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Drittes bis Sechstes Bändchen
IV.
Worin d’Artagnan Porthos sucht und nur Mousqueton findet

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Als d’Artagnan sich überzeugt hatte, daß der Herr Generalvicar d’Herblay abwesend, und daß sein Freund weder in Melun, noch in der Gegend zu finden war, verließ er Bazin ohne Bedauern, schaute das prächtige Schloß Vaux, das in jener Herrlichkeit, die sein Ruin war, zu glänzen anfing, mit einem mürrischen Gesichte an, kniff sich die Lippen wie ein mißtrauischer, argwöhnischer Mensch, gab seinem Schecken die Sporen und sagte:

»Immerzu, in Pierrefonds werde ich abermals den besten Menschen und die beste Kasse finden. Ich brauche aber nichts Anderes, da ich einen Gedanken habe.«

Wir wollen den Leser mit den prosaischen Vorfällen von d’Artagnan verschonen, der Pierrefonds am Morgen des dritten Tages erreichte. D’Artagnan kam durch Manteuil-le-Haudouin und Crépy. Von ferne sah er das Schloß von Louis von Orleans, das, Krondomäne geworden, unter der Obhut eines alten Hausmeisters stand. Es war eines von den wunderbaren Herrenhäusern des Mittelalters mit zwanzig Fuß dicken Mauern und hundert Fuß hohen Thürmen.

D’Artagnan ritt an seinen Mauern hin, maß seine Thürme mit den Augen und stieg im Thal ab. Aus der Entfernung überschaute er das Schloß von Porthos, das am User eines großen Teiches lag und sich an einen herrlichen Wald anlehnte. Es ist dasselbe, das wir schon unsern Lesern zu beschreiben die Ehre gehabt haben, und wir beschränken uns daher darauf, es nur zu bezeichnen. Das Erste, was d’Artagnan nach den schönen Bäumen, nach der Maisonne, welche die grünen Hügel vergoldete, und nach den mit frischem Laub bedeckten Waldungen erblickte, die sich gegen Compiègne ausdehnen, war ein großer rollender Kasten, geschoben von zwei Lackeien und gezogen von zwei anderen. In diesem Kasten befand sich ein ungeheures grün und goldenes Ding, das geschoben und gezogen die lachenden Alleen des Parkes durchmaß. Von fern war dieses Ding unerklärbar und bedeutete durchaus nichts; betrachtete man es näher, so war es ein in grünes, mit Galonen besetztes Tuch gehülltes Faß; kam man noch näher, so erkannte man einen Menschen, dessen untere Extremität sich in dem Kasten ausbreitete und dessen Inhalt ausfüllte; am Ende aber war es Mousqueton, Mousqueton weiß von Haaren und roth von Gesicht wie Polichinelle.

»Bei Gott!« rief d’Artagnan, »es ist der liebe Herr Mouston.«

»Ah!« rief der Dicke, »ah! welch ein Glück! welche Freude! es ist Herr d’Artagnan! . . . haltet, Ihr Lümmel!«

Diese letzten Worte waren an die Lackeien gerichtet, die ihn zogen und schoben. Der Kasten hielt an, und mit einer ganz militärischen Pünktlichkeit nahmen die vier Lackeien gleichzeitig ihre galonnirten Hüte ab und stellten sich hinter dem Kasten auf.

»Ah! Herr d’Artagnan,« sprach Mousqueton, »warum kann ich nicht Eure Kniee umfassen! Aber ich bin, wie Ihr seht, unbeholfen geworden.«

»Ei! mein lieber Mousqueton, das macht das Alter.«

»Nein, gnädiger Herr, nicht das Alter, sondern die Gebresten, der Kummer.«

»Kummer! Ihr, Mousqueton!« sagte d’Artagnan, während er rings um den Kasten ging; »seid Ihr verrückt, mein lieber Freund? Gott sei Dank! Ihr befindet Euch wie eine dreihundertjährige Eiche!«

»Ah! die Beine, gnädiger Herr, die Beine!« entgegnete der treue Diener.

»Wie, die Beine!«

»Ja, sie wollen mich nicht mehr tragen.«

»Die undankbaren! Ihr nährt sie indessen gut, wie mir scheint, mein lieber Mousqueton.«

»Ach! ja, Sie haben mir in dieser Hinsicht keinen Vorwurf zu machen,« erwiederte Mousqueton mit einem Seufzer; »ich habe stets für meinen Körper gethan, was ich konnte, denn ich bin nicht selbstsüchtig.«

Und er seufzte abermals.

»Will Mousqueton auch Baron werden, daß er so seufzt?« dachte d’Artagnan.

»Mein Gott, gnädiger Herr,« sagte Mousqueton, sich einer peinlichen Träumerei entreißend, »wie glücklich wird es Monseigneur machen, daß Ihr an ihn gedacht habt.«

»Der gute Porthos!« rief d’Artagnan, »ich brenne vor Begierde, ihn zu umarmen!«

»Oh!« sprach Mousqueton gerührt, »ich werde es ihm ganz gewiß schreiben, gnädiger Herr.«

»Wie!« rief d’Artagnan, »Du wirst es ihm schreiben?«

»Heute noch, ohne Verzug.«

»Er ist also nicht hier?«

»Nein, gnädiger Herr.«

»Doch er ist in der Nähe? er ist nicht fern?«

»Ei! weiß ich es, gnädiger Herr, weiß ich es?« versetzte Mousqueton.

»Mordioux!« rief der Musketier, mit dem Fuß stampfend, »ich habe doch Unglück Porthos, der Stubenhocker!«

»Gnädiger Herr, es kann keinen Menschen geben, der so viel zu Hause ist, als Monseigneur . . . aber . . . «

»Was?«

»Wenn ein Freund dringt . . . «

»Ein Freund?«

»Ei! allerdings, der würdige Herr d’Herblay.«

»Aramis ist in Porthos gedrungen?«

»Hört, wie sich die Sache verhält, Herr d’Artagnan: Herr d’Herblay schrieb an Monseigneur . . . «

»Wahrhaftig!«

»Einen Brief, einen so dringlichen Brief, gnädiger Herr, daß hier Alles dadurch in Aufruhr gebracht wurde.«

»Erzähle mir das, mein Freund,« sagte d’Artagnan, »doch schicke zuvor diese Herren ein wenig weg.«

Mousqueton stieß ein: »Packt Euch, Ihr Schlingel!« mit einer so mächtigen Lunge aus, daß der, Hauch ohne die Worte genügt hätte, um die vier Lackeien wie Dunst verfliegen zu machen. D’Artagnan setzte sich auf die Deichsel des Kastens und öffnete seine Ohren.

»Gnädiger Herr,« sagte Mousqueton, »Monseigneur bekam also einen Brief vom Herrn Generalvicar d’Herblay . . . vor acht oder neun Tagen: es war am Tag der ländlichen Vergnügungen, ja, an einem Mittwoch folglich.«

»Wie so?« versetzte d’Artagnan; »am Tag der ländlichen Vergnügungen?«

»Ja, gnädiger Herr; wir hatten so viele Vergnügungen in dieser köstlichen Gegend, daß wir völlig damit überhäuft waren und uns genöthigt sahen, eine Vertheilung einzuführen.«

»Wie sehr erkenne ich hierin die Ordnungsliebe von Porthos. Mir wäre dieser Gedanke nicht gekommen. Es ist allerdings wahr, ich bin mit Vergnügungen nicht überhäuft.«

»Wir waren es,« sagte Mousqueton.

»Und wie habt Ihr das eingerichtet?» fragte d’Artagnan.

»Das ist ein wenig lang, gnädiger Herr.«

»Gleichviel, wir haben Zeit, und dann sprecht Ihr so gut, mein lieber Mousqueton, daß es eine wahre Freude ist. Euch anzuhören.«

»Es ist richtig,« sprach Mousqueton mit einem Zeichen der Zufriedenheit, welches offenbar davon herrührte, daß man ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ; »es ist richtig, ich habe große Fortschritte in der Gesellschaft von Monseigneur gemacht.«

»Mousqueton, ich erwarte die Vertheilung der Vergnügungen und zwar mit Ungeduld; ich will wissen, ob ich an einem guten Tag angekommen bin.«

»Oh! Herr d’Artagnan,« erwiederte Mousqueton schwermüthig, »seitdem Monseigneur abgereist ist, sind alle Vergnügungen entflohen.«

»Nun, mein lieber Mousqueton, sammelt Eure Erinnerungen.«

»Mit welchem Tag wollen wir anfangen?«

»Fangt mit dem Sonntag an, das ist der Tag des Herrn.«

»Mit dem Sonntag, Herr d’Artagnan?«

»Ja.«

»Sonntag, religiöse Vergnügungen: Monseigneur geht in die Messe, nimmt das geweihte Brod und läßt sich von seinem gewöhnlichen Geistlichen Predigten halten und Lehren geben. Das ist nicht sehr belustigend; doch wir erwarten einen Carmeliter von Paris, der unsere Pfarrei versehen wird, und der sehr gut spricht, wie man versichert; das wird uns aufwecken, denn der gegenwärtige Pfarrer schläfert uns ein. Am Sonntag also religiöses Vergnügen. Am Montag weltliche Vergnügungen.«

»Ah! ah!« sagte d’Artagnan, »was verstehst Du darunter, Mousqueton? Laß ein wenig hören, wie diese weltlichen Vergnügungen beschaffen sind.«

»Gnädiger Herr, am Montag gehen wir in Gesellschaft, wir empfangen, wir machen Besuche; man spielt Laute, man tanzt, man macht Reime nach vorgeschriebenen Sylben oder verbrennt endlich ein wenig Weihrauch zu Ehren der Damen.«

»Teufel!» rief der Musketier, der die ganze Stärke seiner Beugemuskeln zu Hilfe rufen mußte, um eine ungeheure Lust zum Lachen zu. unterdrücken, »Teufel! das ist äußerst galant.«

»Dienstag, gelehrte Vergnügungen.«

»Ah! gut!« sagte d’Artagnan, »wie sind diese? setze mir das ein wenig auseinander, mein lieber Mousqueton.«

»Monseigneur hat eine Weltkugel gekauft, die ich Euch zeigen werde; sie füllt den ganzen Umfang des großen Thurmes, mit Ausnahme einer Gallerie, die er über der Kugel hat bauen lassen; es sind Bindfaden und Messingdrähte da, an welchen man die Sonne und den Mond angehängt hat. Das dreht sich und ist sehr schön. Monseigneur zeigt mir die Meere und die entfernten Länder; wir versprechen uns, nie dahin zu gehen. Das ist voll Interesse.«

»Voll Interesse, ganz richtig,« wiederholte d’Artagnan. »Und am Mittwoch?«

»Am Mittwoch ländliche Vergnügungen, wie ich Euch schon zu sagen die Ehre gehabt habe: wir schauen die Schafe und Ziegen von Monseigneur an; wir lassen die Schäferinnen bei Schallmeien und Sackpfeifen tanzen, wie in einem Buch geschrieben ist, das Monseigneur in seiner Bibliothek besitzt und das den Titel halt: Schäferinnen. Der Verfasser ist kaum vor einem Monat gestorben.«

»Herr Racan vielleicht?«

»So ist es, Herr Racan. Doch das ist noch nicht Alles. Wir fischen mit der Leine in dem kleinen Canal, wonach wir mit Blumen bekränzt zu Mittag speisen. Dies für den Mittwoch.«

»Teufel!« sagte d’Artagnan, »der Mittwoch ist nicht schlecht eingetheilt. Und der Donnerstag? was kann dem armen Donnerstag bleiben?«

»Er ist nicht unglücklich, gnädiger Herr,« erwiederte Mousqueton lächelnd. »Am Donnerstag olympische Spiele. Ah! gnädiger Herr, das ist herrlich! Wir lassen alle jungen Vasallen von Monseigneur kommen sie werfen die Scheibe, sie ringen, sie kämpfen, sie halten Wettläuse. Monseigneur läuft nicht mehr, ich auch nicht. Aber Monseigneur wirft die Scheibe wie kein Anderer. Und wenn er einen Faustschlag gibt, o welch ein Unglück!«

»Wie, welch ein Unglück?«

»Ja, gnädiger Herr, man ist genöthigt gewesen, auf den Streithandschuh Verzicht zu leisten: er zerschmetterte die Schädel, zerbrach die Kinnbacken, drückte die Brust ein. Das ist ein reizendes Spiel, aber Niemand wollte es mehr mit ihm spielen.«

»Also das Faustgelenke . . . «

»Oh! gnädiger Herr, das ist solider als je. Monseigneur läßt in den Beinen ein wenig nach, er gesteht es selbst; doch das hat sich in die Arme geflüchtet.«

»So daß er wie früher Ochsen niederschlägt?«

»Noch besser, Herr d’Artagnan, er drückt Mauern ein. Kürzlich, nachdem er bei einem seiner Pächter zu Nacht gegessen hatte, Ihr wißt, wie populär und gut Monseigneur ist, nach dem Nachtessen, sage ich, macht er den Spaß und gibt der Mauer einen Faustschlag, Die Mauer stürzt ein, das Dach sinkt nach und drei Männer und eine alte Frau sind erstickt.«

»Guter Gott! Mousqueton, und Dein Herr?«

»Oh! Herr d’Artagnan, ihm wurde nur der Kopf ein wenig geschunden. Wir machten ihm Umschläge auf dem wunden Fleisch mit einem Wasser, das uns die Nonnen gaben. Doch nichts an der Faust.«

»Nichts?«

»Gar nichts, Herr d’Artagnan.«

»Genug mit den olympischen Spielen! sie müssen zu theuer zu stehen kommen, denn die Witwen und die Waisen . . . «

»Man gibt ihnen Pension, gnädiger Herr; ein Zehntel vom Einkommen von Monseigneur wird dazu verwendet.«

»Gehen wir auf den Freitag über,« sagte d’Artagnan.

»Am Freitag edle und kriegerische Vergnügungen. Wir jagen, wir üben uns in den Waffen, wir richten Falken ab, wir reiten Pferde zu. Der Samstag ist der Tag der geistigen Vergnügungen: wir rüsten unsern Geist aus, wir schauen die Gemälde und die Statuen von Monseigneur an; wir schreiben sogar und zeichnen Pläne; wir schießen endlich mit den Kanonen von Monseigneur.«

»Ihr zeichnet Pläne und brennt die Kanonen ab?«

»Ja, gnädiger Herr.«

»Mein Freund,« sagte d’Artagnan, »Herr du Vallon besitzt in der That den schärfsten und liebenswürdigsten Geist, den ich kenne; doch es gibt eine Art von Vergnügungen, die Ihr, wie mir scheint, vergessen habt.«

»Welche, gnädiger Herr?« fragte Mousqueton ängstlich.

»Die materiellen Vergnügungen.«

Mousqueton erröthete.

»Was versteht Ihr hierunter, Herr d’Artagnan?« sagte er, die Augen niederschlagend.

»Ich verstehe darunter die Tafel, den guten Wein, den Abend mit dem Kreisen der Flasche ausgefüllt.«

»Ah! gnädiger Herr, diese Vergnügungen zählen nicht, denn wir treiben sie alle Tage.«

»Mein braver Mousqueton,« sagte d’Artagnan, »verzeih mir, ich war dergestalt von Deiner reizenden Erzählung in Anspruch genommen, daß ich darüber den Hauptpunkt unseres Gespräches vergaß, nämlich den, daß ich wissen wollte, was der Herr Generalvicar d’Herblay Deinem Herrn geschrieben haben mochte.«

»Es ist wahr, Herr d’Artagnan, die Vergnügungen haben uns zerstreut. Nun, so hört, wie die Sache sich verhält.«

»Ich höre, mein lieber Mouston.«

»Am Mittwoch . . . «

»Am Tage der ländlichen Vergnügungen?«

»Ja . . . am Mittwoch kommt ein Brief, er empfängt ihn aus meinen Händen. Ich hatte die Schrift erkannt.«

»Nun?«

»Monseigneur liest ihn und ruft: »»Geschwinde, meine Pferde! meine Waffen!««

»Ah! mein Gott!« sagte d’Artagnan, »abermals ein Duell?«

»Nein, gnädiger Herr; der Brief enthielt nur die Worte: »»Lieber Porthos, begebt Euch auf den Weg, wenn Ihr vor Nachtgleiche ankommen wollt. Ich erwarte Euch.««

»Mordioux!« murmelte d’Artagnan träumerisch, »das ist dringend, wie es scheint.«

»Ich glaube wohl . . . Und so reiste Monseigneur noch an demselben Tag mit seinem Secretaire ab, um wo möglich zu rechter Zeit einzutreffen.«

»Und er ist wohl zu rechter Zeit angekommen?«

»Ich hoffe es. Monseigneur, der, wie Ihr wißt, sehr rüstiger Natur ist, wiederholte unabläßig: »»Donner Gottes, was ist denn das, Nachtgleiche? Teufel! das muß gut beritten sein, wenn es vor mir ankommen soll.««

»Und Du glaubst, daß Porthos zuerst eingetroffen ist?« fragte d’Artagnan.

»Ich bin dessen sicher. Nachtgleiche, so reich das auch sein mag, hat gewiß keine Pferde, wie Monseigneur.«

D’Artagnan bezwang seine Lachlust, weil ihm die Kürze des Briefes von Aramis viel zu denken gab. Er folgte Mousqueton, oder vielmehr dem Karren von Mousqueton bis ins Schloß und setzte sich an eine üppig bestellte Tafel, deren Honneurs man ihm wie einem König machte. Doch er vermochte nicht mehr aus Mousqueton herauszubringen. Der treue Diener weinte nach Herzenslust und das war Alles.

Nachdem d’Artagnan eine Nacht in einem vortrefflichen Bett zugebracht hatte, träumte er viel über den Sinn des Briefes von Aramis, beunruhigte er sich über die Beziehungen der Nachtgleiche zu den Angelegenheiten von Porthos, und da er nichts begriff, wenn nicht, daß es sich um ein Liebschäftchen des Bischofs handelte, für welches die Tage nothwendig den Nächten gleich sein müßten, so verließ d’Artagnan Pierrefonds, wie er Melun, wie er das Schloß des Grafen de la Fère verlassen hatte. Dies geschah jedoch nicht ohne eine Schwermuth, welche mit Fug und Recht für eine der düstersten Launen von d’Artagnan gelten konnte. Den Kopf gesenkt, das Auge stier, ließ er seine Beine auf beiden Seiten seines Pferdes herabhängen und sagte zu sich selbst in jener schwankenden Träumerei, welche zuweilen bis zur erhabensten Beredtsamkeit aufsteigt:

»Keine Freunde, keine Zukunft, nichts mehr! Meine Kräfte sind gebrochen, wie der Bund unserer vergangener Freundschaft! Oh! das Alter kommt, kalt, unerbittlich; es hüllt in seinen Trauerflor Alles, was in meiner Jugend glänzte, duftete; dann wirft es diese sanfte Bürde auf seine Schulter und trägt sie mit dem Uebrigen in den bodenlosen Abgrund des Todes.«

Ein Schauer schnürte dem Gascogner, der gegen alle Unglücksfälle des Lebens so stark und muthig war, das Herz zusammen, einige Augenblicke schienen ihm die Wolken schwarz, kam ihm die Erde schlüpfrig und thonig vor, wie die der Friedhöfe.

»Wohin gehe ich? . . . « sagte er zu sich selbst; »was will ich machen? . . . Allein, ganz allein, ohne Familie, ohne Freunde . . . Bah!« rief er plötzlich.

Und er gab beide Sporen seinem Rosse, das, da es keine Schwermuth in dem kräftigen Hafer von Pierrefonds gefunden hatte, die Erlaubniß benützte, seine Heiterkeit durch ein Galopptempo zu zeigen, welches zwei Meilen fortwährte.

»Nach Paris!« sagte d’Artagnan zu sich selbst.

Und am andern Tag stieg er in Paris ab.

Er hatte zehn Tage zu dieser Reise gebraucht.

Der Graf von Bragelonne

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