Читать книгу In Berlin wird noch geschossen e-book - Alana Maria Molnár - Страница 4

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Was willst du werden?

Mit vierzehn Jahren ist es an der Zeit zu entscheiden, was aus einem werden soll im Leben, heißt es in der Schule. Keine Ahnung, antworte ich, wenn man mich fragt, was ich denn werden wolle. Vater nimmt die Sache in die Hand und arbeitet hart daran, mich für seine Leidenschaft Gartenbau zu erwärmen. Als praktische Beispiele meiner bereits vorhandenen Erfahrungen auf dem Gebiet erwähnt er die prächtigen Blumen, die ich aus Samen gezogen habe. Er war sehr überrascht und erfreut gewesen zu sehen, mit welchem Eifer und auch System ich an die Sache heranging. Das Heft, das ich zu diesem Zweck angelegt habe, sei der klare Beweis dafür, daß aus mir ein guter Gärtner werden kann, meint Vater.

Er weiß nicht, daß ich meine Aufzeichnungen sorgfältig kopiert und Kálmán nach Siebenbürgen geschickt habe. Die begeisterte Antwort kam an Erikas Adresse. Auch Kálmán meint, ich müsse unbedingt etwas mit Blumen machen, oder überhaupt mit Pflanzen, ich sei dafür wie vom lieben Gott geschaffen.

Wenn zwei gestandene Männer mir dazu raten, kann es nicht falsch sein. Im ganzen Land gibt es drei Schulen, Gartenbautechnikum genannt, die Vater nun anschreibt. Alle drei schicken die Bewerbungsunterlagen, denn ich muß ein Aufnahmeverfahren mit schriftlichen und mündlichen Prüfungen durchlaufen. Obwohl das meine Chancen vermindert, entscheidet Vater, daß ich mich nur in einer Schule bewerben sollte, und zwar in dem Städtchen mit dem zungenbrecherischen Namen Sátoraljaújhely, im nordöstlichsten Zipfel Ungarns. Die Stadt liegt an der slowakischen Grenze und ist gleichzeitig Grenzübergang. Die Wahl fällt nicht zufällig auf diese Schule, Vater kennt irgendwelche Leute, die wiederum einen der wichtigsten Lehrer kennen, der in der Prüfungskommission sitzt und darüber befindet, welche Bewerber aufgenommen werden.

Vater begleitet mich zur Aufnahmeprüfung. Die Reise dauert viele Stunden. Was genau geprüft wird, wissen wir nicht, in den Unterlagen waren die Angaben spärlich. Die Schule hat aber den Ruf, die beste von allen dreien zu sein, die Absolventen bekommen mit dem Abschluß automatisch die Eintrittskarte für die Hochschule für Gartenbau in Budapest. Vater plant langfristig.

Das alte Gebäude mit angeschlossenem Internat ist ein ganzes Stück vom Bahnhof entfernt, wir müssen uns beeilen.

Der erste Teil des Aufnahmeverfahrens besteht aus drei schriftlichen Prüfungen, danach kommt ein Gespräch mit jedem einzelnen Bewerber. Die Aula ist voll, die Schüler müssen für die Klausuren auf zwei Räume verteilt werden. Eine schweißtreibende Angelegenheit, vor allem in Mathematik. Die Aufgaben in den anderen Fächern fallen mir leicht. Am Nachmittag dann das Gespräch, im Beisein des Direktors und drei anderer Lehrer.

Bevor wir wieder zum Bahnhof gehen, entdeckt Vater den Freund, der für mich ein gutes Wort einlegen will. Er ist mit seinem Sohn da, mit Gáspár, einem schlacksigen Jungen mit dunklem krausem Haarschopf und einer römischen Nase. Gáspár schafft es, wie auch ich. Wegen seiner Haare heißt er vom ersten Tag an das Schaf.

In Berlin wird noch geschossen e-book

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