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Fina las:

„Fina Sinchen - Informatikerin, Mutantin aus Axarabor, allerdings ursprünglich vom Planeten Kryon stammend. Fähigkeiten: Telepathie, Teleportation. Aussehen: Zierliche Figur, wie ein Kind wirkend. Große, tiefgründig erscheinende Augen, die je nach Stimmung ihre Farbe wechseln. Halblanges Blondhaar, dunkle Hautfarbe.“

Und sie schimpfte lauthals vor sich hin, obwohl das normalerweise überhaupt nicht ihre Art war:

„Also, das ist jetzt wirklich die Höhe!“

„Was ist denn los?“, erkundigte sich Claudile Fermonje, die zufällig in diesem Moment das Quartier von Fina Sinchen betrat.

Fina deutete auf die Bildwiedergabe.

„Hier, sieh dir das an. Die haben von mir bei der Raumflotte ein Datenblatt angelegt. Und das steht darin über mich.“

„Tatsächlich?“, wunderte sich Claudile, trat hinter sie und las über Finas Schulter hinweg den kurzen Text.

„Mehr gibt es über dich von denen nicht zu sagen?“, wunderte sich Claudile noch mehr.

„Wie bitte? Was sollen die denn noch über mich schreiben? Und das ist ja auch gar nicht der Punkt. Es geht mir nicht darum, dass sie genau das über mich schreiben, sondern dass ich tatsächlich in ihren Datenbänken zu finden bin.“

„Etwa nicht?“

„Nein, weil wir gewissermaßen inoffiziell unterwegs sind, wie du weißt. Offiziell gibt es keine Leute mit irgendwelchen PSI-Fähigkeiten im Quadranten, also auch keine ganze Crew von dieser Sorte. Und trotzdem sind wir im Geheimen unterwegs im Auftrag der Raumflotte von Axarabor.“

„Ach so, jetzt verstehe ich, was du meinst: Es ärgert dich, dass die es gewagt haben, dich in den Datenbanken zu verstecken, obwohl es dich offiziell eigentlich gar nicht geben dürfte.“

„Nein, Claudile, auch das meine ich nicht!“, seufzte Fina.

Sie schüttelte den Kopf.

„Es ärgert mich nicht, dass sie was über mich in den Datenbanken haben, sondern einfach nur, dass ich in der Lage war, diese Datenbanken zu knacken und das hier darin zu finden!“

Entgeistert sah Claudile Fina an, die sich zu ihr umgedreht hatte.

Ihre Blicke kreuzten sich.

„Moment mal: du meinst, das sei ja streng geheim, weil du ja nur inoffiziell existierst und so, und trotzdem sei es dir gelungen, es abzufragen?“

„Sage ich doch!“, antwortete Fina leicht genervt.

Sie winkte sogleich mit beiden Händen ab.

„War nicht so gemeint, Claudile. Nicht böse sein. Aber ich bin ausnahmsweise wirklich bitterböse.“

„Weil du jetzt davon ausgehst, dass diese Geheimhaltung nichts taugt“, stellte Claudile ungerührt fest.

Fina seufzte abermals.

„Genau das ist es!“

„Aber du bist Fina“, versuchte Claudile, sie zu beruhigen. „Du bist nicht irgendeine Informatikerin, sondern du bist ein informatisches Genie. Obwohl das offensichtlich in deiner Miniakte nicht vermerkt ist. Da steht ja noch nicht einmal, wann du geboren wurdest und dergleichen. Es ist ja dermaßen wenig, dass ich mich frage, worin du da überhaupt das Problem siehst.“

„Du hältst mich für ein Genie?“

„Ich halte dich nicht dafür, sondern ich weiß, dass du ein Genie bist, Fina, weil ich selber Informatikerin bin, und ich habe mir eingebildet, darin unschlagbar zu sein. Das war, bevor ich deine Bekanntschaft machte. Und hast du nicht erzählt, dass du quasi neuntausend Jahre alt oder sogar noch älter bist?“

„Ich war für Jahrtausende im Kälteschlaf. Das zählt deshalb eigentlich nicht wirklich“, relativierte Fina diese Aussage.

„Ich weiß, dass die Informatik innerhalb dieser Jahrtausende einen enormen Sprung nach vorn gemacht hat. Das meine ich damit, wenn ich es erwähne. Und trotzdem bist du nicht einfach nur auf dem neuesten Stand inzwischen, sondern allem überlegen, was ich mir überhaupt vorstellen kann.“

Sie nickte bekräftigend:

„Genie nennt man das landläufig. Aber gut, wenn du diese Meinung nicht teilen kannst, spricht das eigentlich nur für deine sprichwörtliche Bescheidenheit, auch wenn das in diesem Kurzporträt auch nicht einmal erwähnt wird. Ich will dir damit ja auch klar machen, dass nicht wirklich eine Gefahr besteht, etwas über dich per Datenhack zu erfahren. Weil diesen Hack außer dir wohl kein anderes Wesen hinkriegen würde.“

„Kannst du dir da so sicher sein?“, zweifelte Fina.

„Nein, natürlich nicht. Ich kann es mir allerdings nicht anders vorstellen.“

Claudile wechselte das Thema:

„Und was ist mit den anderen Besatzungsmitgliedern?“

Fina deutete auf die Bildwiedergabe. Wie von Geisterhand ausgelöst erschienen nacheinander alle anderen Kurzporträts:

„Sovie Tumara – Logenmeisterin, Biologin, ehemalige Angehörige der Raumflotte von Axarabor, nach zwanzig Jahren Dienstzeit abgegangen als Kommandantin. Mutantin von Axarabor. Fähigkeiten: Kann ihre PSI-Signatur manipulieren und auch völlig unterdrücken. Ist hochbegabte Telepathin. Kann Mutanten koordinieren innerhalb einer PSI-Séance. Ist gegen PSI weitgehend immun. Blieb als einzige während der gesamten Zeit im Kryoschlaf weitgehend wach. Konnte dabei sogar Kontakt aufnehmen zu ihren schlafenden Logenmitgliedern, deren Fähigkeiten jedoch unterdrückt blieben. Sie empfanden das wie Träume innerhalb der mehrtausendjährigen Schlafphase. Aussehen: Dunkelhäutig, hochgewachsen, schlank, stolz und aufrecht. Tiefschwarzes Kraushaar. Abgrundtiefe dunkle Augen.

Krusat Senrich - Agraringenieur, Mutant aus Axarabor. Fähigkeiten: Telepathie. Nahezu unverwundbar und unsterblich. Überlebt sogar im Vakuum bei Temperaturen nahe absolut Null. Braucht keine Nahrung. Kann zwar seine PSI-Signatur nicht unterdrücken, was wirklich nur Sovie Tumara vermag, ist aber vollkommen immun gegen jegliche PSI-Energien, hält das durch bis zur vollkommenen Erschöpfung. Aussehen: Eher unscheinbarer Mann scheinbar mittleren Alters mit heller Hautfarbe und brünetten, streng zurückgekämmten Haaren.

Torsten Meinhard – Mediziner, Mutant von Axarabor, jedoch ursprünglich vom Planeten Zovira stammend. Fähigkeiten: Telepathie, Elektromutant. Aussehen: So unscheinbar und mittelalt wirkend wie Krusat Senrich. Beinahe, als wäre er dessen Bruder, was natürlich nicht stimmt. Sie verstehen sich trotzdem ganz besonders gut.

Tondra Kamuhl – Chemikerin, Mutantin von Axarabor, jedoch ursprünglich vom Planeten Kalvos. Fähigkeiten: Telepathie, Feuermutantin. Aussehen: Exotische Schönheit, Mandelaugen, Modelfigur, aber durchtrainiert. Leicht gebräunte Haut, helle Augen, dunkles Haar.

Wilfrith Salser – Sportlehrer, Mutant von Axarabor, ursprünglich jedoch vom Planeten Sinestra (erhöhte Schwerkraft!). Fähigkeiten: Telepathie, starker Telekinet. Aussehen: Groß, gut aussehend, sehr muskulös, grüne Augen, blonder Lockenkopf.

Tuhni Sobras – im alten Leben Journalistin, Mutantin von Axarabor. Fähigkeiten: Telepathie, starke Suggestorin. Aussehen: Kleinwüchsig, sehr korpulent, schneeweiße Haut und Haare, wie ausgebleicht. Unbestimmbares Alter. Wilfrith fragte sie einmal scherzhaft, ob sie in Wahrheit eine Vampirin sei, die gezwungen ist, das Sonnenlicht zu meiden. In Wahrheit reagiert sie tatsächlich überempfindlich auf Sonnenstrahlen und jegliche Strahlung. Bei erlittenen Schäden heilt sie jedoch ultraschnell.“

Claudile Fermonje konnte endlich verstehen, wieso Fina darüber dermaßen aufgebracht war.

„Das ist ja unfassbar!“, rief sie jetzt selber erbost. „Welcher Trottel hat das alles in die Datenbank der Raumflotte geschrieben? Selbst wenn die Möglichkeit klein sein sollte, dass dies jemand Unbefugtes zu lesen bekommt, ist das hochbrisant.“

Dann versuchte sie, Fina doch noch ein wenig zu beruhigen:

„Allerdings kommst du recht gut dabei weg, denke ich. Über die anderen wurde teilweise sogar mehr geschrieben. Und sieh mal, über Sovie: Da wird sogar das mit dem Kryoschlaf verraten.“

„Ja, fehlt nur noch, dass da steht, wo wir die ganze Zeit über gewesen waren und unter welchen Umständen wir uns befreien konnten.“

„Wissen die anderen schon von diesem Skandal?“

„Nein, noch nicht. Ich bin vorhin erst fündig geworden.“

„Aber wieso hast du denn überhaupt versucht, die Datenbänke der Raumflotte zu knacken?“

„Ich habe es nicht versucht, sondern ich war erfolgreich!“, wurde sie belehrt.

Fina winkte jedoch gleich mal wieder mit beiden Händen ab.

„Nicht böse gemeint. Ich bin nur ziemlich nervös momentan. Aber gut, du kannst es ruhig wissen, weil es dich ja eigentlich ziemlich direkt betrifft.“

„Mich?“, rief Claudile alarmiert.

„Du bist ja noch nicht so lange bei uns, und niemand weiß von dir. Das heißt, wir haben keine Meldung gemacht. Dich gibt es also sozusagen noch weniger als uns. Aber ich wollte das genauer überprüfen. Ich musste wissen, ob es über dich in den Datenbank nicht doch einen Eintrag geben könnte.“

„Aber wieso sollte es denn überhaupt? Ich stamme von KROOG, wirklich einem der unbedeutendsten Planeten des gesamten Sternenreiches und...“

„Ja, eben: Wieso sollte es über dich einen Eintrag geben? Aber ich musste sicher sein, und da fand ich dann die Einträge über alle anderen hier an Bord, einschließlich mir.“

„Und über mich?“

„Keine Sorge, Claudile: Du bist nach wie vor offiziell gar nicht vorhanden. Höchstens in Archiven auf KROOG. Aber wenn der wirklich so unbedeutend ist, wie du sagst, kommt da ja wohl kaum einer hin, um nachzusehen. Und außerdem bezweifele ich, dass dort dann etwas zu finden sein könnte über deine besondere Fähigkeit.“

Claudile atmete sichtlich erleichtert auf. Dann schürzte sie nachdenklich die Lippen.

„Eigentlich ergibt das keinen Sinn, dass die Raumflotte euch nur inoffiziell einsetzt, also sozusagen nur insgeheim, und dass es trotzdem solche Einträge über euch gibt.“

„Es sei denn?“, hakte Fina sogleich nach.

„Nun...“ Claudile suchte sichtlich nach Worten, als sei ihr bang, vielleicht das Falsche zu sagen: „Es sei denn, die Einträge erfolgten, eben damit sie von irgendjemandem gefunden werden können!“

Fina riss es regelrecht hoch von ihrem Sitz. Claudile hatte Mühe, rechtzeitig auszuweichen, um dabei nicht unbeabsichtigt umgerempelt zu werden. Sie war ja selbst eine ziemlich zierliche Person und wirkte eher knabenhaft. Ein Eindruck, den ihr ultrakurzgeschnittenes brünettes Haar auch noch verstärkte.

Bevor sie noch etwas sagen konnte, rannte Fina auch schon nach draußen.

Irritiert folgte Claudile ihr in die Zentrale. Sie war langsamer als Fina, und als sie eintrat, war Fina schon dabei, den überraschten Besatzungsmitgliedern zu erzählen, was sie gefunden hatte.

Sie schloss damit, Claudile zu zitieren, mit dem Verdacht, welche Absicht dahinter stecken könnte.

Sovie, ihr Kommandant, reagierte darauf sehr besorgt:

„Du meinst, es würde eine undichte Stelle existieren bei der Raumflotte? Etwa auch noch, dass dadurch vielleicht sogar die Möglichkeit besteht, auf diese Weise das Adakoni-Kartell über mögliche Mutanten im Dienst der Raumflotte zu informieren?“

„Genau das!“, bestätigte Fina ernst. „Deshalb sind die Texte so ultrakurz gehalten. Eine richtige Akte sieht natürlich anders aus. Aber mehr hatte der Informant halt nicht zu sagen - und mehr brauchen die gefürchteten Mutantenjäger des Kartells auch nicht zu wissen, um entsprechend tätig zu werden.“

„Mithin immer noch deutlich mehr als für uns gut sein kann!“, teilte Tuhni Sobras ihre Bedenken. „Verdammt noch eins, das hätte niemals passieren dürfen.“

„Nun“, versuchte jetzt Torsten Meinhard zu beschwichtigen, „wenn es für uns gefährlich wäre, hätten wir das längst schon bemerkt. Ihr könnt euch also alle wieder beruhigen.“

„Können wir nicht!“, widersprach Sovie heftiger als beabsichtigt. „Wenn uns das Kartell noch nicht auf den Fersen ist, kann das ja noch werden. Nicht vergessen: Wir sind dem Kartell schon einmal nur knapp entwischt. Ohne deren Bemühungen, uns einzufangen, würden wir uns jetzt immer noch im Kälteschlaf befinden. Für mindestens die nächsten tausend Jahre wohl. Und wer, außer dem Kartell, könnte überhaupt jemals Interesse an uns bekommen und dafür sogar jemanden bei der Raumflotte einschleusen? Wir wissen ja zur Genüge, wieso die scharf sind auf Mutanten: Weil sie aus denen von verrückten Wissenschaftlern unter unvorstellbaren Bedingungen Supermutanten erzeugen lassen, mit denen sie irgendwann das Sternenreich von Axarabor angreifen wollen. Sie wollen den ganzen Quadranten beherrschen.“

„Also müssen wir das jetzt auf jeden Fall melden!“, schlug Tondra Kamuhl vor.

„Und wie begründen wir es, dass wir überhaupt davon erfahren konnten?“, wandte Fina ein.

Wilfrith Salser mischte sich ein:

„Wir müssen es dennoch tun, Fina. Uns bleibt keine andere Wahl. Wir waren anfangs ja unter dem Kommando einer Sondereinheit. Jetzt sind wir das nicht mehr. Der Gewählte Hochadmiral von Axarabor hält persönlich den Kontakt mit uns. Über seinen Telepathen. Niemand erfährt also jemals, wo wir uns befinden, wenn der Gewählte Hochadmiral das nicht will. Diese undichte Stelle muss es also bei diesem Sonderkommando geben.“

„Die haben uns anfangs, bei unserem ersten Auftrag, sowieso voll ins Messer laufen lassen!“, beklagte sich jetzt Krusat Senrich. „Also, wenn wir unter deren Kontrolle geblieben wären, hätte ich den Vorschlag gemacht, der Raumflotte schleunigst wieder den Rücken zu kehren. Dann wären wir zwar seitdem auf der Flucht vor der Raumflotte, aber immer noch besser als das.“

„War es denn wirklich so schlimm?“, wollte Claudile wissen.

„Noch viel schlimmer!“, antwortete er, winkte dann aber ab. „Wir erzählen es dir ein andermal gern. Ist eine lange Geschichte jedoch.“

Claudile wollte trotzdem noch etwas dazu sagen, schloss jedoch wieder den Mund.

Sovie Tumara entschied endgültig:

„Wir schließen uns zu einer Séance zusammen und rufen den Telepathen des Gewählten Hochadmirals. Egal, was er gerade auf Axarabor tut: Es ist zu dringend, als dass wir das noch länger aufschieben können. Zumal es eindeutig um eine undichte Stelle geht, einen elenden Verräter in den höchsten Reihen der Raumflotte von Axarabor vielleicht sogar. Da muss jemand einschreiten, ehe der Schaden zu groß wird.“

Niemand hatte mehr Einwände geltend zu machen. Claudile hielt sich letztlich lieber heraus, weil sie an dieser Séance nicht beteiligt sein würde.

Mehr noch: Sie verließ vorher schon die Zentrale und ging in ihr eigenes Quartier. Denn sogar der Gewählte Hochadmiral von Axarabor wusste nicht um ihre Existenz.

Inzwischen war sie der Meinung, dass sie damit genau richtig gehandelt hatten. Damit würde sie bei einer direkten Bedrohung zu einem Unsicherheitsfaktor werden im Kalkül jeglicher Feinde, den sie notfalls durchaus auch als Trumpf würden ausspielen können.

Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband

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