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Prolog
ОглавлениеEs war eine verrückte Idee - mitten in der Nacht nochmals eine Stunde Fahrt mit zwei Autos zu unternehmen, einfach aus einer Laune heraus.
Dabei hatte der Abend so nett angefangen...
Wir hatten uns mit Horst und Mila in einem angesagten Steakhouse in Mannheim getroffen, um uns bei einem guten Essen und einem Glas Rotwein kennenzulernen. Eine Zeitungsanzeige war der Grund für dieses Treffen: “Junges Ehepaar möchte seinen Horizont erweitern und interessante Leute kennenlernen”. Unser Freundeskreis war zwar treu und verlässlich, aber irgendetwas fehlte. Hanne, ausgeschrieben Johanna, und ich wehrten uns innerlich dagegen, ins Spießige, Banale abzurutschen, wehrten uns auch gegen das Älterwerden. Etwas fehlte in unserer Ehe, wir verstanden und ergänzten uns gut, und unser Intimleben war ebenfalls in Ordnung. Auch finanziell waren wir gut gestellt: Tolle Wohnung, drei Autos, viel Ausgehen und Urlaube mehrmals im Jahr. Aber ein paar neue Impulse könnten wir durchaus vertragen. Immerhin waren wir ja schon in den Dreißigern, sie 30, viel jünger wirkend, zierliche Figur, blondes Haar bis auf die Schultern, ein fleißiges Bienchen im Beruf und begeisterte Hausfrau, und ich, Alex, eigentlich Alexander, 37, selbstständig, typischer Normalo, aber mit einer wachsenden Torschlusspanik.
Also stellten wir unsere Anzeige in einer seriösen Tageszeitung ein, mal sehen, was sich daraus entwickeln würde. Das erste Treffen fand statt bei Jürgen und Elfie. Beim nachmittäglichen Kaffee und Kuchen war zwar wirklich Sympathie auf beiden Seiten erkennbar, doch neue Impulse waren hier nicht zu erwarten. Beide waren so, wie wir nicht sein wollten: Bürgerlich, alltäglich...
Das nächste Treffen bescherte uns Waltraud und Joachim. Sie Supermarktkassiererin, er Tierpfleger. Außer Gesprächen über das Käuferverhalten in Waltrauds Arbeitsstelle und endlosen Litaneien über Tierpflege und Tierliebe in Joachims Wirkungsbereich war nichts Inspirierendes zu verspüren.
Neuer Versuch: Tina und Gerd, unverheiratet, aber schon seit 2 Jahren zusammenlebend. Ein durchaus befruchtendes Gespräch über Getränkecocktails, begleitet von einigen Kostproben, sorgte wirklich für Stimmung. Gerd war da ganz souverän. Tina allerdings kicherte kindlich und ließ deutlich ihre Unreife erkennen. Irgendwie war sie auf dem Stand eines Schulmädchens stehengeblieben. Höhepunkt des Abends war dann ihre Idee, uns ihre umfangreiche Dildo-Sammlung zu präsentieren, “alle ausprobiert”... War dieser Abend das, was wir uns unter Horizonterweiterung vorgestellt hatten? - Wir sahen die Beiden nach diesem Erlebnis nie wieder.
Der Kilometerzähler unseres Wagens ging unaufhaltsam nach oben während unserer Sinnsuche. Frank und Esther trafen wir bei ihrem Hobby. Auf einem Modellflugplatz lernten wir alles über Trimmen und Steuerung, über Seitenwindlandung und Wurfstarts aus dem Handgelenk. Aber darin erschöpften sich die Gesprächsthemen. - Wieder nichts. Unzählige weitere Be- und Versuche, unzählige Kilometer und Namen, die wir schnell wieder vergaßen.