Читать книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker - Страница 58

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Claudile fühlte sich sehr mächtig. Doch sie hatte keine Zeit, dieses Gefühl besonders auszukosten. Es kam auf jeden Sekundenbruchteil an.

Zwar hätte sie den Zeitfluss mit ihrer besonderen Begabung verzögern können, doch das hätte ihr einen Teil der Kraft geraubt, die sie dringend benötigte, um ihr eigentliches Vorhaben durchzuführen.

Gedankenschnell katapultierte sie die Gedankengemeinschaft vor Ort. In diesem Zustand schien es für sie keinerlei Begrenzungen zu geben. Ihr erstes Ziel war das Raumschiff mit dem falschen Admiral an Bord. Wenn alles klappte, musste die Séance unbedingt dem Telepathen des Gewählten Hochadmirals auf Axarabor mitteilen, was wirklich hinter diesem vermeintlichen Verrat steckte. Der echte Admiral musste unbedingt rehabilitiert werden. Er hatte seine Treue zum Sternenreich genauso mit dem Leben bezahlt wie seine Frau und seine Tochter. Und das nur, damit ein Gestaltwandler seine Rolle innerhalb der Raumflotte von Axarabor übernehmen konnte.

Dieser sollte als erstes niemals mehr Schaden anrichten können. Er sollte gefangen sein mit allen anderen Besatzungsmitgliedern an Bord seines Schiffes für alle Ewigkeit, um unendlich viele Male immer dasselbe erleben zu müssen.

Eine halbe Stunde musste genügen. Je größer die Zeitschleife sein würde, desto mehr Energie hätte Claudile aufwenden müssen.

Sie konnte sogar selber nicht schlüssig erklären, was sie da überhaupt tat, wie es ihr überhaupt gelang. Sie musste es nur intensiv genug wollen, auch die Begrenzung auf nur eine halbe Stunde.

Immer dieselbe halbe Stunde, das würde eine Hölle ganz besonderer Art sein für die Betroffenen. Doch sie würden sich dessen gar nicht bewusst sein, denn für sie würde diese halbe Stunde jedes Mal neu sein, hier oben im All, in Warteposition, auf der Suche nach einer Möglichkeit, entweder den Planeten HOFFNUNG zu vernichten und mit ihm alle Bewohner auf seiner Oberfläche, oder jene Bewohner einzufangen, um aus ihnen auf grausamste Weise neue Supermutanten zu kreieren.

Sie hatten es nicht nur deshalb verdient. Alle an Bord. Davon war nicht nur Claudile überzeugt. Und dieser Akt, in dem sie die Zeitschleife erzeugte, war nicht nur ein Akt verzweifelter Gegenwehr, sondern eben auch die verdiente Strafe.

Und es gelang.

Dabei hatte das Ganze von der Übernahme der Seelengemeinschaft bis zur Vollendung nur Sekundenbruchteile benötigt.

In diesen Sekundenbruchteilen bekamen die Besatzungsmitglieder an Bord der verbliebenen beiden Kriegsschiffe gar nicht mit, was geschah. Auch nicht die Supermutanten. Obwohl aus ihrer Sicht gesehen das erste Kriegsschiff einfach spurlos verschwand. Sie hätten halt darauf achten müssen, aber sie waren allesamt zu sehr abgelenkt vom plötzlichen Auftauchen des Planeten HOFFNUNG aus der Schutzblase. Und sie wollten jetzt damit beginnen, entsprechende Eroberungsmaßnahmen zu beginnen beziehungsweise die totale Vernichtung vorzubereiten. Je nach den zu erwartenden Gegenmaßnahmen vonseiten des Planeten.

Claudile jedoch hatte völlig anderes vor, von ihnen unbemerkt und vor allem völlig unerwartet. Sie wussten ja noch nichts von einer Zeitreisenden, die solches vermochte.

Das zweite Kriegsschiff verschwand in seiner eigenen Zeitschleife. Blieb nur noch dieses eine übrig, doch Claudile spürte bereits überdeutlich die drohende Erschöpfung. Für winzige Sekundenbruchteile fürchtete sie sogar, dieses dritte Mal in Folge nicht zu schaffen.

Doch da erschien es ihr, als würde ihr neue Energie zuströmen. Der uralte Wächter mobilisierte den letzten Rest seiner eigenen Energiereserven, um ihr diesen letzten Kraftakt zu ermöglichen. Ohne Rücksicht auf eigene Verluste.

Claudile hatte keine Zeit, Dankbarkeit dafür zu verspüren. Sie wusste, dass sie nicht zögern durfte. Und sie tat, was getan werden musste, weil sie ganz einfach keine andere Wahl mehr hatte. Sie genauso wenig wie alle Beteiligten an der Séance. In der Hoffnung, es letztlich möglichst schadlos zu überstehen.

Das dritte und somit letzte Schiff verschwand. Die Stelle, an der die drei Kriegsschiffe auf der Lauer gelegen hatten, war objektiv gesehen wie leer gefegt. Nur wenn man diese besondere Begabung hatte, die Claudile zueigen war, konnte man die drei Zeitschleifen spüren. Trotz der schier unendlichen Erschöpfung, die jenem unbändigen Gefühl von unbeschreiblicher Macht gewichen war.

Sie musste die Séance nicht auflösen, um zurückzukehren in ihren eigenen Körper. Die Séance löste sich von selbst auf. Weil alle Beteiligten bis zu ihren Grenzen erschöpft waren. Der letzte Schritt, der tödlich gewesen wäre, wurde nicht mehr gewagt. Nicht nur deshalb nicht, weil er jetzt nicht mehr nötig war, sondern vor allem, weil ihr persönlicher Selbsterhaltungstrieb dies verhinderte und sie alle zur Aufgabe zwang.

Sie erwachten alle fünfzehn und fühlten sich dabei dem Tode näher als dem leben. Auch Claudile, die in diesem Moment der größten Erschöpfung sich gar nicht mehr vorstellen konnte, überhaupt jemals wieder auch nur aufstehen zu können.

Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband

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