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Der Wagen stand in einem Hinterhof, etwa zehn Minuten reine Fahrzeit vom Präsidium entfernt.

Überall standen Einsatzfahrzeuge des Bremer Polizei. Wir fuhren im Dienstwagen von Kommissar Jensen mit, da es nach seine Angaben völlig sinnlos gewesen wäre, in der Umgebung jetzt noch einen freien Parkplatz zu suchen. In dieser Hinsicht war die Lage in Bremen zurzeit wohl besonders angespannt.

Also ließen wir unseren Dienstwagen in der Tiefgarage des Präsidiums stehen und fuhren mit Kommissar Jensen zum Ort des Geschehens. Jan und ich saßen auf der Rückbank. Den Beifahrersitz nahm die Kollegin Serena Düpree ein, eine Frau von Ende zwanzig mit braunem, gelocktem Haar, das sie zu einem Zopf zusammengefasst trug.

Jensen gab ihr die Anweisung, den Profiler zu verständigen.

„Dr. Martin ist auf dem Weg“, stellte Serena Düpree wenig später fest.

„Das ist gut“, murmelte Jensen.

Ihm war anzumerken, wie sehr ihn die Meldung von dem Leichenfund mitgenommen hatte. Die äußeren Umstände ähnelten wohl einfach zu sehr jenen des Falles von Kim-Jennifer Monteleone.

Wir stiegen aus. In Josephs Gefolge ließen die uniformierten Kollegen uns sofort bis zum eigentlichen Fundort durch.

Der Hinterhof gehörte zum ehemaligen Gelände einer Speditionsfirma, die vor einiger Zeit in Konkurs gegangen war. Der Hof wurde von drei Seiten von Lagerhäusern umgeben. Mehrere Lastwagen standen dort, die jetzt vor sich hin rosteten. Die Reifen hatte man abmontiert, bei einem von ihnen fehlte sogar die Frontscheibe. Die Gebäude standen schon längere Zeit leer, wie am äußeren Zustand unschwer zu sehen war.

„Nicht gerade die schönste Ecke von Bremen“, meinte ich.

Jensen reagierte darauf nicht. Er ging stieren Blicks auf den Toyota zu, der von Kollegen umringt wurde, die zum Teil zu den uniformierten Kollegen des Polizei gehörten, zu einem anderen Teil dem Erkennungsdienst angehörten.

Die Kollegin Düpree antwortete mir stattdessen.

„Nach dem Konkurs der Firma, die hier ansässig war, wollte ein Investor ein Kaufhaus errichten, aber das Projekt kommt nicht so richtig voran.“

„Jedenfalls dürfte hier selten jemand herkommen“, stellte ich fest.

Wir erreichten den Toyota.

Die Tote saß auf dem Beifahrersitz. Der Gerichtsmediziner beugte sich gerade von der Seite über sie, um die Erstuntersuchung durchzuführen. Am Fahrersitz machte sich bereits ein Kollege des Erkennungsdienstes zu schaffen.

Der Gerichtsmediziner war schließlich fürs Erste fertig. Er zog seine Latexhandschuhe aus und wandte sich an Jensen.

„Es gibt ziemlich eindeutige Spuren eines Elektro-Schocker-Einsatzes“, erklärte er. „Was ich Ihnen jetzt sage, ist natürlich ein vorläufiger Befund. Genaueres kann ich Ihnen erst nach der Obduktion sagen.“

„Natürlich“, sagte Jensen ungeduldig.

„Meiner Ansicht nach ist das Opfer betäubt worden und anschließend ließ man die Frau ausbluten. Letzteres ist dann auch die Todesursache.“

„Gibt es Spuren eines Kampfes?“, fragte ich.

Der Gerichtsmediziner sah mich an und hob die Augenbrauen. „Nein, dafür liegen keine Anzeichen vor.“

Jensen stellte uns kurz und knapp gegenseitig vor. Der Arzt hieß Edgar Södersen und arbeitete für ein gerichtsmedizinisches Institut, wenn dies von der Justiz oder der Polizei angefordert wurde.

Die Kollegin Düpree hatte inzwischen mit einem der uniformierten Kollegen gesprochen und kehrte jetzt zu uns zurück. „Der Wagen ist auf den Namen Rabea Frerich zugelassen“, stellte sie fest.

„Das bedeutet, dass sie sehr wahrscheinlich nicht hier starb“, schloss ich.

Södersen schien meiner Meinung zu sein. „Sie sitzt sehr schief auf dem Beifahrersitz. So als wäre sie dort hingesetzt worden, nachdem sie schon bewusstlos war.“

Ich ging zum Wagen und sah den Kollegen bei der Arbeit zu. Es war sehr viel Blut ausgetreten, aber kaum etwas davon hatte den Fahrersitz besudelt.

„Der Täter könnte den Wagen hier her gefahren haben, nachdem das Opfer betäubt war“, meinte Jan. „Wahrscheinlich wollte er ungestört das Verbrechen begehen können und hat gehofft, dass man den Wagen mit der Leiche möglichst lange nicht findet.“

„Warum hat er sie nicht in ein Säurefass gelegt – wie Norma Jeremies?“, fragte ich.

Jan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil er im Moment keinen Zugang zu solchen Fässern hat. Vergiss nicht, dass die Fässer, die wir auf der PRIDE OF EMDEN gefunden haben, ja schließlich von irgendwoher abtransportiert worden sind...“

„Vielleicht war es dem Täter auch einfach zu risikoreich, mit einer Leiche im Wagen durch die Gegend zu fahren...“

Ich erkundigte mich bei einem der Uniformierten, wer die Tote eigentlich gefunden hätte.

„Ein paar Jugendliche aus der Gegend, die sich hier ab und zu treffen“, bekam ich zur Auskunft. „Die stehen jetzt unter Schock.“

Ich ließ den Blick durch den Hinterhof schweifen.

Diese leerstehenden, vor sich hin rottenden Lagerhäuser waren eigentlich ein typisches Objekt, wie es von Strohmännern der Müll-Mafia häufig angekauft wurde.

Dann füllte man die Gebäude mit Müll und irgendwann war der Besitzer dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Ermittlungen verliefen häufig im Sand, weil die Täter falsche Identitäten benutzen und zudem das Ganze in der Regel erst dann entdeckt wurde, wenn es zu irgendeinem gravierenden Vorfall kam. Geruchsbelästigungen, Brände, Vergiftungen – irgendetwas in der Art.

Je nachdem, wie gut der Giftmüll verpackt war, konnte das allerdings mitunter Jahre dauern. Die Täter hatten bis dahin längst sämtliche Spuren verwischt und wenn wir dann doch einmal Glück hatten, an einen von ihnen heranzukommen, dann erwischten wir in der Regel nur die Strohmänner auf den unteren Sprossen der Hierarchieleiter innerhalb dieses Zweiges der organisierten Kriminalität.

Ich sagte Kommissar Jensen, dass ich unbedingt eine Durchsuchung der Lagerhäuser wollte.

Jensen nickte. „Den entsprechenden Durchsuchungsbefehl bekommen wir.“

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