Читать книгу Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 100

7

Оглавление

Travers kletterte über einen Korral und ließ sich auf der anderen Seite vorsichtig hinabgleiten. Der Untergrund war hier fester, eine harte Grasnarbe trug ihn. Travers ging auf das Gebäude zu.

Er fühlte Lehmziegel ohne jede Öffnung. Langsam schlich er an der Mauer entlang, bis zur Südostecke, wo er lauschend verharrte. Immer noch hörte er nichts, kein Geräusch, das von Menschen erzeugt wurde.

Nur ein plötzliches, gedämpftes Trappeln von Füßen, das sehr schnell näherkam. Und dann das atemlose gierige Japsen. Travers riss den Arm mit der schussbereiten Waffe hoch und hielt sie quer vor seiner Brust.

Schon prallte der Körper gegen ihn. Vierzig Pfund Knochen und Muskeln warfen ihn auf den Boden, und er hörte, wie die geifernden Lefzen des Bluthundes nach dem Kolben der kurzen Waffe schnappten.

Das Vieh lag auf ihm. Travers spürte den heißen, stinkenden Atem auf der Haut seines Gesichtes. Er stemmte die Waffe in die Höhe, riss die Beine hoch, schlang die Schenkel um den gedrungenen Leib des Tieres und wälzte sich herum. Die mordlüsterne Bestie verschwendete keinen Atemzug auf Gekläff oder lautes Jaulen. Verbissen wand es sich in der Umklammerung, und die Kiefer mit den scharfen Zähnen suchten nach Travers' Knochen, um sie zu brechen. Er hörte das schaurige Schnappen, mit dem die Zähne aufeinanderschlugen. Mit seinem Körper presste er den zappelnden Körper gegen den Boden, und er schaffte es, den langen Lauf der Waffe über den stämmigen, muskulösen Hals zu legen.

Mit beiden Händen drückte er die Waffe herab. Die Läufe zuckten, der ganze Körper bäumte sich auf, und ein ersticktes Röcheln drang aus dem weit aufgerissenen Maul.

Die Bestie war tot. Kalter Schweiß rann an Travers' Oberkörper herab, und seine Armmuskeln zitterten heftig.

Dann packte er den Kadaver an den Hinterläufen und schleifte ihn zum Gatter zurück, wo er ihn über den Zaun schleuderte. Dumpf schlug der Körper drüben auf. Travers merkte sich die Stelle — auf dem Rückweg musste er ihn in ein Sumpfloch werfen.

*


TRAVERS UMRUNDETE DAS Haus, bis er auf den Vorplatz blicken konnte. Das flache Gebäude, das er bei seiner Annäherung erblickt hatte, stellte nur einen Teil des Anwesens dar. Um einen breiten, mit groben Platten belegten Innenhof lagen mehrere Bauten — Schuppen, Scheunen, Stallungen.

Der Hubschrauber stand auf dem Innenhof. Travers wusste es, bevor er ihn sah. Der Gestank von Benzin und Abgasen wehte zu ihm herüber.

Aus einer geöffneten Tür fiel eine breite Lichtbahn über den Hof. Drei Männer waren damit beschäftigt, die Säcke in einen Schuppen zu tragen. Travers stand nur dreißig bis vierzig Yard von ihnen entfernt. Trotzdem hob er das Nachtglas an seine Augen, richtete es auf die Gesichter der Männer, um sich jedes einzelne einzuprägen, auch das des Piloten, der in der geöffneten Tür der Kanzel stand und die Säcke den Leuten in die Arme warf.

Travers ließ das Glas wandern. In einer offenen Remise stand ein englischer Range Rover mit dicken Stollenreifen. Travers verfolgte die Schlammspur, die von den Reifen herrührte. Es schien so etwas wie eine Straße zu geben, die nach Westen lief, wo der Étang de Berre, ein großer salziger Teich, und das Mündungsdelta der Rhône lagen. Travers erinnerte sich, auf der Landkarte einen Flugplatz gesehen zu haben, bei einem Ort, der Marignane hieß. Die Entfernung dorthin mochte zehn Kilometer betragen oder gut sechs Meilen.

Travers überquerte den Platz weit außerhalb des Lichtscheins aus dem Schuppen. Systematisch erkundete er die Umgebung, und in einem weiten Bogen näherte er sich dann dem Schuppen, in den das Rohheroin gebracht wurde, von der Seite.

Die Schmalseite des Gebäudes verfügte über ein Fenster, das mit einem schweren, hölzernen Laden verschlossen war. Dieser Laden wies jedoch einen breiten Riss auf. Vorsichtig sah Travers sich um, ehe er seinen Kopf hob und ein Auge an den Spalt presste.

Travers blickte in ein Laboratorium, wie es überall in der Welt stehen konnte. Sauber, übersichtlich eingerichtet, mit allen Anschlüssen — Gas, Wasser, Strom, mit Retorten, Scheidetrichtern, Filtersieben, Messeinrichtungen und verschiedenen Apparaten, die er nicht kannte.

Mehrere Dutzend Säcke lagen auf dem breiten Laboratoriumstisch. Ein älterer Mann in einem weißen Kittel hatte einen der Säcke aufgeschlitzt und war offensichtlich damit beschäftigt, die Ware auf ihre Qualität hin zu untersuchen. Im Rohzustand sah sie stumpfbraun und leicht rötlich aus, wie Korkbrösel. Der Mann hatte ein wenig von den Krümeln in einer Testflüssigkeit aufgelöst, füllte das Gemisch in einen Destillierkolben, den er auf ein Dreibein stellte, und dann schob er die Flamme eines Bunsenbrenners darunter.

Die Männer waren Franzosen. Französische Kriminelle beherrschten alles, was mit der Veredelung von Opium und Heroin zusammenhing. Seit ihrer Kolonialherrschaft über weite Teile Südostasiens hatten sie dieses Monopol behaupten können, und es ist bekannt, dass nahezu zwei Drittel des Heroins, das in die Staaten geschmuggelt wird, aus den Heroinküchen Südfrankreichs kommt.

Travers schob sich von dem Lichtspalt weg, drehte sich um und ließ sich auf den Boden sinken. Auf diese Weise erkannte er den Schatten des Mannes, der hinter ihm in der Dunkelheit gelauert hatte und sich nun auf ihn stürzte.

Travers warf sich zur Seite. Der Angreifer prallte gegen die Wand, wirbelte aber sofort herum. Travers versuchte, sich auf die Füße zu stemmen, als sich der Kopf des anderen in seinen Bauch wühlte und ihm alle Luft aus den Lungen presste.

Travers kippte nach hinten, während er mühsam nach Luft rang. Der andere folgte ihm, trat ihn in die Seite, zwischen die Beine. Travers hatte die zusammensetzbare Waffe verloren. Mit den Händen tastete er durch das harte Gras, seine Finger fanden einen scharfkantigen Stein, den er aufnahm.

Er wälzte sich herum. Wieder flog ein Stiefel heran, doch Travers hatte die Bauchmuskeln gespannt, er nahm den Tritt und packte zu. Mit einer wilden Bewegung drehte er sich, ohne den Fuß loszulassen. Der Angreifer krachte zu Boden. Travers hielt immer noch den Fuß fest. Er riss ihn in die Höhe, schleuderte ihn dann zur Seite. Er sah das helle Oval eines Gesichtes in der Dunkelheit leuchten, mit den schwarzen runden Höhlen der Augen und des Mundes.

Travers ließ sich auf den Mann fallen. Seine Faust mit dem Stein sauste herab, traf die Schläfe, weil der andere den Hieb kommen sah und den Kopf zur Seite drehte.

Die Gestalt erschlaffte. Travers suchte seine Waffe, fand sie, setzte die Mündung des Schalldämpfers unter das Kinn des Bewusstlosen. Sein Finger lag am Abzug.

Rasch durchsuchte Travers die Taschen, ohne etwas zu finden außer einer Mauser, einem Schalldämpfer und einigen Magazinen. Er warf alles ins Gras, auch Zigaretten und ein Feuerzeug, Schlüssel, einen Schlagring und ein Schnappmesser.

Travers beugte sich über das Gesicht, konnte die Züge jedoch nicht erkennen. Er holte die schmale Bleistiftlampe aus seiner Tasche, legte die Finger seiner linken Hand über das Glas und knipste die Lampe kurz an.

Er erkannte sofort das fleischige Gesicht des russischen Top Agenten. Es war blass, aus der Platzwunde an der Schläfe rann Blut. Die Augen waren geschlossen, doch die Lider flatterten schon wieder.

Travers knipste die Lampe aus. Er kniete sich auf Oleg Gorjanows Brust, legte seine Hände um den breiten Hals des Russen und drückte zu.

Als die Beine des Russen konvulsivisch zu zucken begannen, lockerte er den Griff. Er war schweißüberströmt, und rote Schleier schwammen vor seinen Augen wie Öl auf schwarzem Wasser.

Der Russe riss den Mund auf. Sein Brustkorb arbeitete wie ein Blasebalg, als er versuchte, Luft durch die geschundene Luftröhre zu ziehen. Travers war bereit, sofort wieder zuzudrücken. Falls Gorjanow schreien sollte.

Doch Travers glaubte nicht daran. Der Russe war, ebenso wie er selbst, heimlich hier, um die Transaktion zu überwachen. Das bulgarische Heroin ging auf das Konto der Russen, so viel stand für Travers fest, aber die eigentliche Transaktion wurde von anderen durchgeführt, von Simeon Senovec und den Leuten hinter ihm. Nachrichtenhändlern. Gorjanow hatte den Auftrag, im Hintergrund zu bleiben und eventuelle Störfaktoren auszuschalten. Ihn, Travers, zum Beispiel. Die Russen wollten die Pentagonpapiere haben. Um jeden Preis. Aber fast noch wichtiger als der Besitz der Papiere dürfte ihnen das Bestreben sein, die Unterlagen nicht in die Hände der Chinesen fallen zu lassen.

Nein, er brauchte den Russen jetzt nicht zu töten. Gorjanow musste ihm helfen, die Lieferung aus Albanien aufzuspüren. Travers sah plötzlich die Lösung dieses Problems, die ihm und Smith bisher erhebliches Kopfzerbrechen bereitet hatte, klar vor sich. Das Federal Bureau of Narcotics hatte einige Agenten in dem Goldenen Dreieck zwischen den Grenzen von Laos, Thailand und Burma stationiert, aber wenn, wie in diesem Fall, die chinesische Regierung an dem Geschäft direkt beteiligt war, würde sie den klassischen Schmuggelweg durch den Dschungel diesmal einfach umgehen und das Zeug direkt nach Albanien fliegen. Und welchen Weg es von dort nehmen würde, mochte der Teufel wissen.

Travers fischte die zwanzig Zoll lange Knebelkette aus seiner Tasche und schlang sie dem Russen mit einer raschen Bewegung um den Hals. An der Kette zog er den schweren Mann in sitzende Stellung. Langsam zog er die Kette zu, und Gorjanow begann wieder zu keuchen.

»Okay«, wisperte Travers.

»Keinen falschen Laut. Klar?« Er spürte, dass der russische Agent nickte, und lockerte den Knebel ein wenig. Er sammelte die Utensilien des Russen ein und stopfte sie ihm bis auf die Mauser in die Taschen zurück. Dann zerrte er seinen Gefangenen in die Höhe.

Er ließ ihn vorgehen, wobei er die Kette etwas länger fasste und Gorjanow die Mündung der verlängerten Pistole ins Kreuz drückte. Sie gingen nach Westen. Hier, bei dem illegalen Labor, hatte Travers jetzt nichts mehr zu suchen. Travers schätzte, dass es etwa zehn Tage dauern würde, bis das Rohheroin verarbeitet war. Zehn Tage, wenn Gorjanow jetzt nicht alles daransetzte, es in ein anderes Laboratorium zu verlagern.

Als sie gut dreihundert Yard vom Anwesen entfernt waren, riss die Wolkendecke auf, und der Neumond übergoss die öde Landschaft mit seinem blassen Licht. Travers suchte einen geschützten Platz hinter einem flachen Hügel, der einigermaßen trocken war. Dort befahl er dem Russen, sich zu setzen — mit dem Rücken zu ihm.

Travers blieb hinter dem Russen stehen. »Was suchst du dort bei dem Haus?« fragte er. Für ihn ging es jetzt darum, den ganzen schönen Plan zu retten. Er musste den russischen KGB Agenten glauben machen, dass er, Travers, ein Agent des Federal Bureau of Narcotics war und nichts mit dem Geheimdienst oder einer geheimdienstähnlichen Organisation der USA zu schaffen hatte. »Du bist ein Agent«, sagte Travers. »Seit wann kümmert sich der sowjetische Geheimdienst um Rauschgiftlieferungen? Sprich!« Travers zerrte an der Kette, und der Russe kippte nach hinten.

»Mit diesem verdammten Ding um den Hals kann ich nicht reden«, keuchte Gorjanow mühsam. Travers lockerte die Kette ein wenig. »Ich möchte mir eine Zigarette anstecken.« Er sah auf, seine nachtschwarzen Augen glommen dunkel.

»Jetzt nicht«, knurrte Travers. Er hätte selbst gern geraucht, aber er war vorsichtig. Dieser russische Agent hatte garantiert noch ein paar Tricks auf Lager. Travers griff in seine unergründlichen Taschen und förderte eine flache Metallflasche hervor. Er schraubte den Verschluss auf und hielt sie dem Russen hin. Gorjanow rührte sich nicht.

Travers grinste. Er setzte die Flasche an seine Lippen und hielt sie dann dem Russen erneut hin. Gorjanow nahm sie diesmal und trank. Schweigend gab er die Flasche zurück. Der Whisky hatte Travers' Magen gewärmt und sein Blut in Wallung gebracht.

»Also?«, sagte er. »Jetzt raus mit der Sprache, oder du stirbst, ohne Mütterchen Russland noch einmal wiedergesehen zu haben.«

Gorjanow stieß einen langen Fluch auf Russisch aus, und Travers drehte den Knebel, bis die Worte erstarben. Er ließ den Würgegriff drei Sekunden bestehen, bis die abgespannte Blutzufuhr das Gehirn des Russen zu lähmen begann. Kurz bevor der Körper erschlaffte, lockerte Travers den Knebel.

»Ein Auftrag«, keuchte der Russe. »Wir finanzieren unsere Kosten auf diese Weise ...«

Das war genau das, was Travers zu hören erwartete. Er tat so, als ob er dem Sowjetagenten glaubte. »Steck dir endlich deine Zigarette an.«

Mit zitternden Händen kramte Gorjanow die zerdrückte Packung aus seiner Tasche, schob ein Stäbchen zwischen die Lippen und ließ das Feuerzeug hinter der hohlen Hand aufflammen. Als die Flamme erlosch, behielt er es in der Hand. »Du bist ein Schwein, Travers«, sagte er. »Ein gottverdammtes Schwein! Mich hier in der Wildnis fertigzumachen ...«

Travers trat ihn in die Seite. »Du hättest mich getötet«, sagte er ruhig. »Vor vier Wochen hat es einen Kollegen von mir erwischt.« Wieder trat Travers zu. »Warst du das? Hast du ihn getötet und seine Leiche in die Saline von Giraud geworfen?«

Gorjanow schüttelte stumm den Kopf. »Wer bist du?«, fragte er dann. »Wer bist du, du verdammter Amerikaner? Was hast du mit dieser rothaarigen Hexe aus Nizza zu schaffen?«

»Nichts«, sagte Travers. Er starrte auf den Russen hinab. Hatte er ihn überzeugt? Gorjanow hielt immer noch das kantige Feuerzeug in der Faust, und die Faust schwebte knapp vor seinem Mund. Blitzartig zuckte ein Verdacht durch Travers' Schädel, und wild sah er sich um.

Er befand sich in einer Mulde. Im Osten der Hang des Hügels, in den anderen Richtungen flaches Land. Sumpf. Travers zog den Knebel wieder an und entwand seinem Gefangenen das Feuerzeug. Hastig untersuchte er es im Schein des Mondes, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Er steckte es ein. Sein Misstrauen war erwacht.

»Euch Rauschgiftbanditen werden wir erledigen, einen nach dem anderen!«, zischte Travers in Gorjanows Ohr. Er zerrte den schweren Mann in die Höhe, packte die Knebelkette von vorn. Das volle Gesicht des russischen Agenten lag genau vor ihm. Ohne die Kette loszulassen, schmetterte er ihm die Faust mitten ins Gesicht, und er hielt ihn aufrecht, bis er ihn im Stehen bewusstlos geschlagen hatte. Dann erst ließ er die Kette frei.

Gorjanow stürzte. Travers stopfte die Kette in seine Tasche. Auf Händen und Knien robbte er den Hang hinauf, das Pistolengewehr in der Armbeuge. Er starrte zu dem Anwesen zurück, in dem das Labor untergebracht war. Er konnte es im kalten Mondlicht gerade noch ausmachen.

Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten

Подняться наверх