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Mit dem Zeigefinger malte Travers feuchte Kreise auf die Platte der Theke. Er lächelte abwesend. Er wirkte vollkommen in seine Tätigkeit versunken.

Ein später Zecher in der Cocktail-Lounge des The Top of the Six's an der Fifth Avenue.

Diese Bar wird wegen ihrer intimen Atmosphäre und der schummerigen Beleuchtung von jüngeren Pärchen bevorzugt.

Und aus den gleichen Gründen von Top-Leuten der Mafia und des internationalen Nachrichtenhandels, wie Travers feststellen musste.

Travers beobachtete die drei Männer im Goldspiegel des Flaschenregals. Sie saßen in der kleinen Nische rechts neben dem wandhohen Fenster. Tief unten blinkten die Lichter Manhattans.

Travers hielt den Kopf ein wenig geneigt, wie um besser lauschen zu können. Die Männer in der Nische konnten sich jedoch sicher fühlen, die Entfernung bis zur Theke war zu groß, und ihre Unterhaltung verlief sehr leise.

Dennoch verstand Travers jedes Wort, das an dem schmalen Tisch gesprochen wurde. In seinem Ohr steckte ein erbsengroßer Empfänger, und in seinem Ärmel war das Richtmikrofon untergebracht, dessen enger Parabelausschnitt genau auf die Sprecher gerichtet war.

An der langen Theke saßen außer Travers eine schlanke Blondine mit ältlichem Begleiter und der schlanke, schwarzhaarige Bursche, der Nelson Tolhoek ermordet hatte. Der Killer schien sich nicht für die Männer in der Nische zu interessieren, doch Travers wusste, dass er zu ihnen gehörte. Er war ihr Leibwächter, ihr Schutz. Zumindest der Gorilla des einen, der den beiden anderen gerade sein Angebot unterbreitete.

Dieser Mann hatte ein breites Gesicht mit fleischigen Lippen, die er hin und wieder zu einem Lächeln auseinanderzog. Dabei ließ er vier blinkende Goldzähne sehen.

Seine Gesprächspartner lächelten nie. Sie hörten zu.

Der mit den Goldzähnen war ein großer Mann der Mafia. Rauschgift. Er hieß Joseph Galetta und hatte Nachschubsorgen. Doch er hatte etwas zu bieten, um sein Lager wieder zu füllen.

»... siebenhundert Pfund Rohheroin«, sagte Galetta. »Das ist mein Preis.«

»Das sind«, rechnete einer seiner Gesprächspartner, ein gebeugter Mensch mit eingefallenen Wangen und gelblicher Gesichtshaut, »acht Millionen Dollar!«

»Sechs«, korrigierte Galetta milde. »Das ist ihr Wert frei New York inklusive aller Risikoaufschläge.« Er blinzelte dem anderen Mann zu, der bisher wenig zu der Unterhaltung beigetragen hatte.

Der andere hatte dünnes braunes Haar und schwarze stechende Augen über einer gebogenen Nase.

»Ich habe gehört«, fuhr Galetta fort, »dass Ihr Land seine Anbauflächen in den letzten beiden Jahren stark vergrößert hat. Nur ist davon bisher — leider, muss ich sagen — noch nichts bei uns angekommen.«

Der Angesprochene war Bulgare, Travers kannte seine Akte. Er hieß Simeon Senovec, besaß aber auch einen, allerdings falschen, amerikanischen Pass. Senovec war, genau wie Jovo Bogadcon, Nachrichtenhändler. Und die beiden waren Konkurrenten, erbitterte Feinde auf einem Markt, auf dem die Marktanteile mit Revolvern verteidigt wurden.

Galetta dagegen brauchte Rauschgift, um seine Organisation zusammenhalten zu können. In den letzten Monaten waren mehrere große Lieferungen, zum Teil sogar schon in Europa, abgefangen worden. New York saß auf dem Trockenen. Und Galetta hatte einen Weg gefunden, anderen das Risiko des Transports und der Einfuhr aufzuhalsen. Gar nicht so schlecht, dachte Travers anerkennend.

Jovo Bogadcon verfügte über Verbindungen nach Albanien. Über Albanien wurde das chinesische Heroin in die westlichen Länder geschleust. Nationalchina ist schon jetzt der größte Rauschgiftproduzent der Welt.

Der Bulgare bewegte die schmalen Hände, betrachtete sie. Er dachte nach. Schließlich sagte er: »Ich werde es versuchen. Aber ich kann es nicht allein besorgen. Sie müssen mir Zeit geben ...«

Galetta lächelte. »Wer zuerst mit der Ware hier ist, hier in New York, bekommt den Preis.« Galetta nahm sein Glas auf. Rot wie Blut funkelte der Wein. Er setzte es an seine Lippen und trank einen kleinen Schluck. »Und Sie?«, fragte er dann den Albaner. »Was sagen Sie?«

Jovo Bogadcons tiefliegende Augen glommen düster. »Sie spielen zu hoch, Galetta«, sagte er. »Sechs Millionen Dollar ... Sie machen zwanzig daraus ...«

»Ich bitte Sie!« Galetta legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich rechne doch auch nicht Ihre Kalkulationen nach! Ihre Abnehmer werden sich die Finger nach dem Material lecken! So etwas haben Sie noch nicht gesehen!«

Der Albaner nickte mühsam. »Das ist es eben. Das Material ist lebenswichtig für meine Freunde ... Deshalb werden sie Ihren Preis als Erpressung auffassen.«

Galettas breites Gesicht wurde unvermittelt starr, und Travers konnte sehen, dass der Killer aufmerksam wurde, sich spannte, bereit, einzugreifen.

Galetta stemmte seine Fäuste auf die Tischplatte, und Travers musste die Haltung seines Armes verändern, um die Stimme des Mafia-Mannes hören zu können, der jetzt mit kalter Stimme sagte: »Sie kennen die Bedingungen und den Preis.« Er stand auf, sah auf die beiden Männer hinab, und seine wässerigen Augen glitzerten.

Senovec, der Bulgare, machte ein unbewegtes Gesicht. Er zündete eine Zigarette an, blies dem Albaner den Rauch ins Gesicht, der daraufhin leicht hustete.

Travers verzog das Gesicht, als das empfindliche Empfangsgerät in seinem Ohr heftig knackte.

Galetta verließ die Bar, und der Killer folgte ihm zu den Aufzügen. Travers blieb sitzen, bis die beiden Nachrichtenhändler kurz darauf ebenfalls den Raum verließen.

Calvin Travers lächelte hintergründig.

Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten

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