Читать книгу Krimi Trio 3306 - Drei Top Thriller - Alfred Bekker - Страница 23
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Der Hund war wirklich riesig. Sein Kopf reichte mir fast bis zum Rippenbogen, wenn er ganz normal auf allen Vieren stand. Eine Dogge mit hängenden Lefzen und blutunterlaufenen Augen - aber offensichtlich ganz gut erzogen, denn das Tier verharrte vollkommen ruhig neben seinem Besitzer. Gerard Dugas drehte an irgendeinem Regler seines Hörgeräts herum. „Der macht nichts!“, sagte er auf seinen Hund deutend so laut, dass man davon Ohrenschmerzen bekommen konnte.
„Ich will hoffen, dass Sie recht haben“, sagte ich. Francois und zeigten ihm unsere Ausweise. „Wir würden Sie gerne wegen des Todes von Georges Lenoir befragen.“
„Wie bitte?“, fragte Dugas laut. „Einen Moment, ich habe es gleich!“ Er sah uns an, erst Francois dann mich. Sein Blick war schwer zu deuten. Auf seiner Stirn war eine tiefe Furche zu sehen. „Lenoir, sagen Sie? Von 'Les Partenaires du Succès'?“
„Genau der“, bestätigte Francois.
„Ist der tot?“
„Das habe ich gerade gesagt“, erklärte Francois ruhig.
„Finde ich nicht bedauerlich. Der Kerl hatte den Tod verdient – oder auch Schlimmeres!“ Er deutete auf sein Hörgerät. „Sie müssen schon entschuldigen, ich hatte das Ding erst nicht richtig eingestellt. Möchten Sie hereinkommen?“
„Wenn es Ihrem Mitbewohner nichts ausmacht“, sagte ich und deutete dabei auf die Dogge.
Dugas führte uns in sein Wohnzimmer. „Nehmen Sie Platz“, sagte er. Die Dogge legte sich auf den Boden.
„Monsieur Dugas, wo waren Sie gestern Nacht zwischen Mitternacht und ein Uhr?“, fragte Francois.
„Brauche ich jetzt ein Alibi? Verdächtigen Sie mich etwa, diesen Kerl umgebracht zu haben? Da können Sie eigentlich seine ganzen ehemaligen Kunden durchgehen und auch einen Teil seiner Mitarbeiter! Machen Sie sich doch mal bei Ihren Kollegen von der Justiz schlau! Seit einem Jahr ist 'Les Partenaires du Succès' zahlungsunfähig und seitdem wird ermittelt und es werden Anhörungen durchgeführt, Prozesstermine anberaumt und wieder abgesagt – alles nur, weil da eine ganze Mannschaft von geschickten Anwälten zur Stelle ist, die dafür gesorgt hat, dass Leute wie dieser Georges Lenoir oder Selma Laplace, seine rechte Hand, immer noch frei herumlaufen!“
„So viel zum Motiv, dass man Ihnen anlasten könnte“, sagte ich. „Mein Kollege hat Ihnen eine reine Routinefrage gestellt, auf die es doch sicher auch eine ganz einfache Antwort gibt.“
„Ich war hier“, sagte Dugas. „Und ich habe ferngesehen. Einziger Zeuge ist mein Hund. Genügt Ihnen das.“
„Sie sind dadurch aufgefallen, dass Sie Monsieur Lenoir zum Teil massiv bedroht haben“, stellte ich fest.
Dugas wurde jetzt lauter. „Herrgott nochmal!“, schimpfte er. „Das ist Monate her! Verstehe Sie, Monate!“ Und dabei dehnte er das Wort Monate, wie man es wahrscheinlich ihm gegenüber wegen seiner Schwerhörigkeit oft getan hatte. „Und falls Sie noch nicht darauf gekommen sind: Ich war erstens nicht der einzige, der das getan hat und zweitens wird man das ja wohl verstehen können. Mir stand das Wasser finanziell bis zum Hals. Ich bin Vertreter für Lederwaren. Die Geschäfte gingen auch nicht so gut und dann stellt sich heraus, dass alles, was ich in meinem Leben angespart hatte, plötzlich weg war! Können Sie das verstehen, wie man sich da fühlt? Das Haus war bis zum letzten Penny belastet und ich hatte zum Schluss nicht einmal mehr eine Krankenversicherung, weil ich sie mir nicht leisten konnte.“ Er atmete tief durch.
„Monsieur Dugas, ich habe großes Verständnis für Sie, aber unser Kollege aus dem Innendienst hat eine Aufstellung aller Vorfälle gemacht, in die Sie verwickelt waren. Sie haben Monsieur Dugas wirklich mehrfach bedroht – und außerdem auch eine gewisse Selma Laplace, die bei 'Les Partenaires du Succès' eine wichtige Funktion ausfüllte. Die hat Sie auch angezeigt!“
„Ach, das ist dich längst niedergeschlagen worden! Es ist nichtmal zur Anzeige gekommen, weil Aussage gegen Aussage stand! Und wie gesagt: Ich habe mich inzwischen beruhigt und damit abgefunden, in meinem Leben umsonst gearbeitet zu haben. Wünsche ich Ihnen nicht, diese Erfahrung, Monsieur...“
„Kommissar Marquanteur“, gab ich zurück.
„Wie lange liegt der letzte Fall zurück, dass ich zugegebenermaßen etwas ausfällig wurde?“
„Ein paar Monate, da haben Sie recht. Aber da gibt es Ihren Auftritt vor vier Wochen, wo Sie in das Apartmenthaus eingedrungen sind, in dem Monsieur Lenoir lebte und den Wachleuten entwischt sind.“
„Das sollten Sie nicht allzu ernst nehmen.“
„Diesen Eindruck hatten die Security eigentlich nicht“, stellte ich klar. „Können Sie sich eigentlich einen Reim darauf machen, weshalb Monsieur Lenoir Sie nicht umgehend angezeigt hat?“
Dugas zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen.“ Er atmete tief durch, beugte sich etwas nach vorne und wich meinem Blick aus, während er sprach. „Hören Sie, ich habe mit der Sache nichts zu tun. Aber Sie können auch nicht von mir erwarten, dass ich Ihnen bei Ihrer weiteren Mördersuche viel Erfolg wünsche.“