Читать книгу Krimi Trio 3306 - Drei Top Thriller - Alfred Bekker - Страница 28
Оглавление21
Zur gleichen Zeit trafen Grazzo und sein Geschäftspartner in der Tiefgarage ein. Unsere Kollegen filmten von einem Van aus den Bereich, den die Überwachungskameras nicht erfassen konnten.
„Ist schon raffiniert“, meinte Siddi. „Einer der Liftausgänge gehört mit zu dem blinden Bereich und wenn sich später irgendwer das Video-Material ansieht, muss er schon sehr aufpassen, um zu bemerken, dass hier ein ganzer Bereich ausgesperrt ist.“
„Ein idealer Umschlagplatz“, musste auch Stéphane zugeben.
„Und am Ende wird jeder behaupten, es war nur eine Fehleinstellung der Überwachungsanlage.“
„Das Schlimme ist, dass es kaum möglich ist, das Gegenteil zu beweisen.“
Grazzo und Jordache und ihre Leibwächter blieben einen Augenblick stehen. Hier unten konnte unsere Kollegen Richt-Mikrofone einsetzen, sodass sie mithören konnten, was gesprochen wurde.
„Der Stoff ist erste Sahne“, meinte Jordache. „Hoch konzentriert. Sie können ihn ohne Probleme verlängern und auf die zehnfache Menge bringen!“
„Hey Mann, wollen Sie nochmal anfangen zu verhandeln?“, zeigte sich Grazzo etwas sauer. „Wir waren uns doch einig!“
Jordache grinste. „Ich sehe doch, wie dringend Sie den Stoff brauchen. Man redet doch schon auf der Straße über die Lieferengpässe bei Ihnen.“
„Wenn Sie mich wirklich ärgern wollen, dann nur so weiter“, giftete Grazzo. „Entweder wir bringen das hier schnell und wie abgemacht über die Bühne oder...“
„Oder was? Wollen Sie mir die Hornisse auf den Hals schicken?“ Er lachte. „Sie sollten noch an Ihrem Geschäftsgebaren arbeiten, Grazzo! Sonst werden Sie in Ihrem Business nicht alt!“
„Alles wie abgemacht. Keinen Cent mehr!“
„Aber das nächste Mal legen Sie zehn Prozent drauf, Grazzo!“
Jordache hielt Grazzo etwas hin. Es handelte sich um einen Wagenschlüssel.
Grazzo holte ebenfalls einen Schlüssel.
„Alles wie immer“, sagte Jordache. „Es ist der graue Chevy. Der Kofferraum ist voll und die Sitze auch. Machen Sie die Polster nicht kaputt, die lassen sich öffnen.“
„Das Geld ist im Kofferraum des grünen BMW. Und Gnade Ihnen Gott, wenn etwas nicht stimmen sollte.“
Sie tauschten die Schlüssel. Dann gingen Jordache und seine Leibwächter zu dem BMW, Grazzo und seine Männer hingegen zum Chevy.
Unsere Kollegen warteten, bis beide Wagen aufgeschlossen worden waren.
„Der Deal ist vollzogen!“, stellte Stéphane fest. „Zugriff!“
Unsere Kollegen kamen aus ihren Verstecken hervor – einem Van mit getönten Scheiben, einem Lieferwagen, der das Emblem eines Getränkeherstellers trug und einer Stretch-Limousine, in deren Passagierbereich man ebenfalls nicht hineinsehen konnte.
Siddi und Stéphane stürzten aus dem Van heraus und gingen daneben in Deckung. Unsere Kollegen Josephe Kronbourg und Léo Morell, die mit drei anderen Kollegen in der Stretch-Limousine gewartet hatten, schnellten ebenfalls aus dem Wagen – und zwar auf der den Tätern abgewandten Seite, sodass sie ihn als Deckung benutzen konnten.
„Kriminalpolizei Marseille! Waffen weg und Hände hoch!“, dröhnte es durch eine Megafonstimme.
Die Leibwächter von Grazzo und Jordache rissen augenblicklich ihre Waffen hervor, darunter kleinkalibrige Maschinenpistolen. Die waren vom Volumen her kaum größer als eine Magnum, konnten aber bis zu dreißig Schuss pro Sekunde ausspucken. Ein Geschosshagel regnete Stéphane, Siddi und den anderen entgegen. Ein Teil der Kugeln wurden durch die Panzerung unserer Einsatzfahrzeuge abgelenkt und als tückische Querschläger auf die Reise geschickt. Kugeln kratzten auch an der Decke. Neonröhren zerplatzten. Es wurde merklich dunkler.
Schüsse krachten jetzt hin und her. Schreie gellten. Zwei der Leibwächter sanken getroffen zu Boden. Auch einen unserer Kollegen hatte es erwischt. Er hieß Jerome Tulane und war erst seit kurzem bei uns. Dies war sein erster Einsatz dieser Art. Eine Salve von zwanzig Kugeln aus einer Mini-MPi trafen ihn in die Brust und schleuderten ihn zu Boden wie ein Faustschlag. Blut spritzte auf, aber das kam von einem Streifschuss am Arm. Ansonsten hatte er Glück gehabt. Seine Kleidung war zerfetzt, darunter kam das Kevlar zum Vorschein.
Mit ein paar Rippenbrüchen kam er wahrscheinlich davon.
Aber Kevlar-Westen trug auch die andere Seite. Manche von ihnen feuerten deswegen auch noch, nachdem sie schwer getroffen worden waren. Grazzo versuchte im Feuerschutz seiner Männer zum Lift zu gelangen. Aber da kamen ihm bereits unsere Kollegen Blaise Duvall und Sarah Chasseur entgegen.
„Aufhören! Nicht schießen!“, rief Grazzo daraufhin. Er sah wohl ein, dass er keine Chance hatte, der Verhaftung zu entgehen.
Das Feuer verebbte und der Rest war Routine. Die Gangster ließen sich widerstandslos festnehmen. Handschellen klickten, und die Gefangenen wurden über ihre Rechte aufgeklärt. Der Rettungsdienst war schon vorher verständigt worden.
Stéphane und Siddi gingen zum Kofferraum des BMW. Ein Koffer mit Geldscheinen war darin zu finden.
Josephe und Léo waren unterdessen bei dem Chevy und wurden schon nach wenigen Augenblicken fündig. „Der ganze Wagen ist ein einziges fahrbares Kokain-Lager“, stellte Josephe fest und steckte seine Waffe ein.
„Ich bin schon gespannt darauf, wie Sie sich da herauszuwinden versuchen“, wandte sich Stéphane an Grazzo.
„Ich will sofort einen Anwalt.“
„Den bekommen Sie“, versprach Stéphane. „Aber Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie da wirklich einen der Leute nehmen sollten, die auf der Gehaltsliste von André Menotti stehen – denn ich glaube nicht, dass Ihrer beider Interessen jetzt noch identisch sind.“
„Das sollten Sie mal getrost mir überlassen!“, zischte Grazzo zwischen dünnen Lippen hervor.
„Ganz wie Sie wollen.“ Stéphane wandte sich über Funk an alle.
„Hier Caron. Der Einsatz ist beendet.“
Aber da hatte er sich gründlich getäuscht.