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Kapitel 10

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Selena betrachtete den Mann, der da neben ihr schlief.

Wer ist er?, fragte sie sich. Er durfte seine Waffe einfach mit an Bord nehmen. Ist er eine Art Spion oder so was. Er hat ein halbes Ohr verloren und fünf Leute getötet und dabei nicht mal geblinzelt. Alles was ich von ihm weiß ist, dass er eine Mutter und eine Schwester hat, einen Mistkerl zum Vater hatte und mir vermutlich gestern das Leben gerettet hat.

Seine Verlobte ist gestorben. Er hat nicht gesagt, wie. Das erklärt vielleicht das Misstrauen, das ich in ihm spüre. Als würde er darauf warten, dass etwas Schlimmes passiert. Als würde er denken, etwas würde ihn jeden Moment anspringen.

Sie sah, wie Nick im Schlaf zuckte.

Schwarze Haare, starker Kiefer, er hat jetzt schon einen Bartschatten. Er ist nicht hübsch, aber schlecht sieht er auch nicht aus. Schwarze Augenbrauen. Und er hat diese eigenartigen Augen. Ich habe noch nie solche Augen gesehen, wie von einem Tier, einer großen Katze oder einem Wolf. Er ist kräftig gebaut, aber nicht so wie einer dieser Körper-Freaks in den Fitnessstudios. Ich frage mich, wie er im Bett ist?

Plötzliche Hitze und Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen überraschte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal bei jemandem diesen Gedanken gehabt hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall würde sie mit ihm ins Bett gehen. Sie fühlte sich zu verletzlich, um mit der Nähe umzugehen, die Sex mit sich bringen würde. Abgesehen davon, dass dieser Mann gefährlich war.

Selena schaute aus dem Fenster und betrachtete die weißen Wolken, die unter ihnen vorbeizogen. Sie dachte an ihren Onkel und an ihre Eltern.

Sie konnte sich an ihre Eltern erinnern, aber nicht mehr wirklich an ihre Stimmen. An dem Tag, an dem sich alles für sie veränderte, hatte sie Zuhause am Fenster gesessen und gespielt. Eigentlich hätte sie im Bett bleiben sollen, da sie krank war. Ihr Bruder, ihre Mutter und ihr Vater waren auf dem Highway One unterwegs gewesen, nach Big Sur.

Als ihr Onkel ins Zimmer kam, hatte sie gewusst, dass etwas Schlimmes geschehen war. Er hatte angefangen, ihr davon zu erzählen, aber sie hatte sich geweigert zuzuhören und seine Worte mit einem Lied übertönt, das sie eine Woche zuvor in der Schule gelernt hatte.

Die Triebwerke dröhnten vor ihrem Fenster. Ich hätte mit ihnen in dem Auto sein sollen, dachte sie. Wäre ich dabei gewesen, wäre alles in Ordnung. Wir hätten irgendwo angehalten, um etwas zu Essen zu besorgen oder damit ich die Toilette benutzen könnte oder so was. Dann wären sie nicht dort gewesen, als der Truck um diese Kurve kam.

Sie war schuld.

Sie hatte diese Schuld tief in sich vergraben und sich gegen die Welt gewappnet. Die Beste in allem sein: Sport, gefährliche Hobbys, Kampfsport, Akademisches. All der Erfolg, all ihr Training hatte sie nicht auf das hier vorbereitet. Sie hatte die Kontrolle verloren. Sie konnte den Verlauf der Dinge nicht beeinflussen.

Das machte ihr Angst, und das war neu für sie. Sie mochte es nicht.

Selena atmete ein paarmal tief durch und schaute wieder zu Nick. Dieser Mann bekommt keine Angst, dachte sie. Vielleicht bringt er die Dinge ja wieder in Ordnung, falls das überhaupt jemand kann.

WEISSER JADE (Project 1)

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