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Mei, die Tage werden langsam schon kürzer!, ging es der Marianne durch den Kopf, als sie auf dem Rückweg von der Sägemühle des alten Ferdl Pflügler war und die Sonne bereits in Richtung der fernen, schneebedeckten Gipfel sinken sah.

Nicht mehr lange und es würde Herbst werden.

Marianne nahm den kürzesten Weg von der Sägemühle zum Bernmayer-Hof und der führte an einem Heustadel vorbei, der den Krainachern gehörte.

Als das Madel sich näherte, hörte sie ein Hämmern und Klopfen und erstarrte für einen Augenblick. Dann kam hinter dem Stadel niemand anderes als der Krainacher-Toni hervor. In der Hand hielt er einen Hammer. Offenbar war er damit beschäftigt, den Heustadel auszubessern.

Die Marianne seufzte.

Mei, der hat mir gerad' noch gefehlt!, schoss es ihr durch den Kopf.

Aber nun war es zu spät, um einen anderen Weg zu gehen.

Toni hatte sie bereits gesehen und ihr sogar zugewinkt.

Also setzte die Marianne ihren Weg ganz selbstverständlich fort.

Schließlich hab' ich ihm ja mehr als deutlich gesagt, wie die Dinge zwischen uns stehen!, sagte sie sich. Er hat also keinen Grund, sich irgendetwas einzubilden!

Doch als die Marianne am Heustadel vorbeikam, stellte der Toni sich ihr in den Weg. Er schien etwas verlegen zu sein.

Den Hammer hatte er aus der Hand gelegt und jetzt stand er da wie ein reuiger Sünder.

"Grüß dich, Marianne", begann er und kratzte sich dabei hinterm linken Ohr.

Die Erwiderung des Madels blieb recht kühl. "Grüß dich, Toni", sagte sie und wollte schon weitergehen. Schließlich war ihrer Ansicht nach alles zwischen ihnen beiden gesagt worden. Aber so einfach wollte der Toni das Madel nicht davonziehen lassen.

"Wart noch!", rief er und sie hörte auf ihn."Wir müssen miteinander reden!"

Aber das Madel schüttelte energisch den Kopf.

"Es gibt nix mehr zu reden zwischen uns, Toni! Sieh endlich ein, dass ich dich net lieb'!"

"Ich bin vielleicht etwas heftig gewesen, als ich da des nachts zu euch auf den Hof gekommen bin...", knirschte der Toni dann zwischen den Lippen hindurch.

"Ich trag dir nix nach!", versicherte die Marianne.

"Ich könnt mir das gut vorstellen: Wir zwei als Bauern auf dem größten Hof weit und breit...", murmelte er dann versonnen. "Naja, bis zum Frühjahr hast ja noch Zeit, dir die Sache endgültig zu überlegen, net wahr?"

"Ach, Toni...", seufzte die Marianne. "Mach's mir doch net so schwer! Du bist sicher ein netter Kerl und wirst auch mal ein vorzüglicher Bauer - aber die wahre Liebe ist es eben net. Und auch du solltest dich mal ehrlich fragen, ob du eigentlich in erster Linie hinter mir her bist, oder hinter der Erbin des Bernmayer-Hofs!"

Der Toni hob die Arme.

"Madel, wie kannst du so etwas nur denken!", meinte er dann fast empört.

Aber die Marianne blieb dabei. "So abwegig find ich den Gedanken gar net, Toni", meinte sie.

"Wie auch immer", meinte der Toni. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen für ein lautes Auftreten. Und ansonsten weißt ja, wie ich zu dir stehe..."

Er reichte ihr die Hand.

Und die Marianne nahm sie nach kurzem Zögern. Immerhin klang der Toni heute schon viel vernünftiger, als bei ihrem letzten Zusammentreffen.

Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane

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