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Ein aufmerksamer Zeitungsleser


von Alfred Bekker

John Atkins zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte sein Gegenüber, einen Mann in den Fünfzigern, mit einem Blick, der gleichzeitig Wut und Verzweifelung ausdrückte. Der Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches hieß Ray Burger und ihm gehörte die Werbeagentur, in der Atkins arbeitete - sehr erfolgreich arbeitete. Als er vor drei Jahren gekommen war, hatte Atkins neue Ideen mitge-bracht und Burgers Firma - die sich schon auf dem absteigenden Ast befunden hatte - wieder auf Vor-dermann gebracht. Aber allem Anschein nach schien das für Burger kein Grund zur Dankbarkeit zu sein.

"Du setzt mir also die Pistole auf die Brust, Ray!" stellte er fest.

Ray Burger schüttelte den Kopf. "Nein, es ist anders, John! Ich werfe dich raus. Ich setze dich an die frische Luft, so ist es!"

Atkins machte eine hilflose Geste. "Einfach so?"

"Nein, nicht einfach so, John. Es hat seinen Grund. Und wir beide kennen diesen Grund ganz genau!" erwiderte Burger kalt.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen erhob er sich dann und verließ Atkins' Büro.

*


Für Atkins brach eine Welt zusammen. Er hatte hart arbeiten müssen, um so hoch zu steigen, aber wie es schien mußte er anderswo nocheinmal ganz von vorne anfangen. Er blickte hinaus dem Fenster und sah Burger in seinen Wagen steigen. Im gleichen Moment ging die Tür auf und als Atkins sich um-wandte, blickte er in das hübsche Gesicht von Susan, Ray Burgers fünfundzwanzig Jahre jüngeren Frau.

Ja, dachte Atkins, als er sie so sah. Ihre Karriere war noch steiler gewesen als die seine.

Vom Sekretärinnenstuhl zur Frau des Chefs und Mit-eigentümerin.

"Ray war bei dir?" fragte sie. Er nickte.

"Ja. Er hat mich rausgeschmissen."

"Das darf doch nicht wahr sein! Warum?"

Atkins zuckte mit den Schultern. Dann murmelte er: "Ich glaube er hat es herausgefunden... Das mit uns, meine ich! Er machte so eine Andeutung!"

"Oh, mein Gott!"

*


Er wird schon sehen, was er davon hat! dachte John Atkins grimmig, als er mit Wagen nach Hause fuhr. Er hatte seinen Schreibtisch aufgeräumt.

Seine persönlichen Sachen hatte er jetzt hinten auf dem Rücksitz liegen.

Er dachte an Susan.

Ray Burger könnte ihr Vater sein! durchzuckte es Atkins, während er an einer Ampel auf grün warten mußte und dabei nervös mit den Fingerkuppen auf dem Lenkrad herumklopfte.

War es nicht im Grunde nur natürlich, daß Susan sich zu Männern hingezogen fühlte, die vom Alter her besser zu ihr paßten? Ein flüchtiges Abenteuer, mehr war es nicht gewesen. Und das meiste wahr wohl auch schon vorbei...

John Atkins war wütend darüber, daß er es jetzt ausbaden mußte! Aber was konnte er tun? Seine Hände krampften sich um das Lenkrad. Ich könnte ihn umbringen! dachte er.

*


Es war zwei Tage später, da erreichte Atkins ein Anruf von Susan. Ray Burger war tot. Er war wie jeden Tag in seinen Wagen gestiegen, um vom Büro nach Hause zu fahren, war aber unterwegs eine Böschung hinuntergesegelt.

"Die Polizei spricht von Mord! An der Lenkung sei herummanipuliert worden..." berichtete Susan. "Ich dachte, ich warne dich besser. Man wird auch dich befragen..."

In diesem Augenblick klingelte bereits an Atkins Tür. "Ich muß auflegen", murmelte er, während in seinem Kopf die Gedanken nur so rasten. An der Tür war ein Mann in Zivil, der Atkins als erstes eine Polizeimarke unter die Nase hielt.

Der Mann hieß Jennings, war klein und gedrungen und trug eine dicke Brille.

"Kommen Sie herein", bat Atkins, wobei er sich bemühte, gelassen zu wirken. Sie ließen sich in Atkins' dicken Polstermöbeln nieder und dann begann Jennings.

"Wußten Sie, daß Mister Burger, tot ist?"

"Nein", log Atkins. Und dann zauberte Jennings eines nach dem anderen aus dem Hut: Das Verhältnis mit Susan, den Rausschmiß aus der Firma, die Tatsa-che, daß Atkins einige Zeit als Automechaniker ge-arbeitet hatte, bevor er in die Werbung gangen war...

"Was haben Sie gestern den Tag über so gemacht, Mr. Atkins?"

"Ich... Ich war zu Hause. Allein. Ich mußte mich ersteinmal ein bißchen erholen und etwas Nachden-ken. Sie verdächtigen mich doch nicht etwa ernst-haft?"

"Sie hatten die Gelegenheit, Sie hatten die Fähigkeit, die Lenkung so zu manipulieren, daß Mr.

Burger einen Unfall haben würde - und Sie hatten ein Motiv! Es sieht nicht gut für Sie aus, Atkins!

Ach übrigens, Mrs.Burger hält Sie ebenfalls für den Täter!"

Susan! durchschoß es Atkins. Das hatte sie schlau eingefädelt! Jetzt war sie alleinige Besitzerin der Agentur und konnte sich obendrein jüngeren Männern zuwenden... Atkins kochte innerlich. Dieses Luder!

Es schien ganz so, als hätte sie ihn aufs Kreuz gelegt! Sie dachte wohl nicht im Traum daran, ihm aus der Patsche zu helfen...

*


"Noch Kaffee, Mrs Burger?" fragte Jane Harness, Ray Burgers Sekretärin, die jetzt seiner Witwe zu Diensten war.

"Gerne", nickte Susan.

"Wußten Sie, daß man Mr.Atkins inzwischen verhaftet hat?" fragte Jane Harness.

"Ja", nickte Susan. "Ich habe es in der Zeitung gelesen."

"Vielleicht hilft es Ihnen, leichter mit dem Verlust fertigzuwerden, wenn Sie wissen, daß der Täter seiner gerechten Strafe nicht entkommt!"

meinte die Sekretärin, während Susan in diesem Augenblick wie abwesend wirkte und nur leicht nickte.

In diesem Moment trat Inspector Jennings in den Raum. Die beiden Frauen blickten ihn verwundert an.

"Guten Tag, Mr.Jennings", begann Susan. "Ich dachte, jetzt, da Sie John Atkins verhaftet haben, ist alles aufgeklärt... Aber wenn noch Fragen offen sind, stehe ich Ihnen natürlich zur Verfügung..."

"Ich habe Mr.Atkins wieder auf freien Fuß gesetzt. Und ich bin hier, um den wahren Mörder oder besser: Mörderin - festzunehmen!"

"Aber..." stammelte Susan, während Jennings sich an Jane Harness wandte, die ganz blaß geworden war.

"Sie haben Ray Burger geliebt, nicht wahr? Aber er wollte nichts von Ihnen wissen..."

Sie schluckte. "Das stimmt, aber ich habe ihn deshalb doch nicht..."

"Sie konnten jederzeit an Burgers Wagenschlüssel heran, hinunter auf den Parkplatz gehen und die Lenkung manipulieren..."

"Aber.. ich weiß doch gar nicht, wie man soetwas macht! Atkins, der verstand etwas davon!"

"Aber Sie haben sich kundig gemacht!" erwiderte Jennings. "Der Tankwart, den Sie nach diesen Dingen gefragt haben, hat sich bei uns gemeldet, nachdem er von dem Mord in der Zeitung gelesen hatte... Ich muß Sie leider bitten mitzukommen."

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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