Читать книгу Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten - Alfred Bekker - Страница 15

Оглавление

5. Kapitel


Mit mechanischen Bewegungen begann Twist seine Sachen zu packen. Dabei arbeitete sein Geist unablässig. Durch einen grandiosen Bluff hatte er Zurlini einige wichtige Informationen herausgelockt. Worum es in dem großen Spiel im Einzelnen ging, wusste er selbstverständlich immer noch nicht. Aber ihm war bereits klar, dass Bagdasarian in sehr gefährliche Dinge verstrickt gewesen war. Das Ehrenwort, das er dem Georgier gegeben hatte, bedrückte ihn sehr. Deshalb musste er schon den Versuch machen, es zu halten und schnellstens nach Liverpool fahren.

Twist wollte in die Halle hinuntergehen, um seine Rechnung zu verlangen. Als er an Zimmer 3 vorbeikam, blieb er wie angewurzelt stehen. Aus Susans Zimmer kam lautes Schluchzen. Vorsichtig öffnete er die unversperrte Tür und trat ein.

Susan — in Rock und Bluse — lag auf den Knien und hatte ihren Oberkörper über das Bett geworfen. Ihre Schultern zuckten. Sie schluchzte bitterlich.

„Aber Susan“, fragte Twist besorgt, „was hat es denn jetzt wieder gegeben? Beruhigen Sie sich doch, ich will Ihnen doch nur helfen ...“

„Ach“, wehrte sie matt ab, „es ist eigentlich nicht von großer Bedeutung — zumindest für Sie nicht. Ich bin bestohlen worden — ich weiß auch, von wem. Ich wollte eben meine Barschaft aus dem Koffer herauskramen — knapp fünfzig Pfund — fand aber den Koffer durchwühlt. Die Geldtasche war weg. Jetzt stehe ich geradezu großartig da! Ich kann nicht einmal meine Hotelrechnung bezahlen ...“ Die Stimme versagte ihr, sie begann wieder zu schluchzen.

„Hören Sie mir aufmerksam zu“, begann Twist. „Wir sind doch alte Freunde. Es ist meine Pflicht und mein gutes Recht, Ihnen aus der Verlegenheit zu helfen. Ich stelle Ihnen einen entsprechenden Betrag zur Verfügung, und später werden wir gemeinsam eine Möglichkeit suchen — und auch finden, wie ich betonen möchte — dem famosen Mr. Boole das Handwerk endgültig zu legen.“

„Seldwyn, Sie sind wirklich ein guter, uneigennütziger Freund. Wenn Sie mir etwas Geld leihen, werde ich es Ihnen in Raten zurückzahlen! — Wird das so gehen?“, fragte sie schüchtern.

„Sie werden mir gar nichts zurückzahlen!“, widersprach Twist. Er wusste später selbst nicht, wie es zu alledem gekommen war. „Du wirst mir nichts zurückzahlen“, murmelte er weich. „Wir fahren jetzt nach Liverpool, weil ich dort ein Ehrenwort einlösen muss, und hernach nach London — und dort heiraten wir so schnell wie möglich!“

Er hatte sich eigentlich gar nicht erklären wollen — die Worte waren ihm völlig unbewusst über die Lippen gerutscht — aber nun sie einmal gesagt waren, war er sogar ehrlich erleichtert.

Flammende Röte zog über Susans Gesicht.

„Heiraten ...?“, murmelte sie atemlos.

„Aber ... aber das ist unmöglich! Ich habe dir doch ... neulich schon gesagt, dass die durch den Schmutz gezogene Susan Auston nichts für einen Seldwyn Twist ist.“

„Das muss Seldwyn Twist schließlich selbst am besten wissen. Niemand hat dich durch den Schmutz gezogen. Du bist auf einen charmanten Blender hereingefallen, du hast ihn geheiratet. Als du seinen moralischen Unwert erkannt hattest, besaßest du die Kraft, dich von ihm zu trennen, um fortan ein eigenes, sauberes Leben zu führen. Ich habe die allergrößte Hochachtung vor dir! Ich habe dich damals schon, vor neun Jahren, geliebt. Ich habe dich überhaupt schon immer geliebt. Vielleicht bin ich deswegen all die Jahre Junggeselle geblieben ...“

„Es gibt keine Frau in deinem Leben ...?“

„Du nimmst keiner Frau etwas weg! Ehrenwort!“

„Seldwyn“, stöhnte Susan und starrte leeren Blicks gegen die Wand, „warum bloß hast du dich nicht schon vor neun Jahren erklärt! Eigentlich warst du doch der Traum meiner Jungmädchenjahre. Vieles Entscheidende wäre mir erspart geblieben ...“ Sie verstummte erschrocken. „Welch undankbares Geschöpf bin ich doch! Anstatt dir für deine Güte dankbar zu sein, mache ich dir sogar noch Vorwürfe!“

Twist zog sie an sich. „Nicht aus Güte möchte ich dich für immer bei mir haben, sondern weil ich dich liebe! Ich habe dich schon immer geliebt. Nur wegen des Altersunterschiedes ...“

„Was sind schon vierzehn Jahre!“, trotzte Susan. „Außerdem bist du ein gesunder Mensch — selbstverständlich heirate ich dich! Das heißt ...“ — Ihre Stimme wurde matt und verzagt — „es wird doch nicht gehen! Eine Ehe besteht nicht nur aus Flitterwochen, und beim ersten Streit wirst du mir die Geschichte mit Martin vorwerfen ...“

„Das werde ich ganz bestimmt nicht tun!“, erklärte Twist mit gelassener Festigkeit. „Ich bin nämlich ein erwachsener Mann, ich kenne das Leben, ich bin kein Narr. Die ekelhafte Affäre Boole ist abgeschlossen. Und bitte kein Wort mehr darüber! Ich frage dich noch einmal allen Ernstes: Bist du bereit, meine Frau zu werden?“

„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, Seldwyn“, flüsterte Susan mit versagender Stimme. „Und ich werde mich bemühen, dir eine gute Frau zu sein. Ich will ein ganzes Leben darauf verwenden, dir für deine Güte zu danken ...“

Twist küsste sie. Er spürte den bebenden Mädchenkörper an seiner Brust ...

Es war eine sonderbare Brautwerbung. Nach fast zehn Jahren, nach vielen Irrwegen und Fehlschlägen, hatten zwei Menschen zueinander gefunden, die schon immer füreinander bestimmt gewesen waren.

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

Подняться наверх