Читать книгу Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 7

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​ Prolog


“Hättest du gedacht, dass wir mal ganz offiziell einen Mord aufklären müssen, der sich in Wien ereignet hat?”, meinte Rudi, als wir an der Currywurstbude in der Nähe unseres Präsidiums standen und das machten, wozu wir oft genug viel zu wenig Zeit fanden: Eine Currywurst essen. “Ich meine, wir sind hier in Berlin und wir klären einen Mord auf, dessen Tatort sich in einem anderen Land befindet!”

“Ja”, sagte ich.

“Wie weit ist es von hier nach Wien?”

“Keine Ahnung.”

“Ungefähr 650 Kilometer”, mischte sich der Currywurst-Mann ein. “Ik will mir ja nich ungefragt einmischen, aber Sie reden so laut, dass ich zuhöre musste.”

“Schon klar”, sagte ich.

“Also wenn man über Tschechien fährt”, sagte der Currywurst-Mann. “Sage icke zumindest. So Pi mal Daumen.”

“Könnte hinkommen”, meinte mein Kollege Rudi Meier. “So Pi mal sonstwas.”

“Ja und was haben Sie beede jetzt mit dieser Sache in Wien zu tun, wo Sie doch Kommissare hier in Berlin sind?”, fragte der Currywurst-Mann, denn die Sache schien ihm keine Ruhe zu lassen.

Ich sah ihn an.

“Neugierig, was?”

“Icke?”

“Wer sonst?”

“Ja, wat soll ick da sagen? Sie nich?”

“Doch. Berufsbedingt.”

“Na eben! Dann verstehnse mir doch!”

“Nur darf ich darüber leider nicht mehr sagen”, sagte ich.

“Wat?”

“Dienstgeheimnis!”

“Also nachdem Sie schon die eine Hälfte vom sogenannten Dienstgeheimnis hinausgeplärrt haben, dass ik mir schon gar nich mehr auf mein Curry-Saucen-Rezept konzentrieren konnte, könnense auch noch die andere Hälfte erzählen”, meinte der Currywurst-Mann. “Finde icke jedenfalls.”

“Wir hatten ja keine Ahnung, dass Sie so gute Ohren haben”, sagte Rudi.

“Gute Ohren und gute Wurst”, sagte ich.

Aber das war alles später.

Vorher geschah auch noch was.

Ich werde Ihnen erzählen, wie es dazu kam, dass sich zwei Kriminalkommissare aus Berlin mit einem Mord in Wien beschäftigen mussten.

“Irgendwie habe icke jetze das Gefühl, dass Sie mir nichts mehr erzählen werden, Herr Kubinke” sagte der Currywurst-Mann seufzend und sichtlich enttäuscht, nachdem Rudi Meier und ich nun schon ein paar Augenblicke konsequent geschwiegen hatten.

“Hm”, sagte ich.

“Seiense jetzt nicht so gehemmt, nur weil Sie denken, dat icke alles mithöre!”, meinte der Currywurst-Mann. “Sonst quasselnse doch auch völlig ungeniert!”

*


EIN PAAR TAGE ZUVOR...

Norbert Artlinger zog sich die Krawatte zurecht und blickte auf die Uhr. Es würde kein Problem sein, pünktlich am Flughafen Berlin Tegel zu sein. Er ging auf Socken zum Computer und begann, ihn hochzufahren.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich dachte, wir müssen gleich los!“, meldete sich eine weibliche Stimme in seinem Rücken. Sie gehörte Jarmila Mohnheim, seiner Lebensgefährtin. Zusammen bewohnten sie ein Loft im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Artlinger sah sie kurz an. Sie war bereits vollkommen fertig und trug ein eng anliegendes Kleid, das in einem schrillen Farbgemisch gehalten war. „Meinst du der Flieger nach Wien wartet auf uns, Norbert?“

„Wir kommen schon pünktlich. Ich möchte nur kurz sehen, wie das Wetter in Wien so ist.“

Artlinger hatte eine Seite mit Webcams angewählt, die in verschiedenen Städten in aller Welt installiert waren. In Wien gab es gleich drei. Eine zeigte den Platz vor dem Stephansdom, eine das Rathaus und die dritte war in der Nähe des Donauufers angebracht. Artlinger wählte letztere aus. Per Mausklick konnte man den Bildausschnitt schwenken.

Artlingers Gesichtszüge gefroren plötzlich.

„Das gibt's doch nicht“, murmelte er.

„Was hast du denn da für perverses Zeug angeklickt!“, stieß Jarmila Mohnheim hervor und trat näher. „Da wird ja jemand umgebracht!“

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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