Читать книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker - Страница 49

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Claudile fieberte dem Ergebnis der Séance entgegen, der sie sicherheitshalber hatte fernbleiben müssen. Der Telepath des Gewählten Hochadmirals war extrem stark. Immerhin schaffte er allein etwas, wozu sonst eine komplette 7er-Séance nötig war, nämlich den perfekten telepathischen Kontakt über eine solche Distanz zu halten.

Sie überlegte inzwischen, was man wohl über sie als Eintrag hätte finden können in der zentralen Datenbank der Raumflotte, falls überhaupt bekannt gewesen wäre, dass sie existierte und darüber hinaus auch, dass sie ebenfalls ein Mutant war.

Etwa so:

„Claudile Fermonje – Informatikerin vom Planeten KROOG. Fähigkeit: Zeitreisende, die allerdings die Beherrschung dieser Fähigkeit erst noch ausgiebig üben muss. (Telepathie ist bei ihr nur latent vorhanden!) Aussehen: Klein, zierlich, brünetter Bürstenhaarschnitt, unscheinbar, knabenhafte Oberweite, leichte O-Beine. Sieht sich selber als kleines, hässliches Entlein, von allen unbemerkt, außer natürlich der Crew um Sovie.“

Sie lachte wie über einen Witz. Ja, es stimmte sogar, dass sie stets unbemerkt geblieben war, bevor sie ihrer eigenen Fähigkeit zum Opfer gefallen war. Die Begegnung mit dem Zeitreisenden hatte schließlich alles verändert. Sobald er ihr erschienen war. Vorher hatte sie noch nicht einmal im Geringsten auch nur die Vermutung gehabt, so etwas könnte es wirklich geben. Und nun hatte sie erfahren müssen, selber eine Zeitreisende zu sein.

Der Zeitreisende hatte sie schließlich in die Obhut der Crew um Sovie gegeben. Seitdem war sie hier. Und sie nutzte ihren Aufenthalt an Bord der DARWIN nicht nur, um die einzelnen Crewmitglieder und ihre abgefahrene Vergangenheit kennenzulernen, sondern vor allem eben um zu üben, ohne Gefahr zu laufen, besonders großen Schaden anrichten zu können. Zumal die Mutanten-Crew während größerer Experimente immer erst eine Séance durchführte, um sie lückenlos überwachen zu können. So würde die Crew als Vereinigung aller Seelen an Bord rechtzeitig einschreiten können, um das Schlimmste zu verhindern.

Bisher war alles gut gegangen, obwohl sie zugeben musste, nicht wirklich schon weit gekommen zu sein mit dem Üben.

Ihre Ungeduld wuchs indessen. Wie lange dauerte der Kontakt mit dem Telepathen des Gewählten Hochadmirals denn noch?

Im nächsten Moment kam endlich der Gedankenimpuls: Sie sollte in die Zentrale zurückkehren.

Claudile war viel zu ungeduldig, um dies zu Fuß zu erledigen. Schneller ging es, indem sie die Raumzeit manipulierte und im gleichen Moment in der Zentrale erschien.

Das hatte sie inzwischen leidlich üben können, und es war dennoch kein Teleportieren, wie Fina es getan hätte, obwohl es im Grunde genommen auf dasselbe hinaus kam: Sie erschien genau am Rande des Kreises, in dem die sieben Crewmitglieder unter der Führung von Sovie die Séance durchgeführt hatten.

Alle sahen Claudile an. Aber nur Sovie sprach:

„Da gibt es jetzt leider ein Problem.“

„Ein Problem?“, echote Claudile bang.

„Ja, tut mir leid, aber du selber bist dieses Problem. Wir haben nämlich die strikte Anweisung, Kontakt aufzunehmen mit einer anderen Mutanten-Crew. Sie nennen sich Psychonauten.“

„Und was soll das sein?“

„Keine Ahnung, aber das werden die uns wohl selber erklären können. Es ist halt nur, wenn wir jetzt dorthin fliegen, nach der entsprechenden Kontaktsuche vorab, was machen wir dann mit dir?“

Claudile musste nicht lange überlegen:

„Ich werde euch natürlich begleiten. Ihr wisst selbst, dass ich noch längst nicht so weit bin, ohne eure Hilfe auszukommen. Die Manipulation der Raumzeit ist nicht gerade eine Kleinigkeit. Zumal das Erzeugen von Zeitschleifen gewissermaßen meine Spezialität zu sein scheint. Möglichst so, dass ich es selber nicht unbedingt merke, geschweige denn, dass ich mich von selbst wieder daraus zu befreien vermag und mit mir alle, die gleichermaßen davon betroffen sind.“

„Aber es erschien dem Zeitreisenden wichtig, dass niemand etwas von dir erfährt“, gab Sovie zu bedenken.

„Das schon, aber diese andere Crew, die sind ja nicht irgendwer, nicht wahr? Sie sind anscheinend so wie ihr, wenn ich richtig vermute. Vielleicht ist es also gar nicht so verkehrt, wenn die von mir erfahren?“

„Es wäre mit einem Risiko verbunden!“, blieb Sovie bei ihren Bedenken.

„Für mich, nicht für euch. Ihr kennt sie noch nicht, wisst nicht, inwiefern ihr denen vertrauen könnt. Aber wenn der Gewählte Hochadmiral euch zu denen schickt, weil er sich davon einen Schutz für euch erhofft, sieht das ja nicht gerade so aus, als müsste man mit dem Schlimmsten rechnen.“

„Wie kommst du darauf, dass die uns Schutz gewähren sollen?“

„Was denn sonst?“

Sovie schüttelte den Kopf.

„Ich sehe schon, Claudile, ich bin mal wieder dabei, deine Intelligenz zu unterschätzen. Tut mir leid. Es ist nicht böse gemeint, und natürlich hast du vollkommen recht mit deiner Annahme, die sollten uns Schutz gewähren. Der Gewählte Hochadmiral ist anscheinend sogar der Meinung, dass wir vielleicht gemeinsam mit denen eine Lösung finden könnten.

Und noch einmal bitte ich um Entschuldigung: Es ist einfach die ja nicht völlig unberechtigte Sorge um dich, die mich so handeln lässt. Irgendwie fühlen wir alle uns für dich mitverantwortlich.“

„Das ist wahrlich nett von euch“, meinte Claudile leicht gerührt, „aber letztlich muss ich für mich selbst Sorge tragen, und ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen. Zumal ich keine Alternative sehe. Was sollen wir denn sonst tun? Soll ich vorher von Bord gehen oder was? Wollt ihr es riskieren, mich mir selbst zu überlassen? Und wohin soll ich inzwischen verschwinden, bis sich die Lage wieder geklärt hat?

Und nicht zuletzt: Besteht vielleicht nicht auch die gegenwärtig noch zugegebenermaßen eher vage erscheinende Möglichkeit, dass ich euch eine Hilfe sein könnte mit meiner Fähigkeit? Das obwohl ich sie leider bei weitem noch nicht so recht im Griff habe?“

Sie sahen sich ratlos an. Bis Tuhni das Wort ergriff:

„Ich sehe das eigentlich ähnlich wie Claudile. Sie ist eine erwachsene Person mit Selbstverantwortlichkeit, kein kleines Kind, das man beaufsichtigen muss. Und wenn sie ihre Kräfte im Zaum hält, solange sie nicht benötigt werden, kann wohl auch nichts passieren. Und was riskieren wir außerdem wirklich? Wenn diese andere Crew Claudile verrät, dann wird doch nur der Gewählte Hochadmiral von ihr erfahren. Müssen wir ihm nicht auch vertrauen? Haben wir denn überhaupt eine andere Wahl?“

Sovie nickte nachdenklich vor sich hin.

„Also gut!“ Sie warf sich regelrecht in die Brust. „Was meint ihr anderen denn dazu?“

Niemand hatte jetzt noch etwas dagegen. Alle blieben zwar im Grunde genommen skeptisch, aber Claudile hatte letztlich recht, genauso wie Tuhni:

Wer keine andere Wahl hat, muss auch dann sich dafür entscheiden, wenn es ihn nicht so ganz überzeugen kann.

Diesmal blieb Claudile anwesend, wenngleich sie nicht teilnahm, als die Crew erneut sich zusammenschloss zu einer Séance. Und innerhalb der Gemeinschaft riefen sie mit vereintem Geist nach jener anderen Crew, die der Telepath des Gewählten Hochadmirals „die Psychonauten-Crew mit dem namenlosen Schiff“ genannt hatte.

Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband

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