Читать книгу Sammelband 5 SF-Abenteuer: Raumkriege und Wurmloch-Passagen - Alfred Bekker - Страница 16
Kapitel 6: Im Licht von Davis-10
ОглавлениеDie Abdichtungsplatten schwebten durch einen der Hangars. Die beide Raumjäger, die sich hier eigentlich befanden, waren durch das Loch in der Außenhaut hinausgeschleudert worden. Die künstliche Schwerkraft funktionierte inzwischen schon wieder, aber die Teile schwebten trotzdem schwerelos daher. Das lag an den Antigravaggregaten, mit denen sie versehen waren. Sirak steuerte diese Aggregate über ein kleines Gerät, das er in einer seiner vier Hände hielt. Völlig selbsttätig schwebten die Platten dorthin, wo sie gebraucht wurden.
Sirak wäre zwar auch stark genug gewesen, sie mit seinen mächtigen Pranken selbst zu heben, aber er hatte auch nichts dagegen, dass die Antigravaggregate ihm die Arbeit etwas erleichterten.
Wenn eine der Platten an Ort und Stelle war, krabelte Klonxx dorthin, um die Dichtungsmasse anzubringen, die dafür sorgte, dass das neue Stück Außenwand der AVALON in Zukunft auch wieder in der Lage war, die Atemluft zu halten. Schließlich wäre es verhängnisvoll gewesen, wenn andauernd etwas davon durch mikroskopisch kleine Lecks ins All ausgetreten wäre.
„Klonxx merkt, dass sich im Augenblick alle große Sorgen um ferne Wesen machen, die ihnen nahe stehen“, meldete sich das Krakenwesen mit seinen Gedanken bei Sirak, während dieser gerade damit beschäftigt war, eine der Reparaturplatten mit Hilfe des Antigravaggregats genau dort hin zu bugsieren, wo sie hingehörte.
Sirak öffnete seinen breiten, maulartigen und vollkommen zahnlosen Mund, so als wollte er etwas erwidern. Aber es kam kein einziger Laut heraus. Schließlich befanden sie sich beide im luftleeren Vakuum.
„Klonxx kann deine Gedanken auch erkennen, wenn du sie nicht in einfache Luftvibrationen umsetzt... Die Formulierung erfordert deinerseits nur ein bisschen Konzentration...“
„Am besten, wir konzentrieren uns jetzt vollkommen auf unsere Aufgabe, damit wir so bald wie möglich damit fertig sind.“
„Um die Außenarbeiten durchzuführen werden wir ohnehin warten müssen, bis die AVALON aus dem Zwischenraum ausgetreten ist und sich wieder im Normaluniversum befindet, meint Klonxx!“
Das Krakenwesen hatte damit vollkommen recht. Während es des Zwischenraumflugs war es zu gefährlich, sich außerhalb des Schiffes aufzuhalten. Zumindest war es ein unbekanntes Risiko, das auch die Raumfahrer der alten Zeit stets vermieden hatten. Sirak hatte dazu ausgiebig die Aufzeichnungen studiert, die aus dem Raumfahrtzeitalter noch erhalten waren. Jeder hatte diese Aufzeichnungen bis jetzt über das Datennetz abrufen können. Geheimhaltung gab es dabei nicht mehr, denn diese Zeit lag einfach schon zu lange zurück.
Nur noch Historiker interessierten sich dafür.
Und Spacer, die wissen wollten, wie man die Schiffe instandsetzte.
Man wusste erschreckend wenig über die Naturgesetze des Zwischenraums und nach dem Ende der Raumfahrt innerhalb der Galaktischen Netzrepublik hatte auch jeglicher Ansporn gefehlt, das näher zu erforschen. Wozu auch? Die Transmitter basierten schließlich auf einer ganz anderen Technik und nachdem so gut wie niemand mehr überlichtschnell durch das All flog, brauchte man auch nichts Näheres mehr über den Zwischenraum zu wissen.
„Etwas weiter nach links!“, gab Klonxx mit Hilfe eines sehr klaren Gedankens eine Art Anweisung, woraufhin der vierarmige Ampanor an dem Steuergerät für die Antigravaggregate herumschaltete. Dann nahm Klonxx ein pistolenähnliches Gerät, dass er schon die ganze Zeit mit einem seiner Tentakel gehalten hatte und schoss damit die Dichtungsmasse in die Fugen. Er machte das so geschickt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan.
„Klonxx meint, die anderen wären ziemlich schlecht dran, wenn sie uns nicht hätten!“
„Kann schon sein“, gestand Sirak zu.
„Wir sind die einzigen, die ohne Luft und in großer Kälte arbeiten können...“
„Stimmt, es sei denn sie tragen einen Raumanzug.“
„Ihr Blut würde anfangen zu kochen ohne Raumanzug. Unseres nicht.“
„Wie bitte? Das ist doch Quatsch! Bei dieser Kälte!“
„Klonxx weiß, dass Menschen zum Großteil aus Wasser bestehen. Klonxx weiß auch, dass Wasser unter dem Luftdruck und der Bordtemperatur auf der AVALON bei 100 Grad kocht. Aber nicht im Vakuum! Hier kocht das Wasser bei weniger als 37 Grad – und das ist die Körpertemperatur der Menschen. Also finge Menschenblut schon nach wenigen Augenblicken an zu kochen.“
„Jetzt schalt mal deine Dauerdenke ab, Klonxx!“
„Wir haben etwas gemeinsam, obwohl wir ganz unterschiedlicher Art sind. Ansonsten bin ich vollkommen allein. Es gibt niemanden wie mich und niemanden, über den ich mir über große Entfernungen Sorgen machen müsste.“
„Klonxx, was soll das alles jetzt?“
„Klonxx weiß nicht, ob er dich bedauern soll, weil du dir Sorgen um deine Elternfünfheit machst oder sich selbst, weil er einzigartig und allein ist.“
„Klonxx braucht niemanden zu bedauern. Und jetzt nur noch sachbezogene Gedanken, klar?“
Abermals öffnete Sirak sein Maul. Bevor er in den Vakuumbereich gegangen war, hatte er mit einem lauten Knall sämtliche Luft aus seine Lungen herausgepresst – so ähnlich wie dass auch die Buckelwale der Erde machten, bevor sie zum Tieftauchen auf bis zu 3000 Meter unter die Meeresoberfläche gingen. So kam nicht einmal ein gefrierender Hauch aus seinem zahnlosen Maul heraus.
„Klonxx will nur noch eine Sache mitteilen...“
„Wenn es sich nicht vermeiden lässt!“
„Klonxx arbeitet gerne mit Sirak zusammen. Es ist seltsam, dass wir auf eine gemeinsame Art einzigartig sind und uns von allen unterscheiden... Klonxx kannte so etwas früher nicht und findet es... interessant.“
In der Nähe von Davis-10 trat die AVALON aus dem Zwischenraum aus. Sie materialisierte im Ortungsschatten eines vollkommen bewaldeten Mondes, der als grüne Murmel im All zu schweben schien. Eigentlich hieß dieser Mond Davis-10/43, weil es der 43. Mond des himmelblauen Gasriesen war, aber an Bord der AVALON nannten alle dieses Objekt nur Grüne-Murmel. Wie man in den Datenspeichern der AVALON sehen konnte, hatten das auch schon die alten Raumfahrer getan und deshalb hatten die Spacer diesen Namen übernommen, obwohl eigentlich keiner mehr von ihnen noch selbst irgendwann mal mit einer Murmel gespielt hatte.
Die Grüne-Murmel hatte immer wieder als Orientierungspunkt bei den Weltraumrennen gedient, die die Spacer untereinander oder gegen andere Schiffsbesatzungen geführt hatten. Außerdem gab es auf der Oberfläche einige Lagerstellen seltener Rohstoffe, die man für den Betrieb der Maschinen brauchte und so waren die Spacer mehr als einmal auch auf der Oberfläche gelandet, um davon etwas an Bord der AVALON zu holen.
Tabeja führte alle nötigen Steuerschaltungen durch und leitete ein Bremsmanöver ein. Schließlich kam die AVALON beim Austritt aus dem Zwischentraum mit etwa dreißig Prozent der Lichtgeschwindigkeit in den Normalraum hineingeschossen und der Raumkreuzer sollte ja nicht ungeschützt an der Grünen-Murmel vorbeifliegen.
Inzwischen funktionierten auch einige der beschädigten Teiltriebwerke wieder, was das Manöver etwas erleichterte.
Dann glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen, als sie auf den Übersichtsschirm sah.
Sofort nahm sie per Kommunikator Kontakt mit dem Captain auf, der gerade die Hangars der Jäger inspizierte, um einen Überblick zu bekommen, welche Maschinen überhaupt noch einsatzfähig waren.
„Captain! Fremdes Raumschiff 120 000 Kilometer Backbord!“
„Wer ist das?“
„Antwortet nicht auf automatisches Kontaktsignal. Aber vom Typ her ist es ein schwerer Raumkreuzer – also noch etwas größer als unsere AVALON.“
„Scheint, als hätte da noch jemand die Idee gehabt sich hinter der Grünen-Murmel zu verstecken“, meinte Rhon.
„Captain, da ist noch was.“
„So?“
„Ich messe die Energiesignatur einer aktivierten Strahlenwaffe!“
„Bin gleich in der Zentrale, Tabeja!“
Wenig später war Rhon in der Zentrale. Er hatte einen der Antigravschächte benutzt, in denen man durch das ganze Schiff schweben konnte und so war er nicht einmal außer Atem.
Tabeja und Annn waren dort.
Zwei Drittel des Hauptschirms wurden von der blauen Kugel des Gasriesen Davis-10 eingenommen. Von dem Grüne-Murmel-Mond war im Wesentlichen nur ein dunkler Schatten zu sehen. Nur am Rand schien ein grünlicher Streifen auf.
Ebenfalls nur als Schatten war das langgezogene Ypsilon eines schweren Raumkreuzers zu sehen. Von der Form her glich dieser Raumkreuzer der AVALON, allerdings war das fremde Schiff um etwa ein Drittel länger und hatte wahrscheinlich auch erheblich mehr Raumjäger an Bord.
„Ich habe inzwischen herausgefunden, was für ein Schiff das ist“, meinte Tabeja. „In den Schiffslisten aus dem Raumfahrtzeitalter ist es unter dem Namen CAMELOT verzeichnet.“
„CAMELOT – AVALON – das passt ja wie die Faust aufs Auge“, meinte Rhon.
Tabeja runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Na, gehört doch beides zur Sage um König Artus. Avalon, das geheimnisvolle Reich in einer anderen Welt, durch das man angeblich durch das Tor von Glastonbury auf der Erde gelangen kann. Und Camelot war die legendäre Burg von König Artus...“
„Auf dem Ya-don-Planeten sieht man irdische Sagen als nutzlosen geistigen Ballast an, dem man keinen Raum in seinem Gehirn lassen sollte...“, gab Tabeja zurück.
„Schade, es sind ein paar spannende Stories unter diesen Sagen...“
„Es sind ausgedachte Geschichten ohne verbürgten Wahrheitsgehalt“, sagte Tabeja kühl. „Die Lehre des Ya-don lehnt so etwas grundsätzlich ab.“
Wirklich Schade, dass diese Ya-don-Lehre ihr offenbar fast alles verbietet, was Spaß macht!, dachte Rhon. Aber er hütete sich, das laut auszusprechen. Schließlich hatte er die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben, ihr vielleicht doch irgendwann mal etwas näher zu kommen. Auf der anderen Seite wusste er aber, wie empfindlich Tabeja reagierte, wenn man irgend etwas sagte, was auch nur entfernt wie eine Kritik an der Lehre des Ya-don klang.
Also mied Rhon dieses Thema lieber, wenn er sich mit Tabeja unterhielt.
„Das sind wahrscheinlich Spacer“, mischte sich nun Annn ein. „Allerdings hatten wir definitiv noch nie etwas mit ihnen zu tun. Der Abgleich der Schiffssignaturen mit unseren Aufzeichnungen beweist das einwandfrei...“
„An den Schiffsnamen CAMELOT hätte ich mich auch erinnert“, erwiderte Rhon und drehte sich dabei halb zu ihr herum. „Naja, könnte natürlich auch sein, dass sie es umbenannt haben.“
„Zumindest eine Energiekanone ist einsatzbereit“, fuhr Annn fort. „Der Ortungsscan lässt da keinen Zweifel. Und außerdem haben sie an der Außenhülle ein paar Spuren, die auf ein Gefecht hindeuten.“
„Bei dem die CAMELOT allerdings sehr viel weniger abgekriegt hat als wir“, ergänzte Tabeja.
Auf dem Hauptschirm teilte sich jetzt ein Bildfenster ab. Darauf waren einige Zoom-Aufnahmen von der Außenhülle der CAMELOT zu sehen. Die charakteristischen Gefechtsspuren waren deutlich markiert.
„Und warum melden die sich nicht?“, murmelte Rhon. Er beugte sich über Tabejas Konsole, ließ die Finger über ein paar Kontaktpunkte tanzen und hatte dann ein paar Datenkolonnen auf dem Schirm. Aber näheren Aufschluss über den Grund dafür, dass sich die andere Seite nicht meldete, hatte er deswegen auch nicht.
„Vielleicht haben die Robos das Schiff längst übernommen!“, vermutete Annn. Sie zuckte mit den Schultern, als Rhon sie daraufhin ansah. „Kann doch sein, oder?“
„Für mich sahen die Robo-Verbände bisher nicht so schwach bestückt aus, dass sie es nötig hätten, Spacern wie uns den instandgesetzten Weltraumschrott abzujagen...“
„Ach, du wolltest doch einen Lagebericht, Rhon“, erinnerte Annn. „Das Datennetz ist inzwischen so gut wie tot. Ich war auf das Abhören der Funkkommunikation angewiesen. Aber fest steht, dass Davis-4 vollständig besetzt ist. Es müssen hunderte von Robo-Schiffen dort gelandet sein, aber es wird wenigstens nicht mehr gekämpft. Aber auf Davis-3 scheint die Hölle los zu sein...“
„Hast du....“
„Von meiner Familie habe ich leider nichts gehört. Und im Moment ist es auch schwierig, irgend etwas herauszubekommen... Aber Davis City, die System-Hauptstadt, soll vollkommen zerstört worden sein.“
Rhon hob die Augenbrauen.
Erric stammte aus Davis City, der größten Stadt auf Davis-3 und außerdem ein Knotenpunkt für Transmitter- und Datenverbindungen in dieser Randregion der Milchstraße. Deswegen waren in Davis City auch die Ordnungskräfte stationiert. Truppen der Netzrepublik, die bei Bedarf per Transmitter überall dorthin gebeamt werden konnte, wo sie gebraucht wurden.
Vorausgesetzt natürlich, die Transmitter funktionierten noch, was inzwischen ja wohl kaum noch irgendwo der Fall war.
Errics Eltern arbeiteten beide bei den Sicherheitskräften der Netzrepublik.
„Hast du es Erric schon gesagt?“, fragte Rhon.
„Ich dachte...“
„Was?“
„Naja, gehört so was nicht auch zu den Aufgaben eines Captains? Außerdem wollte ich erst wirklich sicher sein, was da passiert ist. Und wie ich schon sagte, im Moment ist es ziemlich schwierig, überhaupt etwas herauszufinden!“
Rhon atmete tief durch. „Was da passiert ist, kann man sich ja wohl denken!“, meinte er düster. „Die Robos haben ganz gezielt Davis City ausgeschaltet.“
„Rhon?“ Annn schluckte. „Ich möchte gerne mit einem Jäger nach Davis-3 fliegen, um nachzusehen, was dort los ist.“
„Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist“, erwiderte Rhon.
„Verstehst du das nicht?“
Ein Pfeifton unterbrach sie. Es war Sirak. „Alle Arbeiten an der Außenhülle sind abgeschlossen“, beruhigte er. „Sieht zwar nicht gerade aus wie neu, aber ich denke, es hält alles.“
„Wir sind nicht hier um einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen“, gab Rhon zurück.
„Wir bekommen jetzt eine Verbindung zur CAMELOT!“, meldete Tabeja.
Rhon ging zu seinem Sessel. „Auf den Schirm damit!“
Auf dem Hauptschirm der AVALON erschien ein hageres, kantiges Gesicht, das von rotem, zerzaustem Haar umrahmt war. Für einen Spacer wirkte er fast schon etwas zu alt. Aber manche konnten einfach nicht damit aufhören, auch wenn sich jeder über sie lustig machte.
„Hier spricht Barton, Spacer-Captain der CAMELOT.“
„Rhon, Captain der AVALON. Bist du der Barton, der das Rennen Minas-5 gewonnen hat?“
Der Rothaarige grinste. „Schön, dass sich daran noch jemand erinnert. Aber das ist schon eine Weile her.“
„Ja, da habe ich gerade mit dem Spacer-Leben angefangen“, sagte Rhon. „Damals war ich allerdings noch nirgendwo Captain und flog auf einem kleinen Kreuzer mit. Ist schon fast anderthalb Jahre her... Warum habt ihr euch bis jetzt nicht gemeldet?“
„Wir hatten ein ziemlich übles Gefecht hinter uns.“
„Haben die Robos eure Funkanlage zerschossen, Barton?“
„Robos?“, frage Barton. „Der Name für die Blechbüchsen passt. Werde ich mir merken. Nein, wir waren nur in den letzten zwanzig Minuten nicht vollständig im Funkschatten des grünen Mondes, dass wir euch antworten konnten.“
„Funkschatten?“, fragte Rhon.
„Mann, ihr seid so auffällig, dass ich erst gedacht habe, ihr wärt vielleicht darauf aus, die Invasoren zu provozieren, damit sie endlich auf euch aufmerksam werden! Ihr könnt von Glück sagen, dass die im Augenblick vollauf mit den Kämpfen auf Davis-3 beschäftigt zu sein scheinen und uns nicht weiter beachten. Aber das muss ja nicht so bleiben, oder?“
„Hör Barton..“
„Tut uns den Gefallen und funkt nicht wild in der Gegend herum. Rhon, wir sind in einem echten Weltraumkrieg und nicht in einem Spiel, so wie bisher! Stöbert mal ein bisschen in den alten Datenspeichern der Raumflotten herum! Euer Bordcomputer müsste genauso wie unserer randvoll damit sein! Steht eine Menge Interessantes darüber drin, wie man sich während eines Gefechtes verhalten sollte, damit man nicht gleich abgeschossen wird...“
„Werde ich bei Gelegenheit nachholen“, gab Rhon etwas kleinlaut zurück. „Unserer Ortung zufolge ist eines eurer Geschütze funktionsfähig! Zumindest hat sie ein entsprechendes Energieniveau!“
Barton lachte breit. „Ja, wir haben es geschafft, die Verschlüsselung zu umgehen.“
„Und wie?“
„Unter anderen Umständen hätte ich so ein Geheimnis mit niemandem geteilt.“
„Spacer-Geheimnis sozusagen.“
„Aber wie ich schon sagte: Das Spiel ist vorbei und die wenigen, die noch in Freiheit sind, müssen zusammenhalten, Rhon. Wir sind die einzigen, die noch wissen, wie man Raumschiffe fliegt und die notfalls vielleicht auch damit kämpfen könnten!“ Er zuckte mit den Schultern. „Naja, mit Einschränkungen, wenn man euer Funkverhalten betrachtet...“
„Unsere Transmitter sind leider alle im Eimer. Wenn du jemanden rüberschicken willst, geht das nur per Beiboot.“
„Die Transmitter solltet ihr übrigens selbst dann nicht benutzen, wenn es euch gelingen sollte, sie zu reparieren“, erläuterte Barton.
Rhon runzelte die Stirn. „Wieso das denn nicht?“
„Die Invasoren verfolgen Transmittersignale. Überall dort, wo sich jemand irgendwohin beamt, spüren sie diese Signale auf und ermitteln Herkunftsort und Zielpunkt. Und dann greifen sie dort an. Manchmal schicke sie nur einen ferngelenkten Raumtorpedo, in anderen Fällen ein ganzes Schlachtschiff, je nachdem für für wichtig sie die jeweilige Transmitter-Station halten. Also lasst die Dinger besser abgeschaltet!“
In diesem Moment wurde plötzlich die Übertragung gestört. Ein Ruck ging durch das Schiff und das Licht in der Zentrale flackerte.
„Notstromaggregat ist angesprungen“, meldete Tabeja. „Wir hatten eine kurzzeitige Überlastung der Energiesysteme durch...“
„Durch was?“
„Einen Energieschutzschirm!“, stellte Tabeja verblüfft fest.
Dann war es für mehrere Augenblicke dunkel auf der Brücke. Und nicht einmal die Touchsscreens der Konsolen strahlten jetzt noch Helligkeit ab.
Einzig und allein die fluoreszierenden Streifen an den Wänden sorgten dafür, dass man die Hand noch vor Augen sehen konnte.
„Na großartig! Totalabsturz des Bordrechners!“, maulte Annn. „Das dauert eine Viertelstunde, bis wir überhaupt wieder irgend etwas machen können!“
Ehe Rhon noch irgend etwas fragen oder bemerken konnte, vibrierte sein Kommunikator, der natürlich von dem allgemeinen Stromausfall nicht betroffen war. Rhon nahm das Gespräch entgegen.
„Hier ist der Captain, was ist los?“
„Erric hier. Wir hatten gerade für eine Minute einen Schutzschirm! Ist das nicht klasse?“
„Wir hatten bis eben auch noch Strom“, erwiderte Rhon.
„Der kommt schon wieder! Ich weiß auch, was ich verkehrt gemacht habe und das wird nicht nochmal passieren.“
„Ein Totalabsturz des Rechnersystems ist nicht ohne. Bis Annn und Tabeja das wieder hingekriegt haben, sind wir praktisch blind und manövrierunfähig!“
„Sorry, aber mal ehrlich: Es gibt Schlimmeres, Rhon!“
„Erric, ich muss dir noch etwas anderes sagen.“ Rhon brach ab. Er suchte noch nach den richtigen Worten, um Erric so schonend wie möglich beizubringen, was mit Davis City geschehen war – der Stadt, in der Errics Familie lebte.
Oder gelebt hatte.
So genau wusste das im Moment niemand, aber man musste wohl vom Schlimmsten ausgehen.
„Hey, was ist los? Ich habe hier noch eine Menge zu tun, Rhon. Du wolltest mir noch was sagen...“
„Ja, aber ich glaube, das mache ich besser persönlich. Ich bin gleich bei dir...“