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Erstes bis viertes Bändchen
V.
Vom Louvre insbesondere und von der Tugend im Allgemeinen

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Von der ersten Person, die ihnen begegnete, unterrichtet, gingen die zwei Edelleute durch die Rue d’Averon, durch die Rue des Fossés-Saint-Germain-l'Auxerrois und befanden sich bald vor dem Louvre, dessen Thürme sich mit den ersten Schatten des Abends zu vermischen anfingen.

»Was habt Ihr denn?« fragte Coconnas La Mole, der bei dem Anblicke des alten Schlosses stehen blieb und mit einer gewissen Achtung diese Zugbrücken, diese schmalen Fenster und diese spitzigen Thürme, welche plötzlich vor seine Augen traten, betrachtete.

»Meiner Treu, ich weiß es nicht, das Herz schlägt mir. Ich bin doch nicht übermäßig furchtsam, aber ich weiß nicht, warum mir dieser Palast so düster, ich möchte sagen, so furchtbar erscheint.«

»Und ich,« sagte Coconnas, »ich weiß nicht, wie mir geschieht, aber ich bin von einer besondern Heiterkeit. Mein Aussehen ist ein wenig vernachlässigt,« fuhr er, mit den Augen seine Reisekleider überlaufend, fort. »Bah! Man erscheint in Reitertracht. Dann schärften mir auch meine Befehle Eile ein. Ich werde also willkommen sein, da ich pünktlich gehorcht habe.«

Und die zwei jungen Edelleute setzten ihren Weg fort, jeder bewegt von den Gefühlen, die er ausgedrückt hatte.

Es war starke Wache im Louvre; alle Posten schienen verdoppelt. Unsere jungen Leute waren also Anfangs sehr in Verlegenheit. Aber Coconnas, welcher bemerkt hatte, daß der Name des Herzogs von Guise eine Art von Talisman bei den Parisern war, näherte sich einer Wache, berief sich auf diesen allmächtigen Namen und fragte, ob er nicht in den Louvre gelangen könnte.

Dieser Name schien seine gewöhnliche Wirkung auf den Soldaten hervorzubringen. Er fragte jedoch Coconnas, ob er die Parole hatte.

Coconnas war genöthigt, zu gestehen, er wüßte sie nicht.

»Dann geht zurück, Herr,« sagte der Soldat.

Ein Mensch, der mit dem Offizier des Postens plauderte und während seines Plauderns gehört hatte, wie Coconnas in den Louvre eingelassen zu werden verlangte, unterbrach in diesem Augenblick sein Gespräch, kam zu ihm und sagte in dem sonderbarsten Jargon der Welt:

»Was wollt Ihr von Herrn von Guise?«

»Ich will mit ihm sprechen,« antwortete Coconnas lächelnd.

»Unmöglich, der Herzog ist bei dem König.«

»Ich habe aber einen Avisbrief, worin ich beauftragt bin, nach Paris zu kommen.«

»Ah, Ihr habt einen Avisbrief?«

»Ja, und ich komme von sehr ferne her.«

»Ah, Ihr kommt von sehr ferne her?«

»Ich komme von Piemont.«

»Gut, gut, das ist etwas Anderes. Und Ihr heimßt?«

»Graf Annibal von Coconnas.«

»Gut, gut, gebt den Brief, Herr Annibal, gebt ihn.«

»Das ist auf mein Wort ein sehr artiger Mann,« sagte La Mole, mit sich selbst sprechend. »Könnte ich nicht einen ähnlichen finden, der mich zu dem König von Navarra führen würde?«

»Gebt doch den Brief,« fuhr der deutsche Edelmann, die Hand nach dem zögernden Coconnas ausstreckend, fort.

»Mordi!« versetzte der Piemontese mißtrauisch wie ein halber Italiener, »ich weiß nicht, ob ich soll. Ich habe nicht die Ehre, Euch zu kennen, mein Herr.«

Ich bin Pesme und gehöre dem Herzog von Guise.«

»Pesme,« murmelte Coconnas, »ich kenne diesen Namen nicht.«

»Es ist Herr von Besme, gnädiger Herr,« sagte die Wache. »Die Aussprache täuscht Euch. Gebt den Brief dem Herrn; ich stehe gut dafür.«

»Ah, Herr von Besme!« rief Coconnas, »ich glaube wohl, daß ich diesen Namen kenne. Hier ist der Brief mit dem größten Vergnügen. Entschuldigt mein Zögern, aber man muß sich so benehmen, wenn man treu sein will.«

»Gut, gut,« sprach Besme, »es bedarf keiner Entschuldigung.«

»Meiner Treue, Herr,« sagte La Mole, sich ebenfalls nähernd. »wolltet Ihr wohl, da Ihr so höflich seid, meinen Brief übernehmen, wie Ihr es mit dem meines Gefährten gethan habt?«

»Wie heißt Ihr?«

»Graf Lerac de La Mole.«

»Graf Lerac de La Mole?«

»Ja.«

»Ich kenne diesen Namen nicht.«

»Es ist ganz einfach, daß ich Euch nicht bekannt bin, mein Herr, denn ich bin ein Fremder und komme, wie der Graf von Coconnas, von sehr ferne her.«

»Und woher kommt Ihr?«

»Aus der Provence.«

Ebenfalls mit einem Briefe?«

»Ja.«

»Für Herrn von Guise?«

»Nein, für Seine Majestät den König von Navarra.

»Ich gehöre nicht dem König von Navarra,« – sprach von Besme mit plötzlich eintretender Kälte, »ich kann also Euren Brief nicht übernehmen.«

Und La Mole den Rücken zuwendend, ging er in den Louvre und machte Coconnas ein Zeichen, ihm zu folgen.

La Mole blieb allein.

In diesem Augenblicke ritt durch das mit dem Thore, durch welches Coconnas und Besme gegangen waren, parallel liegende Thor eine Truppe von ungefähr hundert Mann heraus.

»Ah! Ah!« sagte die Schildwache zu ihrem Cameraden, »das ist von Mouy mit seinen Hugenotten. Sie strahlen in der That. Der König wird ihnen den Tod des Mörders des Admirals versprochen haben, und da es der Mensch ist, der den Vater von Mouy getödtet hat, so wird der Sohn mit einem Steine zwei Schläge thun.«

»Um Vergebung,« versetzte La Mole, sich an den Soldaten wendend, »habt Ihr nicht gesagt, mein Braver, dieser Officier wäre Herr von Mouy?«

»Ja, mein Herr.«

»Und diejenigen, welche ihn begleiteten, wären …«

»Parpaillots6. Das habe ich gesagt.

»Ich danke,« sagte La Mole, ohne daß es schien, als bemerkte er den verächtlichen Ausdruck, dessen sich die Schildwache bediente, »mehr wollte ich nicht wissen.«

Und sich gegen den Führer der Reitertruppe wendend, sagte er zu diesem:

»Mein Herr, ich erfahre, Ihr seid Herr von Mouy.«

»Ja, mein Herr,« antwortete der Offizier mit höflichem Tone.

»Euer unter den Anhängern der Religion so wohl bekannter Name macht mich so kühn, mich an Euch zu wenden und Euch um einen Dienst zu bitten.«

»Um welchen, mein Herr? Doch vor Allem, mit wem habe ich zu sprechen die Ehre?«

»Mit dem Grafen Lerac de La Mole.«

Die zwei jungen Leute begrüßten sich.

»Ich höre, mein Herr,« sagte Mouy.

»Mein Herr, ich komme von Aix und bin der Ueberbringer eines Briefes von Herrn d’Aunac, dem Gouverneur der Provence. Dieser Brief ist an den König von Navarra gerichtet und enthält wichtige, dringende Nachrichten. Wie kann ich denselben dem König zustellen Wie kann ich in den Louvre gelangen?«

»Nichts leichter, als in den Louvre zu gelangen,« versetzte von Mouy, »nur glaube ich, der König von Navarra wird zu dieser Stunde zu sehr beschäftigt sein, um Euch zu empfangen. Doch gleichviel, wenn Ihr mir folgen wollt, so führe ich Euch bis zu seinem Gemach. Das Uebrige ist Eure Sache.«

»Tausend Dank!«

»Kommt, Herr,« sprach von Mouy.

Von Mouy stieg vom Pferde, warf den Zügel seinem Lakaien zu, ging nach der Pforte, gab sich der Schildwache zu erkennen, führte La Mole in das Schloß und sagte, die Thüre der Wohnung des Königs öffnend:

»Tretet ein, mein Herr, und erkundigt Euch.«

Und sich vor La Mole verbeugend, entfernte er sich.

»Als La Mole allein war, schaute er um sich her. Das Vorzimmer war leer, aber eine von den inneren Thüren offen. Er machte einige Schritte und befand sich in einem Gange. Er klopfte und rief, ohne daß Jemand antwortete. Es herrschte die tiefste Stille in diesem Theile des Louvre.«

»Wer sprach mir denn von einer so strengen Etiquette?« dachte er. »Man kommt und geht in diesem Palast, wie auf einem öffentlichen Platze.«

Und er rief abermals, aber ohne bessern Erfolg, als das erste Mal.

»Gehen wir vorwärts,« dachte er.

Und er schritt durch den Gang, welcher immer finsterer wurde.

Plötzlich öffnete sich eine Thüre, und es erschienen zwei Pagen, welche Fackeln trugen und damit eine Frau von imposanter Gestalt, von majestätischer Haltung und besonders von einer bewunderungswürdigen Schönheit beleuchteten.

Es fiel das volle Licht auf La Mole, welcher unbeweglich stehen blieb.

Die Frau blieb ebenfalls stehen und fragte den jungen Mann mit einer Stimme, welche wie eine kostbare Musik in seinen Ohren klang:

»Was wollt Ihr, mein Herr?«

»Ah! Madame,« erwiederte La Mole, die Augen niederschlagend, »ich bitte Euch, entschuldigt mich, ich verlasse so eben Herrn von Mouy, der die Güte gehabt hat, mich hierher zu führen, und ich suchte den König von Navarra.«

»Seine Majestät ist nicht hier, mein Herr; der König ist, glaube ich, bei seinem Schwager. Aber könntet Ihr in seiner Abwesenheit nicht der Königin sagen …?«

»Allerdings, Madame,« versetzte La Mole, »wenn irgend Jemand sich herablassen wollte, mich zu ihr zu führen.«

»Ihr steht vor ihr.«

»Wie?« rief La Mole.

»Ich bin die Königin von Navarra,« sagte Margarethe.

La Mole machte eine so ungestüme Bewegung des Erstaunens und Schreckens, daß die Königin lächelte.

»Sprecht geschwinde, mein Herr,« sagte sie, »denn man erwartet mich bei der Königin Mutter.«

»Oh! Madame, wenn Ihr sogleich erwartet werdet, so erlaubt mir, mich zu entfernen, denn es wäre mir in diesem Augenblick unmöglich, mit Euch zu sprechen. Ich bin nicht im Stande, zwei Gedanken zusammenzufassen; Euer Anblick hat mich geblendet. Ich denke nicht mehr, ich bewundere.«

Margarethe ging voll Anmuth und Güte auf den schönen jungen Mann zu, der, ohne es zu wissen, als vollendeter Höfling gehandelt hatte, und sagte:

»Beruhigt Euch, mein Herr, ich werde warten, und man wird auf mich warten.«

»Oh! vergebt, Madame, wenn ich Euere Majestät von Anfang nicht mit aller Achtung begrüßt habe, welche sie von einem ihrer unterthänigsten Diener anzusprechen befugt ist.«

»Ihr hieltet mich wohl für eine von meinen Frauen?« fuhr Margarethe fort.

»Nein, Madame, sondern für den Schatten der schonen Diana von Poitiers. Man sagt mir, sie erscheine zuweilen im Louvre.«

»Mein Herr,« versetzte Margarethe, »ich habe nicht bange, daß Ihr Euer Glück bei Hofe machen werdet. Ihr hattet einen Brief für den König, wie Ihr sagtet? das war unnöthig. Doch gleich viel, wo ist er? Ich werde ihm denselben zustellen. Doch eilt, ich bitte Euch.«

In einem Augenblick schob La Mole die Nesteln seines Wammses auf die Seite und zog aus seiner Brust den in einem seidenen Umschlage verwahrten Brief hervor.

Die Königin nahm den Brief und betrachtete die Schrift.

»Seid Ihr nicht Herr de La Mole?« sagte sie.

»Ja, Madame. Oh, mein Gott, sollte ich das Glück haben, Euerer Majestät dem Namen nach bekannt zu sein?«

»Ich habe Euren Namen von dem König, meinem Gemahl, und von meinem Bruder, dem Herzog von Alençon, aussprechen hören. Ich weiß, daß man Euch erwartet.«

Und sie steckte in ihren von Stickereien und Diamanten starrenden Leib den Brief, der aus dem Busen des jungen Mannes kam und von der Wärme seiner Brust noch lau war.

La Mole folgte gierig mit den Augen jeder Bewegung von Margarethe.

»Mein Herr,« sprach die Königin, »geht nun in die untere Gallerie hinab und wartet, bis Jemand von dem König von Navarra oder dem Herzog von Alençon, kommt. Einer von meinen Pagen wird Euch führen.

Nach diesen Worten setzte die Königin ihren Weg fort. La Mole drückte sich an die Wand, aber der Gang war so eng und der Wulst der Königin von Navarra so breit, das ihr seidenes Gewand das Kleid des jungen Mannes streifte, während ein starker Wohlgeruch sich auf der Stelle verbreitete, wo sie vorübergekommen war.

La Mole bebte am ganzen Leibe und suchte einen Ruhepunkt an der Mauer, da er fühlte, daß er dem Niederfallen nahe war.

»Kommt, Herr,« sagte der Page, welcher den Auftrag hatte, La Mole in die untere Gallerie zu führen.

»Oh, ja, ja!« rief La Mole ganz berauscht, denn da ihm der junge Mann den Weg andeutete, auf welchem sich Margarethe entfernt hatte, so hoffte er, rasch gehend, sie noch einmal zu sehen.

Als er oben an die Treppe gelangte, erblickte er sie wirklich im unteren Stockwerke, und da Margarethe, sei es aus Zufall, sei es, weil das Geräusch seiner Schritte bis zu ihr drang, den Kopf emporhob, so konnte er sie noch einmal sehen.

»Oh!« sprach er, dem Pagen folgend, »das ist keine Sterbliche, das ist eine Göttin, und, wie Virgilius Maro sagt:

Et vera incessu patuit dea.


»Nun?« fragte der junge Page.

»Hier bin ich,« erwiederte La Mole, »verzeiht, hier bin ich.«

Der Page schritt voran, ging einen Stock hinunter, öffnete eine erste Thüre, dann eine zweite, und sagte auf der Schwelle stille stehend:

»Hier ist der Ort, wo Ihr warten sollt.«

La Mole trat in die Gallerie, deren Thüre sich hinter ihm schloß.

Es war Niemand in der Gallerie, außer einem Herrn, der auf und ab ging und ebenfalls zu warten schien.

Schon fing der Abend an, breite Schatten von den Gewölben herabfallen zu lassen, und obgleich die zwei Männer kaum zwanzig Schritte von einander entfernt waren, so konnten sie doch ihre Gesichter nicht erkennen. La Mole näherte sich.

»Gott vergebe mir!« murmelte er, als er nur noch ein paar Schritte von den Andern entfernt war, »ich finde den Herrn Grafen von Coconnas wieder hier.«

Bei dem Geräusch seiner Schritte hatte sich der Piemontese bereits umgekehrt, und er schaute ihn mit demselben Erstaunen an, mit welchem er selbst angeschaut wurde.

»Mordi!« rief er, »es ist Herr de La Mole, oder der Teufel soll mich holen. Was mache ich denn da? ich schwöre wie der König; bah! es scheint, der König schwört noch ganz anders, als ich, und zwar sogar in den Kirchen. Wir sind also hier im Louvre?«

»Wie Ihr seht; Herr von Besme hat Euch eingeführt?«

»Ja, es ist ein vortrefflicher Deutscher, dieser Herr von Besme… Und wer hat Euch zum Führer gedient?«

»Herr von Mouy. Ich sagte Euch, die Hugenotten ständen nicht mehr so schlecht bei Hofe. Habt Ihr Herrn von Guise getroffen?«

»Nein noch nicht … Und Ihr, habt Ihr Audienz bei dem König von Navarra erhalten?«

»Nein, aber es kann nicht mehr lange dauern. Man hat mich hierher geführt und hier warten heißen.«

»Ihr werdet sehen, es handelt sich um ein großes Abendbrod, und wir sitzen, beim Schmause neben einander. Welch ein sonderbarer Zufall! Seit zwei Stunden vereinigt uns das Schicksal. Aber was habt Ihr? Ihr scheint in Gedanken vertieft?«

»Ich?« versetzte la Mole bebend, denn er blieb immer noch wie geblendet von der Erscheinung, die er gesehen hatte, »nein, der Ort, an dem wir uns treffen, gibt in meinem Innern zu einer Menge von Betrachtungen Anlaß.

»Zu philosophischen, nicht wahr? das ist gerade wie bei mir. Als Ihr eintratet, kamen mir alle Ermahnungen meines Lehrers in den Kopf. Kennt Ihr den Plutarch, Herr Graf?«

»Wie?« erwiederte La Mole lächelnd, »das ist einer von meinen Lieblingsschriftstellern.«

»Gut,« fuhr Coconnas mit ernstem Tone fort, »dieser große Mann hat sich, wie es mir scheint, nicht getäuscht, wenn er die Gaben der Natur mit balsamischen Pflanzen von unvergänglichem Wohlgeruche und von mächtiger Wirksamkeit für die Heilung von Wunden vergleicht.«

»Versteht Ihr Griechisch, Herr von Coconnas?« sprach La Mole, seinen Gefährten fest anschauend.

»Nein, aber mein Lehrer verstand es, und er empfahl mir sehr, wenn ich am Hofe wäre, über die Tugend zu reden. »»Das hat ein gutes Aussehen,«« sagte er. Ich bin auch in dieser Hinsicht gepanzert, darauf mache ich Euch aufmerksam. Doch, sprecht, habt Ihr Hunger?«

»Nein.«

»Es kam mir aber vor, als ob es Euch sehr nach dem gebratenen Vogel im Schönen Gestirne gelüstete; ich sterbe vor Hunger.«

»Wohl, Herr von Coconnas, da habt Ihr eine Gelegenheit, Euere Argumente über die Tugend zu benützen und Euere Bewunderung für Plutarch zu beweisen, denn dieser große Schriftsteller sagt irgendwo: Es ist gut, die Seele an den Schmerz und den Magen an den Hunger zu gewöhnen.«

»Ah! Ihr versteht also Griechisch?« rief Coconnas erstaunt.

»Gewiß!« antwortete La Mole, »mein Lehrer hat mir darin Unterricht gegeben.«

»Mordi, Graf, dann ist Euer Glück gesichert; Ihr macht Verse mit König Karl IX., und sprecht Griechisch mit der Königin Margarethe.«

»Abgesehen davon,« fügte La Mole lächelnd bei, »daß ich mit dem König von Navarra Gascognisch sprechen kann.«

In diesem Augenblick wurde die Thüre der Gallerie, welche nach der Wohnung des Königs führte, geöffnet; es ertönte ein Tritt, man sah in der Dunkelheit einen Schatten sich nahen. Dieser Schatten wurde ein Körper. Dieser Körper war der von Herrn von Besme.

Er schaute den zwei jungen Männern in das Gesicht, um den seinigen zu erkennen, und bedeutete Coconnas durch ein Zeichen, er möge ihm folgen.

Coconnas grüßte La Mole mit der Hand.

Von Besme führte Coconnas an das Ende der Gallerie, öffnete eine Thüre und befand sich mit ihm auf der ersten Stufe einer Treppe.

Hier angelangt, blieb er stille stehen, schaute rings um sich her, dann aufwärts, dann abwärts und sagte endlich:

»Herr von Coconnas, wo wohnt Ihr?«

»Im Gasthofe zum Schönen Gestirne.«

»Gut, gut, in der Rue de l’Arbre-Sec, zwei Schritte von hier. Begebt Euch schnell in Euern Gasthof und diese Nacht…«

Er schaute abermals um sich her.

»Nun, diese Nacht?« fragte Coconnas.

»Diese Nacht kommt mit einem weißen Kreuze an Euerem Hute wieder hierher. Das Losungswort istGuise. Stille, reinen Mund gehalten.«

»Um welche Stunde soll ich kommen?«

»Sobald Ihr die Sturmglocke hört.«

»Gut, ich werde hier sein.«

Und sich vor Herrn von Besme verbeugend, entfernte er sich, ganz leise sich fragend:

»Was Teufels will er damit sagen, und warum soll die Sturmglocke ertönen? Gleichviel, ich bleibe bei meiner Meinung, es ist ein vortrefflicher Deutscher, dieser Herr von Besme. Soll ich auf den Grafen de La Mole warten? Meiner Treue, nein; er wird wahrscheinlich mit dem König von Navarra zu Nacht speisen.«

Und Coconnas wandte sich nach der Rue de l’Arbre-Sec, wohin ihn das Schild zum Schönen Gestirne wie eine Geliebte zog.

Während dieser Zeit öffnete sich eine Thüre der Gallerie, welche mit den Gemächern des Königs von Navarra in Verbindung stand, und ein Page trat auf Herrn de La Mole zu.

»Ihr seid wohl der Graf de La Mole’?« sagte er.

»Ich bin es.«

»Wo wohnt Ihr?«

»Im Schönen Gestirne«

»Gut, das ist vor dem Thor des Louvre. Hört: … Seine Majestät läßt Euch sagen, sie könne Euch in diesem Augenblicke nicht empfangen, werde Euch aber vielleicht in dieser Nacht holen lassen. Habt Ihr morgen früh keine Nachricht von dem König, so kommt jedenfalls in den Louvre.«

»Wenn mir aber die Schildwache den Eintritt verweigert?«

»Ah! Ihr habt Recht… Das Losungswort istNavarra; sagt dieses Wort und alle Thüren werden sich vor Euch öffnen.«

»Ich danke.«

»Wartet, Herr, ich habe Befehl, Euch bis an die Pforte zurückzuführen, man befürchtet, Ihr könntet Euch im Louvre verirren.«

»Wie steht es mit Coconnas?« sagte La Mole zu sich selbst, als er sich außerhalb des Palastes befand. »Oh! er wird ohne Zweifel bei dem Herzog von Guise zum Abendbrod geblieben sein.«

Als er aber wieder bei Meister La Hurière eintrat, war das erste Gesicht, welches unser Mann erblickte, das von Coconnas, der vor einem riesigen Speckpfannekuchen saß.

»Oh! Oh!« rief Coconnas laut lachend, »Ihr habt eben so wenig bei dem König von Navarra zu Mittag, als ich bei dem Herzog von Guise zu Nacht gespeist.«

»Meiner Treu, nein.«

»Und der Hunger ist Euch gekommen?«

»Ich glaube ja.«

»Trotz Plutarch?«

»Herr Graf,« erwiederte La Mole lachend, »Plutarch sagt an einer andern Stelle: derjenige, welcher hat, muß mit dem, welcher nicht hat, theilen. Wollt Ihr Plutarch zu Liebe Euern Pfannekuchen mit mir theilen? Wir sprechen, während wir essen, von der Tugend.«

»Oh! meiner Treue, nein,« versetzte Coconnas, »das ist gut im Louvre, wenn man behorcht zu werden befürchtet und der Magen leer ist. Setzt Euch hierher und eßt mit mir.«

»Hört Graf, ich sehe, daß uns das Schicksal offenbar unzertrennlich macht. Schlaft Ihr hier?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ich auch nicht.«

»In jedem Falle weiß ich wohl, wo ich die Nacht zubringen werde.«

»Wo?«

»Wo Ihr sie selbst zubringt; das ist unfehlbar.«

Und Beide fingen an zu lachen und machten sodann dem Pfannekuchen des Meister La Hurière alle Ehre.

6

Ein Spottname für die Hugenotten.

Königin Margot

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