Читать книгу Krimi Trio 3306 - Drei Top Thriller - Alfred Bekker - Страница 12
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„Soll ich Ihnen nicht besser ein Taxi rufen?“, fragte der Türsteher vor dem >Le Club Explosive< noch, aber Georges Lenoir drehte sich nur um und zeigte ihm den Mittelfinger.
„Du kannst mich mal!“, rief er.
“War ja nur eine Frage!”, meinte der Türsteher.
Lenoir rief: „Ihr könnt mich alle mal!“
“Ja, ja, schon gut!”
“Gar nichts ist gut.”
“Kein Streit, okay!”
“Merde!”
Und dann wankte Lenoir die Straße entlang. In diesem Teil von Marseille reihte sich ein Nachtclub an den nächsten. Die besten Nobeldiscotheken der großen Hafenstadt am Mittelmeer waren hier zu finden.
Die gut gekleideten Passanten wichen dem vor sich hin murmelnden Mann aus.
Aber Lenoir brabbelte weiter vor sich hin.
Ein Mann, in dem die Wut immer wieder aufkochte.
Ein kleiner Vulkan, der einfach keine Ruhe gab.
Er rief: „Ja, ihr glaubt auch alle, dass ihr es geschafft habt! Dass euch nichts geschehen kann! Und dass ihr immer auf der Sonnenseite bleibt!”
“Was ist denn mit dem?”, fragte ein Mann im Smoking.
“Vorsicht, der ist betrunken”, meinte jemand anderes.
“Oder er hat was genommen.”
“Man ist auch nirgendwo mehr sicher”, meinte eine Frau in einem enganliegenden schwarzen Kleid und tiefem Ausschnitt, der die ausladenden Brüste spektakulär in Szene setzte.
George Lenoirs Blick verzog sich.
Sein Gesicht wurde zu einer Grimasse.
Einer irren Fratze.
Furchteinflößend.
Verstörend.
Verrückt.
Bedrohlich.
“Ihr Scheißkerle! Ihr hattet nur Glück!“, rief Georges Lenoir. “Ja, genau so ist es: Ihr hattet nur ein Scheiß-Glück!”
Verständnislose Blicke.
Angstvolle Blicke.
Empörte Blicke.
„Gehen wir!“, ermahnte eine andere, schon etwas ältere gut gekleidete Frau ihren Mann, der trotz Smoking und Fliege wohl nicht abgeneigt gewesen wäre einen Streit anzufangen.
Georges Lenoir erreichte die Einfahrt zu einer Seitenstraße. Er blinzelte.
Nein, er war nicht wirklich klar im Kopf.
Er fühlte sich...
...eigenartig.
Das war der einzige Begriff, mit dem sich dieser Zustand einigermaßen treffend beschreiben ließ.
Eigenartig.
Auf jeden Fall stimmte etwas nicht mit ihm.
Alles schien anders zu sein als sonst.
Ganz anders...
Die Gedanken waren durch den Einfluss des Alkohols irgendwie verlangsamt. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, ob er den Porsche hier, in dieser Seitenstraße abgestellt hatte oder ob das noch eine Einfahrt weiter die Avenue d'Orange entlang gewesen war.
Sein Kopf war leer.
Die Erinnerung schien nicht mehr abrufbar zu sein. Wie der Inhalt eines gelöschten Speichers. Einfach weg. Als hätte es den Inhalt nie gegeben.
Lenoir zögerte.
Aber dann bog er einfach ein.
Folge deinem Instinkt, dachte er.
Was bleibt dir auch anderes?
Hier war es sehr viel dunkler, als in der von Neonlicht erhellten Avenue d'Orange.
Eine Gruppe von Jugendlichen kam ihm entgegen. Sie sprachen Arabisch, wechselten dann ins Französische. Offenbar deshalb, damit er ihre Beleidigungen auch mitbekam.
„Hey Mann, sieh dir die Schnapsnase an!“, sagte einer von ihnen.
Sie lachten.
Georges Lenoir lallte etwas vor sich hin, was kein Mensch verstehen konnte, und die Jugendlichen lachten noch mehr. Sie konnten sich gar nicht mehr einkriegen.
„Halt die Klappe, das ist ein Kunde von Alain!“, sagte schließlich einer von ihnen. Plötzlich waren alle still.
“Echt?”
“Ja!”
„Du spinnst!“
„Doch, wenn ich's sage! Ich habe doch Augen im Kopf!“
„Und ein Loch im Hirn!“
„Sehr witzig!“
Sie gingen davon.
'Djihad Kid' stand auf dem Kapuzenshirt, das einer von ihnen trug.
Die Buchstaben waren verschnörkelt.
Sollten wohl an arabische Schriftzeichen erinnern.
Das erkannte Georges Lenoir noch, als die Gruppe durch den Schein der Straßenbeleuchtung ging.
Selbst bei den Kokain-Dealern hatte sich wohl schon herumgesprochen, dass bei Lenoir nichts mehr zu holen war. Jemand, der keine Achtzehn-Stunden-Tage hinter sich bringen musste, brauchte dieses Zeug auch nicht wirklich, dachte er. Zumindest nicht in den Mengen wie früher. Abhängig würde er wohl bleiben.
Schließlich fand er seinen Porsche.
Er riss an der Tür, dann fiel ihm auf, dass er erst aufschließen musste.
“Merde!”, knurrte er.
Zum wievielten Mal dieses Wort jetzt schon über seine Lippen gekommen, wusste er gar nicht mehr.
Manchmal ging eben alles, aber auch wirklich alles daneben.
Dann fiel ihm der Schlüssel auf den Boden. Schließlich bekam er es doch noch zurecht, schloss auf und stieg ein. Umständlich klemmte er sich hinter das Steuer und zog die Tür hinter sich zu. Jetzt nur nicht den Flics auffallen, ging es ihm durch den Kopf. Ärger hatte er schließlich schon mehr als genug.
Mehr, als er im Moment gebrauchen konnte.
Er wusste, dass er in seinem Zustand eigentlich besser nicht mehr fahren sollte.
Er wusste aber nicht, dass die Flics sein kleinstes Problem sein würden...
Die schattenhafte Gestalt, die jetzt aus einer der Türnischen herausschnellte, bemerkte er nicht.
Die Tür seines Porsche wurde aufgerissen.
Lenoir konnte nicht schnell genug reagieren und die Zentralverriegelung betätigen.
„Was soll das?“, krächzte er.
Aber da hatte er schon die Klinge im Körper.
Es ging ganz schnell.
Ein Stich und ein Schmerz, der ihn förmlich zerriss.
Merde!, war dann auch sein letzter Gedanke.