Читать книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker - Страница 53

6

Оглавление

Sobald der Gedankenimpuls des Telepathen kam, schloss sich die Superséance zusammen: Alle vierzehn Teilnehmer setzte sich in einen Kreis. Da Xirr als der Gastgeber galt, übernahm er als sogenanntes Medium oder Logenmeister die Koordination aller Gedanken, während Claudile schleunigst das Feld räumte.

Sie wollte die Gelegenheit nutzen und sich genauer in der kleinen Siedlung umsehen.

Natürlich hatte sie auf dem Weg hierher über das verbotene Sonnensystem Iridano recherchiert und wusste, welche tödliche Wirkung der alte Wächter auf die Siedler damals gehabt hatte. Wobei von diesem natürlich in den Berichten keine Rede war. Da hieß es nur, die Ursache sei nach wie vor unbekannt.

Claudile wusste es jetzt besser. Irgendwie erwartete sie schon, dass dieser alte Wächter sich bei ihr melden würde. Was natürlich nicht geschah.

Die von den Psychonauten bewohnten Häuser waren gekennzeichnet: Jeder hatte seinen Namen an der Haustür. Aber die Auswahl an leer stehenden Gebäuden war dennoch immens. Immerhin war die Siedlung ursprünglich dafür gedacht gewesen, mehrere tausend Menschen zu beherbergen.

Da alle Häuser und selbstverständlich auch die Straßen automatisch gewartet wurden, wirkte alles noch wie neu. Claudile konnte sich tatsächlich gut vorstellen, hier eine Weile zu wohnen. Es würde sicherlich auch interessant sein, die Welt insgesamt näher kennenzulernen, die von ihren sieben bisherigen Dauerbewohnern HOFFNUNG genannt wurde.

Oder musste man gar von acht Bewohnern sprechen, wenn man diesen Grünschimmel namens Grüni mit einbezog? Und dann auch noch den alten Wächter?

Das konnte allerdings kein lebendes Wesen sein. Was sonst? Die Psychonauten hatten sich darüber noch nicht ausgelassen, und Claudile würde es niemals wagen, dahingehend auf Erkundungstour gehen zu wollen. Sie respektierte die Gastfreundschaft, die sich offensichtlich auch auf den alten Wächter ausdehnen würde.

Und dann kam der Gedankenimpuls ihrer Crew, dass die Sitzung beendet war.

Natürlich ging sie nicht zu Fuß zurück. Dafür war sie viel zu ungeduldig. Sie benutzte ihre Fähigkeit und überbrückte die Entfernung in der Manier eines Teleporters in Nullzeit.

Sovie instruierte sie sogleich nach ihrer Rückkehr:

„Jetzt erst kam heraus, dass Frau und Tochter des verräterischen Admirals seit einiger Zeit schon spurlos verschwunden sind. Er hat es geschickt kaschiert. Möglicherweise ist ihr Verschwinden der Grund für seinen Verrat. Der Telepath des Gewählten Hochadmirals vertritt sogar die Ansicht, dass Admiral Albert Hochstedt latent ein Mutant ist. Leider kann man das nicht mehr überprüfen, weil inzwischen auch der Admiral selbst spurlos verschwunden ist. Das geschah sobald man unsere Einträge gelöscht hat. Das hat anscheinend eine Art Alarm bei ihm ausgelöst.“

„Aber wenn er ein Mutant ist, erwartet ihn die Hölle beim Kartell!“, rief Claudile entsetzt. Sie kannte ja die Geschichten, bei denen Mutanten grausam zu Tode gequält wurden, damit man ihre Fähigkeiten auf andere übertragen konnte.

„Möglicherweise hat er das immer noch nicht begriffen. Und wenn jetzt doch, ist es wohl zu spät.“

„Heißt das, wir müssen nicht mehr länger nach ihm fahnden?“

„Nein, Claudile, das zwar nicht, aber...“

„Was sonst? Was sollen wir jetzt tun?“

Sovie lächelte verkrampft.

„Erst einmal sollen wir abwarten. Es gibt keinen brauchbaren Anhaltspunkt über den Verbleib des Admirals. Wo immer er sich befindet und was auch immer mit ihm dort geschieht: Wir können es nicht verhindern. Vor allem, weil er sich ja freiwillig in die Fänge des Kartells begeben hat.“

„Nun, nicht so ganz freiwillig, wie mir scheint“, wagte Tuhni ihrer Kommandantin zu widersprechen. „Schließlich haben die ihn wohl mit seiner Familie erpresst.“

Claudile wollte noch etwas sagen, doch sie kam nicht mehr dazu, denn wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein älterer, sehr freundlich wirkender Mann auf.

„Der uralte Wächter!“, entfuhr es Xirr.

Claudile spürte, dass es sich nicht wirklich um einen älteren Mann handelte. Das war lediglich eine Projektion.

„Es gibt leider ein schwerwiegendes Problem!“, verkündete er sehr ernst.

„Problem?“, reagierte Xirr verblüfft. „Also zusätzlich dazu, dass wir der DARWIN-Crew Unterschlupf gewähren müssen?“

„Genau das ist ja das eigentliche Problem: Ihr wunderschönes Scoutschiff ist mit einem Tracker ausgerüstet, der das Kartell hierher gelockt hat.“

„Wie bitte?“, entfuhr es der entsetzten Sovie Tumara.

„Du brauchst dir keine Vorwürfe deswegen zu machen“, meinte der Alte leichthin. „Der Tracker ist so getarnt, dass man ihn nicht entdecken kann. Er befand sich wohl schon an Bord, als ihr das Schiff übernommen habt. Noch nicht einmal ich konnte ihn rechtzeitig erkennen. Sonst hätte ich schon bei der Landung davor gewarnt, und man hätte ihn rechtzeitig noch entschärfen können. Also sorry, dass ich dahingehend leider versagt habe, was den Schutz des Planeten betrifft.“

„Und jetzt ist das Kartell bereits da?“, hakte Xirr nach.

Und er bekam prompt dazu die Bestätigung, zu nicht nur seinem Entsetzen:

„Ja, ist es. Und ich habe mich bei der Ankunft der drei schweren Kreuzern im Sonnensystem zunächst mächtig gewundert, wie sie den Weg hierher überhaupt finden konnten. Dabei blieb der Tracker die einzige mir einleuchtende Möglichkeit. Nur deshalb konnte ich gezielt danach suchen.“

„Und kannst du ihn auch entfernen beziehungsweise unschädlich machen?“

„Nein, leider nicht. Er ist so fest mit den Bordsystemen verbunden, dass ich dabei das Schiff in die Luft sprengen könnte.“

„Gut“, entschied Phillis grimmig und fügte zuversichtlich hinzu: „Dann werde ich das wohl übernehmen müssen.“

Sie wandte sich an die Runde der DARWIN-Crew.

„Falls ihr es erlaubt natürlich. Und wer von euch ist für die Technik an Bord zuständig?“

Fina meldete sich:

„Ich bin nicht nur Informatikerin, sondern auch die einzige Technikerin der Crew.“

„Würdest du dann bitte mit mir kommen, damit wir diese Sauerei gemeinsam beheben können? Ich benötige lediglich deine Assistenz. Immerhin ist es ja euer Schiff. Da will ich mich nicht zu sehr vordrängen.“

Es gab keine Bedenken. Fina musste sich daraufhin nur Phillis nähern, um dann gemeinsam mit ihr an Bord der DARWIN zu teleportieren.

Claudile meldete sich zu Wort, ehe noch jemand anderes etwas sagen konnte:

„Ich kümmere mich um die Angreifer!“, versprach sie.

„Moment noch!“, wurde sie vom alten Wächter gebremst. „Ich weiß nicht, inwiefern du weißt, was es bedeutet, wenn eine Welt wie diese von drei schweren Kreuzern angegriffen wird. Dem Vernehmen nach soll jeder von diesen in der Lage sein, die ganze Welt für immer unbewohnbar zu machen. Im schlimmsten Fall schießen sie die Welt sogar in Stücke.“

„Du meinst, jegliche Gegenmaßnahme sei sowieso aussichtslos?“, wunderte sich Claudile.

„Nein, das habe ich damit nicht sagen wollen“, relativierte der Wächter sogleich seine Aussage. „Ich habe natürlich sofort reagiert, als sie hier auftauchten im Sonnensystem. Die Psychonauten wissen ja, wie ich mich zu tarnen verstehe. Natürlich mit Phasenverschiebung, was mich unauffindbar macht. Außer eben für die Psychonauten. Sonst wären sie mir ja nicht mit der Zeit auf die Spur gekommen und hätten mich nicht von meinem zwingenden Grundprogramm erlösen können, das so vielen unschuldigen Siedlern den Tod gebracht hat. Was ich übrigens nach wie vor im höchsten Maße bedauere.“

„Und wie sieht nun die Verteidigungsmaßnahme im Einzelnen aus?“, drängte Claudile ungeduldig.

„Ich hatte beim schon einmal erfolgten Angriff des Kartells leider die Methode noch nicht soweit ausgereift, um damit den gesamten Planeten zu schützen. Das ist nämlich nicht ganz so einfach. Nicht nur auf Grund der schieren Masse der ganzen Welt, sondern vor allem musste ich ja vermeiden, dass diese Welt das Schwerfeld seiner Sonne verlässt. Die Wechselwirkung zwischen Sonne und Planeten durfte nicht gestört werden.“

„Und dann?“, seufzte Claudile, die eine solch ausführliche Einleitung überhaupt gar nicht hören wollte in ihrer Ungeduld.

„Es ist mir gelungen, das Ganze tatsächlich soweit auszureifen, dass zunächst einmal ein Angriff unmöglich geworden ist. Ich weiß allerdings nicht, wie lange ich damit die Supermutanten an Bord der Kriegsschiffe zurückhalten kann. Und außerdem ist es jetzt natürlich, auf Grund der Phasenverschiebung, unmöglich für euch alle, Kontakt nach draußen aufzunehmen. Weder auf technischer noch auf psionischer Basis. Dies hier ist jetzt gewissermaßen eine eigene Sphäre, obwohl sie nach wie vor von der Sonne in der Umlaufbahn gehalten wird.“

„Du meinst, genau das könnte auf Dauer die Schwachstelle sein?“, mischte sich Sovie ein, der es ebenfalls schon viel zu lang dauerte. „Falls die Supermutanten an Bord das herausfinden könnten, würde für sie vielleicht dennoch die Möglichkeit bestehen, zu uns vor zu dringen?“

„Das kann ich leider nicht auf Dauer ausschließen, und durch die Unmöglichkeit des Außenkontaktes sind wir alle hier zur Passivität gezwungen und nicht mehr in der Lage, etwa Hilfe von außerhalb zu rufen. Ja, wir können noch nicht einmal den Telepathen des Gewählten Hochadmirals über die im wahrsten Sinne des Wortes vertrackte Situation informieren.“

„Oh?“, machte Claudile verblüfft. „Es stimmt. Ich kann es deutlich spüren!“

„Spüren?“, wunderte sich Sovie. „Was denn?“

„Na, die vom alten Wächter erwähnte Phasenverschiebung. Tatsächlich, eine wirklich reife Leistung. Bravo, alter Wächter.“

„Aber das ist völlig unmöglich!“, widersprach der alte Wächter überzeugt. „Das kann niemand spüren. Noch nicht einmal Phillis, die ja selber eine Phasenverschiebung bewirken kann, wenngleich nur in einem vergleichsweise äußerst bescheidenen Maß.“

Claudile lachte fröhlich.

„Ach was, Irrtum, mein Lieber. Ich spüre es sogar recht deutlich. Die gesamte Blase, die du erzeugt hast. Wie eine eigene, in sich geschlossene Sphäre, wenngleich nach wie vor gravitatorisch mit dem System verbunden.

Sagte ich nicht schon, wie sehr mich das beeindruckt? Und klar, es gibt keinerlei Möglichkeit zum Außenkontakt. Für niemanden, noch nicht einmal für dich selber, alter Wächter. Allerdings sehe ich auch eine zwar kleine, aber durchaus feine Ausnahme.“

Sie lächelte entwaffnend und warf einen geradezu triumphierenden Blick in die große Runde.

„Soll das heißen, mit Ausnahme von dir, Claudile?“, erkundigte sich Sovie zweifelnd.

Claudile nickte heftig.

„Genau! Und deshalb werde ich mich allein auf den Weg machen müssen. Ihr wisst schon: Erkundung der Gegnerstärke, Anzahl der Supermutanten, Einschätzung der eigentlichen Gefahr und so weiter und so fort.“

„Stopp!“, rief jetzt der alte Wächter entsetzt. „Du allein? Das ist doch viel zu riskant.“

„Für mich nicht“, wurde er von Claudile belehrt. „Ich bin die Zeitreisende. Nicht mitbekommen? Und ich befolge den guten Rat des äußerst erfahrenen Zeitreisenden, der mir nahe legte, auf keinen Fall in der Zeit reisen zu wollen, solange ich das noch nicht voll und ganz beherrsche. Mit einer kleinen Ausnahme natürlich: Ich befinde mich stets exakt zwei Sekunden hinter der Gegenwartslinie. Mit anderen Worten: Wir alle hier, einschließlich dir, alter Wächter oder wie auch immer ich dich nennen soll, befinden uns genau diese zwei Sekunden in der Vergangenheit. Permanent wohlgemerkt. Das macht mich unangreifbar und unsterblich, und natürlich teleportiere ich nicht einfach dort an Bord und spaziere dort herum wie eine irre Selbstmörderin, sondern benutze eine Beobachtungsblase. Durch eine halbe Phasenverschiebung erzeugt, wenn du verstehst, was ich meine?“

„Eine Beobachtungsblase?“ Der alte Wächter nickte beeindruckt. „Ich weiß nicht, ob dir das wirklich so perfekt gelingen könnte, das alles, was du dir wohl vorgenommen hast, weil ich mich mit Zeitreisen und denen, die solches vermögen, nicht wirklich auskenne, aber in der Tat: Das wäre die einzige Möglichkeit, die wir noch hätten.“

„Da fällt mir allerdings noch eine weitere ein!“, meldete sich Sovie zu Wort. Sie deutete in die Runde. „Wir sind hier immer noch zwölf Mutanten, die gemeinsam mit dir, Claudile, eine Séance machen könnten. Dann hätten wir unser volles Potenzial zur Verfügung, um mittels deiner Fähigkeit unerkannt die Kriegsschiffe des Kartells zu erkunden.“

„Nein!“, entschied der alte Wächter, ehe Claudile noch etwas dazu sagen konnte. „Das könnte sogar noch schwieriger werden. Zwar könnte die Séance mit Claudiles Fähigkeit meine planetare Phasenverschiebung zumindest virtuell verlassen, aber es bestünde die Gefahr, dass dabei die Supermutanten auf euch aufmerksam werden würden. Vergesst nicht eure PSI-Signatur. Sobald ihr euch in einer Séance vereint, wird sie allein schon als Summe aller Signaturen zu einem flammenden Fanal. Zumindest für einen Mutantenjäger, der dafür eine spezielle Begabung hat. Das könnte in der Tat gründlich schief gehen, selbst wenn ihr euch in einer Halbphase zur Tarnung befindet.“

Claudile nickte dazu.

„Richtig. Also nicht böse sein, Sovie: Gut gemeint wäre in diesem Fall dennoch schlecht getan. Es geht mir ja auch nicht darum, die Supermutanten zu besiegen. Das traue ich mir im Alleingang nun doch nicht so ganz zu. Vorerst zumindest. Wir brauchen aber doch zumindest alle Informationen, die wir erhalten können. Über mich allein zwar nur in diesem Fall, aber es wäre doch sicherlich besser als nichts?“

„Und wenn wir alle dagegen stimmen?“

Claudile lächelte freundlich.

„Dann würde ich es natürlich trotzdem tun. Weil es die einzige noch verbliebene Möglichkeit ist. Ansonsten würden wir alle hier warten wie die Verurteilten auf ihre Henker.“

Kaum hatte sie ausgesprochen, verschwand sie einfach.

Ihre typische Ungeduld. Sie hatte die Entgegnung Sovies gar nicht mehr abwarten können.

Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband

Подняться наверх