurde ihr Spiel erneut unterbrochen, dieses Mal durch die Ankunft von Djalal und Osane.
Die Heilerin sprach die beiden an: „Seid gegrüßt, ihr zwei. Wir sind soweit, ihr auch? Ich will lieber gar nicht fragen, wer von euch beiden das Spiel gewonnen hat, da ihr sowieso unterschiedlicher Meinung sein werdet.“
Djalal nickte Kontax und Quarx zur Begrüßung freundlich zu und schulterte eine Ledertasche. Kurz darauf brachte ein Elf Osanes Einhorn Estrella und ein paar Pferde.
„Ich habe was vergessen, ich muss noch kurz ins Haus der Kranken. Wartet einen Moment“, bat Osane und lief wieder fort. Brankos, der Schmied, hatte sich gestern während seiner Arbeit fast eine Hand abgetrennt, die Quiana nun versorgte. Doch Osane wollte einen letzten Blick auf die tiefe Wunde werfen.
Blass saß Brankos auf einem Stuhl und ließ Quiana brummelnd gewähren. Osane trat hinzu und begutachtete fachmännisch die Wunde: „Sieht gut aus, genauso soll es sein. Brankos, in ein paar Tagen ist alles wieder in Ordnung. Quiana, bevor du den Verband neu wickelst, streich ihm diese Paste auf die Wunde. Ich habe sie eben frisch angemischt, hier ist das Rezept dafür.“
Sie reichte Quiana ein beschriftetes Blatt, die es entgegen nahm und schnell überflog: „Zweimal täglich wickeln und dick die Paste auftragen. Mach ich, du kannst dich auf mich verlassen.“
„Wolltest du dich nicht von Glenn verabschieden?“, fragte Osane.
„Hab ich doch schon. Aber ohne Zuschauer. Ich erspare mir die Kommentare von Quarx und Kontax lieber“, schmunzelte Quiana.
Osane nickte: „Das kann ich verstehen. Also, bis bald, ihr beiden.“
Brankos grummelte vor sich hin und Quiana fiel noch etwas ein: „Gebt acht auf euch, ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum, in dem Steine glühten und auf uns herabregneten. Ich weiß ihn nicht zu deuten, aber er bereitet mir Sorge.“
Nachdenklich verließ Osane das Haus der Kranken und begab sich wieder zu der wartenden Gruppe. Dort wies sie an: „Wir nehmen Verstärkung mit. Holt mindestens zehn weitere Krieger dazu.“
Kontax zog direkt los und kümmerte sich darum, Djalal und Quarx wollten wissen, warum. Als Osane von Quianas Traum erzählte, band sich Djalal seinen Krummdolch um und Quarx nahm seine Axt zur Hand. Es war für sie selbstverständlich, einen solchen Traum als Warnung zu deuten. Eine Horde Zentauren näherte sich in einem so wilden Galopp, dass die Erde unter ihren Hufen aufwirbelte. Es folgten ein paar Bogenschützenelfen auf Pferden und das Schlusslicht machte Kontax. Nachdem alle versammelt waren, verließen sie gemeinsam das Lager.
Wachsam ritten sie durch den Wald, achteten auf jede Bewegung und ungewöhnliche Geräusche. Tannennadeln, vermoderte Blätter und dicke Moosflächen dämpften ihre Schritte. Plötzlich hob Djalal die Hand und ließ die Truppe anhalten. Fragend sah Osane ihn an.
„Irgendetwas stimmt hier nicht, ich spüre es. Auch wenn ich nicht weiß, was“, erklärte Djalal und beobachtete angespannt den Himmel.
„Ich fühle es auch“, flüsterte Osane sorgenvoll und bemerkte, dass die Tiere des Waldes abrupt verstummten. Ihre Reitpferde schnaubten und tänzelten nervös.
Sie nahmen ein fernes Summen wahr, das sich zu einem hohen, durchdringenden Ton steigerte, dann durchschnitt ein Fauchen und Zischen die Luft. Auf einmal erschienen viele helle Lichtpunkte, die vom Himmel fielen und sich sehr schnell und glühend dem Boden näherten.
„Verdammter Hammerguss, was ist denn das?“, fluchte Quarx und nahm seine Axt fester in die Hand.
„In Deckung, presst euch an die Stämme der dicken Bäume! Das sind Meteoriten*!“, rief Djalal
„Was für Dinger?“, brüllte Quarx.
„Mach, was er sagt, Zwerg!“, schimpfte Kontax.
„Kann man die zu Klump hauen?“, ereiferte sich Quarx und sprintete zu einem Mammutbaum.
Djalal presste sich an einen riesigen Stamm und erklärte: „Das sind Steine aus dem All, die beim Eintritt in unsere Atmosphäre verglühen.“
Verständnislos starrte Quarx ihn an und Osane murmelte: „Quianas glühende Steine, sie hat von ihnen geträumt.“
„Die Fortsetzung der Prophezeiung kündigt sie an, es heißt dort: Vom Himmel fallen flammende Sterne“, erinnerte Djalal.
Mit rasender Geschwindigkeit näherten sich die feurigen Geschosse.
„Sie werden uns zerschmettern, sie kommen genau auf uns zu“, flüsterte Osane. Ihnen blieben noch wenige Sekunden bis zum Einschlag...
Glenn flog auf Ilian zur Höhle von Bernsteinauge. Orell befand sich direkt neben ihnen, als der Elf plötzlich ein bedrohliches Zischen wahrnahm. Feuer schoss an ihnen vorbei. Fliegendes Feuer? Die drei erschraken und sahen, wie weitere Feuerkugeln auf sie zurasten.
„Vorsicht, da kommen wieder welche! Weicht aus!“, schrie Glenn.
„Was ist das?“, rief Ilian.
„Keine Ahnung, ich will von den Dinger jedenfalls nicht getroffen werden“, murrte Orell und wich geschickt einem Geschoss aus.
Glenn fixierte einen Feuerball: „Die sehen aus wie brennende Steine. Schnell weg hier!“
Orell und Ilian erhöhten das Tempo und versuchten, aus der Gefahrenzone herauszufliegen. Immer wieder gelang es ihnen, knapp auszuweichen und schließlich schafften sie es, unbeschadet das Gebiet zu verlassen.
„Hoffentlich sind diese Dinger nicht aufs Trainingslager geknallt.“ Glenn sorgte sich um seine Quiana.
„Nein, das liegt in einer anderen Richtung. Eher hat es Osane und ihren Trupp erwischt“, befürchtete Orell.
Osane, ihre Freunde und die restlichen Kämpfer pressten sich an die Bäume, während um sie herum die brennenden Feuerkugeln niedergingen. Schwefeliger Rauch stieg überall dort auf, wo die Meteoriten eingeschlagen waren. Zum Glück waren sie nicht groß, sonst hätten die Einschläge katastrophale Folgen gehabt. Doch auch so waren es gewaltige Detonationen und der Gruppe blieb nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, nicht erschlagen zu werden. Abrupt hörte der Feuerregen auf und erleichtert lösten die Freunde sich von den Bäumen. Einige husteten, andere hielten sich schützend die Kleidung vor die Nase.
Quarx schnaufte und schwang seine Axt: „Also ein Feind, den ich nicht besiegen kann und der auch noch stinkt, der ist doch zum Haare ausreißen. Verdammt!“
Erleichtert schaute Osane in die Runde und sagte zu Djalal: „Du meinst, das sind die Sterne aus der alten Prophezeiung? Dann sind auch die vier Elemente nicht mehr weit.“
Djalal nickte: „Ich denke, ja.“
Sie brachen wieder auf und ritten zügig zum Königsschloss. Als sie es endlich erreichten, wurde Osane direkt zu einem verletzten Elf gerufen. Quarx und Kontax besuchten alte Freunde, die sich gerade mit einem albernen Spiel die Zeit vertrieben, dem Kirschkernspucken*. Die Spieler standen hinter einer gezogenen Linie und versuchten abwechselnd, einen Kirschkern möglichst weit zu spucken. Natürlich schlossen Quarx und Kontax sich direkt an. Kontax gewann die erste Runde. Nachdem Quarx ein paar Runden gespielt hatte und er immer wieder verlor, schlug er ein neues Spiel vor, das Höckeln*. Bei diesem Spiel wurde aus vier Nusrinonüssen* eine Pyramide gebaut, die aus einem größeren Abstand umgeworfen werden musste. Die erlaubte Wurftechnik wurde vorher festgelegt, der Gewinner erhielt die Nüsse. Quarx und Kontax liebten solche Spiele und konnten Stunden damit verbringen und dabei auch immer wieder heftig in Streit geraten.
In der Zwischenzeit machte Djalal sich auf die Suche nach dem Königspaar und fand sie im Rosengarten. Königin Faina saß auf einer Bank, das Baby hatte sie in einem Tragetuch umgebunden und König Elotiel las ihr aus einem Buch vor. Zunächst bemerkten sie Djalal nicht und er beobachtete zufrieden das Trio. Das Baby gluckste und brachte damit Fainas Augen zum Leuchten. Als sie Djalal entdeckte, winkte Faina ihn zu sich. „Djalal, wie schön, dich wiederzusehen!“
„Seid gegrüßt. Habt ihr die brennenden Sterne gesehen?“
Elotiel nickte: „Ja, haben wir. Wo sind sie hingeflogen? So etwas haben wir noch nie erlebt.“
„Das war ein Meteoritenschauer, Steine aus dem Universum. Sie sind ganz in unserer Nähe eingeschlagen“, berichtete Djalal dem Königspaar. „Wie gut, dass Euch nichts passiert ist.“
Ihr Gespräch wurde von dem quengelnden Baby unterbrochen.
„Das Baby ist hungrig“, erklärte Faina und stillte den Prinzen, gierig begann der Kleine zu saugen. „Verschluck dich nicht, du Vielfraß“, grinste Elotiel.
In diese Idylle hinein platzte Gyar, der Bruder des Königs. Freundlich begrüßte er Djalal und bat dann Elotiel mit sich: „Es gibt Unruhen im Land der Eidechsenmenschen, irgendetwas ist dort im Gange. Eines der Weltentore hinter ihrem Gebiet ist zerstört worden.“
„Vielleicht sollten wir zu ihnen, um mit ihnen zu reden?“
„Nein“, widersprach Gyar. „Sie sind gerade nicht gut auf uns zu sprechen. Sie denken, wir haben damit zu tun.“
Die beiden entfernten sich und zurück blieb Djalal mit Faina und dem Baby. Mit gemischten Gefühlen blickten sie Gyar hinterher. Immer wenn Djalal mit dem Königsbruder zusammentraf, bemächtigte sich seiner ein ungutes Gefühl. Nie fiel Gyar in seiner Gegenwart unangenehm auf oder sagte etwas, dass ihn verstimmte und dennoch nistete sich erneut Widerwillen in Djalal ein. Faina und Djalal sahen sich an und beide wussten ohne Worte, dass sie dasselbe empfanden.
Um Faina auf andere Gedanken zu bringen, fragte Djajal: „Habt Ihr schon einen Namen für Euren Sohn gefunden?“
„Ja, Fingir. Den Namen flüsterten die Bäume.“
„Dann ist es auch der Richtige. Fingir klingt schön.“
Inzwischen waren Glenn, Ilian und Orell auf dem Plateau vor Bernsteinauges Höhle gelandet und Glenn flüsterte ehrfurchtsvoll den Zauberspruch: „Avratar elportal diro.“
Das magische Portal öffnete sich und die drei betraten die dämmrige Höhle. Fasziniert weiteten sich ihre Augen, als sie das grüngemaserte Ei sahen, eingehüllt von den Feuerelfen. Wie kleine, züngelnde Flammen tanzten sie säuselnd und Geschichten wispernd um das Ei.
Königin Anijala flog auf die Neuankömmlinge zu: „Seid gegrüßt, wie schön, dass ihr wohlbehalten den Kampf überstanden habt. Es hat zu viele Tote gegeben. Wir haben um Bernsteinauge getrauert. Es ist schlimm, dass sie ihr Leben gelassen hat. So viel Weisheit dahin.“
Seufzend antwortete Glenn: „Krieg und Kampf sind immer sinnlos und ich wünschte, wir würden nur trainieren, ohne unsere Fähigkeiten jemals anwenden zu müssen.“
„Das ist wahr. Aber auf allen Welten ist es immer dasselbe, irgendwann gibt es Krieg. Traurig.“ Das Feuerantlitz von Anijala wirkte kummervoll und ihr Flammenkörper nahm eine dunkelrote Farbe an.
„Auf was müssen wir achten, um dem Ei die gleiche Fürsorge zuteilwerden zu lassen, wie ihr es getan habt?“, wollte Orell wissen.
Die Farben von Anijalas Flammen wechselten zu einem zarten Orange und Gelb. „Das Ei hat sich schon einmal bewegt. Ich hoffe, der kleine Drache lässt sich noch etwas Zeit und genießt eure Aufmerksamkeit.“
Als die Königin der Feuerelfen die missmutigen Gesichter der drei Freunde musterte, wurden ihre Flammen wieder dunkler und sie fuhr besorgt fort: „Mit viel Liebe und Geduld haben wir uns um das Ei gekümmert und dem Drachenjungen Geschichten erzählt. Eure Liebe ist kostbar für den Drachen. Außerdem ist es wichtig, dass ihr die richtige Temperatur haltet, knapp unter fünfzig Grad, das ist perfekt für das Ausbrüten. Solange das Ei seine grünliche Farbe behält, ist alles in Ordnung, wenn es blau wird, ist es zu kalt.“
„Ihr habt das so toll gemacht, ich glaube, ihr seid viel besser zum Ausbrüten geeignet, als wir drei. Wir sind nur ein müder Abklatsch von euch“, versuchte Glenn die Aufgabe abzuwälzen.
Verständnisvoll lächelnd wehrte Anijala ab: „Mir ist bewusst, dass du als Krieger und Jäger das Ausbrüten eines Dracheneis nicht als Heldentat ansiehst. Doch nur ein wahrer Held überträgt seine kraftvolle Energie auf den Drachenjungen. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, nun seid ihr dran.“
Mit einer Verbeugung verabschiedete Anijala sich und rief ihre Feuerelfen zu sich. In einem Flammenwirbel verließen Anijala und die Elfen die Drachenhöhle. Zurück blieben die drei Freunde und da ihnen nichts anderes übrig blieb, richteten sie sich gemütlich ein. Glenn breitete Decken aus, legte das Drachenbuch bereit und ein Kräuterbuch, dass ihm Quiana mitgegeben hatte. Das Ei wurde in Decken gehüllt und Glenn entzündete mehrere kleine Feuerstellen, um das Ei warm zu halten. Als erster übernahm Orell den Brutdienst und zeigte ein mürrisches Gesicht, während er sich niederließ und das Ei zwischen seine Vorderbeine schob.
Glenn las aus dem Drachenbuch vor: „ ... Der Drache im Ei kann deine Gefühle wahrnehmen, die positiven wie auch die negativen, also hüte dich davor, mit schlechter Laune zu brüten...“
„Nicht auch das noch“, beschwerte sich Orell, „Jetzt soll ich auch noch gute Laune haben und mich freuen, dass ich hier sitze?“
Ilian lachte schallend. „Genau“, sagte er dann.
„Du bist auch bald dran“, gab Orell zu bedenken.
Glenn setzte sich in den Schneidersitz und legte das Drachenbuch auf seine Beine: „Was glaubt ihr? Sind wir das einzige Trio, bestehend aus einem Pegasus, einem geflügelten Hirschen und einem Elfen, das je ein Drachenei ausgebrütet hat?“
„Ich denke: Ja“, grinste Ilian. „Wir sollten es mit Humor tragen. Ein Versprechen ist ein Versprechen, wir können es nicht ändern.“
Die Augen von Glenn bekamen einen verträumten Ausdruck: „Und ich könnte jetzt bei Quiana sein...“
„Lies weiter vor“, knurrte Orell.
„Die Laune dessen, der brütet kann sich auf den kleinen Drachen übertragen und dessen Charakter prägen“, fuhr Glenn fort.
„Au weia, dann wird der Drache ein echter Motzbrocken“, sagte Ilian erschrocken.
„Unterbrich mich doch nicht immer“, beschwerte sich Glenn. „Je besser die Gemütslage des Brütenden, umso ausgeglichener wird der Charakter des Drachen.“
Ilian schlenderte zu Orell: „Ablösedienst, du Miesepampel. Der Drache braucht mal ein bisschen gute Laune, deshalb übernehme ich.“
„Von mir aus. Dann erzähl ihm Witze und lass das Ei bloß nicht blau anlaufen“, frotzelte Orell.