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In der Tür von Kendra Dörnemeyers Wohnung stand ein Mann mit hellblonden, fast weißen Haaren und sehr blasser Haut. Seine Augen wirkten angestrengt, der Blick machte einen unruhigen Eindruck.

Der Mann war sehr dürr, aber der gute Dreiteiler, den er trug, hatte trotzdem eine nahezu perfekte Passform und war vermutlich maßgeschneidert.

„Frau Dörnemeyer ?“

„Ja?“

„Wie ich sehe haben Sie Besuch...“

„Zwei Beamte des BKA.“

„Dann komme ich ja gerade noch rechtzeitig.“

Kendra Dörnemeyer schien ihn zu kennen. Der Mann im grauen Dreiteiler trat ein und hielt uns seine Visitenkarte entgegen. „Hüssein Gümüs von Gümüs, Töppwall & Associates. Ich vertrete die Interessen von Frau Dörnemeyer. Ich hoffe, Sie haben noch keine Aussage gemacht, mit der Sie sich selbst belasten könnten.“

„Frau Dörnemeyer wird lediglich als Zeugin vernommen“, erwiderte ich etwas erstaunt und nahm die Visitenkarte an mich. Der Name Gümüs kam mir bekannt vor und zwei Sekunden später fiel mir auch ein, in welchem Zusammenhang ich ihn zuletzt gelesen hatte.

Die Anwaltskanzlei Gümüs, Töppwall & Associates hatte Vladi Gruschenko in all seinen Prozessen sehr erfolgreich vertreten. Und wann immer irgendjemand, der in Gruschenkos Sold stand, unter Anklage stand, tauchte ein Mitarbeiter dieser Kanzlei auf, um für juristische Unterstützung zu sorgen.

„Darf ich die schriftliche Bestätigung darüber sehen, dass Frau Dörnemeyer sich tatsächlich von Ihnen anwaltlich vertreten lässt?“, fragte ich.

Gümüs griff in seine Jackettinnentasche und gab Kendra Dörnemeyer ein zusammengefaltetes Dokument und einen von blitzendem Chrom überzogenen Edelkugelschreiber.

„Unterschreiben Sie Frau Dörnemeyer, dann hat alles seine Ordnung und diese Polizisten werden Sie nicht länger belästigen.“

Kendra schien im ersten Augenblick etwas unschlüssig zu sein, was sie tun sollte. Dann ging sie zum Wohnzimmertisch, legte das Dokument darauf und unterschrieb, ohne sich die Zeilen überhaupt durchzulesen. Anschließend gab sie es Gümüs zurück.

Auf dessen Gesicht zeigte sich ein triumphierendes Lächeln.

„Wir hätten da noch ein paar Fragen zu den Waffen, die hier gefunden wurden“, sagte ich.

„Das Gespräch ist beendet“, bestimmte Gümüs. „Frau Dörnemeyer wird keinerlei weitere Aussagen machen. Und falls Sie keinen Grund haben, Frau Dörnemeyer zu verhaften, sehen Sie bitte zu, dass Sie die Privaträume meiner Mandantin verlassen, in der Sie sich vermutlich unter Berufung auf Ihre Autorität als Polizisten illegalen Zutritt verschafft haben.“

„Ihre Mandantin hat uns hereingebeten!“, protestierte Rudi.

Der Anwalt lächelte kühl. Sein schmallippiger Mund bildete einen geraden Strich.

„Die Abteilung für interne Ermittlungen und die Staatsanwaltschaft werden diese Frage sicherlich eingehend prüfen...“, versprach er und lächelte dabei zynisch.

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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