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Eine Parabel über den Neid

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Am berühmten Strand Copacabana in Rio de Janeiro sollte das Bestehen des größten brasilianischen Fernseh- und Medienkonzerns mit einem öffentlichen Fest gefeiert werden. Die mit der Durchführung beauftragte Firma hatte eine berühmte Band eingeladen, Zelte aufgestellt, ein Feuerwerk geplant und vieles mehr. Erst kurz bevor das Fest begann, stellte man fest, dass ein unverzeihlicher Fehler begangen worden war.

Der Medienkonzern hatte mit dem Ausschenken der Getränke eigentlich Jugendliche beauftragen wollen, die bereits mit dem Sender gearbeitet hatten, aber der Plan war fallengelassen worden. Jedoch hatte niemand den Catering-Service, der das Fest organisierte, darüber informiert, und so hatte dieser keine Bedienung verpflichtet. Als die Sache erst kurz vor dem Fest ans Tageslicht kam, versuchten die Verantwortlichen, noch spontan Kellner zu verpflichten, indem sie per Lautsprecherdurchsage Menschen, die sich an der Copacabana aufhielten, dazu ermunterte, sich gegen ein gutes Honorar (100 Dollar) zur Verfügung zu stellen.

Die meisten Gäste hatten daran natürlich kein Interesse, aber es waren auch Neugierige aus den Favelas (Wohngebiete der Armen mit einfachen Häusern und Hütten) gekommen, und von denen nutzten etliche das unverhoffte Angebot und waren sehr froh darüber, ein Zubrot verdienen zu können.

Dennoch waren es viel zu wenige Arbeitskräfte, man hatte eigentlich 300 Helfer zum Servieren der Getränke haben wollen, und rund 40 hatten sich gemeldet. Einige boten sich daher an, noch Verwandte oder Freunde aus den Favelas herbeizurufen, und als dieser Vorschlag freudig aufgenommen wurde, riefen sie mit ihren Handys weitere Helfer herbei, und eine gute Stunde später war die Zahl der Helfer bereits auf 100 gestiegen. Da das immer noch zu wenig war, schickte die Firma einen Wagen in eine Favela und warb mit Lautsprecherdurchsagen weitere Mitarbeiter an. So trafen nach einer weiteren guten Stunde nochmals 80 Arbeitswillige ein. Der Wagen fuhr später sogar noch in eine andere Favela und warb weitere 70 Personen an, die um Mitternacht an der Copacabana eintrafen und noch bis 2 Uhr nachts arbeiteten.

Als das Fest um 2 Uhr zu Ende war, rief der Einsatzleiter der Firma zuerst die 70 Personen zu sich, die zuletzt gekommen waren, und gab jedem 100 Dollar. Dann rief er die 80, dann die 60 und zuletzt die 40, die seit dem Nachmittag fast 10 Stunden gearbeitet hatten.

Diese meinten natürlich, sie würden sicherlich entsprechend mehr bekommen, und als sie ebenfalls „nur“ 100 Dollar erhielten, murrten sie.

Der Leiter der Fernsehgesellschaft erklärte daraufhin den erbosten Arbeitern: „Wir hatten doch 100 Dollar vereinbart, oder? Wenn ich aus freien Stücken denen, die weniger verdient hätten, auch 100 Dollar gebe, damit auch deren Familien mal was Gutes zu essen kaufen können, ist das doch meine Sache? Was regt ihr euch darüber auf?“

Dieses ist eine Parabel, die Jesus erzählt hat. Es dürfte in seinem Sinn sein, dass ich ihr ein modernes Gewand verpasst habe, so wie er immer aktuelle Dinge in seine Parabeln verpackt hat. Genauso wie die Silvestergeschichte von Nico und Franz zeigt sie, wie Neid die Freude zerstört, wenn der Mensch nicht in der Lage ist, den Neid in sich abzustellen.

Die erfundene Armut

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