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Kapitel 8

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Der Sicherheitsmann starrte Nick an, als er durch die Tür trat.

»Alles klar, Mister Carter?«

»Mir geht es gut, nur ein Unfall.«

Nick stieg die zehn Stockwerke hinauf, bis zu seiner Etage. Er mochte Fahrstühle nicht besonders, nicht mehr seit Kabul. Er ging in sein Apartment, in das Badezimmer, und schaute in den Spiegel. Die Kugel hatte sein linkes Ohrläppchen abgeschossen. Es würde seinem Aussehen nicht sonderlich zuträglich sein, wenn der Verband wieder ab war. Eine Frau hatte ihm mal gesagt, dass er auf eine kernige Art gut aussehend war. Das Kernige konnte er nachvollziehen, bei dem Rest war er sich nicht so sicher. Es kümmerte ihn aber auch nicht sonderlich.

Er goss einen Whiskey ein, warf seine Jacke auf die Couch und legte das Schulterholster ab. Er musste Jordan anrufen. Er dachte über das FBI nach und wie es Dinge meist recht verdeckt hielt. Vermutlich würde er dort nicht viel Hilfe bekommen, aber Jordan war eigentlich ein ziemlich guter Kerl.

»Jordan.«

»Zeke, Nick Carter hier.«

»Nick, ich habe dich in den Abendnachrichten gesehen. Was war denn da los?«

Jordans Stimme war tief und lebendig. Er war ein großer Mann, kohlrabenschwarz, eine Anomalie für einen Agenten, ohne Angst, seine Meinung zu äußern. Nick fragte sich, wie er es so lange in der starren Kultur des FBI ausgehalten hatte. Er hatte es trotz allem bis zur Außenstelle in Washington gebracht.

»Ich war mit William Connors Nichte unterwegs. Zwei Fahrzeuge voller chinesischer Schlägertypen versuchten, sie zu ergreifen.«

»Du musst eine große Überraschung für sie gewesen sein.« Es gab eine Pause. »Was kann ich für dich tun?«

»Du bist unser Kontaktmann beim FBI für Connors Mord. Habt ihr irgendetwas finden können, von dem wir noch nichts wissen?«

»Lustig, dasselbe wollte ich dich auch fragen.«

»Ihr wisst, dass es Wu war, der Connor zum Ziel erklärt hat?«

»Ja.«

»Wir haben einen Computer von Connor und hatten gehofft, er würde uns ein paar Hinweise geben. Alles was wir haben, sind Geschäftsberichte, Finanzinfos und der Entwurf eines Angebots für Arbeit in China.«

»Was für eine Arbeit?«

»Eine archäologische Ausgrabung. Connor wollte sie finanzieren und im Gegenzug die Erlaubnis erhalten, sie durchzuführen.«

»Kannst du mir die Finanzinfos zukommen lassen?«

»Gleich morgen früh. Ich wollte fragen, ob ihr irgendwas in Connors Büro gefunden habt.«

»Nicht viel. Nur die Dinge, die man erwarten würde. Jede Menge Finanzunterlagen.«

»Irgendwelche Schlüssel? Von Schließfächern?«

»Ein paar Schlüssel haben wir gefunden.«

»Und?«

»Wir haben Durchsuchungsbefehle für die Fächer bekommen, aber es war nichts Hilfreiches darin. Etwas antiker Schmuck, Diamanten, Saphire, Goldmünzen, Inhaberschuldverschreibungen, diese Art von Dingen. Lediglich die kleinen Schätze eines durchschnittlichen Milliardärs.«

»Höre ich da einen Anflug von verurteilendem Neid?«

»Nö, jeder sollte ein wenig zur Seite gelegt haben für schlechte Zeiten.«

»Zeke. Wenn da irgendwas vor sich geht, von dem wir nichts wissen, dann könnte es helfen, wenn ihr damit herausrückt. Über Wu.«

Stille. Dann: »Inoffiziell?«

»Ja.«

»Als Harker nach Wu gefragt hatte, überschnitt sich das mit einer laufenden Ermittlung. Du weißt von der chinesischen kriminellen Unterwelt hier in den Staaten? Die Triade? Auch bekannt als die schwarze Gesellschaft?«

»Ich weiß, dass die Mafia im Vergleich zu denen wie eine Kindergartengruppe wirkt.«

»Ja, der Eid der Triade lässt den Schweigekodex der Mafia wie eine Radiotalkshow erscheinen. Sie planen etwas, und Wu steckt da mit drin.«

»Wu hat sich mindestens dreimal mit ihnen getroffen. Er ist ohne Zweifel in den Mord von Connor verwickelt, und du sagst, chinesische Gangster haben versucht, seine Nichte zu ergreifen. Scheint mir mehr als nur ein Zufall zu sein.«

»Von der Triade wussten wir nichts.« Nick machte eine Pause. »Eventuell haben wir eine Spur. Ich werde ihr nachgehen.«

»Es gibt immer eine Spur, früher oder später. Kannst du mich wissen lassen, was du herausfindest?«

»Ja, wenn Harker nichts dagegen hat. Inoffiziell vielleicht.«

»Okay. Lass uns in Kontakt bleiben. Schön, mit dir gesprochen zu haben.«

»Gleichfalls.« Nick beendete die Verbindung.

Er ging das Gespräch in Gedanken noch einmal durch. Das FBI hatte Harker nichts mitgeteilt, als sie nach deren Akten über Wu gefragt hatte. Jetzt wusste er, dass es eine Verbindung zwischen der Triade und Colonel Wu und somit auch General Yang gab.

Sollte das Buch morgen in Connors Landhaus sein, dann würde es vielleicht ein paar Antworten geben. Er fiel ins Bett und schlief ein.

Er träumte.

Sie kommen tief und schnell über die Klippe, das unnachgiebige, harte Trommeln der Rotoren wird von den Talwänden reflektiert.

Die Siedlung ist eine miserable Ansammlung von staubverwehten, niedrigen Gebäuden mit flachen Dächern, die in einer trostlosen Mulde, umgeben von scharfkantigen, braunen Hügeln, in der Sonne braten. Eine breite Lehmstraße verläuft durch die Mitte. Sie springen aus dem Hubschrauber und landen auf der Straße. Rechts sind niedrige Häuser, links der Markt. Ein Flickenteppich aus baufälligen Ständen und Wänden aus aufgehängtem Stoff. Eine Wolke von Fliegen umschwärmt Dinge, die in der freien Luft am Stand eines Metzgers hängen.

Er führt sein Team am Markt vorbei; nah genug an den Gebäuden, um sich in einen Eingang zu ducken, weit genug von ihnen entfernt, um nicht durch die Wand von einer Kugel getroffen zu werden.

Er hört ein Baby schreien. Die Straße ist verlassen. Wo sind sie alle?

Ein Dutzend bärtiger Figuren erheben sich auf den Dächern und beginnen, mit ihren AKs zu feuern. Die Marktstände um ihn herum zerbersten in einem Feuersturm aus Splittern, Putz und Steinen, die aus den umliegenden Hauswänden brechen.

Er geht in Deckung. Ein Kind rennt auf ihn zu, ruft dabei etwas über Allah. Nick schaut und zögert – eine Sekunde zu lang. Der Junge reißt seinen Arm zurück und schleudert die Granate, als Nick ihn erschießt. Er spürt den Rückstoß des M4, eins, zwei, drei.

Die erste Kugel trifft die Brust des Jungen, die zweite seine Kehle, die dritte sein Gesicht. Der Kopf des Kindes zerplatzt in einer roten Fontäne aus Blut und Knochen. Die Granate gleitet in Zeitlupe durch die Luft… alles wird weiß …

Er erwachte schreiend und in seine schweißgetränkten Laken verheddert.

Er stand auf, machte Kaffee und gab einen doppelten Jameson hinein. Wenn er den Traum hatte, brauchte er gar nicht erst wieder ins Bett gehen.

Als er zu den Marines kam, war er voller Tatendrang gewesen. Naiv. Bereit, die Welt zu verändern. Aber all die namenlosen und bedeutungslosen Landschaften aus Verlust und Tod hatten ihn verändert. Die Welt blieb, wie sie war.

Dieses Kind in Afghanistan konnte nicht älter als elf oder zwölf gewesen sein. Alt genug, um einen Ball – oder eine Granate – ordentlich weit zu werfen. Jung genug, um den Bullshit zu glauben, darüber, was Gott von ihm erwartete, um sich genau dahin zu begeben, wo Nick ihn töten musste.

Das Kind und die Granate lauerten ständig in seinem Hinterkopf. Nick wusste, er hätte nichts anderes tun können, aber das half nicht. Es war ein weiterer Tod in einem chaotischen Krieg gewesen, der nicht zu gewinnen war, in einem korrupten und brutalen Land.

Für Harker zu arbeiten, gab ihm eine Möglichkeit, dem Ganzen eine Art Bedeutung zu verleihen. Es war etwas Persönliches. Eine Möglichkeit, die Art von Menschen zu stoppen, die dieses Kind gegen ihn gesandt hatten. Menschen, die glaubten, es sei eine wirklich gute Idee, Granaten in die Hände von Kindern zu geben. Menschen, die glaubten, was auch immer sie wollten, sei der einzig richtige Weg für alle anderen. Menschen, die glaubten, dass es rechtschaffen war, alle, die nicht mit ihnen einer Meinung waren, zu töten. Menschen, die glaubten, Gott würde das gutheißen.

Nick war sich verdammt sicher: Gott hatte diesem Kind nicht gesagt, was es tun sollte.

Er wartete auf den Sonnenaufgang.

WEISSER JADE (Project 1)

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