Читать книгу Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 96

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Das neue Apartment war genauso eingerichtet wie das andere. Travers setzte sich an den kleinen Tisch, deutete auf den zweiten Stuhl und holte die angebrochene Flasche Bourbon aus dem Koffer. Er hielt ihr die Flasche hin. Sie schüttelte den Kopf. Er trank aus der Flasche.

»Raus mit der Sprache«, sagte er dann. »Warum war dieser Kerl in meinem Zimmer?«

Jo Anne senkte den Blick. »Ich fürchte, er hat mich beobachten lassen. Und als ich zum Flughafen fuhr — ich habe deine Ankunft beobachtet — haben sie sich rangehängt. Gorjanow wollte wissen, wer du bist.«

»Das ist alles?«

»Ich bin überzeugt davon. Routine.« Kleinlaut setzte sie hinzu: »Ich war nachlässig.«

Travers nickte grimmig. »Das kann man wohl sagen. Von Rechts wegen muss ich Smith informieren und mich ablösen lassen.«

»Wirst du es tun?«

»Nein«, antwortete Travers. »Die Russen haben mit diesem Geschäft nichts zu tun. Es ist ein Zufall. Davon gehe ich aus.« Er verstummte. War es wirklich Zufall? Die Männer, die das Material von der Mafia kaufen wollten, mussten es irgendwo angeboten haben. Der Albaner den Chinesen. Aber Senovec, das konnte er als sicher annehmen, betrachtete die Russen als seine Hauptinteressenten. Vielleicht überwachten die Russen die Transaktion aus dem Hintergrund, um eventuelle Störquellen früh genug erkennen und ausschalten zu können. Die Chinesen mussten ebenso handeln. Jeder wusste, dass das Material auch dem anderen angeboten worden war. Diese verdammten Mafiosi hielten sich für so verdammt schlau, dabei begriffen sie nicht, welche Kräfte sie entfesselten.

Travers sah auf die Uhr. Er musste zu Johnny Parr. »Hast du einen Wagen?«, fragte er sie. Sie nickte. »Okay, fahren wir.«

Sie gingen nach unten, durch die Halle, auf die Promenade hinaus. Jo Anne fuhr einen mittelgroßen Fiat. Neben dem Wagen blieb Travers stehen. Jo Anne schob den Schlüssel ins Türschloss.

»Du hast mir immer noch nicht Smiths Informationen mit, geteilt«, sagte er mit sanfter Stimme.

»Das können wir unterwegs besprechen.«

»Nein«, wehrte Travers ab. »Denk an die Mikrofone.«

Jo Anne blinzelte in die Sonne. »Es ist auf einem griechischen Schiff. Es heißt Halmyros, voraussichtliche Ankunft in Marseille morgen Nacht ...«

»Woher kommt das Schiff?«

»Aus Burgas. Es hat Weizen und Baumwolle geladen. Mehr wissen wir nicht. Auch nicht, wie die Ware an Land gebracht werden soll. Die Halmyros ist bisher noch nicht als Schmuggelschiff aufgefallen. Vielleicht verfügen sie über ganz gewiefte Tricks, oder sie sind naiv. Du sollst aufpassen.«

Er streckte die Hand aus. »Gib mir die Schlüssel.« Sie legte sie in seine Hand und ging um den Wagen herum. Er setze sich hinter das Steuer und startete. Jo Anne klopfte gegen die Scheibe der Beifahrertür, aber Travers öffnete nicht. Er stieß zurück, knallte den ersten Gang ins Getriebe und gab Gas.

*


DAS HAUS LAG AN DER Straße nach Cuneo und war nach der Beschreibung, die Travers bekommen hatte, leicht zu finden. Die Straße führte in engen Windungen steil in die Berge hinauf, und die Luft wurde schnell kalt, als die Sonne im Westen hinter den Kämmen untertauchte.

Das Haus war gelb gestrichen und mit roten Ziegeln gedeckt. Eine hohe Ziegelmauer, die an verschiedenen Stellen zu verfallen begann, umgab ein ungepflegtes Grundstück, in dem Oleander, Jasmin und Bougainvillea wucherten.

Travers steuerte den Fiat durch das offen stehende Eisentor und stoppte vor der Freitreppe. Die marmornen Säulen und die steinerne Einfassung waren eingestürzt, die eisernen Schlagläden vor den Fenstern verschlossen. Travers hatte eine Wagenspur im Kies der Einfahrt gesehen, die hinter dem Haus verschwand.

Er stellte den Motor ab und blieb im Wagen sitzen. Die Schatten wurden tiefer, und ein scharfer Wind strich über die Hänge. Travers schob eine Zigarette zwischen seine Lippen, zündete sie jedoch nicht an.

Im Rückspiegel sah er eine Bewegung. Er warf sich gegen die Tür und sprang aus dem Wagen. Gespannt blieb er stehen, sah der sich nähernden Gestalt entgegen.

Der Mann hatte strohblondes Haar und ein frisches Gesicht mit lebhaften Augen. Die Nase war flach und breit, und die Zähne leuchteten, als er die Lippen zu einem Lächeln verzog.

Ein richtiger Sonnyboy, dachte Travers verdrossen. Ein Riviera-Agent, wie er im Buche stand. Eine Jacht, ein Girl, einen Whisky. So lebten die Burschen vom CIA. Wenn's brenzlig wurde, überließen sie die Arbeit der örtlichen Polizei. Er hatte es vier Jahre lang mitgemacht, überall in der Welt.

»Es ist schön hier oben«, sagte Travers. Codeworte, von einem Schreibtischhengst ausgedacht. Von Parrs Chef?

»Nicht wahr?«, antwortete Johnny Parr. »Sie müssten im Sommer kommen ...«

»Wo ist das Zeug?«, fragte Travers. Er zündete endlich seine Zigarette an.

»Fahren Sie den Wagen hinters Haus.« Parr drehte sich um. Travers kletterte wieder in den Fiat, wendete und fuhr langsam hinter dem CIA-Mann her.

Auf dem Abstellplatz vor dem verfallenen Gewächshaus stand ein Citroen Kombi. Die hintere Klappe war bereits geöffnet, und Travers konnte die schwere Holzkiste erkennen, die auf der Ladefläche stand. Er fuhr so weit wie möglich heran und stellte den Motor ab.

Parr kam heran. Er stützte seine Hände auf die Fensterkante und grinste. Travers stieß die Tür auf, etwas zu weit, und Parr taumelte zurück. »Ich weiß auch so, dass Sie ein Wilder sind«, sagte er, als Travers ausstieg. »Man hat Sie bei uns noch nicht vergessen. Als der Chef hörte, dass Sie kommen ...«

»Das können Sie in Ihren Memoiren bringen«, sagte Travers grob. »Dort werde ich es dann nachlesen.«

Parr presste einen Augenblick die Lippen zusammen, doch dann lächelte er wieder. Travers drehte die Kiste herum und betrachtete sie genau von allen Seiten. Die unauffällig angebrachten Siegel waren unverletzt. Er klappte die Werkzeugtasche des Citroen auf und nahm einen Schraubendreher heraus. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Deckel aufgebrochen. Jetzt fetzte er Ölpapier und Schaumstoff heraus.

In der Kiste befanden sich mehrere Pakete, die Travers in den Fiat lud. Parr verfolgte jede seiner Bewegungen. Er wusste nicht, was die Kartons enthielten. Sie kamen aus Paris, wo sie auf Anweisung aus Washington zusammengestellt worden waren. Der Resident in Nizza sollte von Travers' Auftrag nichts wissen, und die Ausrüstung hätte vielleicht zu Rückschlüssen, wenn auch falschen, führen können. In jedem Fall wollte Travers unbehelligt arbeiten können.

»Ich bin zu Ihrer Unterstützung abgestellt worden«, sagte Parr jetzt. Er zog einen Zettel aus der Jackentasche, den er Travers gab. Travers warf einen flüchtigen Blick darauf. Er enthielt drei Telefonnummern. »Unter einer dieser Nummern bin ich stets zu erreichen. Ich stehe zur Verfügung. Für alles. Auch, wenn Sie einen Bummel machen oder was aufreißen wollen.«

»Danke«, sagte Travers. Er stieg in den Fiat. Parr baute sich neben der noch geöffneten Tür auf.

»Dieses Haus können Sie jederzeit anlaufen«, sagte Parr. »Es ist immer jemand da. Es ist mit allen Nachrichteneinrichtungen versehen ...«

Travers schlug die Tür zu, und Parr sprang zurück.

Der CIA-Agent beugte sich noch einmal herab. »Ich gebe Ihnen einen Rat, Travers. Nehmen Sie sich vor einem Burschen mit Plattfüßen und großen Ohren in Acht. Er heißt Oleg Gorjanow und ist sehr gefährlich.«

Travers grinste höhnisch. »Ihren Rat können Sie sich unter die Mütze klemmen, mein Lieber. Diesem Jumbo habe ich schon eins auf die Nase gegeben.«

Travers startete und raste davon.

Er fuhr den Fiat in die Tiefgarage, stopfte die kleineren Päckchen in einen Plastikbeutel, den er im Wagen gefunden hatte, und klemmte sich die anderen Dinge unter den Arm. Er erreichte sein Apartment, ohne jemandem begegnet zu sein. Er warf die Ausrüstung auf das Bett und begann, die Kästen zu öffnen.

Er betrachtete gerade das zusammenlegbare Präzisionsgewehr, das in einem flachen Holzkoffer untergebracht war, als das Telefon summte. Er nahm den Hörer ab, sagte allerdings nichts.

»Hallo?« Jo Annes Stimme.

Travers lächelte. »Kommen Sie rauf.« Er legte auf und widmete sich der Ausrüstung. Als Jo Anne klopfte, hatte er das meiste im Schrank verstaut. Auf dem Bett lagen nur verschiedene Kleidungsstücke, ein Geldgürtel und die Challenger Holster aus glattem Schweinsleder.

Er öffnete die Tür. Jo Annes Gesicht war gerötet, und ihre blaugrünen Augen funkelten wütend.

»So etwas machen Sie nicht noch einmal mit mir!«, zischte sie zornig.

»Beruhigen Sie sich, Herzchen.« Travers grinste. »Bei der Arbeit kann ich eben keine Frauen brauchen, und es war zu spät, um mir noch einen Wagen zu mieten — weil Sie einen Schatten angeschleppt haben.«

»Was soll ich jetzt also tun?«

»Nichts«, sagte Travers. »Jedenfalls nichts für mich, nichts in meinem Zimmer, nichts mit mir. Alles andere ist mir egal.«

»Ich habe mit Smith gesprochen«, sagte sie. Ihr Gesicht war immer noch gerötet.

»Spuck's aus, du platzt ja dran.«

»Er hat sich über die Methoden und Wege informieren lassen, die das Rauschgift in Frankreich nimmt. Es handelt sich also um Rauschgift. Das hättest du mir auch sagen können.« Sie schnaufte verächtlich. »Seit wann nimmt die Organisation den Narcotic-Leuten die Arbeit ab?« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du findest morgen alles in einem Fernschreiben an die Botschaft. Du sollst dich an Johnny Parr wenden. Er ist ...«

»Ich komme gerade von ihm«, sagte Travers sanft, wobei er sich anstrengen musste, seine Belustigung über Jo Annes Eifer zu unterdrücken.

»Na, dann habe ich hier wohl nichts mehr zu suchen.« Sie wandte sich der Tür zu.

Travers sah auf den Boulevard hinab, wo die Lichter glänzten. »Ich lade dich zu einem Dîner ein«, sagte er, ohne sie anzusehen.

»Übernimm dich nicht«, sagte sie kühl.

»Ich habe sowieso nichts mehr vor heute Abend.« Er nahm sein Jackett. »Deshalb können wir uns fein amüsieren. Gehen wir.«

Jo Annes Gesicht war starr, als sie mit dem Lift in die Halle fuhren.

Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten

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