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"Endlich scheint das Unwetter nachzulassen", sagte die Marianne, während sie am Fenster stand hinaus zu den drohenden Wolken blickte.

"Mei, so ein Wetter hatten wir schon lang net mehr!", hörte sie die Stimme des Vaters. "Wie gut dass wir kein Heu mehr draußen hatten!"

"Ja", bestätigte die Mutter. "Das hätt' was gegeben."

"Was meinst? Ob der Max jetzt wohl da oben im Hochwald ist?", fragte die Marianne laut an den Vater gewandt.

"Ich weiß net", meinte dieser und zuckte die Schultern. "Es ist sein Beruf."

Jetzt mischte sich die Bäuerin ein.

"Mei, ich weiß gar net, warum sich das Madel noch so große Gedanken um den Max macht, wo er doch ganz augenscheinlich mit ihr gebrochen hat und nix mehr mit ihr zu tun haben will! Verstehst du das, Loisl?"

"Gedanken machen darf sich das Madel doch um wen sie will", meinte der Vater augenzwinkernd. "Außerdem ist's doch mit den Gefühlen net so, dass man sie an und ausschalten kann wie einen Lichtschalter!" Der Bernmayer-Bauer wandte sich an seine Tochter und versuchte sie ein wenig zu beruhigen. "Ich würd' mir keine Sorgen um den Max machen, Madel! Der weiß schon auf sich aufzupassen, der junge Grünrock! Ich glaub net, dass dem so schnell etwas zustoßen kann! Da bin ich mir ganz sicher!"

"Meinst du wirklich, Vater?", fragte Marianne.

"Aber gewiss doch!", bestätigte der Bernmayer und steckte sich dabei die Pfeife in den Mund.

"Bei so einem Wetter ist es da droben net ungefährlich!", gab die Marianne unterdessen zu bedenken.

"Madel, wenn er wirklich da oben ist, wird er sich schon einen geeigneten Unterschlupf gesucht haben. Die Hütte vom alten Greindl zum Beispiel. Die steht doch schon seit Jahren leer."

Einen Moment später klopfte es an der Tür.

"Wer kann das sein?", fragte die Mutter.

Der Bauer erhob sich und zuckte die Schultern. "Vielleicht ist es der Sepp! Kann ja sein, dass er früher zurückgekommen ist, weil er sich mit dem Madel zerstritten hat, hinter dem er seit einiger Zeit her ist!"

Aber die Marianne schüttelte den Kopf.

"Ich glaube net, dass es der Sepp ist", meinte sie. "Der würde bei uns doch net klopfen!"

Der Bauer ging zur Tür und öffnete.

Inzwischen hatte der Regen fast ganz aufgehört. Der düstere Himmel war aufgerissen und die ersten Sonnenstrahlen kamen hervor.

Sicher würde man bald einen wunderschönen Regenbogen bewundern können.

Draußen vor der Tür stand ein kleiner, hagerer Mann mit struppigem Bart.

Der Bauer kannte ihn nur zu gut. Es war der Franz vom Riedlinger-Hof.

"Grüß dich, Bernmayer!", sagte dieser.

"Grüß dich, Franz!", gab der Bernmayer-Loisl zurück. "Was führt dich bei diesem Sauwetter zu mir auf den Hof?"

"Ich komme gerad' vom Kreuztal her. Es hat einen Erdrutsch gegeben."

"Was?", entfuhr es dem Bernmayer-Loisl.

"Du kennst sicher den Westhang, an dem die Hütte vom alten Greindl liegt!"

"Freilich kenne ich die!", bestätigte der Bernmayer.

Franz nickte. "Dort ist das Erdreich mit aller Gewalt herabgekommen und hat alles mit sich gerissen. Die Bahngleise, die durch das Tal führen, sind net mehr passierbar."

"Mei, weiß man schon, ob jemand zu Schaden gekommen ist?", fragte der Bauer.

Der Franz schüttelte den Kopf.

"Nein, das wird sich wohl erst noch herausstellen müssen. In der Gegend wohnt ja niemand mehr, seit der alte Greindl von uns gegangen ist. Und wer dort unterwegs war, das kann man net so einfach feststellen."

"Ich hoffe nur, dass der Max net gerad' da auf die Pirsch gegangen ist", murmelte indessen die Marianne, deren sonst so rosiges Gesicht jegliche Farbe verloren zu haben schien.

"Wird er schon net!", meinte die Mutter nervös. "Wirst schon sehen!"

Inzwischen fragte der Bernmayer-Loisl den Franz: "Willst hereinkommen und dich ein bisschen aufwärmen? Bist ja ganz durchnässt!"

Aber de Franz schüttelte den Kopf.

"Nein, ich muss noch weiter! Aber schönen dank für das Angebot! Aber sollte sich herausstellen, dass doch jemand in Not gekommen ist und Hilfe gebraucht wird, kann ich doch sicher auch auf dich zählen, net wahr?"

"Freilich!", nickte der Bernmayer.

Und damit war der Franz dann auch schon wieder weg.

Der Bauer schloß die Tür und seine Frau meinte: "Wir sollten Gott danken, dass es das Kreuztal getroffen hat, wo niemand wohnt!"

Der Bauer nickte.

"Du hast schon recht. Es hätte weitaus schlimmer kommen können."

Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane

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