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Kapitel 9: In Davis City

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„Captain, da sind insgesamt drei Robo-Schiffe, die sich in bedenklicher Weise auf uns zubewegen“, meldete Tabeja.

Rhon hob die Augenbrauen. Er starrte auf die Drei-D-Übersicht, mit deren Hilfe die Positionen der drei feindlichen Schiffe veranschaulicht wurde. „Glaubst du, das sie uns entdeckt haben?“

„Die Computeranalyse ergibt dafür eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent“ erklärte Tabeja. „Es wäre gut möglich, dass sie aus demselben Grund hier her fliegen, aus dem wir diesen Mond ebenfalls schätzen...“

„Doch nicht etwa wegen seiner Mineralien?“, mischte sich Xorr ein. Er vollführte dabei mit seinem Schnabel eine Bewegung, so als würde er gähnen. Er hatte soeben mit einem der Jäger einen Kurzaufenthalt auf dem Grüne-Murmel-Mond hinter sich, um einen kleinen Vorrat an jenen Mineralien anzulegen, die man für den Betrieb der Maschine an Bord unbedingt brauchte. In kleinen Mengen zwar, aber das änderte nichts daran, dass sie einem sehr fehlen konnten, wie das Beispiel der CAMELOT gezeigt hatte. Die Lagerstätten ragten zumeist in Form von großen Felsmassiven aus dem mondumspannnden Urwald heraus, sodass man sie fast schon ohne die Hilfe von Analysegeräten finden konnte.

„Wenn wir jetzt die Position verändern und die Triebwerke starten, werden die Robos vielleicht erst auf uns aufmerksam“, meinte Rhon. „Aber den Kurs dieser Schiffe müssen wir genau beobachten...“

„Wäre nicht schlecht, wenn wir Erric und Annn jetzt eine Nachricht schicken könnten, dass sie sich mit ihrem Ausflug nach Davis-3 etwas beeilen sollen“, meinte Sirak.

„Das wissen sie hoffentlich auch so“, murmelte Rhon.

Die beiden Jäger schossen über den Hauptkontinent von Davis-3 hinweg. Aber schon von weitem war zu sehen, dass die Angriffe der Robos sich hier ähnlich verheerend ausgewirkt hatten wie auf der Prana-Halbinsel. Mehrere Krater reihten sich wie die olympischen Ringe aneinander. Auch diesen Knotenpunkt hatten die Angreifer offenbar restlos ausschalten wollen.

In den Außenbezirken der Stadt gab es immerhin noch Gebäude.

Dass auch dort die Überlebensbedingungen nach den gewaltigen Explosionen nicht gerade rosig waren, wollte Erric im Moment nicht so recht wahrhaben. Denn hier lebte seine Familie – oder besser gesagt, sie hatte dort gelebt. Denn die Hitze- und Strahlungswellen, die sich von den Einschusskratern aus kreisförmig ausgebreitet hatten, mussten noch im weiteren Umkreis eigentlich alles verbrannt haben.

Von den Häusern standen nur noch die extrem feuerfesten Wände. Sie waren mit einer Schicht aus Ruß überzogen.

„Wir landen“, bestimmte Erric.

„Erric, da unten lebt niemand mehr. Du wirst nichts finden, außer ein paar angerußter Ruinen. Sieh dir nur die Strahlungswerte an!“

„Wir tragen ja schließlich Raumanzüge“, gab Eric zurück. „Wenn du willst, kannst du ja umkehren oder eine Runde über den Einschusskrater drehen, aber ich muss dort hin.“

„Ich messe die Signaturen von Robos dort unten.“

Erric atmete tief durch, ließ seine Finger über den Touchscreen gleiten. „Tatsächlich. Da sind offenbar Aufklärungstrupps von Robotern unterwegs. Aber die paar Blechmänner sollen mich nicht daran hindern, zu landen...“

Annn verstand sehr gut, weshalb Erric dort landen wollte.

Zu sehen, was aus der Stadt geworden war, in der seine Eltern gelebt hatten, musste ein Schock für ihn sein – selbst dann, wenn er es geahnt hatte, nachdem sie auf der Prana-Halbinsel gewesen waren. Aber anscheinend musste er sich noch gründlicher davon überzeugen, dass es wirklich keinen Sinn mehr hatte, nach Überlebenden zu suchen oder sich irgendwelche falschen Hoffnungen zu machen.

„Landen wir“, sagte Annn also. „Gib mir die Position durch, die du anvisierst.“

Sie drehten noch einen Halbkreis über die Stadt. Viel Zeit, um sich dort unten umzusehen blieb ihnen nicht, denn die dort in den Ruinen umher streifenden Robos waren sicherlich längst auf sie aufmerksam geworden.

Die beiden Jäger landeten in der Nähe eines Gebäudes, von dem nur noch die Grundmauern standen. Nirgends gab es noch Glas und die Wände waren von Ruß bedeckt.

Erric kletterte aus seiner Maschine. Den Helm des Raumanzugs hatte er geschlossen. Die Strahlungswerte waren bedenklich hoch und der Staub, der sich überall abgesetzt hatte, war hoch giftig.

Annn folgte seinem Beispiel.

Erric trat in das Gebäude. Es gab keine Türen und Fenster mehr und von den Einrichtungsgegenständen waren nur noch Umrisse zu sehen.

Annn sah auf das Analysegerät, das sie am Handgelenk ihres Raumanzugs trug. Die Hitze musste so groß gewesen sein, dass selbst das Glas der Fenster zu vulkanascheähnlichem Staub zerschmolzen war. Hier hatte niemand überleben können.

Erric sah eine Stelle an der Wand, die entfernt an den Umriss eines Menschen erinnerte.

Für Augenblicke war er weder fähig etwas zu sagen, noch überhaupt auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Die Robos gingen offenbar mit größter, wahrhaft maschinenartiger Rücksichtslosigkeit vor.

„Wir können hier nichts mehr tun, Erric“, hörte er Annns Stimme in seinem Helmfunk. Aber sie klang für ihn wie aus weiter Ferne.

„Wer hat diese Mordmaschinen geschickt?“, fragte Erric dann verzweifelt und mit belegter Stimme. „Wer tut so etwas?“

„Vielleicht hat sie niemand geschickt, Erric.“

„Aber – es sind Maschinen!“

„Ich denke, dass irgendwo, in einer fernen Galaxis eine Zivilisation die Herrschaft über ihre eigenen Maschinen verloren hat und diese sich dann eigenständig weiter entwickelt haben. Auf keinem der Robo-Schiffe haben wir schließlich Biozeichen messen können.“

Erric zuckte mit den Schultern. „Und was soll das für eine Universelle Ordnung sein, die sie überall verbreiten wollen?“

„Offenbar eine Ordnung, in der für Wesen wie uns kein Platz ist.“

„Wir dürfen nicht zulassen, dass sie sich weiter ausbreiten, Annn. Vielleicht ist diese Idee gar nicht schlecht.“

„Welche Idee?“

„Alle Spacer irgendwo zu sammeln, in einem abgelegenen Teil der Galaxis eine Basis aufbauen, um dann einen Kampf gegen die Robos zu beginnen! Und vielleicht gelingt es ja, sie irgendwann einmal wieder zu vertreiben.“

„Zuerst werden wir froh sein müssen, wenn wir ihnen entkommen“, meinte Annn.

Wenig später traten sie wieder ins Freie.

Ein greller Strahl blitzte auf und senkte nur wenige Millimeter an Errics Helm vorbei in die Hauswand, wo er sich zischend einbrannte.

Erric und Annn warfen sich augenblicklich zu Boden, während weitere Strahlenschüsse in ihre Richtung gefeuert wurden und über sie hinweg zischten.

Einer, der wie ein Metallskelett gebauten Robos stand an einer Hausecke und richtete seine beiden Arme in Richtung von Annn und Erric. Beide Arme endeten in kegelförmigen Strahlern anstatt in mechanische Greiforganen.

Annn drehte sich am Boden um die eigene Achse und sofort, wo sie gerade noch gelegen hatte, brannte sich bereits ein Strahlenschuss in den Boden.

Erric riss unterdessen den Laserstrahler hervor, den Sirak ihm gegeben hatte und der die ganze Zeit über an der Magnethalterung seines Anzugs befestigt gewesen war. Er schaltete die eigentlich als hochpräzises Werkzeug gedachte Waffe auf größte Strahl-Streuung. Ein bläulich schimmernder, kegelförmiger Lichtblitz schoss aus dem Strahler heraus und erfasste den Robo.

Wie ein blitzender Lichtflor umgab den Roboter jetzt ein zischender Lichtflor.

Dabei taumelte er zurück und konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten.

Offenbar war der Robo von einem Energieschutzschirm umgeben. Annn feuerte jetzt ebenfalls ihre Waffe ab, aber ihr Strahl war auf höchste Dichte geschaltet.

Im nächsten Moment explodierte der Robo mit einer derart grellen Explosion, dass sie wahrscheinlich beide geblendet worden wären, wenn die Visiere ihrer Raumhelme sich nicht automatisch verdunkelt hätten.

„Nichts wie weg hier!“, rief Annn über Helmfunk und rappelte sich auf.

Erric folgte ihrem Beispiel.

Sie hetzten die wenigen Meter bis zu ihren Jägern. An einer der Hauswände tauchte bereits ein weiterer Kampfrobo auf, ein zweiter schwebte mit einem Antigravaggregat, das ihn schwerelos werden ließ, hinter einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite empor und richtete seine Strahlwaffenarme auf die Flüchtenden. Annn und Erric kamen ihnen zuvor – diesmal mit konzentrierter Strahlenergie auf höchst möglicher Stufe. Die Robos zerplatzten. Glühende Trümmerteile regneten herab.

Eines davon traf Errics Jäger am Heck – verursachte aber wohl keinen größeren Schaden.

So schnell wie möglich kletterten sie in die Cockpits ihrer Maschinen.

Und während von überall her Kampf-Robos zwischen den ausgebrannten Gebäuden hervorkamen, legte Erric bereits den Hebel für den Schnellstart um.

Beide Raumjäger schossen geradezu davon.

Einer der heraneilenden Kampfrobos wich ihnen noch taumelnd aus und sandte ihnen dann ein paar Strahlenschüsse aus seinen Waffenarmen hinterher. Annns Jäger wurde am Heck getroffen, aber sie hatte längst den Schutzschirm eingeschaltet, der diesen Treffer abfing.

„Und jetzt ab durch die Mitte!“, meinte Erric.

„Scheint, als hätte jemand was dagegen! Robo-Drohne von Backbord!“, gab Annn zurück. Die Drohne näherte sich rasend und feuerte bereits. Ein Schuss traf Errics Raumjäger. Der Schutzschirm war zwar eingeschaltet, wurde aber auf das Äußerste belastet. Nur eine Sekunde später nahm Annn die Drohne ins Visier und feuerte zurück. Sie zerplatzte und wurde für ein paar Augenblicke zu einem grellweißen Feuerball.

„Ich glaube, einen gemütlichen Rückflug können wir uns abschminken!“, meinte sie.

Vom Boden aus feuerten immer noch Dutzende von Kampfrobos auf die beiden davonschießenden Jäger. Manche dieser Kampfmaschinen waren dazu sogar mit ihren Antigravaggregaten bis zu zwanzig Meter in die Höhe geschwebt, um besser zielen zu können.

Aber die beiden durch die Atmosphäre von Davis-3 schießenden Raumjäger waren bereits zu weit entfernt.

Es dauerte nicht lange und man sah von Davis City aus nur noch ihre Kondensstreifen am Himmel.

Ein Alarmsignal schrillte in der Zentrale der AVALON. Eine Folge mehrerer Erschütterungen war durch das Schiff gegangen.

Die Robo-Schiffe, von denen erst nicht ganz klar gewesen war, was ihre Kursänderung zu bedeuten hatte, mussten wohl doch schon seit längerem auf den Raumkreuzer aufmerksam geworden sein. Was Captain Rhon und seine Spacer verraten hatte, konnte ihnen im Moment gleichgültig sein. Vermutlich war es irgendeine Energieabstrahlung des Schiffes, die man auch aus größerer Entfernung noch anmessen konnte.

Jedenfalls hatten jetzt gleich ein gutes Dutzend Schiffe ganz offensichtlich die Verfolgung des Raumkreuzers aufgenommen und versuchten, die AVALON zu stellen.

Manche der Robo-Schiffe gingen kurz in den Zwischenraumflug und materialisierten dann plötzlich ganz in der Nähe in Schussweite, um schon im nächsten Moment mit allen Geschützen zu feuern.

Unzählige kleinere Treffer hatte die AVALON bereits erhalten. Aber bislang hatten die Schutzschirme sie alle schlucken können.

Aber die letzten Treffer waren schwerer gewesen.

„Der Schutzschirm hat noch 40 Prozent seiner Energie!“, stellte Tabeja fest. „Noch ein oder zwei solcher Treffer und er bricht zusammen.“

„Ausweichkurs programmieren“, befahl Rhon.

„Ist schon geschehen“, antwortete Sirak, der die Steuerung übernommen hatte und dabei versuchte, den Abstand zu den angreifenden Einheiten stets so groß wie möglich zu halten.

Xorr bediente die Waffensysteme. Aber natürlich war die Mannschaft der AVALON alles andere als kampferprobt.

Was das gewagte Manövrieren anging, war das natürlich etwas anderes. Da hatten die Spacer jede Menge Erfahrung durch ihre Rennen, die durchaus nicht nur mit Raumjägern, sondern je nach Startbedingungen und Regeln auch mit den großen Mutterschiffen geflogen wurden.

Und genau diesen Vorteil wollte Rhon ausnutzen...

„Klonxx meint, dass wir nicht länger auf eine Rückkehr von Annn und Erric warten können!“, mischte sich nun auch noch das Krakenwesen in die Kommunikation in der Zentrale ein. „Klonxx denkt, dass nur ein schneller Übertritt in den Zwischenraum Schiff und Besatzung retten können!“

„Und Rhon meint, dass man Klonxx auch durch die Luftschleuse ins All schießen könnte, um die Robos zu verwirren!“, sagte der Captain gereizt.

„Klonxx hat nur einen konstruktiven Vorschlag gemacht und ist jetzt beleidigt.“

Rhon erhob sich von seinem Sessel und wandte sich an den derzeitigen Steuermann der AVALON. „Sirak?“

„Captain?“

„Beschleunigung auf Eintrittsgeschwindigkeit. Wir gehen in den Zwischenraum.“

„Willst du Annn und Erric etwa hier zurücklassen?“, fragte Xorr etwas irritiert und unterstrich diesen Eindruck noch durch ein für seine Verhältnisse sehr schrilles Krächzen. Sein Schnabel blieb auch danach noch halb geöffnet.

„Wir machen nur einen kleinen Raumsprung bis in die Davis-Wolke!“, erklärte Rhon. „Und dort warten wir auf Annn und Erric. Die werden über ihre Ortung schon mitbekommen, wo wir sind.“

„Der Flug in der Davis-Wolke ist schon für einen Jäger risikoreich“, erklärte Tabeja stirnrunzelnd. „Für ein so großes Schiff wie die Avalon gilt das noch sehr viel mehr!“

„Ja, und auch für unsere Gegner noch viel mehr – denn im Gegensatz zu denen, kennen wir uns dort aus und sind es gewohnt, zwischen all den Gesteinsbrocken, gefrorenen Riesenschneebällen und Asteroiden herumzukurven! Ich hoffe, dass die Robos erst einmal einige Probleme haben, uns dorthin zu folgen und wenn sie mit ihren Energiegeschützen herumballern, ist dort jede Menge herumfliegendes Material, das uns als Deckung dienen kann!“

Ein weiterer mittelschwerer Treffer erwischte jetzt die AVALON.

Tabeja meldete ein Absinken der Schutzschirm-Energie auf zehn Prozent. Ein Treffer noch, dann war der Schirm nicht mehr vorhanden.

„Klonxx meint, dass es hier auch nicht gerade ohne Risiken abgeht!“, meldete sich zu allem Überfluss das Krakenwesen noch einmal mit einer seiner Gedanken. Worauf aber niemand reagierte.

„Maximale Beschleunigung!“, befahl Rhon nur. „Wir müssen jetzt aus den Maschinen alles herausholen, was möglich ist!“

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