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Rudi und ich griffen instinktiv zur Waffe, aber noch ehe ehe einer von uns auch nur den Griff seiner Waffe erreicht hatte, ging ein Ruck durch den Hund.

Mitten im Sprung hatte ihn eine Kraft erfasst, die ihn auf den Gartentisch prallen ließ. Dieser brach unter dem nicht unerheblichen Gewicht des riesigen Tieres zu Boden. Blut spritzte in einer Fontäne empor und besudelte Roswitha Delgados Kleidung.

Sie schrie laut und schrill auf.

Ich registrierte die Bewegung zwischen den Büschen.

Der dunkle Lauf einer Waffe hatte sich dort etwas nach vorn geschoben, dass er für einen Moment gut sichtbar war.

Der Hund hatte nicht unsertwegen zu knurren begonnen – sondern wegen des Schützen in den Büschen, dessen Anwesenheit er offenbar bemerkt hatte.

Jetzt lag das Tier auf der zu Boden gedrückten Tischplatte in seinem Blut.

Rudi stürzte sich auf die vollkommen hysterische Roswitha. Er zog sie zu Boden. Ich warf mich ebenfalls zu Boden, riss dabei die Waffe heraus und feuerte zweimal in Richtung des Unbekannten, der zwischen den Büschen lauerte.

Lautlos peitschten mehrere Schüsse über uns hinweg. Die Glasfront auf der Rückfront des Bungalows bekam sie ab. Es handelte sich offenbar um ein Spezialglas. Die Kugeln blieben darin stecken. Um diese Einschussstellen herum bildeten sich spinnennetzähnliche Rissstrukturen.

Als das Feuer aus den Sträuchern verebbte, rappelte ich mich auf. Ich stürmte los, feuerte dabei in die Richtung, aus der der Attentäter geschossen hatte und nahm dann hinter einem der ungefähr einen Meter hohen Blumenkübel Deckung, die sich rechts vom Pool befanden.

Ein Schuss peitschte knapp an mir vorbei. Wieder lautlos.

Der Killer benutzte offenbar einen Schalldämpfer.

Rudi war bereits damit beschäftigt, Verstärkung zu rufen und die Kollegen der Potsdamer Polizei zu verständigen.

In geduckter Haltung kam ich hinter dem Blumenkübel hervor, arbeitete mich über die Rasenfläche bis zu einem Gartenhaus vor, ohne, dass ich angegriffen wurde.

Der Killer schien sich auf und davongemacht zu haben.

Ich erreichte den dichten Kordon von Sträuchern und Bäumen, die den zu Roswitha Delgados Bungalow gehörenden Garten vom Nachbargrundstück abgrenzte. Vorsichtig drängte ich mich durch die Sträucher. Die Waffe hielt ich dabei mit beiden Händen.

Ich versuchte, dafür zu sorgen, dass die Sträucher sich so wenig wie möglich bewegten. Denn das würde der Killer sehen, falls er sich auf der anderen Seite dieses Sträuchergürtels noch in Sichtweite befand.

Dass er dann kompromisslos drauflos ballerte, daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel.

Ich hatte schließlich einen freien Blick auf eine Rasenfläche, die schon seit geraumer Zeit keinen Rasenmäher mehr gesehen hatte. Das Gras stand fast knöchelhoch. Der Bungalow ähnelte dem von Roswitha Delgado und es gab auch so einen Pool – aber der enthielt kein Wasser.

Das Haus machte einen verlassenen Eindruck. Es gab keine Gardinen an den Fenstern. Wahrscheinlich stand auf der zur Straße ausgerichteten Seite ein Schild mit der Aufschrift ZU VERKAUFEN.

Der Schütze hatte sich die Tatsache, dass dieser Bungalow offensichtlich nicht bewohnt war zu nutze gemacht, um von hier aus auf Roswitha Delgado lauern zu können.

An der Hausecke sah ich eine Bewegung. Ein Schuss ging in meine Richtung. Kurz sah ich eine Gestalt in Lederjacke und Sturmhaube. Nur die Augen blieben frei. Er trug ein Gewehr und hatte offenbar das Magazin leer geschossen. Jedenfalls rannte er nun davon. Ich hetzte hinterher.

Als ich das leer stehende Haus erreichte, hörte ich bereits Reifen quietschen und einen Motor aufheulen.

Ich ahnte bereits, dass ich zu spät kommen würde.

Trotzdem setzte ich alles daran, möglichst schnell zur Straße zu gelangen und den Täter vielleicht doch noch aufzuhalten.

Ein Van mit getönten Scheiben brauste davon, als ich die Straße erreichte. Er bog gerade in eine Seitenstraße ein. Ich konnte gerade noch das Nummernschild erkennen und prägte mir das Kennzeichen ein.

Die Waffe hielt ich im Anschlag, um die Hinterreifen zu zerschießen, aber ausgerechnet in diesem Moment fuhr ein anderes Fahrzeug zwischen mir und mein Ziel.

Es war unmöglich, die Waffe einzusetzen.

„Verdammt!“, murmelte ich und senkte den Lauf. Dann griff ich zum Handy. Es war wichtig, dass die Kollegen das Kennzeichen und den Wagentyp durchgegeben bekamen, damit die Fahndung nicht ins Leere lief.

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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