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ОглавлениеMesser und Gabel
Die Geschichte des Bestecks fängt nicht bei Adam und Eva an – sondern bei Messer und Gabel. Eine scharfe Klinge hat man schon in der Steinzeit geschätzt: zum Jagen und zum Zerteilen der Speisen. Die Gabel ist erst viel später dazugekommen. So um 1100 nach Christi Geburt. Genauso alt wie das Messer dürfte der Löffel sein. Sein Vorbild ist eine schöpfende Hand. Das Wort „Löffel“ kommt vom mittelhochdeutschen „laffen“, was so viel wie schlürfen heißt. Gegessen hat man im Mittelalter am liebsten mit dem eigenen Holzlöffel. Wenn man ihn dann abgeben musste, hatte man ausgeschlürft. Final!
Knödelwürger
Die Bayern sind anders – auch beim Besteck. Denn nur hier und im angrenzenden Alpenraum gab es den sogenannten Knödelwürger. Ein dolchartig gebogenes Messer, mit dem man einen Knödel und ein Stück Fleisch gleichzeitig aufspießen konnte. Ein echtes Privileg, das nur den Großkopferten zustand. Der Rest musste die Suppe auslöffeln oder gleich mit den Fingern essen.
Geschichte des Messers
Dass die Menschheit aufrecht gehen kann, verdankt sie dem Messer. Erst durch diese Erfindung konnte sich unser Ururururahn vom reinen Pflanzenfresser zum Allesfresser entwickeln. Anfangs bestanden die Messer aus Stein, später aus Kupfer, Bronze und Eisen. Bis zum Mittelalter waren sie vorn ganz spitz. Damit man sie auch zum Aufspießen benutzen konnte. Erst der französische König Louis XIV. ließ sie verbieten. Zu oft endeten Streitereien beim Essen nicht nur hand-, sondern auch stichfest. Besonders wichtig ist ein gutes und scharfes Messer in der Küche. Denn jeder Koch will auch ein guter Aufschneider sein.
Der Skandal um die Gabel
Als letztes Mitglied gesellte sich die Gabel vor rund 200 Jahren an unseren Tellerrand. Dabei gibt es sie schon seit knapp 1000 Jahren. Angeblich kam sie zusammen mit der byzantinischen Prinzessin Argillo nach Venedig, wo diese ein Mitglied der Dogenfamilie heiratete. Die Dame war auch für damalige Verhältnisse schon ein Ausbund an Extravaganz. Angeblich badete sie nur in Tauwasser und das Essen nahm sie mit einem zweizinkigen Goldgäbelchen zu sich. Aber erst, nachdem das Essen von Eunuchen in kleine Stücke geschnitten worden war. Am venezianischen Hof sorgte das für einen handfesten Skandal, von dem sich die Gabel jahrhundertelang nicht erholen sollte. Hildegard von Bingen verdammte sie gar als Teufelswerk, Martin Luther verachtete sie. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Gabelbissen für Gabelbissen!
Nur jeder sechste Mensch isst mit Messer und Gabel, der Rest nimmt Stäbchen oder die Finger.