Читать книгу Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 9

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Norbert Artlinger ging auf und ab. Die für Berlin enorm große zweihundert Quadratmeter Wohnung, die Artlinger in einem Altbau bewohnte, bot genug Platz dafür. Artlinger brauchte diesen Platz.

Er war Galerist und Kunst bedeutete ihm in mehrfacher Hinsicht alles. Beruflich und privat. Beruflich war er Galerist und privat mit einer Künstlerin liiert. Vor einem Jahr war Jarmila Mohnheim bei ihm eingezogen.

Die hohen Wände waren seitdem mit ihren großformatigen Bildern vollgehängt, die ein fröhliches Durcheinander von Formen und Farben darboten.

Nur war sie damit bislang nicht besonders erfolgreich gewesen - und das, obwohl sie nun einen der erfolgreichsten Galeristen der Berliner Kunstszene in mehrfacher Hinsicht an ihrer Seite hatte.

Sie hatte ihren Vornamen geändert und nannte sich nun Jarmila anstatt einfach und schlicht Jana Mohnheim. Und außerdem benutzte sie seit einiger Zeit vorwiegend Tierblut anstatt Ölfarbe und anstatt eines Pinsels ihren eigenen Körper, mit dem sie sich auf der Leinwand wälzte.

Das alles hatte ihr allerdings nur in den Boulevard-Medien einige Aufmerksamkeit eingebracht. Ihrer Wertschätzung in der Kunstszene waren diese Aktionen eher abträglich gewesen und der Wert ihrer Bilder hatte sich nicht gesteigert. Die meisten erwiesen sich schon auf Grund ihrer außerordentlich großen Formate als unverkäuflich und so hingen sie nun im Dutzend in Artlingers Wohnung. Wenigstens waren hier die Räume hoch genug, um Gemälde, die derartig aus dem Rahmen fielen, aufzuhängen.

In Wien standen ihnen nun wichtige Gespräche mit Galeristen aus Europa bevor und außerdem hatten sie einen Termin mit einem Event-Manager aus Basel, der Jarmilas Karriere etwas auf die Sprünge helfen sollte.

Dass sie wirklich die künstlerische Potenz hatte, um ganz groß herauszukommen, daran glaubte nicht einmal Artlinger.

Er musste es schließlich wissen.

Er hatte zahllose Künstler aufsteigen und fallen sehen. Von den meisten sprach schon nach wenigen Jahren niemand mehr. Eine kleiner Hype, damit hatte es sich für das Gros. Über längere Zeit oben zu bleiben, das schafften nur die wenigsten. Und eigentlich gab es keine Indizien dafür, dass ausgerechnet Jarmila dazugehören sollte.

Bei einem anderem Künstler hätte Artlinger vielleicht argumentiert, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnte.

Aber bei Jarmila galten andere Regeln. Sie war einfach besserer Laune, wenn sie zumindest die Illusion hatte, dass es aufwärts ging. Also machte Artlinger auch diese Aktion mit.

Und davon abgesehen, war Wien ohnehin immer eine Reise wert.

Aber jetzt hatte sich alles geändert.

Norbert Artlinger griff zum Telefon.

„Wen rufst du an?“, fragte Jarmila.

„Das Büro.“

„Jetzt? Wieso das denn?“

„Wir werden unseren Flug etwas verschieben müssen.“

“Was?”

“Ja, du hast richtig gehört.”

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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