Читать книгу WEISSER JADE (Project 1) - Alex Lukeman - Страница 9
Kapitel 4
ОглавлениеEtwas früher am selben Tag saß Colonel Wu in einer abgeschiedenen Sitzecke aus rotem Leder im Happy Family Restaurant in San Francisco.
Gedämpfte Geräusche drangen von der Straße nach oben. Der einzige andere Kunde war ein alter Mann, der am gegenüberliegenden Ende des Raumes saß und eine Zeitung las. Der Geruch von Reis, Schweinefleisch und Nudeln vermischte sich mit dem leisen Gespräch der Kellner, die sich in einer Ecke drängten. Wu nippte an seinem Tee. Er nahm eine hellrote Nelke aus der Vase auf dem Tisch und drehte sie in seinen Händen. Er dachte über sein Gespräch mit dem General nach.
»Erzählen Sie mir von diesem Buch.«
Yangs feuchte Stimme hallte durch die Satellitenverbindung.
»Der Amerikaner hat es in Bhutan aufgetrieben. Das Buch befasst sich mit dem ersten Kaiser. Es ist ein medizinischer Text mit einer Formel für einen Trank der Unsterblichkeit. Darum habe ich Sie kontaktiert.«
Der General war immer an allem interessiert, was mit dem ersten Kaiser und seiner Suche nach Unsterblichkeit zu tun hatte. Wu musste General Yang bei Laune halten.
»Wie ist der Name des Buchs?«
»Der Amerikaner sagte, die Übersetzung wäre Der Goldene Garuda.«
Wu hörte ein scharfes Einatmen. Als Yang wieder sprach, war seine Stimme beherrscht. Wu spürte seine Aufregung.
»Ich habe einen Auftrag für Sie.«
»Sir.«
»Ich benötige dieses Buch. Beschaffen Sie es und bringen Sie es mir.« Es gab eine Pause. Wu wartete. »Der Amerikaner ist reich?«
»Ja, Sir. Er hat ein großes Vermögen.«
»Beschaffen Sie sich Zugang zu seinen Konten. Transferieren Sie die Gelder zu den Kontonummern, die ich nach diesem Gespräch sende.«
»Ja, Sir. Gibt es irgendwelche Einschränkungen?«
»Nutzen Sie alle erforderlichen Mittel. Stellen Sie sicher, dass es hinterher keine Komplikationen gibt.«
»Ja, Sir.«
»Informieren Sie mich, wenn Sie Erfolg hatten.«
Wu spielte mit der Blüte und trank seinen Tee. Das Buch war nicht in Connors Haus. Die Nichte musste wissen, wo es ist. Seine Agenten würden sie zur Befragung zu ihm bringen.
Wu dachte daran, sie zu verhören. Er fühlte eine beginnende Erektion. Er würde sie ausziehen und nackt fesseln. Das verunsicherte Gefangene immer, vor allem die Frauen. Choy konnte sie befragen, aber manchmal schoss sein Sergeant übers Ziel hinaus und beschädigte das Subjekt zu sehr, noch bevor Wu erfahren konnte, was er wissen musste. Nein, er würde es selbst erledigen.
Die Wassertechnik war effektiv, aber zeitraubend, wenn das Subjekt stur war. Wu bevorzugte Schweißbrenner und Zange. Oder Messer, die Sorte, die man in jeder Küche finden würde. Einfache Werkzeuge waren immer am besten.
Er griff nach seinem Tee und warf einen Blick nach unten. Die zerpflückten Blütenblätter bildeten ein delikates Muster auf der zerkratzten Tischplatte. Er wischte sie mit der Hand beiseite. Sie fielen wie Blutstropfen in einem roten Regen zu Boden.
Das Ertönen der grünen Jade-Wohlstandssymbole über der Tür des Restaurants kündete die Ankunft seines Sergeants an.
Choy Gangs Haut hatte die Farbe der mongolischen Wüste an einem Winterabend, was seine gemischte Herkunft verriet. Er war riesig und wog über 250 Pfund. Sein Kopf war groß und saß wie eine Melone mit zerknitterten Ohren auf seinen massiven Schultern. Seine Hände waren breite Keulen, die Knöchel vernarbt und knubbelig.
Choys fleischiges Gesicht war von Aknenarben entstellt. Seine Augen waren klein und standen eng zusammen, waren mandelförmig und von eigenartig goldener Farbe. Ein glänzendes blaues Hemd spannte sich straff über seinem massigen Brustkorb und seinen Armen. Darüber trug er eine locker sitzende braune Jacke.
In der Volksbefreiungsarmee hatte Choy ein Zuhause gefunden, in Colonel Wu einen Meister.
Choy warf einen verächtlichen Blick auf den älteren Gast am anderen Ende des Raumes. Er zwängte sich an den Tisch. Einer der Kellner goss ihm Tee ein. Wu bestellte in schnell ausgestoßenem Mandarin etwas zu Essen.
Als der Kellner gegangen war, sagte Wu: »Sie hatten keine Probleme, die Informationen für Connors Konten zu erlangen?«
»Nein, Sir. Er widersetzte sich zwar anfangs, aber es brauchte nicht viel, um ihn davon zu überzeugen, mir die Nummern zu geben.«
Choy dachte daran, wie der alte Mann geschrien hatte, als sein Finger abgeschnitten wurde. Er lächelte, wobei er die Lücken zwischen seinen vergilbten Zähnen entblößte.
»Sie sind sicher, dass das Buch nicht in Connors Haus war?«
»Ja, Sir. Ich bin mir sicher, es war nicht da. Sein Herz versagte zu früh, bevor er verraten konnte, wo es ist.«
»Das ist bedauerlich. Aber Sie haben gute Arbeit geleistet. Nun habe ich einen weiteren Auftrag für Sie.«
Wu beobachtete, wie Choy sich aufrichtete. Er ist wie ein guter Hund, dachte Wu. Gib ihm etwas Neues und Interessantes zu tun, und er ist glücklich.
»Der Amerikaner besaß ein Haus, drei oder vier Stunden von hier entfernt. Nehmen Sie ein paar Männer mit und suchen Sie morgen nach dem Buch. Benutzen Sie ein Fahrzeug aus dem schwarzen Pool.«
Der schwarze Pool war ein kleiner Fuhrpark, der nicht mit dem chinesischen Konsulat in Verbindung gebracht werden konnte.
Wu holte einen Umschlag aus seiner Jacke und schob ihn über den Tisch zu Choy. »Geld und ein Führerschein. Eine Wegbeschreibung ist auch dabei.«
Choy steckte den Umschlag in seine Jackentasche, als der Kellner mit dampfenden Tellern zurückkam.
»Sergeant«, sagte Wu, »genießen Sie diese köstlichen Dim Sum. Sie sind so köstlich, wie bei uns in der Heimat.«
Am anderen Ende des Raumes nahm der alte chinesische Mann einen letzten Schluck von seinem kalten Tee. Er faltete seine Zeitung zusammen und stand auf. Dann schlurfte er zur Kasse, um zu bezahlen, und stieg vorsichtig die steile Treppe hinunter. Seine Vorgesetzten würden zufrieden sein, wenn sie von dem Treffen erfuhren, welches er gerade belauscht hatte.